„Süße, wir haben bei der Untersuchung herausgefunden, dass... du... dass du schwanger bist.", erklärte Markus seiner Tochter und Laura schüttelte den Kopf. „Nein... Nein, das ist nicht dein Ernst, Papa. Ich bin nicht schwanger! Ich... Ich bin... Neeeein! Ich hab... Ich bin nicht... schwanger, Papa. Das ist bestimmt eine Fehldiagnose. Davon hört man doch... immer so viel... Ich bin nicht schwanger; das... Das kann nicht stimmen. Ich bin nicht schwanger... Bitte, Papa. Ich will kein Kind von... von Bernd!"
„Süße, es tut mir leid, aber... Die Blutwerte sind eindeutig. Du bist schwanger.", meinte nun auch Lea und sie legte ihre Hand auf Lauras Stirn. „Du bekommst in Kürze ein Baby..."
„Ich... ich will dieses Kind nicht, Mama! Ich will das Kind nicht! Ich... Ich werde dieses Baby nicht austragen! Nicht noch einmal...", erklärte Laura ihrer Mutter und Lea erkannte: „Emily ist auch von Bernd?"
„Natürlich ist Emily auch von Bernd! Von wem denn auch sonst?", weinte die Fünfzehnjährige und ihre erschütterte Mutter konnte nicht glauben, was sie da erfahren musste. Ihre Tochter, ein erst fünfzehnjähriges Mädchen, das so viel in ihrem Leben schon hatte mitmachen müssen, war von ihrem Adoptivvater...
Die Neurochirurgin konnte gar nicht weiter denken, ohne in Tränen auszubrechen. Beschützend nahm sie ihr Kind in den Arm und versprach: „Süße, wir schaffen das zusammen. Wir müssen erst mal mit den Kollegen besprechen, wie das jetzt weiter geht. Und dann besprechen wir uns auch noch mit dem Onkologen aus dem Johannes-Thal-Klinikum in Erfurt. Der hat auch schon nach dir geschaut, als du noch im Koma gelegen hast... Süße, wir kriegen alles hin. Das verspreche ich dir. Papa und ich stehen dir immer zur Seite, wenn du Angst hast..."
„Ich... Ich will dieses Baby in meinem Bauch nicht bekommen, Mama. Ich will dieses Baby einfach nicht. Bitte... Du musst... Du musst irgendwas gegen dieses Baby tun. Aber... Ich will das Kind nicht haben. Bitte Mama... Papa, ich will... Ich will das Baby nicht haben... Ich kann dieses Kind nicht... so sehr lieben, wie... Wie ich meine Emily liebe..."
Emilys Ziehvater Paul, der von der ganzen Geschichte um Bernd und seine liebste Laura Estelle noch nichts wusste und davon ausging, dass er wirklich der leibliche Vater der kleinen Emily Aline war, war mit seiner kleinen Tochter im Klinikgarten unterwegs, als Oberschwester Arzu mit ihrer kleinen Pauline ebenfalls spazieren ging. Das kleine Mädchen, das seit dieser Nacht mit Verdacht auf Meningitis oder einer anderen gefährlichen Erkrankung ebenfalls im Krankenhaus lag, lag erschöpft und müde in ihrem dunkelblauen Kinderwagen und wurde von ihrer Mutter liebevoll hin und hergeschoben, während sie sich mit ihrem Ehemann Philipp unterhielt.
„Die kleine Emily... wird auch von ihrem lieben Papa spazieren gefahren. Da vorne...", deutete die Krankenschwester auf den liebevollen Paul, der noch nicht wusste, dass Laura Estelle wohl zum zweiten Mal ein Baby erwartete.
„Das ist auch das beste, was er mit seiner kleinen Tochter im Moment tun kann. ... So erschöpft, wie die Maus heute Morgen war, als ich nach ihr geschaut hatte. ... Hallo Paul.", grüßte Philipp den Ziehvater des kleinen Mädchens und er blickte vorsichtig in den Kinderwagen, in dem Emily ganz lebendig mit den kleinen Beinchen strampelte und leise quietschte. „Sie ist ja schon wieder so aktiv... Geht es dir wohl wieder besser, meine Kleine?"
„Ich weiß auch nicht, warum die Maus so fröhlich ist. Vor ein paar Minuten ging es der Kleinen noch ein wenig schlechter. Und dann hab ich sie auf den Arm genommen, hab sie gefragt, ob sie mit mir spazieren gehen möchte und dann hatte ich die Maus in ihren Kinderwagen gelegt. Da fing sie schon zu winseln an und strampelte.", erklärte Paul und schob Emilys hellroten Kinderwagen vor und zurück, um das aufgeregte Mädchen zu beruhigen.
„Sie ist aber wirklich schon wieder ziemlich aktiv; wenn das so weiter geht, dann kann sie bald wieder aus dem Krankenhaus raus... Na, Emily? Du bist ja auch gar nicht mehr so sehr fiebrig, du süße kleine Maus. Dein Papa soll wohl häufiger mit dir ein bisschen raus fahren, damit du wieder gesund wirst... Warst du denn schon mal bei Laura? Damit sie ihr Baby auch wieder in den Arm nehmen kann?"
„Ich weiß nicht, ob das eine gute Idee wäre, wenn... Ich mit der Kleinen zu meiner Freundin gehe. Sie ist immer noch auf der Intensivstation. Emily könnte Angst bekommen und... vielleicht sogar Alpträume haben, wenn... Ich mache mir einfach Sorgen um die Maus.", erklärte Paul und Philipp nickte.
„Das ist verständlich. Aber... Ich kann mir vorstellen, dass es Emily gefallen würde, wenn sie zu ihrer Mama darf. Pauline, Max und Oskar lieben Arzu auch über alles; zur Mutter haben die meisten Kinder noch einmal ein besseres Verhältnis, als zum Vater. ... Und für Laura Estelle wäre der Treff mit ihrer kleinen Tochter vielleicht auch eine große Hilfe, dass sie wieder neuen Lebensmut fassen könnte. Die Diagnose hat ihr den Boden unter den Füßen weggezogen... Sie braucht jetzt die Hilfe ihrer Familie, damit sie wieder auf einen grünen Zweig kommen kann."
„Aber deswegen muss ich doch nicht meine kleine Emily... zu Laura auf die Intensivstation bringen und der Kleinen Angst machen. Sie ist doch völlig... Ich habe Sorge, dass Emily Angst bekommt. Sie ist doch noch so klein. Und auf der Intensivstation... wäre die Kleine doch alleine...", befürchtete Paul, doch Arzu schüttelte den Kopf und erwiderte: „Paul, du bist doch die ganze Zeit dabei; Laura ist bei eurer gemeinsamen Tochter. Emily wird nicht alleine sein. Es geht ja nur darum, dass deine Liebste wieder neuen Lebensmut bekommt. Seit sie im künstlichen Koma lag, machen wir uns große Sorgen um Laura. Sie scheint nicht mehr leben zu wollen; gestern Nacht ging es ihr schon sehr schlecht. Und heute Morgen hatte Laura sehr hohes Fieber... Sie braucht ihre Familie, um wieder auf die Beine zu kommen."
„Aber sie will doch ihre Tochter nicht bei sich haben. Laura hat Leukämie; jeder Infekt ist tödlich für Laura, wenn sie behandelt werden muss.", erwiderte Paul erneut, doch Philipp erklärte: „Natürlich ist es keine gute Situation für Laura im Moment. Auch und vor allem braucht Laura eure gemeinsame Tochter. Ein Baby bringt der Mutter doch noch zusätzlich Kraft. Sie kann sich daran erinnern, dass sie für das Kind da sein muss. Und dass ihre kleine Emily ihre Mutter noch mehrere Jahre braucht. ... Paul, geh bitte wenigstens für zehn Minuten mit eurer kleinen Maus zu Laura; deine Liebste braucht den Besuch ihrer kleinen Tochter jetzt besonders, um wieder gesund zu werden."
„Aber ich... Ich will es einfach nicht riskieren, dass meine arme, kleine Emily bei ihrer Mama so große... Angst bekommen muss, wenn ich mit ihr zusammen zu Laura Estelle gehe und sie ihre schwer kranke Mutter wiedersieht. Laura ist äußerst schwer krank, das wissen sie beide doch genau; Emily könnte Angst vor ihrer Mutter oder auch... auf der Intensivstation allgemein bekommen. Und außerdem können sich ja auch Lea und Markus um Laura Estelle kümmern, da muss ich nicht auch noch meine kleine Tochter... dazu verdonnern, zu ihrer Mutter zu müssen..."
„Ist dir deine Laura überhaupt noch wichtig, Paul? Man könnte denken, du liebst deine Freundin gar nicht mehr; sie wäre dir sogar völlig egal... Paul, ich... Laura braucht jetzt vor allem einen Freund, der ganz für sie da ist, wenn es ihr schlechter geht und sie eigentlich lieber sterben würde, als sich noch weiter mit ihrer Leukämie zu quälen... Paul, deine Laura Estelle liegt nicht nur wegen einem ziemlich hartnäckigen Schnupfen hier bei uns im Krankenhaus; das weißt du genau... Laura hat Leukämie, Blutkrebs... Kümmere dich jetzt bitte wieder um deine Freundin oder du wirst sie noch in dieser Woche verlieren. Laura Estelle geht es von Tag zu Tag immer schlechter; sie wird nicht mehr lange leben, wenn du sie nicht unterstützt..."
„Was soll ich denn machen? Was, Schwester Arzu? ... Laura Estelle will mich doch gar nicht mehr sehen... Lauras Adoptivvater... Bernd hat mich angerufen, er meinte, dass ich mich nicht mehr bei Laura blicken lassen soll und... Dass er der leibliche Vater der kleinen Emily ist. Dass er mir verbietet, mit der Kleinen noch länger Kontakt zu haben. Und dass Laura auch nicht mehr mit mir zusammen sein will... Sie ist doch sowieso bald tot..." Paul brach plötzlich in Tränen aus; natürlich wollte er zu Laura, er würde alles dafür geben, wenigstens ein einziges Mal kurz zu seiner großen Liebe auf die Intensivstation zu können. Doch Bernd hatte es ihm schließlich verboten und solange der Adoptivvater von Laura noch die Entscheidungsgewalt über die Fünfzehnjährige und ihre kleine Tochter Emily hatte, waren Paul die Hände gebunden.
Philipp jedoch schüttelte den Kopf und erwiderte: „Wir haben nur ein kleines Problem..."
„Was gibt es denn für ein Problem?", wollte Paul interessiert wissen, bevor Philipp erklärte: „Der Adoptivvater von Laura ist vor gut drei Stunden als Patient in die Klinik eingeliefert wurden... Er und seine kleine Tochter Maja hatten einen Autounfall; die kleine Maus liegt auf der Intensivstation und schläft noch ihren Narkoserausch aus. ... Der Adoptivvater von Laura... Tja..."
„Was soll dieses Tja heißen?", erkundigte sich Paul bei Philipp und der Oberarzt fügte an: „Es... Es gab bei dem Patienten einen Herzstillstand... Wir konnten ihn nicht mehr retten; die kleine Maja ist jetzt Halbwaisin."
„Oh mein Gott, das arme Kind... Die kleine Maus tut mir leid.", erklärte Paul und dachte dann gleich wieder an Laura. „Weiß... Weiß Laura denn schon, dass ihr Adoptivvater... Dass Bernd tot ist?", erkundigte sich der gelernte Rettungsassistent, der sich in den letzten Tagen wegen der kleinen Emily freigenommen hatte, bei dem Oberarzt.
„Ich weiß es nicht. Aber ich vermute sehr stark, dass Dr. Blankenburg oder Frau Dr. Peters... Laura Bescheid gesagt haben. Vielleicht weiß es Laura auch noch nicht. Aber ich denke auch nicht, dass es Laura groß interessieren würde, dass ihr Adoptivvater gestorben ist. Schließlich ist er nicht ganz so nett und freundlich mit Laura umgegangen, wie man es eigentlich von einem Mann, der Laura ihr ganzes Leben lang als seine Tochter aufgezogen hatte und sich um sie gekümmert hat, gewohnt sein dürfte."
„Ich... Dann bin ich ja... vielleicht der letzte, mit dem... Bernd gesprochen hat, bevor...", erkannte Paul erschrocken und der junge Mann nahm seine weinende und schreiende kleine Tochter Emily aus dem Kinderwagen. „Maus... Maus, was ist denn los? Was fehlt dir denn?", fragte Paul seine kleine Tochter, die nun auf seinem Arm liegend immer weiter weinte und mit den Beinchen strampelte.
„Was hat sie denn nur plötzlich?", fragte Paul die Oberschwester und den Oberarzt, die sogleich rieten: „Ich glaube, die Kleine möchte zu ihrer Mama. Sie vermisst Laura auch sehr; genau, wie Laura ihre kleine Tochter vermisst. ... Geh ruhig mit der Maus zu Laura auf die Intensivstation; sie brauchen sich jetzt einander..."
„Aber... Wenn Emily vielleicht... Wenn meine kleine Emily vielleicht Angst bekommt und... sich bei Laura im Zimmer fürchtet... Oder wenn der Adoptivvater von Laura wirklich recht hatte und... Laura gar nicht mehr mit ihrem kleinen Mädchen zusammen sein will. Er hat mir doch gesagt, dass Laura kein Interesse mehr an Emily hat und dass die Kleine bei Stefanie und ihm aufwachsen soll, weil Laura sowieso stirbt..."
„Und das hast du ihm geglaubt? Einem Mann, der nichts anderes zu tun hat, als eine Familie, die zusammengehalten hat auseinander zu reißen... Der einer Mutter, die ihr Kind geliebt hat und ihrem erst wenige Tage alten Baby niemals auch nur ein Haar gekrümmt hätte, das Neugeborene einfach... weggenommen hat... Lea und Laura haben genau das gleiche erlebt. Und du glaubst einem Mann, der so viel falsch gemacht hat... mehr, als deiner eigenen Freundin?"
„Ich weiß einfach nicht, was ich noch glauben soll. Laura... Laura hat sich verändert; sie ist völlig neben der Spur; ich kenne meine eigene Freundin gar nicht mehr wieder, wenn ich ehrlich bin.", erklärte Paul dem Oberarzt, der dem jungen Vater seine Hand auf die Schulter legte und erwiderte: „Ich kann mir nicht vorstellen, dass Laura sich wirklich gegen ihr Baby entscheiden würde. Sie liebt ihre kleine Emily. ... Dr. Blankenburg musste Laura heute Nacht sogar ein Beruhigungsmittel spritzen, damit sie nicht plötzlich aus dem Bett springt und zu ihrer kleinen Tochter läuft... Laura hatte eine wahre Panikattacke heute Nacht; sie war kaum zu bändigen... Wir haben uns alle heute Morgen, als wir das bei der Morgenbesprechung erfahren haben, Sorgen um Laura gemacht. ... Sie liebt ihr Baby. Und ich glaube wirklich nicht, dass sie sich jemals von ihrer kleinen Maus trennen würde..."
„Ich weiß einfach nicht, was ich wirklich glauben soll... Laura... Laura ist, seit sie ihre Diagnose kennt, so... so verdammt anders. Ich erkenne meine eigene Freundin nicht mehr wieder... Jedes Mal, wenn ich zu Laura ins Zimmer komme, habe ich Angst, wie sie auf meinen Besuch reagiert... Gestern Abend, als ich bei ihr war, da... Da hat sie geweint und war völlig neben sich. Gestern Vormittag war ich auch schon bei Laura, da hat sie mich angefaucht..."
„Kannst du denn nicht verstehen, dass es eine Ausnahmesituation für Laura ist, in der sie sich gerade befindet? Sie hat Leukämie; ein Rückfall... Und sie hat demnach auch große Angst vor dem Sterben. Vielleicht... Paul, sie wird vielleicht diese zweite Leukämieerkrankung nicht überleben. Und wie willst du das dann mit deinem Gewissen in Einklang bringen, wenn du... sie völlig im Stich gelassen hast?"
„Ich will einfach nicht, dass... Dass Laura vielleicht wieder auf mich losgeht und... Und Emily bei ihrem Ausraster erwischt. Ich mache mir doch auch Sorgen um meine Laura... Aber ich mache mir auch Sorgen um meine kleine Tochter; sie ist doch noch so hilflos. Ich kann das nicht riskieren, dass... Dass Laura vielleicht doch auf die süße kleine Maus los geht. Vielleicht... Ist es auch völlig... aus der Luft gegriffen und... meine Laura hat wirklich nur große Angst vor dem Sterben. Aber... ich kann es nicht riskieren, dass Emily vielleicht von ihrer eigenen Mutter in deren Angst oder Panik... verletzt wird; eventuell ja sogar auch noch schwer verletzt wird. Sie ist im Moment einfach unberechenbar; ich kenne Laura so nicht...", erwiderte Paul und blickte auf seine kleine Tochter, die immer noch auf seinem Arm lag und trotz des vorsichtigen Schaukelns ihres Vaters schrie und jammerte.
„Ich bringe meine kleine Maus jetzt vielleicht lieber in ihr Bettchen; vielleicht fehlt ihr irgendwas, das kann ich momentan noch gar nicht so... erkennen.", erklärte Paul, legte die kleine Emily in ihren Kinderwagen und schob diesen schon nach wenigen Augenblicken in Richtung Kinderstation, wo die knapp ein halbes Jahr alte Emily noch immer behandelt wurde.
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Leas Baby
FanficSchwanger - für Lea Peters die schockierendste Nachricht, die sie jemals bekommen konnte. Wo sie sich doch erst vor einigen Wochen von ihrem Lebensgefährten getrennt hatte. Nun steht sie vor einem Rätsel... Soll sie das Baby bekommen? Und dann tauch...