Folge 3 - Teil 15: "Ich nehme Laura mit nach Amerika!"

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„In Australien? Was hat das zu bedeuten?" Lea stand mehr als geschockt hinter ihrer ehemals besten Freundin; ihr stand bei der Aussage von Stefanie der Mund offen und sie bekam bei der Vorstellung, Laura vielleicht nicht mehr lange sehen zu dürfen, immer schwerer Luft. „Stefanie! Du kannst doch meine Laura nicht jetzt auch noch nach Australien entführen. Bist du denn von allen guten Geistern verlassen?"
„Ich kann sehr viel tun, Lea. Rein rechtlich gesehen, bin ich die Mutter von Laura. Und ich kann mit ihr ins Ausland reisen, ich kann mit ihr zusammen auswandern; ja, ich kann sie sogar selbst zur Adoption freigeben, wenn ich keine Lust mehr auf Laura habe.", erklärte Stefanie und grinste, als sie durch die Fensterscheibe auf Laura Estelle sah. „Ich sehe, es geht Laura wieder um einiges besser. Kannst du bitte deinem Klinikchef erklären, dass ich meine Tochter jetzt mit nach Australien nehmen werde? Ich kann dort auch die Leukämie von Laura behandeln lassen. Und in Australien ist auch der Druck nicht so auf Laura. ... Sie kann dort ganz in Ruhe wieder gesund werden."

„Was meinst du denn damit, Stefanie? Du kannst doch nicht einfach ein schwer krankes Kind... und das ist Laura mit ihrer Leukämie... aus einem Krankenhaus holen und... und mit ihr nach Australien fliegen. Was bist du denn für eine Mutter?"

„Das hat dich nichts anzugehen, Lea. Als Mutter von Laura habe ich alle Rechte. Die du verwirkt hast, als du Laura zur Adoption freigegeben hast. ... Du wolltest doch deine Tochter nie. Ich habe dir immer gesagt, dass du Laura bei dir behalten solltest. Aber du hast ja nicht auf mich gehört. Und dann... Laura hat als Baby... als Kleinkind immer wieder geschrien, wenn... Wenn ich von dir erzählt habe. Sie wollte immer zu dir."
„Dann hättest du mir mein Kind doch bringen können! Ich habe Jahre gebraucht, um... Um Laura zu vergessen; um wenigstens ein halbwegs normales Leben zu führen. Aber... Du hast dich null um meine Gefühle gesorgt. Du hast immer nur die Rache für den Tod von Hanna..."

„Lass meine Tochter aus dem Spiel, Lea! Du bist doch schuld, dass meine kleine Hanna tot ist! Du hast sie doch auf dem Gewissen gehabt. Ich hätte dir deine Laura nie wegnehmen müssen. Aber ich wollte, dass du auch unter dem Verlust deines Kindes leidest. Ich wollte, dass du genauso leiden musst, wie ich... nach dem Tod meiner kleinen Hanna. Ich habe meine Tochter geliebt, Lea."

„Ach? Man versucht es jetzt wieder über die Mitleidsnummer? Stefanie, ich habe es satt. Ich werde dafür sorgen, dass man dir die Kleine wegnimmt.", gab Lea von sich, bevor Roland auch seine Kollegin daran erinnerte, wo sie sich gerade befanden.
„Frau Dr. Peters, wir sind hier auf der Intensivstation... Bitte, mäßigen sie sich im Umgang mit ihrer Freundin..." „EHEMALIGEN Freundin! Ich habe mit dieser Frau keine Gemeinsamkeiten mehr. Sie hat nicht nur mir wehgetan; sie hat auch meinem eigenen Kind wehgetan. Oder warum ist Nina bei dir aufgewachsen und nicht bei meiner Laura, die die leibliche Mutter ist?"
„Das war eine Absprache zwischen Laura und mir. Wir haben... Wir haben damals zur gleichen Zeit ein Baby erwartet. Und nachdem ich bei diesem schrecklichen Unfall mein Baby verloren habe, da wollte mir Laura über..."

„LÜGE DOCH NICHT HIER SO SCHAMLOS HERUM!", brüllte Lea ihre ehemalige Freundin an und Roland hielt seine Kollegin am Arm fest.

„Frau Dr. Peters... Kommen sie, es bringt doch nichts... Sie können jederzeit mit ihrer Freundin sprechen. Aber nicht in diesem Ton auf der Intensivstation. Sie beide wissen genau, dass die Patienten hier nicht ganz freiwillig sind. ... Kommen sie bitte mit mir in mein Büro, um das Thema weiter zu diskutieren. Hier auf der Intensivstation brauchen unsere Patienten ihre Ruhe."

„Ich diskutiere nicht mehr mit dieser Person. Und vor allem nicht über meine Tochter... Sie haben doch den Beamten vom Jugendamt gehört; die Gesundheitsfürsorge für Laura Estelle obliegt mir. Und ich kann bestimmen, was in diesem Fall mit meinem Kind passiert. ... Ich werde Laura jetzt für die Biopsie vorbereiten. Und dann können Dr. Globisch und sie schon loslegen, Dr. Heilmann. Umso schneller hat es meine kleine Laura auch schon hinter sich gebracht. Und... Dann müssen wir uns unbedingt auch um das hohe Fieber von Laura kümmern. Sie hat noch immer über 40 Grad Temperatur...", seufzte Lea und blickte durch die Scheibe auf ihre Tochter.
Es fiel der Neurochirurgin sehr schwer, ihre kleine Laura so schwach und von dem hohen Fieber erschöpft in ihrem Bett liegen zu sehen. Aber sie wusste, dass es der Sechzehnjährigen mit den richtigen Medikamenten bald wieder besser gehen könnte.



Lea musste, während ihre Tochter die Untersuchung hinter sich brachte, vor dem OP warten, was ihr in diesem Fall sehr schwer fiel.
„Laura, du musst es einfach... Du musst jetzt einfach wieder gesund werden, meine Maus. Wir müssen doch noch so viel Zeit zusammen aufholen. Ich kann nicht meine Kleine zum zweiten Mal verlieren müssen. Wo wir doch jetzt... zwei Babys bekommen werden...", seufzte Lea und Arzu, die neben der Ärztin saß und die ganze Zeit schon Leas Hand hielt, seufzte immer wieder und flüsterte: „Machen sie sich bitte jetzt keine Sorgen um Laura. Ich kenne ihre große Tochter zwar noch nicht so gut, aber ich kann mir vorstellen, dass sie bald wieder gesund ist... Ich meine, sie hat mehrfach einen Herzstillstand überlebt. Da kann man davon ausgehen, dass Laura ihr Leben nicht so einfach wegwerfen wird. Und sie können sich sicher sein, dass... Dass nach der Show, die ihre Freundin hier abgelegt hat... Dass Laura ganz schnell wieder nach Hause zu ihnen kommen kann. Ich war ja im Hintergrund dabei und... Und konnte hautnah miterleben, wie sich die Adoptivmutter von Laura... ihnen gegenüber benommen hat... Das ging einfach nicht..."

„Stefanie ist nicht mehr meine Freundin, Schwester Arzu. Ich hab ihr die Freundschaft gekündigt, als sie mir meine Tochter weggenommen hat. ... Aber Stefanie hatte auch schon immer das letzte Wort. Nach ihr mussten sich alle richten, wenn es um... irgendwelche Dinge ging, die das Studium betrafen. Aber wir haben uns trotzdem... bis zu dem Zwischenfall mit der kleinen Hanna ganz gut verstanden. Wir waren sogar dicke Freunde. ... Aber nachdem Hanna gestorben war... war ganz plötzlich alles anders und ich war bei Stefanie unten durch. Obwohl wir uns die ganzen Jahre so gut verstanden hatten..."

Jenne, der in der Zwischenzeit für Lea einen Kaffee geholt hatte und den Pappbecher nun seiner Lebensgefährtin hinhielt, setzte sich links neben die Ärztin und fragte: „Hat... Hat Laura schon alles überstanden? Oder ist sie immer noch da drin?"
„Sie ist noch immer drin... Ich verstehe das auch nicht! Dr. Heilmann und Dr. Globisch hätten sich doch schon lange melden müssen, was mit Laura los ist. ... Irgendwas stimmt da nicht!", wusste die Neurochirurgin und sie drückte Jenne, bevor sie aufsprang, den Kaffeebecher in die Hand.

„Lea... Bitte, vielleicht hat es ja im Ablauf Probleme gegeben. Bleib doch jetzt bitte sitzen. Ich bin mir sicher, dass sich Dr. Heilmann gleich melden wird und du erfährst, dass es Laura gut geht. Deine Tochter ist doch nicht die einzige Patientin hier in der Klinik.", sprach Jenne beruhigend auf die Ärztin ein, die vor dem OP-Bereich stand und ihre Tränen zu verdecken versuchte.

„Hier... Trink erst mal etwas. Und dann setz dich wieder hin; du brauchst doch deine Ruhe. Besonders jetzt...", versuchte der Handwerker seine Lebensgefährtin zu beruhigen und er legte vorsichtig seine Hand auf Leas Schulter. „Du wirst gleich wieder zu Laura dürfen. ... Komm, wir setzen uns noch mal hin und dann atmest du noch mal ganz ruhig durch. ... Da kommen Dr. Globisch und Dr. Heilmann doch auch schon."

Der Klinikchef und die Chefärztin näherten sich genau in dem Moment, als sich Lea wieder auf die Stuhlreihe gesetzt hatte und wieder sprang die Chirurgin auf.

„Dr. Heilmann, Dr. Globisch. Wie geht es Laura? Kann ich zu ihr? Wie geht es meinem Kind? Und warum hat das verdammt nochmal so lange gedauert?", fragte Lea immer wieder und der Chefarzt nahm seine Kollegin beruhigend in den Arm. „Machen sie sich bitte im Moment keine Sorgen, Frau Dr. Peters. Wir hatten eine kleine Unstimmigkeit im Ablauf der OPs; Dr. Stein hatte noch einen Notfall. Und deswegen mussten wir noch etwas warten. Aber ihrer Tochter geht es momentan wirklich sehr gut; sie können selbstverständlich zu Laura auf die ITS gehen..."
„Danke, Dr. Heilmann.", bedankte sich Lea schnell bei ihrem Chef und machte sich anschließend auf schnellstem Wege zu ihrer Tochter.

Die lag nach wie vor auf der Intensivstation und erholte sich von der OP, als Lea hinter sich leise die Tür schloss und sich ans Bett der knapp Sechzehnjährigen setzte.

„Laura Estelle... Hallo, mein Spatz. Wie geht es dir denn? ... Jetzt hast du es schon hinter dir, Kleines. Du wirst sehen, bald wird es dir wieder besser gehen. Und dann darfst du wieder nach Hause. Ich habe schon geplant, wie wir meine Wohnung einräumen werden, wenn ich dich endlich nach Hause holen kann. Dann werden wir es uns sehr gemütlich machen, Kleines."
„Frau Dr. Peters... Lassen sie Laura jetzt erst mal ein paar Stunden in Ruhe. Sie sollte sich jetzt erst mal für von dem ganzen Stress gerade erholen...", versuchte Kathrin die besorgte Chirurgin vom Bett ihrer Tochter zu trennen, was Lea zuerst nicht zuließ, dann aber doch einsah, dass es wohl das beste war, Laura schlafen zu lassen.

Leas BabyWo Geschichten leben. Entdecke jetzt