Als wenige Augenblicke nach Rolands Besuch bei Laura die Ärzte gerade wieder im Ärztezimmer zusammensaßen und über einige Patientenfälle sprachen, kamen sie auch auf Laura zu sprechen.
„Der Großvater der Patientin war heute Nacht bei seiner Enkelin... Frau Dr. Peters Vater scheint sich sehr große Sorgen um seine Enkelin zu machen.", war sich Hans-Peter, der bei dem Gespräch ebenfalls anwesend war, sicher und er betrachtete die aktuellen Laborwerte von Laura.
„Es sieht momentan sehr schlecht aus; das Fieber der Patientin ist wieder stark angestiegen. Ich habe bei der Untersuchung eine sehr beunruhigende Entdeckung gemacht.", erklärte Roland und fuhr anschließend fort: „Laura hat eine große Verletzung an ihrem Arm, der anscheinend von einem Einstich herrührt. Allerdings haben weder die Schwestern, noch der Nachtdienst der Patientin eine Spritze geben müssen..."
„Du vermutest, dass... Dass Lauras Großvater... seiner Enkelin...", schloss Kathrin aus den Ausführungen des Klinikchefs, doch Roland schüttelte den Kopf.
„Nein, das vermute ich nicht, Kathrin. Ich habe eine andere Vermutung... Der Großvater von Laura hat erzählt, dass wohl die Adoptivmutter von Laura kurzzeitig zu Besuch war und unserer Patientin wohl eine Spritze gegeben haben soll... Ich habe eine Blutprobe genommen; das Ergebnis müsste in Kürze vorliegen. Dann wissen wir, was diese Frau Falken ihrer Adoptivtochter gespritzt hat..."
„Und du meinst nicht, dass vielleicht doch der Großvater von Laura... irgendetwas damit zu tun hat? Er ist schließlich wegen psychiatrischen Problemen in Behandlung. Kann er denn nicht Laura diese Spritze selbst verabreicht haben?", verdächtigte Kathrin den Großvater von Laura, doch Roland schüttelte erneut den Kopf und widersprach: „Nein... Die diensthabende Krankenschwester auf der Intensivstation, eine sehr junge Kollegin, hat mir bestätigt, dass sich eine Frau als Hausärztin von Laura ausgegeben hat und Zugang zum Medikamentenschrank gefordert hat. Als die Krankenschwester dem nicht nachkam, hat diese Frau wohl die Schwester angegriffen und sich selbst Zugang zu den Medikamenten verschafft. Ich habe jetzt erst einmal eine Wache vor Lauras Zimmer aufstellen lassen, sobald die Patientin alleine ist; momentan sitzt noch Herr Peters bei seiner Enkelin... Aber er wird bald nach Hause fahren wollen. Und seine Tochter ist noch nicht wieder aus Hamburg hier eingetroffen."
„Dann werden wir Frau Dr. Peters am besten einmal anrufen, dass sie sich beeilt. Damit Laura nicht allzu lange alleine sein muss. ... Der Nachtschichtkollege hat ihr wohl auch ein kreislaufstabilisierendes Medikament heute Nacht geben müssen...", erkannte Kathrin beim Durchgehen der Medikamentenaufstellung in Lauras Krankenakte. „Wir werden mit Dr. Peters sprechen müssen. Die Behandlung der Leukämie kann nicht aufgeschoben werden. Auch, wenn es sehr gefährlich wird... Mit den aktuellen Kreislaufwerten... Es sieht alles nicht gut aus...", wusste die Chefärztin und schloss Lauras Krankenakte, um bei der Besprechung nun zu einem anderen Patienten zu kommen.
Während Paul und die kleine Nina von Jenne die Schlüssel zu Leas Wohnung bekommen hatte und sich dorthin auf den Weg machte, besuchte der Stiefvater von Laura die Sechzehnjährige in ihrem Krankenzimmer auf der Intensivstation.
„Hallo Laura... Na, Große. Hast du dich schon gut erholen können? Wie geht es dir denn heute Morgen?", erkundigte sich Jenne bei der Schülerin und setzte sich zu ihr ans Bett, bevor er ihr vorsichtig über die Stirn streichelte. „Deine Mama kommt ja heute mit deinem Papa hierher; dann wird dir geholfen. ... Du kannst bald wieder mit deiner kleinen Tochter zusammen spazieren gehen, Laura. Dann wird sich deine Kleine bestimmt sehr freuen, wenn sie wieder mit ihrer Mama zusammen sein kann. Du brauchst dir aber keine Sorgen zu machen; dein Freund Paul passt gut auf die kleine Maus auf. ... Und wenn er keine Zeit hat, dann sind Lea und ich in Ninas Nähe... Du brauchst wirklich gar keine Angst um deine kleine Tochter zu haben; wir sind alle für die Süße da."
Plötzlich ging erneut die Tür auf und Dr. Lindner trat mit seiner Kollegin Dr. Koshka ins Zimmer.
„Herr Derbeck, schön, dass sie hier sind. Wie geht es der Patientin denn?", erkundigte sich der Krebsspezialist nach Lauras Zustand, während er die Schülerin betrachtete.
„Ich... Ich weiß es nicht. Sie sieht für mich heute noch viel schlechter aus, als gestern. ... Hat sich das Labor gemeldet? Wissen sie, wie sie Laura helfen können?", erkundigte sich Jenne und griff der fiebernden Laura an die Stirn.
„Wir haben die Laborergebnisse vorliegen. Die Chemotherapie wird in Kürze beginnen müssen... Und dann heißt es warten, wie sie die Therapie verträgt."
„Allerdings...", wandte Theresa beim Betrachten der schwer kranken, sechzehnjährigen Schülerin ein und sie prüfte mit ihrer Hand die Temperatur bei Laura. „Dr. Lindner, die Patientin hat wieder sehr hohes Fieber... wir sollten die Temperatur kontrollieren..."
Dr. Lindner nickte und prüfte selbst die Temperatur von Laura an der Stirn.
„Sie haben Recht, Dr. Koshka... Herr Derbeck, halten sie kurz die Hand der Patientin...", bat Dr. Lindner und nahm das Ohrthermometer vom Tisch. „Wenn das Thermometer über 39,5 anzeigt, müssen wir ihr etwas gegen das Fieber geben..."
Jenne hielt die Hand seiner Stieftochter fest in seiner und sah Dr. Lindner dabei zu, wie er bei Laura im Ohr Temperatur maß.
„Wie ich es mir gedacht habe... 40,5... Das macht mir jetzt große Sorgen. Sie scheint Schmerzen zu haben."
Dr. Lindner verließ kurz das Zimmer und kam mit einem Orthoskop zurück, mit dem er Laura in die Ohren sah.
„Alles entzündet... Vermutlich hat Laura sich jetzt auch noch eine Mittelohrentzündung eingefangen... Das gefällt mir alles gar nicht. Laura, Laura. Was machst du denn mit uns hier, hm?", erkundigte sich Dr. Lindner bei der Patientin, die sich sehr schlecht zu fühlen schien. „Wir machen zur Sicherheit noch eine kurze Kontrollmessung... Und anschließend nehmen wir noch eine Blutprobe ab, Dr. Koshka. ... Wann ist das letzte Labor gemacht wurden?" „Das haben die Kollegen... gestern Abend gemacht.", bemerkte Theresa und bereitete, während Dr. Lindner das Thermometer holte, Laura für die Temperaturkontrolle vor.
„Wir sind auch ganz vorsichtig, Laura.", beruhigte der Erfurter Arzt, als er ganz vorsichtig bei seiner schwer kranken Patientin die Temperatur maß, während Jenne die knapp Sechzehnjährige beruhigte und ihr über den Kopf streichelte.
Während der Temperaturkontrolle wurde eine leichte Erhöhung von Lauras Puls angezeigten.
„Laura, wir sind ganz vorsichtig. Du brauchst keine Angst zu haben, Kleines.", beruhigte Jenne seine Stieftochter.
Endlich hatte Dr. Lindner die Messung der Temperatur von Laura abgeschlossen und legte das Thermometer auf dem EKG ab.
„41,4... Das gefällt mir wirklich überhaupt nicht, was wir hier bei der Patientin für einen Zustand vorfinden... Wir geben ihr noch etwas gegen das Fieber...", merkte Dr. Lindner an, während er das Ergebnis der Messung vorschriftsmäßig in der Krankenakte von Laura notierte.
„Und... Was heißt das, Dr. Lindner? Wie... Wie geht es jetzt mit meiner Stieftochter weiter? Wenn sie sich wirklich so schlecht fühlen sollte, wie sie denken? Dann müssten sie doch sicherlich auch Lauras Mutter... in Kenntnis setzen, oder?"
„Wann kommt die Mutter der Patientin denn zurück?", wollte Dr. Lindner wissen und Jenne überlegte kurz, dann erklärte er: „Lea wollte heute Nachmittag oder Abend wieder hier in Leipzig sein. Zusammen mit Lauras leiblichem Vater..."
„Das klingt sehr gut. Aber vorher müssen wir uns um den Zustand von Laura kümmern. ... Lauras Temperatur muss unbedingt langsam wieder runter. Dr. Heilmann hat schon vor einer Stunde gemessen... da hatte sie knapp 40 Grad... Machen sie sich keine Sorgen. Dass ihre Stieftochter so hohes Fieber hat, ist auch durch die Leukämie..."
„Aber... Hat Laura denn nicht auch Schmerzen, wenn sie so hohes Fieber... Sie können ihr die Spritze doch jetzt nicht geben, wenn Lauras Mutter noch nicht da ist. Laura hat doch bestimmt große Angst..."
„Ist es denn nicht eher so, dass sie ein wenig Angst haben, dass Laura während der Behandlung Schmerzen haben könnte? Sie liegt in einer tiefen Narkose; wir könnten Laura jetzt sogar am offenen Herzen operieren, sie hätte absolut keine Schmerzen dabei. ... Sie hat es ja auch gleich wieder hinter sich. ... Wir geben Laura die Spritze ganz vorsichtig und nur, wenn Laura wirklich nichts davon spüren kann... Lenken sie Laura einfach noch ein bisschen ab und dann ist alles gut."
Gesagt, getan - vorsichtig wurde Laura das Medikament in die Vene gespritzt, während Jenne beruhigend auf seine Stieftochter einsprach.
„Machen sie sich bitte keine Sorgen, Herr Derbeck. Laura hat die Spritze nicht gespürt... Sie sollten Laura dann aber auch wieder in Ruhe lassen. ... Das Medikament wird jetzt gleich hoffentlich gegen das hohe Fieber von Laura wirken."
„Sie hat aber... plötzlich einen sehr hohen Puls gehabt, als wir gemessen hatten. Vermutlich hat sie doch im Unterbewusstsein etwas mitbekommen...", raunte Theresa dem Krebsspezialisten zu und Dr. Lindner nickte kurz.
„Kann sein... Aber das kann auch nur ein ganz zufälliger Anstieg der Werte gewesen sein. Es hat nichts damit zu tun, dass die Patientin bei der Fieberkontrolle Schmerzen hatte..."
„Sie hatte ganz bestimmt Schmerzen!", war sich Jenne sicher und schnell wandte er sich wieder an Laura: „Stimmts, mein tapferes Mädchen? Das Fiebermessen hat dir ganz und gar nicht gefallen..."
Davon, dass ihre sechzehnjährige, gemeinsame Tochter Laura vermutlich wieder unter Schmerzen leiden musste, wussten Markus und Lea noch nichts, als der Vater der Sechzehnjährigen seine Ex-Freundin wieder auf den Hamburger Hauptbahnhof brachte.
„Und du willst wirklich nicht mit nach Leipzig kommen, um dein Kind wenigstens einmal zu sehen? Markus, Laura braucht dich doch gerade jetzt so sehr. Sie ist nicht nur meine, sondern auch deine Tochter; sie ist dein Kind. Du hast verdammt noch mal eine Verantwortung ihr gegenüber. Sie braucht deine Hilfe, Markus. Du kannst sie nicht einfach sterben lassen!"
„Vielleicht komme ich in ein paar Tagen nach Leipzig und besuche unsere Tochter im Krankenhaus, Lea. Aber momentan... Die Nachricht über die schwere Krankheit von unserem Kind... Unsere Laura hat doch ganz bestimmt auch große Angst... Und sicherlich auch... Schmerzen. Und sie würde gerne nach Hause. Das geht alles nicht. ... Holt Laura bitte aus dem künstlichen Koma raus. Sie braucht dringend... deine Nähe... und die Beruhigung, dass man ihr hilft. Und sie nicht nur einfach... einschlafen lässt..."
„Unser Kind ist intubiert, Markus... Deswegen hat unsere Anästhesistin ihr eine Narkose gegeben... Aber Markus, du als Kinderarzt müsstest doch wissen, dass... dass sie nicht nur Nähe von ihrer Mama braucht. Sondern sie braucht auch dringend... vielleicht noch dringender, als mich... braucht sie dich! Du bist ihr Vater, ihr Beschützer. Ich hoffe, du überlegst es dir noch einmal und kommst dann nach Leipzig..."
„Es war wirklich sehr schön, dich mal wieder gesehen zu haben, Lea. ... Grüße unsere Tochter... und lass dich nicht von deinen beiden Babys allzu sehr stressen, wenn sie auf die Welt kommen wollen... Vielleicht komme ich in ein paar Wochen mal nach Leipzig; aber jetzt... Das geht nicht."
Lea nahm ihren Koffer, den sie neben sich stehen hatte und musste eine Träne verdrücken, als die Durchsage, der Zug nach Leipzig käme in wenigen Augenblicken auf dem Bahnsteig an, über die gesamte Etage mehr oder weniger gut zu hören war.
„Markus... Sie ist doch deine Tochter... Kannst du es dir denn nicht doch... noch mal überlegen? Dass du mich vielleicht doch... nach Leipzig...", hoffte Lea, ihren Ex-Freund in den letzten Augenblicken vielleicht doch noch umstimmen zu können.
Aber Markus, Lauras Vater, hatte genau den gleichen Dickkopf, wie seine Tochter. Er schüttelte den Kopf und erklärte Lea, es sei besser, wenn er in Hamburg bliebe und von hier aus seiner Tochter die Daumen drücken würde, dass alles gut werden könne.
„Laura braucht dich! Verdammt noch mal! Markus, bitte... Sie braucht doch gerade jetzt ihren Vater!", brüllte Lea ihren Ex-Freund mit verzweifelter Stimme an, doch Markus nahm sie nur noch in den Arm. „Es ist wirklich besser so, Lea. Glaub es mir bitte. ... Sag unserer Tochter einen lieben Gruß von mir und sie soll den Kopf nicht hängen lassen. Ich denke von hier aus an unsere Kleine..."
„Du bist doch so ein verdammter Idiot, Markus!", schrie Lea ihren Ex-Freund an und bevor sie in den Zug einstieg, gab sie ihrem Ex-Freund eine schallende Ohrfeige. „Wegen dir und nur wegen dir wird unser gemeinsames Kind sterben müssen! Denk mal darüber nach, wenn du in deiner Wohnung hockst und dich Lilly fragt, ob sie ihre große Schwester auch einmal besuchen darf..."
„Lea... Du musst mich verstehen... Ich kann nicht nach Leipzig mitkommen und mit dir eines auf Elternpaar machen. Laura... Ich bin zwar Lauras leiblicher Vater. Aber ich habe hier auch ein Kind; Lilly braucht mich noch mehr, als Laura."
„Weil sie schon sechzehn Jahre alt ist?", fragte Lea und Markus nickte. „Ich kann dich an eines erinnern, Lea. Denk bitte daran, dass meine kleine Lilly erst fünf Jahre alt ist. Im Gegensatz zu Laura kann die kleine Lilly kaum alleine bleiben..."
„Laura kann auch nicht alleine bleiben; sie braucht uns genauso sehr, wie Lilly... Markus, wenn du Laura besuchen willst, musst du damit rechnen, dass ich es nicht erlauben werde. Laura braucht dich jetzt und nicht erst, wenn... Wenn es zu spät ist... Unsere Tochter hat nicht nur einen einfachen Schnupfen; sie ist krebskrank...", erinnerte Lea ihren Ex-Freund und stieg anschließend in den Zug, der schon kurze Zeit später den Hauptbahnhof in Hamburg verließ.
Markus schaute dem Zug noch lange hinterher, doch sein Platz war hier in Hamburg; hier bei seiner kleinen Tochter Lilly, die ihn so sehr brauchte. Für Laura war dank Lea gesorgt, das wusste er genau.
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Leas Baby
FanfictionSchwanger - für Lea Peters die schockierendste Nachricht, die sie jemals bekommen konnte. Wo sie sich doch erst vor einigen Wochen von ihrem Lebensgefährten getrennt hatte. Nun steht sie vor einem Rätsel... Soll sie das Baby bekommen? Und dann tauch...