Folge 6 - Teil 14: große Risiken

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Während Markus bei seiner Enkelin war, hatte Roland bei der kleinen Lena Blut abgenommen. Nachdem die Kleine dies tapfer hinter sich gebracht hatte, betrat Dr. Blankenburg das Zimmer und fragte: „Und Dr. Heilmann? Haben sie schon etwas neues herausfinden können?" „Nein, leider noch nicht. Außer, dass Lena ein Frühchen war... Ich vermute fast, dass wir es hier bei der kleinen Lena mit einem... Fall von akuter Meningitis zu tun haben...", flüsterte Roland dem Kollegen etwas abseits des Trubels bei Lena zu.

Markus blickte abwechselnd zu Lena, dann zu deren Vater Michael und anschließend wieder zu Roland und fragte erschüttert: „Meningitis? Sind sie sich sicher? Lena zeigt fast keine typischen Meningitis-Symptome. ... Ich finde, der Verdacht ist ziemlich aus der Luft gegriffen, Herr Dr. Heilmann."
„So abwegig ist das aber ganz und gar nicht, Herr Kollege. Sehen sie sich Lena doch einmal unter dem Verdacht auf Meningitis noch einmal genauer an. ... Sie hat sehr hohes Fieber; das Medikament gegen das Fieber schlägt momentan bei der Maus nicht an. Lena kann sich außerdem wegen dem hohen Fieber kaum noch bewegen. ... In Verbindung mit den starken Kopfschmerzen und der allgemeinen Abgeschlagenheit der Kleinen... ist eine Meningitis nicht auszuschließen..."

„Und wo kommen dann diese starken abdominalen Beschwerden her? In der Sono war nichts zu sehen... Der Verdacht des Notarztes auf eine Blinddarmentzündung hat sich nicht bestätigt. Und an eine boshafte Lüge von Lenas Seite, was die starken Schmerzen in ihrem Bauch betrifft, glaube ich auch nicht. Die Kleine hatte wirklich sehr starke Schmerzen während der Untersuchung..."

„Haben sie einmal an einen Magen-Darm-Infekt bei der Maus gedacht? ... Dr. Blankenburg, der Verdacht auf Meningitis steht unweigerlich im Raum. Wir müssen mit dem Vater über den Verdacht sprechen und ihm klar machen, dass eine Lumbalpunktion bei der Kleinen momentan unausweichlich ist. Es hilft leider alles nichts; wir müssen Lena einer Punktion unterziehen...", erklärte Roland mit fester Stimme, bevor er sich wieder Michael zuwandte: „Herr Köster. Ich muss mit ihnen dringend sprechen."

„Was ist denn los? Wissen sie endlich, was meiner Tochter fehlt?", fragte Michael und er sah zwischen Markus und Roland hin und her, bevor der Klinikchef den besorgten Vater mit seinem Verdacht auf Meningitis konfrontierte: „Bei ihrer kleinen Lena besteht leider der Verdacht auf Meningitis... das heißt, sie hat vermutlich eine Hirnhautentzündung. Um unseren Verdacht abzusichern... müssen wir leider eine Lumbalpunktion bei Lena durchführen. Dafür brauchen wir ihr Einverständnis..."

Auch Michael schien von der Nachricht über die Verdachtsdiagnose geschockt zu sein und im ersten Moment konnte er sich auch nicht vorstellen, wo sich seine Tochter mit Meningitis angesteckt haben könnte. Seine kleine Maus war doch immer gesund gewesen, hatte in den letzten Tagen nicht einmal einen kleinen Schnupfen.
Wurde Lena denn nicht wegen den Bauchschmerzen und dem Zusammenbruch bei Kathrin zu Hause ins Krankenhaus gebracht?
„Aber... Wo soll sich Lena diese Meningitis um Gottes Willen denn geholt haben? Sie war doch gesund...", fuhr er den Arzt an und Roland erklärte: „Es kann sich um einen nicht vollständig abgeheilten Infekt gehandelt haben, der sich in Lenas Fall... zu einer akuten Meningitis ausgeprägt hat. ... Es ist momentan nur ein Verdacht, aber leider aus meiner Sicht ein Begründeter."

„Was soll denn das heißen? Es ist ein begründeter Verdacht? Meine Tochter wurde nicht wegen Kopfschmerzen ins Krankenhaus gebracht; sie hatte Bauchschmerzen und ist deswegen bei ihrer besten Freundin Hanna zusammengebrochen...", versuchte Michael, den Verdacht aus Rolands Kopf zu bekommen.
Der Klinikchef jedoch schüttelte den Kopf und erklärte: „Die momentane Schwäche ihrer kleinen Tochter, das plötzlich so hoch aufgetretene Fieber, diese starken Kopfschmerzen... Wir müssen ihre Lena auf Meningitis untersuchen. Sie können gerne ihrer Tochter bei der Untersuchung beistehen und die Hand halten. Ich muss sie aber auch auf die Risiken der Punktion hinweisen..."

„Die da wären? ... Was soll...", fragte Michael und Roland trumpfte sofort mit den schlimmsten Komplikationen auf, die auftreten könnten.

„Lena könnte unter Umständen, sollte es während der Punktion zu einer Verletzung des Rückenmarks kommen... nach der Untersuchung vom Lendenwirbel abwärts gelähmt sein... Aber das kommt wirklich nur äußerst selten vor; fast überhaupt nicht. Sie müssen sich keine Sorgen machen; wir haben schon sehr oft bei Patienten eine Lumbalpunktion durchführen müssen. Und bisher ist es dabei noch nie zu Komplikationen gekommen. Ihre Tochter sollte allerdings ganz still liegen bleiben und möglichst wenig zappeln..."

„Lena könnte... Meine Lena... könnte ge... Gelähmt sein?! Das... Das ist... Sie haben mir gerade gesagt, dass das eine... Dass das eine ganz normale Untersuchung ist! Lena... Meine Lena ist erst sechs Jahre alt! Und jetzt... Ich soll meinem armen Kind der Gefahr aussetzen, dass sie vielleicht..." Michael war außer sich; er sah auf sein Kind und erhob Roland gegenüber zornig seine Stimme. „Ich lasse nicht zu, dass meiner Tochter solch eine Gefahr... Dass meine arme, kleine Maus so einer Gefahr hier aus..."
„Herr Köster, bitte beruhigen sie sich... Diese Untersuchung ist momentan leider bei dem Verdacht, den wir bei Lena haben, absolut notwendig. Wir würden die Punktion nicht durchführen, wenn sie vermeidbar wäre. ... Und die Komplikationen, Herr Köster, diese Komplikationen kommen äußerst selten vor; in zwei Millionen Fällen vielleicht einmal. Wir sind von rechtlicher Seite dazu verpflichtet, sie über alle möglichen Risiken der Untersuchung ihrer Tochter aufzuklären...", beruhigte Dr. Blankenburg den völlig aufgebrachten Vater.

„Aber... Wie soll meine arme, kleine Lena... Ich will meiner Tochter diese Schmerzen bitte ersparen... Bitte, kann... Kann man diese Diagnose... nicht anders... Lena geht es sowieso schon schlecht; ich will nicht, dass sie noch mehr leidet... Sie hat vor Spritzen sehr große Angst...", flüsterte Michael leise und sah zu Lena.

„Wir müssen den Meningitisverdacht dringend abklären, Herr Köster. Und anders geht das leider nicht. Ihre Tochter wird von der Untersuchung doch auch überhaupt gar nichts merken. Sie bekommt vorher ein Betäubungsmittel gespritzt und wird von ihnen während der ganzen Untersuchung abgelenkt... Sie bleiben doch bei ihr, oder?" „Natürlich. Aber... Ich will meine Tochter nicht... solchen Risiken aussetzen. Sie ist sechs Jahre alt. Sie ist doch noch ein kleines Kind; ich will nicht, dass ihr etwas passiert..."

„Herr Köster, ich bitte sie... Diese Untersuchung ist leider wirklich dringend notwendig, um den Verdacht zu sichern oder um eine andere Diagnose stellen zu können. Ich kann mir sehr gut vorstellen, dass es ihnen Angst macht, dass Lena leiden könnte. Aber... So leid mir das auch tut, es muss sein... Also? Sind sie denn jetzt einverstanden?"

Michael sah noch einmal zu seiner Tochter und nickte, bevor er ruhiger wurde und fragte: „Habe ich denn eine andere Wahl? Au0er der Untersuchung zuzustimmen und mein Kind..."
„Natürlich, Herr Köster. Wenn sie nicht einverstanden sind, dann führen wir die Untersuchung natürlich auch nicht durch. Aber wir müssen unbedingt herausfinden, was mit ihrer Tochter los ist. Wenn sich der Verdacht auf Meningitis bestätigen sollte, dann schwebt Lena in Lebensgefahr... Die Punktion ist sehr wichtig..."

„Aber... Lena hat doch schon vorhin beim einfachen Fieber messen so geschrien und geweint. Ich möchte ihr unnötige Schmerzen eigentlich... nicht mehr antun müssen... Aber vielleicht haben sie auch recht, Dr. Heilmann, Dr. Blankenburg. Ich glaube, ich stimme der Untersuchung zu..."
Michael schien endlich verstanden zu haben, was seine Weigerung für Konsequenzen hätte und Dr. Blankenburg und Dr. Heilmann sahen sich zufrieden an, bevor Roland erklärte: „Das ist die richtige Entscheidung von ihnen, Herr Köster. Sie werden es sehen; bald geht es ihrem Kind bestimmt wieder besser... Oberschwester Arzu bringt Lena gleich in den Untersuchungsraum; sie können selbstverständlich bei ihr bleiben... Lena braucht viel Zuspruch von ihnen während der Lumbalpunktion. Die Untersuchung wird für ihre Tochter wahrscheinlich etwas schmerzhaft..."

„Kann... Wenn sich der Verdacht bei meinem Kind denn wirklich bestätigt... Kann ich mich bei Lena angesteckt haben?", fragte Michael und sah wieder zu Lena, während Roland erklärte: „Das glaube ich nicht. Aber wir sollten zur Sicherheit trotzdem bei ihnen eine Blutprobe machen...", antwortete der Klinikchef, während sich Markus behutsam um Lena kümmerte.
„Lena, wir schaffen das zusammen. Ich bin dabei, dein lieber Papi bleibt auch die ganze Zeit bei dir... Wir werden dir nicht so schlimm wehtun, wie du jetzt denkst...", versuchte der Kinderarzt, seine kleine Patientin zu beruhigen, nachdem er ihr erklärt hatte, was nun gemacht werden musste.

Lena jedoch weinte bittere Tränen und ihr Kopf schien ihr noch größere Schmerzen zu verursachen.
Die Sechsjährige sah zu ihrem Vater und konnte ihren Kopf kaum drehen, was den Verdacht auf Meningitis noch weiter bestätigte.
Weinend wollte das Mädchen nach der Hand ihres Vaters greifen, doch erst, als Michael ein Stück näher kam, schaffte es die weinende Schülerin.
„Aber... Papi, nein... Ich habe solche Angst... Ich will das nicht... Das tut mir doll weh... Das ist so schlimm...", flüsterte Lena ängstlich, doch Michael gab seiner kranken Tochter einen Kuss und sprach beruhigende Worte mit ihr.

„Lena, meine Süße. Ich bleibe die ganze Zeit über bei dir. Und der Dr. Heilmann macht das ganz sachte... Du wirst das gar nicht merken, wie schnell du wieder auf deinem Zimmer bist. Bei deiner Piepsi... Kann Lena wenigstens ihre Kuscheldecke zu der Untersuchung mitnehmen?"
„Natürlich... Das ist gar kein Problem. Lena kann gerne ihre Decke mitnehmen, wenn sie das möchte... Auch die Plüschmaus ihrer Kleinen kann gerne mit.", bestätigte Dr. Blankenburg und Hans-Peter Brenner, der bei der Lumbalpunktion anwesend sein sollte, hob Lena in den Rollstuhl, den er auf Rolands Anweisung hin geholt hatte.


Im Behandlungsraum wurde die Sechsjährige ganz vorsichtig von ihrem Vater auf die Liege gelegt und während die beiden Ärzte gemeinsam alles für die nahende Untersuchung der Kleinen vorbereiteten, half Hans-Peter dem wimmernden Mädchen beim Ausziehen.
„So, Lena. Wir ziehen dir jetzt ganz schnell das Oberteil von deinem Schlafanzug aus. Das machen wir so... und so... und den Kopf... So... Und dann legst du dich bitte auf deine linke Seite... So, sehr schön machst du das... Damit du dem Dr. Heilmann deinen Rücken zeigst... Schau mal, du hast sogar deine Kuscheldecke mit... Die legen wir unter deinen Kopf..."

„Ist die Patientin soweit?", fragte Dr. Heilmann, als er mit einer kleinen Betäubungsspritze auf das Mädchen zukam.
„Ja, sie ist schon für die Punktion vorbereitet.", bestätigte Dr. Brenner die Frage von Roland und der Klinikchef wandte sich dem Mädchen zu: „So, Lena. Jetzt müssen wir noch die Stelle desinfizieren... Achtung, Lena. Das wird jetzt gleich etwas kühl an deinem Rücken... Und dann bekommst du noch eine Betäubungsspritze, damit du nichts mitbekommst..."

„EINE SPRITZE? NEIN! NEIN! KEINE SPRITZE! BITTE KEINE SPRITZE!", weinte Lena, doch Roland hatte das Betäubungsmittel schon aufgezogen.

Dr. Blankenburg legte ganz behutsam seine Hand auf Lenas Schulter und lächelte ihr freundlich zu. „Du musst gar keine Angst haben... Das wird gar nicht so doll schlimm für dich, Lena. Wir sind ganz vorsichtig bei dir. Und dein Papa hält die ganze Zeit über deine Hand..."
„Lena, Schatz. Ich bin da... Gemeinsam stehen wir das durch, meine tapfere Süße. Ich lasse dich jetzt nicht auch noch im Stich, wie deine Mama damals... Du bist nicht alleine, Spatz.", flüsterte Michael seiner Tochter zu und Roland, der Lena gerade die Betäubungsspritze gegeben hatte, sah etwas verdutzt zu dem Vater.

„Sie haben doch gesagt, dass ihre Frau gestorben ist... Stimmt das vielleicht gar nicht?", fragte der Klinikchef, doch Michael erklärte: „Doch... Doch, natürlich stimmt das. Lenas Mutter ist damals gestorben... Herr Dr. Heilmann, dürfte ich dann noch einmal kurz unter vier Augen mit ihnen sprechen, wenn Lena wieder auf ihrem Zimmer ist und schläft..."
„Natürlich. Sie können gerne... später mit mir in mein Büro kommen. Das ist gar kein Problem. Aber jetzt werde ich erst mal die Punktion bei Lena machen... Damit ihre Tochter das auch hinter sich hat."
Michael wandte sich wieder seinem Kind zu und streichelte ihr vorsichtig durch die nassgeschwitzten Haare, während Roland die Einstichstelle der Punktion noch einmal desinfizierte.

„Lena, Maus. Ich bin bei dir, Süße. Ich halte deine Hand für immer in meiner... Keine Angst, Schatz. Ich kümmere mich um dich... Bis du alles hinter dir hast, mein kleiner Engel... Ich bin ja bei dir... Schau, mein Schatz. Ich bleibe die ganze Zeit hier...", beruhigte Michael seine Tochter und sah zu Roland.

Trotz der liebevollen Worte ihres Vaters und der stark erhöhten Temperatur, die Lena zusätzlich schwächte, merkte sie bei der Punktion jedoch alles; sie zuckte zusammen und öffnete kurz ihre Augen, bevor sie von ihren Schmerzen geweckt, einen lauten, grellen Schrei ausstieß und anschließend zu Wimmern anfing.
„Lena... Lena, Süße. Alles ist gut... Alles ist wieder gut... Meine kleine Süße. Ich bin ja bei dir. Mach dir keine Sorgen, ich bleibe heute Nacht hier im Krankenhaus in deinem Zimmer. Ich habe das schon mit meinem Chef besprochen; du musst nicht alleine bleiben, meine Süße..." Der besorgte Vater gab seiner Tochter einen Kuss auf die glühend heißen Wangen und Lena fing noch stärker zu weinen an.

„Papa... Papi... Nach Hause... Ich will zu meinem Rexi... Und zu Hanna... und...", wimmerte die Kleine und sah kurz zu ihrem behandelnden Arzt Dr. Blankenburg auf, der seinem Chef bei der Punktion assistierte.

„Du warst ganz tapfer, Lena. Schau, du hast es schon hinter dich gebracht... Die kleine Nadel ist schon wieder draußen... Wir bringen ihre Tochter jetzt erst mal wieder auf ihr Zimmer. Dort kann sie sich ausruhen, während wir miteinander sprechen. Dr. Blankenburg kümmert sich bestimmt in der Zwischenzeit um Lena...", meinte Roland, doch Michael schüttelte den Kopf und widersprach: „Ich will erst mal wissen, dass es meiner kleinen Lena gut geht und sie endlich schläft... Ich begleite meine Tochter natürlich in ihr Zimmer zurück..."

„Herr Köster... Ich kann mir als Vater wirklich sehr gut vorstellen, dass es nicht einfach für sie ist, sein Kind in die Obhut von Ärzten zu geben, die man noch nicht richtig kennt. ... Aber sie können unseren Kollegen jetzt vollkommen vertrauen; er wird sich um Lena kümmern..." Roland legte aufmunternd seine Hand auf Michaels Schulter. „Kommen sie mit in mein Büro, dort können wir in Ruhe sprechen."

„Lena, Süße. Ich komme gleich wieder; ich muss nur kurz mit dem Doktor reden." Lena wollte nickend antworten, doch sie konnte ihren Kopf nicht mehr bewegen und schrie vor Schmerzen auf.
Vielsagend sah Roland zu seinem Kollegen und Markus nickte, bevor er Lena in ihr Zimmer brachte.



Während sich Markus um seine Patientin sorgte, hatte Laura gerade Besuch von ihrem Stiefvater Jenne, der ihr den kleinen Plüschhund, den er ihr vor einigen Tagen mitgebracht hatte, auf die Brust legte.
„Laura, deine Mama macht sich Sorgen um dich, Süße. Du musst jetzt wieder ganz ganz schnell gesund werden. ... Weißt du, deine Mama hat mir gesagt, dass... Dass es deinem Geschwisterchen nicht gut geht. Da müssen die Ärzte das kleine Herzchen aufschneiden. Das tut dem kleinen Baby aber nicht weh; du brauchst da überhaupt keine Angst zu haben..."

Die beruhigende Stimme von Jenne gab Laura Sicherheit und trotz des noch immer sehr tiefen künstlichen Komas konnte der Tischler sehen, wie sich die Schülerin entspannte.

„Laura, meine Kleine. Wir werden alles tun, damit dein Geschwisterchen wieder ganz gesund wird. Das verspreche ich dir. ... Weißt du, meine kleine Laura... Deine Geschwister können eigentlich ganz froh sein, dass du die große Schwester bist. Du kümmerst dich immer ganz toll um dein Baby, hat mir dein Freund erzählt. ... Um deine kleine Emily... Die ist auch noch hier im Krankenhaus. Aber dein Papa Markus kümmert sich um das kleine Mädchen. Du wirst sehen, für deine Süße ist immer gesorgt.", versprach Jenne seiner Stieftochter und er blickte kurz an die Geräte, die Lauras Zustand überwachten.
Für den Tischler waren die angezeigten Werte nur römische Dörfer; von sich aus konnte er nicht sagen, ob es Laura besser ging oder ob sie noch immer stark unter den Medikamenten litt. Allerdings das Fieber, das die Fünfzehnjährige in den letzten Tagen oft gequält hatte – das war zum Glück endlich richtig runter gegangen und Lauras Gesichtsfarbe war ebenfalls zurückgekehrt.

„Laura, süße Maus... Weißt du eigentlich, dass ich mir damals, als ich in deinem Alter war und... und mir vorgestellt habe, wenn später einmal ein Kind zu mir Papa sagt... Da hab ich schon überlegt, wie mein Kind heißen sollte. Und der allererste Name, der mir dabei eingefallen ist, war... Laura... War das vielleicht Schicksal, Süße?", fragte Jenne und erwartete eine Antwort, doch die kam nicht und der Handwerker nahm die Hand der Fünfzehnjährigen kurz in seine und streichelte über die Finger des Mädchens.
„Laura, wir schaffen das zusammen. Ich hab mir schon im Internet alle möglichen Seiten durchgelesen, was auf dich in den nächsten Tagen zukommt. Das ist nicht einfach, das kann ich dir sagen. Aber du hast eine Familie, die hinter dir steht. ... Meine Eltern haben gestern angerufen... Sie wollen bald vorbeikommen und deine Mama kennen lernen. Da wird bestimmt auch ein Besuch bei dir möglich sein."

Wieder hoffte Jenne auf Lauras Antwort, doch wieder blieb das im Koma liegende Mädchen keinen einzigen Ton von sich. „Ich habe meinen Eltern schon erzählt, was für eine tapfere Enkelin sie doch haben, weißt du... Sie freuen sich schon, dich endlich kennen zu lernen. ... Aber du brauchst in den nächsten Wochen auch viel Ruhe und Erholung. ... Ich hab einen Vorschlag, Laura. Sobald es dir besser geht und deine Ärzte nichts dagegen haben, dann fahren wir vier oder sechs; gerne auch Sieben zusammen an die Ostsee zu meinen Eltern. Ich komme nämlich eigentlich aus Schwerin. ... Soll ich dir mal erzählen, wie ich deine Mama kennen gelernt habe?"

Lauras Puls erhöhte sich und Jenne schwieg, bevor die Tür zu Lauras Zimmer aufging und zwei Personen den Raum betraten, die man zuvor nicht zusammen vermutet hatte.

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