Folge 5: Enttäuschung oder Freude
Nach Dr. Steins Kündigung hat sich Sarah Marquardt umgehört und einen neuen Arzt für die freigewordene Stelle in Aussicht - ausgerechnet Laura Estelles leiblichen Vater Dr. Markus Blankenburg, Kinderarzt aus Hamburg.
Das Vorstellungsgespräch mit dem Mediziner verläuft gut und Lauras leiblicher Vater bekommt die Stelle. Lea ist geschockt und erfreut zugleich, als ihr der neue Kollege vorgestellt wird. Ausgehend davon, dass Markus ihrer gemeinsamen Tochter helfen wird, schöpft Lea neuen Mut, der sich allerdings schnell wieder in Luft auflöst...------------------------------------------------
Niklas, der gemeinsam mit Dr. Lindner und Dr. Koshka nach Leipzig gekommen war, hatte den Aufenthalt in der Heimat seiner Schwester für einen Besuch bei seinem Sohn genutzt. Mit Max war der Erfurter Oberarzt nun in der Innenstadt unterwegs und trug einen braunen Stoffbären unter seinem Arm.
„Da... Guck Papa...", freute sich der kleine Junge, als er im Schaufenster eines Spielwarengeschäftes eine große Eisenbahn sah. „Die will ich..."
„Das wird deiner Mama aber nicht gefallen. Und Philipp auch nicht...", lächelte Niklas und nahm seinen Sohn an die Hand. „Komm, Max. Wir wollen noch etwas für deinen Bruder und deine kleine Schwester mitbringen. Damit Mama und Philipp nichts gegen den Teddy sagen können."
„Papa ist ganz schlau...", wusste Max und Niklas lachte. „Danke, Max... Jetzt müssen wir mal kurz hier in den Babyladen gehen. Da können wir für deine kleine Schwester Pauline etwas kaufen. Und für die zwei Babys von Dr. Peters...", wusste der Gynäkologe und betrat mit seinem Junior das Fachgeschäft.
Viele Mütter und Väter waren dort und Max fand an jeder Ecke etwas, was er gerne haben wollte. „Für meine Schwester...", freute sich der Junge, als er ungefähr in des Ladens einen großen Kinderwagen fand.
„Meinst du nicht, dass Mama und Papa einen Kinderwagen für deine Schwester haben? Der Wagen, in dem schon Oskar und du gelegen habt... ist doch für deine kleine Schwester. ... Aber Max, was hältst du denn von dem Kuschelschaf für deine Schwester?"
Niklas zeigte seinem Sohn ein weißes Kuschelschaf, in dem eine Spieluhr eingearbeitet war. Das Geräusch eines schlagenden Herzens ahmte diese Spieluhr nach und, sollte man der Werbung Glauben schenken, beruhigte dieses Geräusch jedes noch so unruhige Baby.
„Ja... Für meine Schwester...", freute sich der Junge und kuschelte sich sofort an das Kuschelschaf. „Pauline freut sich."
„Jetzt müssen wir nur noch etwas für die Babys von Frau Dr. Peters mitnehmen... Schau mal, hier... Ein Strampler? ... Und hier noch die dazu passenden Schuhe?", schlug Niklas vor, als er auf den Freund von Leas Tochter traf.
Paul hatte den Schrank seiner Tochter kontrolliert und war zu dem Entschluss gekommen, dass das zwei Monate alte Baby schon in ihre ersten Strampler kaum noch hineinpasste.
„Ach, Dr. Ahrend...", erkannte Paul den Arzt und begrüßte Niklas mit einem freundlichen Lächeln. „Was machen sie denn hier?"
„Ich wollte für die Schwester von meinem Sohn Max ein Geschenk kaufen... Und sie müssen ihre Kleine wohl neu einkleiden.", fiel Niklas auf, als er die fünf Strampler, die schon auf dem Kinderwagen der kleinen Nina lagen, erblickte.
„Ja... Sie ist schon wieder seit ihrer Geburt so gewachsen. Und das in knapp drei Monaten... Es ist schrecklich, wie schnell die Zeit vergeht. In zwei Jahren ist die Kleine vielleicht schon im Kindergarten... Und dann geht es in die Schule. Und irgendwann... brauchen uns die lieben Kleinen nicht mehr.", lächelte Paul und betrachtete das friedlich schlafende Mädchen im Kinderwagen. „Und trotzdem werde ich immer für die Maus da sein, solange sie mich braucht... Sie ist so ein lieber und vor allem so tapferer kleiner Sonnenschein. Und das, obwohl die Süße über zwei Monate zu früh auf die Welt kam..."
„Das Baby war ein Frühchen?", erkundigte sich Niklas und blickte noch einmal auf das kleine Mädchen, dessen Aussehen ihm nicht ganz gefallen mochte. Irgendwas schien mit der kleinen Nina nicht in Ordnung zu sein, vermutete der Gynäkologe und streichelte der Kleinen über das Köpfchen, das allerdings entgegen seiner Vermutung ganz normal warm war.
Währenddessen erzählte Paul von der Geburt der kleinen Nina: „Ja... Die Mutter von Laura... ich meine natürlich die Adoptivmutter von Laura... hat den Tag als Ninas Geburtstag in die Urkunde eintragen lassen, als sie und Bernd die Kleine aus dem Krankenhaus holen konnten. Eigentlich ist die Kleine... schon 21 Wochen alt... Ich sehe meine liebste Laura noch vor mir, als wie aus dem Nichts... plötzlich die Wehen einsetzten und sie mich panisch angeschaut hat... Es war schrecklich, wie sehr sie mit den Wehen gekämpft hat. Deswegen habe ich Laura damals gebeten, dass... Dass wir bitte nur ein Baby bekommen werden. Noch einmal wollte ich sie nicht so vor mir liegen sehen müssen..."
„Aber schon nach wenigen Augenblicken ist doch alles vergessen. Wenn einen das Baby zum ersten Mal anschaut... Und zum Glück können auch Frühchen in der heutigen Zeit... von uns Ärzten gut überwacht werden. ... Max, willst du wohl mal schauen, wie das Baby schläft?", fiel Niklas auf, als er sah, wie sein Sohn sich anstrengte, über den Wagenrand zu schauen.
Paul lächelte daraufhin kurz und holte seine schlafende Tochter aus dem Kinderwagen. Davon wurde das Baby wach und fing zu weinen an.
„Nina... Hey, du kleines Mäuschen. Das ist doch nur der liebe Max. ... Schau, Max. So klein warst du auch mal. Da hatte ich dich das erste Mal auf dem Arm... Die Kleine müsste doch schon ihre 60 cm haben, oder?", wollte Niklas wissen und gab seinem Sohn Max einen Kuss.
„Bei der letzten Untersuchung beim Kinderarzt war die Maus schon 55 cm groß. Allerdings... ist der Besuch auch schon wieder... ein paar Tage her...", wusste Paul und legte sein weinendes Baby wieder in den Kinderwagen zurück, bevor er ihr den Schal von Laura in die Hand gab.
„Das beruhigt die Maus eigentlich immer. ... Ja, meine kleine Nina. Das ist der Geruch von deiner Mama. Sie kann aber gerade nicht bei dir sein. Weil sie noch im Krankenhaus behandelt wird...", sprach Paul vorsichtig auf seine Tochter ein.
„Was hat denn die Mama?", fragte Max neugierig und Niklas nahm seinen Sohn an die Hand. „Dafür... Es ist überhaupt nicht schön, was die Mama von dem Baby hat...", erklärte er vorsichtig, ohne zu sagen, an was Laura wirklich litt. „Sie... Sie ist ganz krank..."
Gegen Nachmittag würde Lea bestimmt wieder in Leipzig ankommen, das wusste Jenne ganz genau. „Wir werden schauen, wann Papa und Mama endlich wieder hier sind, Laura. Und bis dahin... passe ich auf dich auf. ... Ja, meine Große. Ich bin immer bei dir. Obwohl du gar nicht meine leibliche Tochter bist. Aber besser zwei Väter haben, als gar keinen... Aber dein Fieber ist auch noch nicht wieder runter, mein Mädchen. Das Mittel muss doch auch mal anschlagen..."
Als Dr. Koshka nach einer Weile noch einmal nach Laura sehen wollte, wurde sie von Jenne begrüßt. „Ah, Frau Dr. Koshka. Gut, dass sie gerade kommen... Das Medikament scheint immer noch nicht angeschlagen zu haben. Laura scheint immer noch ziemlich hohe Temperatur zu haben..."
„Das ist nichts außergewöhnliches, Herr Derbeck. Laura ist krebskrank; sie hat Leukämie. Das Fieber kann auch von der Leukämieerkrankung kommen; es muss sich momentan nicht um einen Infekt handeln. Aber... Die Beatmung kann langsam zurück gefahren werden und wir werden Laura in Kürze aufwachen lassen.", erklärte die Ärztin und Jenne zuckte kurz erschrocken zurück.
„Sie... Sie wollen... Laura jetzt schon aufwachen lassen? Was ist denn, wenn... Wenn bei Laura noch mal Fieber gemessen werden muss und... Und die Kleine dabei... Schmerzen hat?", fuhr Jenne die Ärztin an, doch Theresa beruhigte den Tischler schnell.
„Sie brauchen sich keine Sorgen um Laura zu machen. Die Mutter ihrer Stieftochter wird auch in wenigen Minuten sicherlich hier sein, dann kann sie im Notfall die Temperaturkontrolle übernehmen. Aber momentan... liegt Laura ja auch noch im Koma und wir können ohne Probleme bei Laura messen...", erklärte Theresa, als sie noch einmal in Lauras entzündetes linkes Ohr sah. „Ich werde gleich noch für Laura ein paar Ohrentropfen mitbringen, damit die Ohrenentzündung ihrer Stieftochter schnell verheilt."
Wenig später, nachdem Theresa aus dem Zimmer gegangen war, wurde erneut die Zimmertür von Lauras Krankenreich geöffnet und eine völlig verheulte Lea trat herein.
„Lea... Hey, da bist du ja... Laura, deine Mama ist wieder zurück... Wo ist denn dein Ex-Freund?", erkundigte sich Jenne bei der Ärztin, die sich einen Stuhl nahm und sich zu ihrer Tochter setzte. „Sie... Sie hat doch so hohes Fieber...", lenkte die Neurochirurgin vom Thema ab und Jenne schüttelte den Kopf.
„Ich hab dich gefragt, wo dein Ex-Freund abgeblieben ist? Ist irgendwas passiert? Will er seiner Tochter denn nicht helfen?", vermutete Jenne und Lea nickte. „Er... Er hat sich... Als ich ihm gesagt habe, was Laura fehlt... völlig aus der Sache heraus gezogen. Ich komme nicht mehr an ihn heran. Aber... Was hat Laura denn jetzt? Warum ist sie so heiß? Was ist denn mit ihr?"
„Sie hat Fieber... Dr. Koshka und Dr. Lindner haben heute Morgen... vor drei oder vier Stunden schon mal bei Laura gemessen... Allerdings konnte bei Laura nicht im Ohr Temperatur gemessen werden; sie hat wohl ganz plötzlich eine Ohrenentzündung... Dr. Koshka holt wohl gerade einen Entzündungshemmer für Laura aus dem Schwesternzimmer..."
„Und... Was ist mit dem Fieber? Haben die Kollegen dagegen schon etwas getan?", wollte die Ärztin wissen und Jenne nickte. „Sie haben Laura ein Fieberzäpfchen gegeben; das scheint deiner Tochter aber ziemlich weh getan zu haben. Ihr Puls ist wohl für ein paar Sekunden in die Höhe geschnellt. Dabei hat sogar das EKG da oben angeschlagen..."
„Oh, du armes Mädchen... Und deine Mama war nicht da, um dir zu helfen. ... Aber jetzt bin ich wieder bei dir und passe auf mein kleines Mädchen auf. Und deinen Papa kriegen wir auch noch hierher...", versprach Lea ihrer fiebernden Tochter und streichelte ihr über den Kopf. „Ich liebe dich, mein kleiner Engel..."
Den Nachmittag verbrachten Markus und sein Bruder Ralf, der als Streifenpolizist für Ordnung in Hamburgs Straßen sorgte, gemeinsam in der Wohnung von Markus. Seine Tochter Lilly war bei einer Kindergartenfreundin und würde dort auch übernachten, hatte Ralf, als er alleine zu Markus kam, seinem jüngeren Bruder erzählt.
„Markus, das... Das ist doch nicht dein Ernst, oder? Du hast nicht wirklich deine Tochter... im Stich gelassen?", fuhr Ralf seinen zwei Jahre jüngeren Bruder an. „Ich... Ich hab gedacht, ich solle auf Lilly aufpassen, dass du dich um Laura kümmern kannst..."
„Lea... meine Ex-Freundin... hat mir gesagt, woran Laura leidet..." „Und? Was hat sie?", fragte Ralf, doch Markus konnte das Wort nicht über seine Lippen bringen.
„Markus? Ich rede mit dir... Was fehlt deiner Tochter?", erkundigte sich Ralf bei seinem Bruder und Markus atmete tief durch, bevor er sagte: „Laura... Laura ist an Krebs erkrankt; sie hat Leukämie... Lea möchte, dass ich ihr helfe. ... Aber ich kann nicht. Lilly braucht mich doch..."
„Lilly braucht dich... Aha... Und Laura... sie ist genauso deine Tochter, wie Lilly. Sag mal, kann es sein, dass du deine große Tochter gar nicht liebst, sondern... Sondern nur für Lilly da sein willst?"
„Was soll das denn heißen? Natürlich liebe ich meine Laura genauso sehr, wie Lilly. Aber... Sie hat Leukämie. Wenn dir das etwas sagt, Ralf... Sie hat... Sie wird sterben.", erklärte Markus seinem Bruder, der in seiner Polizeiuniform vor dem Mediziner saß.
„Umso wichtiger ist jetzt, dass du bei ihr bist... Markus, du kannst Laura nicht sterben lassen. Auch, wenn es dir lieber wäre..." „WAS SOLL DAS?! Natürlich will ich Laura nicht sterben lassen! Sie ist mein Kind, ich liebe sie. Auch, wenn ich meine Große noch nicht kenne. Aber... Lilly hat genauso das Recht darauf, ihren Papa rund um die Uhr zu haben. Außerdem... hat Laura auch noch ihre Mama. Lea kann sich genauso gut um unser Kind kümmern, wie ich. ... Und wenn sie mich wirklich nur dafür braucht, dass ich für unsere Tochter... Knochenmark spende, dann..."
„Deswegen wird dich deine Ex-Freundin nicht angerufen haben. Sie wird dich vielleicht auch als seelische Stütze brauchen; für sich und... vor allem für euer Kind... Vielleicht kann sie selbst wegen irgendwas auch gar nicht spenden..."
„Sie ist schwanger; mit Zwillingen, vermutlich 20. Woche...", erklärte Markus und Ralf fuhr fort: „Na, siehst du, Markus. Deswegen hat sie dich angerufen, dass du euer Kind retten musst. ... Vielleicht hat Laura auch explizit nach ihrem Papa gefragt. Hast du darüber mal nachgedacht? Dass sie vielleicht ihren Papa sehen will, bevor sie stirbt!"
„Sie kennt mich doch nicht; für meine eigene Tochter bin ich eine fremde Person. Vielleicht hat Lea ihr auch gar nicht gesagt, dass ich überhaupt noch lebe. Wir haben uns damals sehr schnell getrennt. Lea wollte wahrscheinlich nicht, dass ich von der Schwangerschaft erfahre. Und wenn Laura... nicht an Krebs erkrankt wäre, dann... Dann würde ich vielleicht bis heute noch nicht wissen, dass ich seit knapp sechzehn Jahren eine Tochter habe. ... Da siehst du mal, wie wichtig ich für die Familie von Laura überhaupt bin!"
„Aber deine Ex-Freundin Lea hat dich aus lauter Verzweiflung angerufen, Markus. Sie braucht dich... Bitte... Fahr nach Leipzig und sei für Laura da; kümmere dich um deine große Tochter, wie du es auch bei Lilly tust. Sie braucht dich... Sonst... Sonst vermute ich, dass... Dass du Laura lieber den Tod wünscht, als dich um sie zu kümmern!"
Markus fuhr erschrocken zusammen und sah seinen Bruder geschockt an. „Nein... Um Gottes Willen! Nein, natürlich nicht. Meine große Laura ist mir genauso wichtig, wie Lilly. Sie ist doch genauso meine leibliche Tochter, wie die Kleine. Aber gerade, weil sie meine Tochter ist und ich sie auch ungesehen liebe... Ich kann mich nicht an ihr Bett setzen und ihr beim Sterben zuschauen müssen... Das ist einfach nicht fair... Auch, wenn ich mich in ihrem Leben sehr rar gemacht habe. Aber ich wusste auch gar nicht, dass es Laura überhaupt gibt. Wenn ich das gewusst hätte, dann... Dann hätte ich Lea niemals gehen lassen. Dann würde es zwar Lilly vielleicht nicht geben, aber... Aber meine Große hätte wenigstens ihren Papa ihr ganzes Leben lang um sich gehabt."
„Aber trotzdem musst du Laura helfen, Markus. Wenn du das nicht tust, wirst du deine große Tochter vielleicht nie kennen lernen können. Und Lilly wird dir ihr ganzes Leben lang Vorhaltungen machen, dass du ihre große Schwester... gar nicht haben wolltest..."
„Natürlich will ich Laura... Du hast ja Recht, Ralf. Aber... ich habe sowieso morgen in Leipzig ein Vorstellungsgespräch. Dann kann ich Lea ja noch mal anrufen und sie fragen, in welcher Klinik unsere gemeinsame Tochter liegt...", erklärte Markus seinem Bruder und Ralf nickte. „Na, siehst du, Markus. Das ist doch schon mal ein Wort. ... Aber willst du deiner Tochter nichts mitbringen?"
„Laura wird es sowieso nicht mitbekommen, ob ich ihr etwas mitgebracht habe oder nicht. Sie liegt im künstlichen Koma. Und Blumen sind auf der Intensivstation verboten. So ist es jedenfalls bei uns in der Klinik.", wusste Markus.
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Leas Baby
Hayran KurguSchwanger - für Lea Peters die schockierendste Nachricht, die sie jemals bekommen konnte. Wo sie sich doch erst vor einigen Wochen von ihrem Lebensgefährten getrennt hatte. Nun steht sie vor einem Rätsel... Soll sie das Baby bekommen? Und dann tauch...