„Siehst du jetzt, was ich dir gerade gesagt habe? Maja hatte einen Unfall! Sie wird vielleicht sterben; so schlecht, wie es ihr geht... Lea, wir müssen das Kind aus der Familie raus holen, sonst geht sie dort zu Grunde. Das ist doch auch in Lauras Sinne, dass ihre kleine Schwester endlich ein geregeltes Leben führen kann...", meinte Jenne mit einem nervösen Blick auf Lea. „Wenn ich die kleine Maja bei uns behalten hätte, dann müsste sie jetzt auch nicht operiert werden. Aber so. ... Ich hoffe nur, die Maus steht die Operation auch durch. Sonst sehe ich fast schwarz... Also Maja geht nicht mehr nach Hause, das verspreche ich dir, Lea."
„Wie stellst du dir das vor? Ich habe eine Vier-Raum-Wohnung und kein riesen Haus. Laura zieht mit ihrer kleinen Tochter Emily bei uns ein, dann kommen die Zwillinge in ein paar Wochen auf die Welt. Und... jetzt auch noch Maja. Wir haben zu Hause keinen Platz. ... Ich werde das Jugendamt bitten, dass sie nach einer geeigneten Pflegestelle für Maja Ausschau halten. Aber zu uns kann die kleine Maus nicht. Wir haben bei uns einfach keinen Platz..."
„Dann kaufen wir eben ein Haus, Lea. Das geht schon... Und dann gleich ein Haus mit einer Einliegerwohnung, da können Markus und seine Tochter Lilly einziehen. Dann muss sich Laura nicht zwischen euch beiden entscheiden, sondern wohnt bei dir und bei deinem Ex-Freund."
„Was für einen klugen Mann ich doch an meiner Seite habe... Aber wie wollen wir dieses Haus dann bezahlen? Ich bin jetzt durch meine Schwangerschaft nur noch ein paar Wochen im Dienst, dann gehe ich in den Mutterschutz und in die Elternzeit... Und du hast als Tischler auch kaum noch Aufträge, wie es vor Jahren noch gab. Wir können uns im Moment kein Haus leisten...", erinnerte Lea den Tischler, doch Jenne hatte sofort eine andere Idee zur Hand: „Haben wir beide nicht noch unsere Eltern? ... Lea, ich will die kleine Maja nicht in eine Familie stecken, in der sie völlig alleine sein muss. Ich will für die kleine Maus da sein, wenn sie uns beide braucht... Wir schaffen das zusammen, Lea. Egal wie... Und wenn Laura wieder in Ordnung ist..."
„Wer weiß, ob Laura überhaupt wieder in Ordnung kommt. Sie ist schwer krebskrank; ein Rezidiv einer Leukämieerkrankung ist viel schwerer zu behandeln, als die erste Erkrankung... Die erste Erkrankung hätten wir ja mit Leichtigkeit behandeln können, aber... Laura hat einen Leukämierückfall; sie wird vielleicht sogar ihren 16. Geburtstag nicht mehr erleben können, wenn sich der Zustand von ihr noch weiter verschlechtert. ... Meine arme, kleine Laura braucht in den nächsten Tagen und Wochen sehr viel Ruhe und darf sich nicht über irgendwelche Kleinigkeiten aufregen. Außerdem braucht sie meine Fürsorge und meine volle Aufmerksamkeit. Wenn die Behandlung beginnt, dann kann ich mich nur noch ganz wenig um andere Dinge kümmern; dann muss ich mein Kind beschützen, dass... Dass sie nicht vor Schmerzen zu Grunde geht. Das ist kein Sonntagsspaziergang, Jenne. Das muss dir jetzt klar sein!", erklärte Lea ihrem Lebensgefährten, doch der schüttelte den Kopf und erwiderte: „Wir werden das zusammen schaffen. Du kümmerst dich in erster Linie um deine Laura Estelle und ich sorge mich in der Zwischenzeit um Maja. Dann hat sie eine Beziehung zu uns aufgebaut und will nicht mehr von uns getrennt sein..."
„Und was machen wir, wenn das Jugendamt sein Einverständnis zur Adoption nicht gibt? Oder Bernd etwas dagegen hat, wenn... Wenn ich Maja zu uns hole?" „Er hat doch das gleiche mit dir gemacht, als er und seine Frau dir Laura weggenommen haben. Das ist nur gerecht, wenn du ihm jetzt auch das geliebte Kind wegnimmst. Und so sehr liebt er auch seine Kleine gar nicht..."
„Ich glaube zwar nicht daran, dass wir die kleine Maus zu uns holen können, aber... Gut... In Ordnung, Jenne. Ich werde mit dem Jugendamt klären, ob die Leute dort eine Lösung kennen, wie ich Maja aus der Familie holen kann... Wenn es allen dann viel besser damit geht, dann kann ich mich wohl nicht dagegen stellen... Ich muss sowieso noch etwas mit dem Jugendamt wegen der kleinen Emily klären. Noch heißt sie ja von offizieller Seite Nina; das muss geändert werden. Und noch ist als Mutter meine ehemalige Freundin eingetragen, obwohl meine Laura die leibliche Mutter der Kleinen ist... Das muss auch dringend geändert werden.", erwiderte Lea sogleich und Tischler Jenne gab ihr einen Kuss, bevor die zwei ins Zimmer der kleinen Emily Alina kamen.
Dort saß deren Vater Paul gerade am Bett seiner kleinen Tochter und streichelte vorsichtig über das Köpfchen des Babys, was Emily gar nicht zu gefallen schien.
„Hallo Paul... Wie geht es der kleinen Maus denn? Hat sie sich schon wieder von dem Infekt, den sie vermutlich hatte, erholt? Kann die Kleine denn bald wieder nach Hause?", wollte Lea von ihrem Schwiegersohn wissen und sah auf ihre kleine Enkelin, die nicht sehr glücklich aussah, als deren Vater weiterhin über das Köpfchen des Säuglings kraulte.
„Ich... Ich weiß es im Moment eigentlich gar nicht, ob sich der Zustand von Emily wirklich in den letzten Stunden und Tagen überhaupt ein bisschen verbessert hat. Sie schluchzt immer wieder, wenn ich ihr über den Kopf streichele, und manchmal fängt sie auch aus heiterem Himmel lauthals zu schreien an. Und dann kann ich sie einfach mit nichts beruhigen, wenn sie gerade weint... Ich weiß gar nicht, wie es meiner kleinen Maus wirklich geht. Aber du siehst auch nicht gerade so aus, als würdest du dich sehr gut fühlen... Was ist denn los?", wandte sich Paul an seine Schwiegermutter und Lea atmete tief durch.
„Die kleine Adoptivschwester von Laura..." „Maja..." „Ja, die kleine Maja... Sie... Sie hatte einen Unfall und wurde gerade bei uns in die Klinik eingeliefert... Ich weiß nicht, wie ich meiner Tochter das erklären soll, wenn... Wenn Maja jetzt auch noch sterben sollte..."
„Maja stirbt doch nicht, Lea...", beruhigte Jenne seine Liebste und Lea blickte ihren Lebensgefährten an, bevor sie sagte: „Ich habe die Kleine doch gesehen, Jenne. Es geht ihr sehr schlecht; ich mache mir wirklich große Sorgen um die Maus... Jenne, wir müssen jetzt mit allem rechnen, was die kleine Maja betrifft...", erklärte die Neurochirurgin, doch der Vater ihrer Zwillinge schüttelte erneut abwehrend den Kopf.
„Nein, bestimmt stirbt die kleine Maja nicht. Du hast doch Kaminski gehört; Maja wird von ihm und von Markus operiert. Und bevor Markus die Adoptivschwester seiner großen Tochter sterben lässt, vergehen noch viele viele Jahre... Das kannst du mir glauben.", erklärte der Tischler und Lea zuckte kurz mit den Schultern, bevor sie auf die Stirn ihrer kleinen Enkeltochter, die wieder zu weinen anfing, griff.
„Sie hat momentan kein Fieber; also davon kann das Weinen der Kleinen nicht kommen. Allerdings sollten wir die Entwicklung von Emilys Temperatur weiterhin im Auge behalten. ... Mäuschen, was ist denn mit dir los, hm? Ich bin doch da. ... Ja, Emily. Die liebe Omi ist da. Und dein Opi kommt bestimmt auch in ein paar Stunden noch einmal zu dir. Er muss sich jetzt nur im Moment um die kleine Maja kümmern. ... Ja, Emily. Die Maja, die kennst du ganz ganz gut. Deine große Adoptivschwester... Ja, die ganz ganz liebe Maja. Die hat ganz schlimmes Aua im Bauch und weint. Aber dein Opa macht das süße Mäuschen wieder ganz gesund, versprochen. ... Und du wirst dich auch bald besser fühlen, glaub mir. ... Ja, Emily. Es ist alles gut."
Beruhigend streichelte Lea ihrer kleinen Enkelin über den Kopf und wie durch ein Wunder blieb Emily diesmal ruhig und fing nicht, wie bei ihrem Vater, an, lautstark zu brüllen und sich gegen die Berührung zu wehren.
„Emily Aline, magst du das, wenn die Oma dich streichelt? Hast du die ganze Zeit deine liebe Omi vermisst?", fiel Paul auf und er sah seine kleine Tochter an, die nun auch noch von Lea aus dem Kinderbettchen gehoben wurde und dabei sogar schon fast einschlief.
„Das hat sie bei mir das letzte Mal gemacht, als die Kleine auf die Welt kam und ich das Mäuschen erste Mal auf den Arm nehmen durfte... Sonst ist sie immer in Schreikrämpfen ausgebrochen, wenn ich sie nur angeschaut habe.", erklärte Paul.
„Paul, das hat gar nichts zu sagen, dass die kleine Maus auf meinem Arm jetzt endlich wieder ruhig ist. Vielleicht hat sie auch einfach gar keine Kraft mehr, um sich auch noch gegen das Hochheben von mir zu wehren. Deswegen lässt sie sich ohne weiteres von mir hochheben...", erwiderte Lea aufmunternd, als sie sah, wie enttäuscht Paul doch war, als Emily auf Leas Arm nicht mehr zu schreien anfing und es dem kleinen Mädchen wohl auch noch besser ging, als zuvor in ihrem Krankenhausbettchen.
„Aber Emily... Meine kleine Emily hat doch die ganze Zeit gebrüllt, wenn ich sie mal auf den Arm genommen habe. Und kaum bist du hier und nimmst die kleine Maus zu dir, ist sie mucksmäuschenstill und sagt keinen einzigen Mucks mehr... Emily... mein eigenes Kind hasst mich, weil ich ihm vorhin Schmerzen zugefügt habe, als ich bei der Kleinen Fieber gemessen habe."
„Dann hätte Laura mich nach ihrer Geburt auch hassen müssen. ... Deine Freundin war nicht einmal einen ganzen Tag auf der Welt gewesen, da habe ich mir schon Sorgen um Laura machen müssen, weil sie urplötzlich rot angelaufen war, geschrien hat und sich total heiß angefühlt hat. Und da hab ich natürlich mir das Thermometer geben lassen und hab geschaut, ob meine kleine Tochter Fieber hatte..."
„Und... Hatte deine Laura damals auch Fieber gehabt? Oder war es alles nur falscher Alarm bei deiner Tochter gewesen?", fragte Jenne und Lea nickte. „Ja, hatte sie. Und das nicht zu knapp. Und ich hab schon in der Nacht gespürt, dass mit der Kleinen etwas nicht stimmt. ... Paul, dass Emily hier im Krankenhaus liegen muss, das ist der Kleinen nicht geheuer. Sie hat bestimmt auch große Angst vor dem, was wohl hier auf sie zukommen wird. Lass die süße Maus doch erst mal selbst zur Ruhe kommen und in ein paar Tagen, wenn der erste Stress hier im Krankenhaus vorbei ist, dann wird Emily auch wieder auf deinem Arm ruhig liegen. ... Paul, so kleine Babys, wie es Emily auch noch ist, spüren die kleinste Anspannung bei den Leuten um sie herum und dann fühlen sich die Kleinen einfach unwohl. Das habe ich bei Laura damals auch gedacht, als sie Temperatur hatte..."
„Aber... Was ist denn, wenn Emily dich mehr liebt, als mich? Ich habe ihr schließlich Schmerzen zugefügt; ich hab der Kleinen..." „Dann dürfte die Kleine auch bei mir nicht ruhig auf dem Arm liegen. Ich habe bei deiner kleinen Emily doch auch, kurz bevor ich mit der Maus zum Kinderarzt gefahren war, auch die Temperatur kontrolliert. Da muss sie mich genauso hassen, wie dich. Wenn es wirklich vom Fiebermessen kommen sollte. ... Ich glaube nicht, dass es damit zu tun hat, weil sie mich mehr liebt. Ich bin einfach in Emilys Augen entspannter, als du. Obwohl ich eine schreckliche Angst um Laura habe..."
„Ich... Ich bin doch auch die Entspannung in Person. Ich habe momentan einen Puls von 34... ich bin ruhig und ganz entspannt...", erklärte Paul, doch Lea lächelte kurz und prüfte am Handgelenk ihres Schwiegersohnes den Puls des jungen Mannes, der deutlich über 90, fast schon bei 100 Schlägen in der Minute lag.
„Ich glaube nicht, dass du wirklich die Entspannung in Personalunion bist. Du bist komplett aufgeregt; ich merke das an deinem Puls. Der liegt bei... circa 108... Paul, ich muss dir ans Herz legen, nach Hause zu fahren und dich für ein paar Stunden auszuruhen. Deine dicken Augenringe lassen vermuten, dass die ganze Zeit hier bei der kleinen Emily warst... Fahr nach Hause, du brauchst deinen Schlaf. Sonst geht es Laura und Emily wieder besser und du kippst uns hier zusammen, weil du dich völlig verausgabt hast...", erklärte Lea ihrem Schwiegersohn, doch Paul schüttelte energisch den Kopf und erwiderte, er würde sich sicherlich nicht von seiner kleinen Tochter trennen lassen; nur, weil es Lea wollte.
„Meine kleine Emily braucht mich genau jetzt. Und deswegen werde ich auch bei meinem Kind bleiben; sie ist der wichtigste Mensch auf der Welt für mich.", meinte Paul und Lea erwiderte: „Ich will nicht, dass du zusammenbrichst. Du kannst dich doch gar nicht mehr gerade sitzen, ohne umzukippen... Fahr nach Hause... Jenne, du könntest doch Paul nach Hause fahren, oder?"
„Natürlich. Wenn du noch mal nach Laura schaust, ob es deiner Großen auch gut geht. ... Deswegen war ich nämlich auch eigentlich in die Klinik gekommen, um nach Laura zu schauen."
„Klar schaue ich nach meinem Kind, ich bin ja keine Rabenmutter, so wie meine ehemalige Freundin. Stefanie hat doch damals, als ihr erstes leibliches Kind starb, selbst schuld gehabt. Hanna ging es den ganzen Tag schon nicht gut, eigentlich hätte ich die Kleine niemals mitnehmen dürfen. Aber ich war viel zu unvorsichtig damals... leider leider... Heutzutage würde ich solch ein krankes Kind niemals in den Wald zu einem Ausflug mitnehmen. Aber... als es damals losging... Es war doch nicht geplant gewesen, dass so etwas schlimmes mit der kleinen Maus passiert...", erklärte Lea. „Und ich als Patentante durfte ja noch nicht einmal mit in den Behandlungsraum, wo die Kleine reanimiert wurde..."
„Lea, hey. Mach dir keine Vorwürfe. Du hast alles getan, was damals in deiner macht stand. Ich bin mir zu tausend Prozent sicher, dass die kleine Maus auch gestorben wäre, wenn die leibliche Mutter dabei gewesen wäre..."
„Aber so trage ich die Schuld am Tod der kleinen Hanna schon die ganzen vielen Jahre in mir. Und niemand kann mich von dieser Schuld befreien. Niemand..."
„Es ist doch nicht deine Schuld gewesen, Lea. Du bist doch am wenigsten schuld... Du hast für die kleine Maus alles getan. Und dass dir deine Freundin dann dein Baby wegnimmt... Das musste ja auch nicht sein. Laura hätte bei dir aufwachsen müssen, du bist ihre Mutter. Nicht diese Stefanie..."
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Leas Baby
FanfictionSchwanger - für Lea Peters die schockierendste Nachricht, die sie jemals bekommen konnte. Wo sie sich doch erst vor einigen Wochen von ihrem Lebensgefährten getrennt hatte. Nun steht sie vor einem Rätsel... Soll sie das Baby bekommen? Und dann tauch...