„Ulrike, haben sie schon die Eltern von Laura Falken noch erreichen können? Werden die Eltern herkommen und sich um die Patientin kümmern? Wir müssen wissen, was mit ihr los ist...", erkundigte sich Martin bei der Schwester, als er Roland aus seinem Büro geholt hatte und nun die Krankenschwester befragte.
„Ja. Ich weiß nicht, ob sie wirklich herkommen; Frau Falken klang sehr danach, als würde sie ihre Tochter aus der Familie werfen wollen. ... Aber die Eltern von Laura scheinen auch noch nichts von der Medikamenteneinnahme, die wohl auch schon einige Tage läuft, zu wissen. Jedenfalls die Mutter war ahnungslos oder tat komplett ahnungslos."
„So ist es in manchen Familien. Da wissen die Eltern nicht alles von den Kindern, besonders bei Teenagern... Wenn in ein paar Stunden endlich die Laborergebnisse von Laura vorliegen, dann bringen sie die bitte sofort zu mir oder zu Frau Dr. Peters. Wir müssen herausfinden, was mit der Patientin los ist. Warum sie zweimal hintereinander zusammen bricht. Ich habe das Gefühl, es steckt mehr dahinter, als die Medikamenteneinnahme... Es könnte eine sehr ernstzunehmende Erkrankung hinter Lauras Zusammenbrüchen und dem schlechten Zustand der Patientin stecken..."
„Ja, ich bringe ihnen sofort die Laborergebnisse. Und ich werde Schwester Miriam und unseren Kris bitten, regelmäßig nach Laura zu sehen. Dann können sich die beiden bei der kleinsten Veränderung bei der Patientin sofort bei ihnen oder Dr. Peters melden.", wusste Ulrike und sie sah besorgt in die Richtung von Lauras Zimmer.
Dort kämpften Roland und Lea weiterhin um das Leben der knapp sechzehnjährigen Patientin. Die bisherigen Reanimationsmaßnahmen blieben seit einigen Minuten ohne Erfolg und Lea hatte ihre Patientin schon fast aufgegeben, als Hans-Peter die ersten selbstständigen Schläge von Lauras Herz bemerkte.
„Sie scheint wieder zu sich zu kommen... Das Herz schlägt wieder...", merkte der ehemalige Krankenpfleger an und Roland und Lea atmeten tief durch.
„Das war knapp...", wusste der Klinikchef und im Hintergrund schlug Laura ihre Augen wieder auf. „Ich habe schon gedacht, wir müssten Laura aufgeben..."
„Ich... Was ist denn... Was ist passiert? Was habe...", fragte Laura mit schwacher Stimme und ihre beiden behandelnden Ärzte, insbesondere Lea, waren glücklich, wenigstens diese kraftlosen Worte aus dem Mund der fast Sechzehnjährigen zu vernehmen.
„Laura... Hey, wie geht es dir denn? Hast du Schmerzen?", erkundigte sich Lea bei der Schülerin und griff dem Mädchen mit besorgter Miene an die Stirn.
„Ich... Ich weiß doch nicht... Ich weiß es doch nicht, was... Was ist denn um Himmels Willen nur passiert? Was habe ich denn?", erkundigte sich Laura mit erschöpfter Stimme bei ihrer behandelnden Ärztin, die zum auf dem Nachttisch liegenden Ohrthermometer griff und in Lauras Ohr die Temperatur maß.
„Du warst kurzzeitig nicht ansprechbar, Laura. Wir mussten dich reanimieren. ... Wie fühlst du dich?", erkundigte sich Lea noch einmal mit behutsam leiser Stimme bei ihrer Patientin, bevor sie Roland das auf dem Display des Thermometers angezeigte Temperatur zeigte.
„Sie hat knapp 39 Grad Temperatur.", raunte Roland dem AiPler zu und Hans-Peter wusste, was nun zu tun war. Er trug den Wert in die Krankenakte von Laura ein und nickte.
„Ich werde Schwester Ulrike anweisen, regelmäßig die Temperatur bei Laura zu kontrollieren...", gab der ehemalige Pfleger von sich und Roland nickte bestätigend, bevor er sich noch einmal an die noch sehr müde und erschöpft wirkende Patientin wandte: „Und du ruhst dich noch ein bisschen aus, Laura. ... Mach dir keine Sorgen, wir haben deinen Zustand im Blick. Die Schwestern werden bei dir regelmäßig die Temperatur kontrollieren."
„In ein paar Minuten müssten auch schon die Laborergebnisse von Laura vorliegen... Bis dahin bleibe ich noch ein bisschen bei dir und kümmere mich um dich.", versprach Lea mit vorsichtiger Stimme, doch Laura widersprach ihr.
„Sie haben doch ganz bestimmt neben mir noch andere Patienten, die ihre Hilfe brauchen. Ich komme schon ganz gut alleine klar. Machen sie sich mal keine Gedanken. Wenn irgendwas ist, dann... Dann rufe ich sofort nach den Schwestern oder nach ihnen.", gab die Fünfzehnjährige ablehnend von sich.
Ein unbekanntes Gefühl machte sich in Lea breit und die Ärztin betrachtete die Teenagerin, die vor der Ärztin lag und sich von ihrem Zusammenbruch noch immer erholte. Die Augen des Mädchens konnte Laura kaum offen halten und sie atmete schwer.
Lea nahm sich einen Stuhl vom Tisch am Fenster und setzte sich zu Laura ans Bett, bevor die fast Sechzehnjährige noch einmal sagte: „Sie brauchen sich wirklich nicht noch hier zu mir setzen. Ich bin in Ordnung, Frau Dr. Peters. Wahrscheinlich habe ich mir einfach nur ein bisschen zu viel zugemutet und bin deswegen einfach zusammen geklappt. ... Sie können wieder auf die Station gehen..."
„Laura, ich möchte dich hier noch nicht im Stich lassen. Besonders jetzt nicht, Süße. Das macht schließlich mein Gewissen nicht mit... Außerdem habe ich heute noch nicht genügend gute Taten vollbracht.", lächelte Lea und ein kleines Lächeln kam auch von Laura, bevor sie sich wieder schwach auf ihr Kissen sinken ließ.
„Ich... Ich will einfach wieder nach Hause, Frau Dr. Peters. Mir geht es richtig schlecht; ich bin wahrscheinlich schwer krank.", vermutete Laura und Lea stockte kurz der Atem, bevor sie fragte: „Wie kommst du denn darauf, dass du schwer krank bist?"
„Ich... Ich hatte vor 13 Jahren... Da war ich gerade mal zwei Jahre alt... Und da lag ich im Krankenhaus... Ich... Ich hatte Leukämie, Blutkrebs... Ich war noch nicht einmal drei Jahre alt und musste schon... um mein Leben kämpfen... Und damals ging es mir genauso, wie heute...", erzählte Laura Estelle ihrer behandelnden Ärztin und Lea nahm das Mädchen in den Arm.
„Laura, wir kriegen dich wieder auf die Beine. Mach dir keine Gedanken. Dr. Heilmann, Dr. Stein und ich sind sehr gute Ärzte; du wirst bald wieder nach Hause dürfen. ... Wie geht es dir denn wirklich?", erkundigte sich Lea bei der Patientin, als Roland und Hans-Peter das Zimmer verließen und die Neurochirurgin die Hand ihrer knapp sechzehnjährigen Patientin fest in ihre schloss.
„Es geht schon wieder, Frau Dr. Peters... Wenn ich wüsste, wer meine leiblichen Eltern sind... Wissen sie, Frau Dr. Peters. Ich habe schon seit einigen Jahren das Gefühl gehabt, ich wäre nicht in meiner richtigen Familie groß geworden. Und damit hatte ich ja recht... Meine Mutter... Das heißt meine Adoptivmutter war immer so... so gemein zu mir. Sie hat, wenn ich einmal krank war... Dann hat sie mich meistens alleine zu Hause gelassen und eine Nachbarin gebeten, mich zu versorgen."
„Sie hat dich alleine in der Wohnung gelassen?", fragte Lea ungläubig und ihre Hand ging unvermittelt zu ihrem Bauch.
Niemals, das nahm sich die Chirurgin fest vor, würde sie dies ihrem ungeborenen Kind antun. Sie liebte dieses kleine Wesen da drinnen einfach schon zu sehr.
„Ich... Ich habe... Wissen sie, Frau Dr. Peters. Ich habe damals überlegt, was ich falsch gemacht habe. Aber ich kam zu keinem Ergebnis. Dass ich nicht die leibliche Tochter meiner Adoptiveltern bin, das habe ich aber immer gewusst.", erzählte Laura und ließ ihren Kopf traurig hängen.
„Laura, mach dir jetzt bitte keine Sorgen. Wir kriegen das doch alles wieder in den Griff. Weißt du, hier in der Sachsenklinik haben wir schon öfter Patienten gehabt, die haben genauso ein verkorkstes Leben geführt. Und sehr viele dieser Patienten haben durch ihren Aufenthalt hier nachdenken können und gemerkt, dass doch nicht alles so falsch war, was sie in ihrem Leben angefangen haben.", machte Lea ihrer Patientin Mut und sie erkannte sich dabei selbst nicht mehr wieder.
Von was oder wem sprach die Neurochirurgin denn ausgerechnet jetzt? Wusste sie, während sie mit dieser doch sehr speziellen Patientin zusammen war, schon gar nicht mehr von was sie sprach?
„Laura, ich glaube, ich sollte dich jetzt doch alleine lassen. Du kannst jederzeit nach mir, Dr. Stein oder den Schwestern rufen. Es ist immer jemand da, der sich um dich kümmern kann. Ich werde mit Dr. Heilmann sprechen, ob deine Laborergebnisse schon da sind."
In Rolands Büro saßen sich Lea und Roland wenige Augenblicke später am Schreibtisch gegenüber und der Chefarzt überlegte, was mit der Patientin los war. Was fehlte dem Mädchen?
„Sie hat erhöhte Temperatur... Knappe 39 Grad hatte sie vorhin bereits. Und sie hat sich schlecht gefühlt. Das hat sie erzählt.", fasste Lea noch einmal alles zusammen, was die Ärzte bisher von der Erkrankung des Mädchens wussten. „Sie meinte, dass sie mit drei Jahren schon einmal an Leukämie erkrankt wäre. Und dass sie sich damals schon so schlecht gefühlt hatte, als sie das erste Mal..."
„Meinen sie, dass wir es mit einem Rezidiv zu tun haben? Das wäre ja fatal... Ein Rückfall der Leukämie ist weitaus schwerer zu behandeln, als die erste Erkrankung. Aber lassen sie uns erst mal die Laborwerte abwarten. Vielleicht haben wir es nur mit einem Infekt zu tun... Daher kann die erhöhte Temperatur schließlich auch kommen. Wir sollten nicht gleich bei der ersten Problematik bei einem Patienten vom Schlimmsten ausgehen...", meinte Roland und dachte an seine eigene Leukämieerkrankung, von der Dr. Peters noch nichts wissen konnte.
„Dr. Heilmann... Laura Estelle Falken geht es schon wieder schlechter..." Ulrike stand plötzlich in Rolands Bürotür und wollte Lea, die alarmiert aufsprang, holen, da tauchte hinter Ulrike auch schon Pflegeschüler Kris Haas mit einer Labormappe auf...
„Dr. Heilmann... Der Bericht hier kam gerade aus dem Labor... Er ist eigentlich für Frau Dr. Peters oder für Dr. Stein." Kris Haas brachte einen Zettel in Rolands Büro, in dem nicht nur Lea dem Klinikchef gegenüber saß, sondern auch Ulrike immer noch in der Tür stand.
Der Klinikchef nickte bestätigend und nahm dem Pfleger die Mappe, in der die Laborergebnisse von Laura steckten, aus der Hand. „Danke, Herr Haas. Sie können gerne wieder auf die Station gehen... Laura Estelle Falken... Wollen wir doch mal sehen, was los ist...", murmelte Roland leise vor sich hin und während er die Laborwerte von Laura durch ging, setzte sich Ulrike auf den Stuhl vor Rolands Schreibtisch.
„Das gibt es ja nicht..." Alle Farbe wich aus Rolands Gesicht, als er das Geburtsdatum der Schülerin betrachtete und Lea erkannte, dass irgendetwas nicht in Ordnung zu sein schien.
„Was ist denn los, Dr. Heilmann? Ist irgendetwas mit den Blutwerten nicht in Ordnung?", wollte die Neurochirurgin von ihrem Chef wissen und Roland seufzte, bevor er Lea die Laborergebnisse ihrer Patientin zeigte und leise flüsterte: „Es liegen bei Laura Estelle nicht nur erhöhte Entzündungswerte vor, daher auch das Fieber... Sehen sie sich einmal die Leukozyten an... Ich habe den Verdacht, dass... Dass ihre Patientin..."
Lea wusste schon von allein, was der Wert, den Roland ihr zeigte, zu bedeuten hatte.
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Leas Baby
FanfictionSchwanger - für Lea Peters die schockierendste Nachricht, die sie jemals bekommen konnte. Wo sie sich doch erst vor einigen Wochen von ihrem Lebensgefährten getrennt hatte. Nun steht sie vor einem Rätsel... Soll sie das Baby bekommen? Und dann tauch...