Im Ärztezimmer der Sachsenklinik war schon ziemlich viel Betrieb um diese frühe Zeit. Dr. Kaminski sah sich mit Dr. Brentano gemeinsam das CT eines Patienten an, während ein anderer Arzt in der vor ihm liegenden Krankenakte blätterte.
„Guten Morgen alle miteinander.", grüßte Roland freundlich seine Kollegen Rolf Kaminski und Philipp Brentano, sowie die beiden anderen Ärzte, die sich ebenfalls im Ärztezimmer aufhielten.
„Guten Morgen, Dr. Heilmann.", wurde der ehemalige Chefarzt von Rolf zurück gegrüßt und auch der andere Arzt und Philipp grüßten freundlich.
Auch Neurochirurgin Lea betrat voller Enthusiasmus und Willenskraft das Ärztezimmer und warf ein fröhliches „Guten Morgen" in den Raum, als sie über Kaminskis Schulter auf den Monitor sah.
„Was liegt denn heute alles an? Haben wir Neuzugänge, die für mich und mein Fachgebiet vielleicht interessant sein könnten?", erkundigte sich Lea neugierig, als sie sich zu ihren langjährigen Kollegen gesellte.
„Ja, ich denke... Für den Anfang habe ich hier eine Patientin anzubieten... Die Patientin ist gerade einmal junge 25 Jahre alt. Sie wurde nach einem Sturz in die Klinik eingeliefert. Klagt seit einigen Wochen über unerklärliche Symptome im neurologischen Bereich. Vor den ersten Untersuchungen habe ich den Verdacht auf einen Hirntumor gehabt, aber das CT und das MRT sind beide unauffällig. Sie klagt allerdings weiterhin über sehr starke Kopfschmerzen und Ausfallerscheinungen des linken Armes. Haben sie vielleicht einen Verdacht, was die Frau haben könnte?", wandte sich Rolf an die Kollegin und zeigte ihr die Ergebnisse der Untersuchungen seiner jungen Patientin.
„Wenn das CT unauffällig ist... Haben sie bei den Symptomen bereits einen Apoplex oder eine TIA ausgeschlossen?" „Ich habe bereits bei der Patientin die komplette Schlaganfalldiagnostik durchgeführt... Aber alles ist bei ihr zum Glück negativ, für einen Schlaganfall wäre sie auch eindeutig viel zu jung..."
„Nicht unbedingt. Die Schlagader kann auch von Geburt an verengt sein, diese Verengung kann auch übersehen wurden sein..."
„Das weiß ich, Frau Kollegin. Aber die Untersuchungen sind alle ergebnislos geblieben. Ich dachte, sie könnten..." Rolf sah Lea mit Dackelblick an und die Neurochirurgin lächelte, bevor sie versprach, die Patientin selbst noch einmal genauer zu untersuchen.
„Ich sehe mir die Patientin später einmal persönlich an... Nachdem ich meinen Neuzugang in der Notaufnahme behandelt habe und weiß, was mit dem Patienten oder der Patientin los ist. Und dann muss ich auch gleich noch mit Frau Marquardt die nächsten Monate abklären. Da wird einiges auf mich und die Klinik zukommen.", äußerte sich Lea und machte sich, als sich ihr Pieper, der in ihrem Kittel steckte, zu Wort meldete, auf den Weg zur Notaufnahme.
In die Notaufnahme der Sachsenklinik wurde gerade mit dem RTW die fünfjährige, inzwischen wieder bewusstlose Maja eingeliefert; ihre große Schwester Laura begleitete das Mädchen zur Beruhigung ins Krankenhaus.
„Hallo, das ist Maja-Amélie Falken, sie ist 5 Jahre alt. Ist beim Spielen aus ungefähr 3 bis 4 Metern vom Baum gestürzt. Verdacht auf Unterarmfraktur rechts und wahrscheinlich ein Wirbelsäulentrauma. Außerdem ist sie nach dem Unfall nach Aussage der Angehörigen nur sehr kurz zu sich gekommen. ... Puls, Blutdruck und Atmung sind stabil; die Temperatur der Kleinen ist leicht erhöht, 37,8°C."
„OK, wir bringen die Patientin erst mal in den Behandlungsraum zwei. Sie geht dann gleich zum Röntgen. ... Wer sind sie?", erkundigte sich Lea bei der fast sechzehnjährigen Laura, die sich sogleich vorstellte: „Ich bin Laura, die große Schwester von Maja. Was... Was ist denn mit meiner Schwester?"
„Das kann ich Ihnen leider noch nicht sagen, Laura. Warten Sie doch bitte hier in der Notaufnahme. Oder gehen Sie kurz in unsere Cafeteria. Wir melden uns dann, wenn wir Ihnen etwas Genaueres zum Zustand Ihrer Schwester sagen können.", bat Lea die große Schwester ihrer kleinen Patientin.
„Und... Sie melden sich wirklich bei mir?" „Ja, natürlich melden wir uns. ... Wissen sie, warum ihre kleine Schwester erhöhte Temperatur hat? Hat sie sich schon vor dem Unfall schon nicht wohl gefühlt? Oder war ihre Schwester in den letzten Tagen krank? Hatte sie eine Erkältung oder..."
„Nein. Sie war bis zu dem Unfall vorhin kerngesund. Ich... OK, Mama hat erzählt, dass sie gestern wohl über Bauchschmerzen geklagt hätte, aber... Meine Eltern haben das nicht ganz für voll genommen. Maja hat in den letzten Tagen wohl des Öfteren Probleme gemacht."
„Gut, das klären wir gleich mit ab. ... Setzen sie sich doch hierher und warten sie kurz. Ich kümmere mich jetzt um ihre Schwester."
„Sie können mich ruhig duzen. Ich kann dieses Sie nicht leiden.", lächelte Laura die Ärztin freundlich an und Lea ging ebenso lächelnd in Richtung Behandlungsraum davon.
Schon wenige Augenblicke später trafen auch die Eltern von Maja und Laura, Stefanie und Bernd Falken, in der Sachsenklinik ein und entdeckten sofort ihre große Tochter Laura, die zusammengekauert im Wartebereich der Notaufnahme saß und auf die Ergebnisse der Untersuchungen ihrer kleinen Schwester wartete.
„Laura! Oh, mein Gott... Was... Was ist denn mit Maja? Was hat die Kleine? Hast du denn schon... Weißt du schon, was mit der Kleinen passiert ist? Ich... Was...", überfiel Stefanie, die den Kinderwagen ihrer jüngsten Tochter, die noch Fünfzehnjährige sofort mit hunderten von Fragen.
„Ich weiß noch nichts, Mama. Eine Frau Dr. Peters hat die Behandlung übernommen. Ich habe aber kein gutes Gefühl... Irgendwas ist mit Maja nicht in Ordnung." Schockiert vom Namen der behandelnden Ärztin hielten Bernd und Stefanie kurz inne und schauten sich ratlos an.
„Wer... Was ist denn los, Mama? Ist irgendwas schlimmes? Kennt ihr diese Frau Dr. Peters?" „Nein... Nein, Laura. Die kennen wir nicht. Ich... Kannst du bitte kurz auf Nina aufpassen? Ich würde gerne kurz... mit dem Chefarzt hier reden.", bat Stefanie ihre Tochter, bevor sie die zwei Monate alte Nina aus dem Kinderwagen hob und Laura auf den Arm legte.
„Ich... Was soll das denn jetzt schon wieder? Ich kann doch nicht schon wieder... auf die Kleine aufpassen. Was willst du denn von dem Chefarzt?", wollte Laura wissen, doch ihre Mutter ließ sie einfach links liegen.
Währenddessen setzte sich Bernd zu Laura auf die Bank und nahm den Säugling selbst auf den Arm.
„Laura... Es gibt da etwas... was du noch nicht weißt. Ich... Laura, wir kennen Frau Dr. Peters schon eine ganze Weile. Sie... Sie war... Ich... Ich kann dir nicht sagen, was los ist, meine Große. Ich kann dich nur bitten: Verzeih' uns.", seufzte Bernd und schloss die verwirrte Laura in seinen Arm.
„Papa, was... Was soll das heißen? Ihr kennt Frau Dr. Peters schon länger? Das... Wieso weiß ich davon nichts? Warum... Und warum soll ich euch verzeihen? Hat... Ist irgendwas passiert? ... Papa, bitte. Ich... Ich darf doch wissen, was los ist. Ich muss es wissen, Papa.", bettelte die Sechsjährige, doch sie erfuhr nichts.
Inzwischen hatte Lea im Behandlungsraum mit der Untersuchung der fünfjährigen Maja begonnen, die langsam wieder zu sich kommen schien.
„Frau Dr. Peters, die Kleine scheint wieder zu sich zu kommen.", machte die junge, blonde Krankenschwester Miriam die Ärztin auf die langsam erwachende Maja aufmerksam, woraufhin Lea sich sogleich an die Kleine, die nun ängstlich um sich schaute, wandte: „Hallo Maja. Ich bin Lea. Du bist hier im Krankenhaus. Weißt du noch, was passiert ist?"
Das Mädchen schaute Lea nur mit großen Augen an und fing vor Angst vor der ihr unbekannten Frau, die auch noch einen weißen Kittel trug, zu weinen an.
„Hey... Hey, Maja. Du brauchst keine Angst zu haben. Unsere Frau Doktor ist eine ganz liebe Frau Doktor. Die kümmert sich ganz vorsichtig um dich, dass es dir bald wieder besser geht. ... Und deine große Schwester ist auch da. Sie wartet draußen, dass sie bald wieder zu dir kommen darf. Sollen wir sie lieber hier mit rein holen, dass sie deine Hand hält und auf dich aufpasst?", bot Schwester Miriam an und Maja nickte, während Lea ihr vorsichtig über den Kopf streichelte.
„Aber bis deine große Schwester da ist, kannst du ja trotzdem antworten, stimmts? ... Tut dir denn irgendwas weh, Maja?", erkundigte sich Lea währenddessen bei dem Mädchen, doch Maja wollte ihr nicht antworten.
„Maja, ich weiß, du willst nicht mit mir reden. Aber ich kann dir sonst nicht helfen, wenn du uns nicht sagst, was los ist.", versuchte Lea noch einmal, die kleine Patientin zu interviewen, bevor Maja auf ihren linken Arm zeigte.
„Der Arm tut dir weh?", erkannte Lea und Maja nickte. „Und noch etwas anderes? Der Kopf vielleicht?"
Noch einmal nickte Maja und dicke Tränen der Angst kullerten dem Mädchen aus den Augen.
„Gut, Maja. Das schauen wir uns gleich an. ... Weißt du denn, was passiert ist? Deine große Schwester hat uns erzählt, dass du beim Toben hingefallen bist..."
„Ich weiß nicht mehr.", weinte Maja, während sich die Tür des Schockraumes erneut öffnete und Majas große Schwester Laura in Begleitung von Miriam ins Zimmer kam.
„Maja, Kleines. Endlich bist du wach.", freute sich der Teenager und blickte dann zu Lea, um sie zu fragen, was mit ihrer Schwester los wäre.
„Es sieht alles soweit gut aus. Du brauchst dir keine Sorgen um deine Schwester zu machen. Nur... Uns macht es Sorgen, dass sich deine Schwester... nicht an den Hergang des Unfalls erinnern kann. Ihren Namen und ihre persönlichen Daten kennt die Kleine. Wir nennen so etwas..."
„...eine retrograde Amnesie... Entschuldigung, Frau Doktor... Peters. ... Lea... Ein schöner Name... Meine Mutter und mein Vater sind Ärzte und mich interessieren diese ganzen medizinischen Sachen. ... Oh, Maja. Was machst du nur für Sachen? ... Es wird alles wieder gut.", tröstete Laura ihre Schwester, bevor ihr schwindlig wurde und sie kurzzeitig zu taumeln begann.
Nur der schnellen Reaktion von Lea war es zu verdanken, dass die Fünfzehnjährige nicht zusammen brach und sich dabei vielleicht ernsthafte Verletzungen zuzog.
„Du brauchst hier nicht auch noch umzukippen.", lächelte die Ärztin freundlich und half dem Teenager in den von Schwester Miriam bereit gestellten Rollstuhl. „Hast du das häufiger?"
„Nein... Nein, das war das erste Mal... Und nein, Frau Dr. Peters, ich bin nicht schwanger. Mein Freund und... Mein Freund und ich, wir haben uns schon vor einem Monat, kurz nach meinem 15. Geburtstag, getrennt.", erzählte Laura kurz lächelnd, bevor sich Lea wieder um die kleine Maja kümmerte.
„So, Maja. Wir bringen dich jetzt zum Röntgen. Und dort machen wir ein ganz hübsches Bild von deinem Arm. ... Schwester Miriam, Thorax, Wirbelsäule und den Arm in zwei Ebnen.", gab Lea der Krankenschwester eine Anweisung, bevor sich die Ärztin wieder an Laura wandte: „Und wir schauen jetzt, was mit dir los ist."
„Das brauchen sie wirklich nicht. Mir geht es gut. Ich hab nur heute ein bisschen wenig gegessen. Und... Und dann der Schreck... Der Unfall von Maja... Das war ganz einfach alles zu viel für mich. Es ist wirklich nichts Schlimmes."
„OK... Aber wenn irgendwas ist, dann... Dann meldest du dich bei mir.", bat die Ärztin, als sie der fast Sechzehnjährigen wieder aus dem Rollstuhl half und nach draußen vor die Tür begleitete, wo Bernd noch immer mit der kleinen Nina saß.
„Laura, was ist denn los? Du bist ja total blass... Ist irgendwas passiert?", erkundigte sich Bernd bei Lea, die den Vater erschrocken ansah.
„Ich bin nur gerade im Schockraum fast aus den Latschen gekippt. Aber... Das liegt daran, dass ich seit gestern Abend nichts mehr gegessen habe. Es ist nichts schlimmes, Papa. ... Ist Mama eigentlich wieder aufgetaucht?"
„Nein, noch nicht. Ich weiß auch nicht, was sie mit dem Chefarzt zu besprechen hat." Nachdem er die kleine Nina wieder in den Kinderwagen legte, nahm Bernd seine große Tochter an die Hand und erklärte: „Hast du Hunger, Laura? Wir gehen in die Cafeteria. Da können wir auf deine Mutter warten."
„Ich... Ich will aber... Ich muss doch bei... Maja bleiben. Und... Meine kleine Schwester braucht mich doch.", wehrte sich Laura, doch Lea erklärte: „Deine Schwester ist jetzt erst mal beim Röntgen. Das kann eine ganze Weile dauern. Kommt drauf an, wie viele Patienten vor deiner Schwester dran sind. ... Du kannst dich gerne in die Cafeteria setzen. Wir sagen dir und deinem Vater dann Bescheid, wenn ihr zu deiner Schwester könnt."
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Leas Baby
FanfictionSchwanger - für Lea Peters die schockierendste Nachricht, die sie jemals bekommen konnte. Wo sie sich doch erst vor einigen Wochen von ihrem Lebensgefährten getrennt hatte. Nun steht sie vor einem Rätsel... Soll sie das Baby bekommen? Und dann tauch...