Folge 6 - Teil 11: Geduld

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Als Lenas Vater nach gut zwei Stunden mit den Sachen der knapp Siebenjährigen endlich wieder in die Sachsenklinik zurückkehrte, wurde er vor dem Zimmer seiner Tochter von Dr. Blankenburg angehalten.
„Herr Köster... Bevor sie zu Lena ins Zimmer gehen... Es... Es gab Komplikationen bei ihrer Tochter; wir mussten Lena in ein anderes Zimmer verlegen... Sie ist jetzt im Beobachtungszimmer..."

Michael sah den Arzt erschrocken an und wusste im ersten Moment gar nicht, was er jetzt sagen sollte.
„Was? Mein Gott, was ist denn passiert? Was hat mein Kind denn? ... Was ist mit meinem Kind? Was hat meine kleine Lena denn? Es ging ihr doch, als ich das letzte Mal bei ihr war, noch nicht so schlecht. Wie kann sich denn innerhalb der letzten Minuten der Zustand meines Kindes so sehr verschlechtern, dass sie... verlegt werden muss und... jetzt so hohes Fieber hat. Sie ist doch noch nie so krank gewesen! Was ist denn jetzt plötzlich mit meinem Kind los?", wollte Lenas Vater, der außer Lenas Reisetasche auch noch eine graue Plüschmaus mit einem Schnuller mitgebracht hatte, von dem Arzt wissen und sah in Lenas altes Zimmer, wo wirklich das Bett der siebenjährigen Schülerin fehlte.
„Sie hatte plötzlich wieder sehr starke Schmerzen im Bauch; das Schmerzmittel, das wir ihr gegeben hatten, hat bei ihrer Tochter nicht wirklich angeschlagen... Außerdem ist bei ihrer Tochter das Fieber wieder sehr stark angestiegen, wir mussten ihr vorhin nach der Temperaturkontrolle noch ein Medikament gegen das Fieber geben. Aber sie war ein ganz tapferes Mädchen und hat uns keinen Ärger gemacht. Allerdings... Um ehrlich zu ihnen zu sein, Herr Köster... Wir machen uns alle sehr große Sorgen um Lena. Aber gehen sie jetzt erst einmal zu ihrer Tochter; ihre kleine Lena wird sich über ihren Besuch sehr freuen, Herr Köster. Allerdings kann es auch sein, dass sie gerade schläft. Sie war sehr erschöpft, als wir bei ihr waren.", berichtete Kinderarzt Dr. Blankenburg dem Vater seiner Patientin und führte ihn dann zu der Siebenjährigen.

Die Grundschülerin lag, angeschlossen an das EKG, in einem großen, leicht abgedunkelten Zimmer drei Türen weiter.

„Lena, mein großes Mädchen... Ach, du großer Gott. Maus... Was ist denn mit dir? Was hast du denn, mein kleiner süßer Engel?" Der besorgte Vater stellte die Tasche auf den Tisch und setzte sich sofort neben seiner Tochter auf das Bett. „Was fehlt dir, mein kleines Mädchen? Der Doktor hat mir schon gesagt, dass es dir schlecht geht..."

Die rötlich blonden Haare der Kleinen, die sie von ihrer Mutter geerbt hatte, hingen ihr verschwitzt ins Gesicht und leise Unwohlseinslaute mischten sich in das sehr unregelmäßige Piepen des EKGs.
„Papi...", schluchzte die knapp siebenjährige Grundschülerin erschöpft und sah ihren Vater aus ihren fiebrig schimmernden Augen an. „Ich will wieder nach Hause. Zu meinem Rexi... Der vermisst ich doch schon, Papa. Ich will zu meinem Rexi..."

„Lena, ganz ruhig, mein süßer, kleiner Liebling. Es ist alles gut... Du brauchst gar keine Angst zu haben. Ich bin ja jetzt bei dir...", beruhigte Michael seine kleine Tochter und und flüsterte: „Der Doktor hat mir schon erzählt, was mit dir passiert ist... Hat es dir denn sehr wehgetan?"
Lena schüttelte den Kopf und erklärte: „Ich bin ganz lieb und tapfer beim Fiebermessen gewesen... Der Doktor hat mir da gar nicht wehgetan; ich hab das gar nicht gemerkt. ... Der liebe Doktor... hat bei mir Fieber gemessen und Schwester Ulrike hat meine Hand gehalten... Ich habe beim Fiebermessen gar nicht geweint, weil es mir überhaupt nicht weh getan hat. Und dann... habe ich... von der Schwester eine Tablette gegen das Fieber... bekommen. Sie war auch ganz vorsichtig, als sie mir das gegeben hat..."
„Das ist ja wirklich ganz toll, Lena. Du bist ja auch schon ein großes Mädchen... Mein tapferer Engel. Ich habe dich so lieb." Vorsichtig streichelte Michael seiner Tochter über die schweißnasse Stirn und flüsterte beruhigende Worte, die ihre beabsichtigte Wirkung allerdings kaum erfüllen konnten.

„Papi... Papa... Ich will... nach Hause... Ich will wieder zu meinem Rexi, der möchte doch wieder mit mir spielen und toben. Und ich hab meinem Rexi noch gar nicht die Geschichte fertig vorgelesen. Wir sind doch erst bei der ersten Seite... Papi, kannst du mich bitte nach Hause holen? Ich will nicht im Krankenhaus bleiben müssen...", jammerte Lena plötzlich, doch ihr Vater schüttelte den Kopf.
„Das geht doch jetzt noch nicht, meine kleine Süße. Das habe ich dir doch schon erzählt, mein Mädchen. Weißt du, dir geht es gerade so schlecht, dass der Onkel Doktor dich nicht nach Hause gehen lassen kann. Aber mach dir keine Sorgen, es wird alles wieder gut, mein Schatz.", erklärte Michael seiner Tochter, doch wieder fing Lena zu weinen an, sie wolle wieder zurück nach Hause.
„Ich kann dich jetzt nicht mit nach Hause... nehmen. Mäuselein, du hast ganz hohes Fieber... Aber ich bin bei dir. Jetzt gehe ich nicht mehr weg. Und schau mal... Ich habe dir sogar deine Piepsi mitgebracht; die wollte unbedingt zu dir und dir helfen, wieder gesund zu werden... Tut dir immer noch der Bauch so schlimm weh?", fragte Michael, als er über den Bauch der Schülerin streichelte und sah, wie seine Tochter ihr Gesicht verzog.

Die Grundschülerin nickte und drückte ihre Plüschmaus so fest, wie sie es mit dem hohen Fieber noch konnte, an sich, bevor sie stumm auf den Boden neben ihrem Bett sah. Völlig verwirrt fragte Lena, wo ihre Mutter sei und wünschte sich, ihre Mutter würde zu ihr kommen.

„Lena, deine Mami kann dich nicht mehr besuchen. Weißt du, sie ist an einem Ort... Die ist da, wo... Wo es ihr... viel besser geht, als... Als damals... nach dem schlimmen Unfall... Du weißt doch, dass der Mama damals etwas ganz ganz ganz Schlimmes passiert ist. Sie hat so sehr böse Schmerzen gehabt. Aber sie hat dich wenigstens gerettet.", versuchte Michael seiner Tochter behutsam beizubringen, doch Lena sah ihren Vater mit Tränen in den Augen an und rief: „Ich will wieder zu meiner Mami... Meine Mami soll jetzt kommen... Wo ist meine Mami?"
„Lena, meine kleine Maus. Die Mami ist tot. Sie kann nicht zu dir kommen...", erklärte Michael seiner Tochter noch einmal, als Lenas behandelnder Arzt noch einmal zu seiner kleinen Patientin ins Zimmer kam.

„Na, Lena. Ich hab dir doch versprochen, dass dein Papa gleich wieder zu dir kommt, wenn du ganz lieb bist. Wie geht es dir denn, Maus?", fragte der Kinderarzt, doch Lena wollte nicht antworten. Und sie konnte es auch gar nicht mehr, so schwach war das Mädchen.
Michael schaute zu seinem Kind und erkundigte sich: „Dr. Blankenburg. Was hat Lena? Vorhin, als ich gegangen war, ging es ihr doch noch gut. Ich wäre doch nie nach Hause gefahren, wenn es Lena nur halb so schlecht gegangen wäre, wie jetzt... Und jetzt... Jetzt liegt Lena hier und... Mein Kind glüht wie ein Ofen... Lena hatte doch in ihrem ganzen Leben nur einmal so hohes Fieber; da war sie noch im Kindergarten und ich musste sie holen... Das muss damals kurz nach dem Unfall meiner Frau gewesen sein..."

„Regen sie sich bitte nicht auf; wir haben Lena bereits ein Mittel gegen das Fieber gegeben. Das wird bald wirken und dann geht das Fieber runter. Es geht ihr bald wieder besser, machen sie sich keine Sorgen.", versuchte Markus, den besorgten Vater seiner kleinen Patientin ein wenig zu beruhigen. Doch das funktionierte nicht, denn sobald sich Michael von seiner kleinen Tochter wegdrehte, fing das Mädchen zu jammern an und erinnerte mit einem unglücklichen Wimmern und den leisen Unwohlseinslauten ihren Vater wieder an ihren schlechten Zustand.

„Machen sie sich keine Sorgen?! Machen sie sich keine Sorgen?! Na, sie haben ja gut reden... Sie haben kein Kind... Sie wissen nicht, wie ich mich jetzt fühle...", fuhr Michael den behandelnden Arzt seiner Tochter an, doch Markus widersprach dem Vater: „Doch, ich habe selbst eine Tochter, Her Köster. Ich habe sogar zwei; meine kleine Lilly wird in Kürze Sechs. Und meine große Tochter, Laura... ist knapp 16 Jahre alt. Sie liegt selbst hier im Krankenhaus und kämpft um ihr Leben... Herr Köster, bitte. Ich kann mir sehr gut vorstellen, wie es ihnen im Moment geht. Wir tun bereits alles, um heraus zu finden, was mit ihrer Tochter los ist..."
„Aber wann finden sie es endlich raus?!", fuhr wieder Michael den Arzt an und Markus blickte auf Lena, während er sagte: „Ich weiß es nicht. Aber ich werde mich mit meinen Kollegen besprechen. Im Team finden wir vielleicht einen Grund für den schlechten Zustand ihrer Tochter heraus. Haben sie bitte noch ein wenig Geduld..."

„Geduld?! GEDULD?! Meiner kleinen Lena geht es von Minute zu Minute immer schlechter! Ich bin vor einer guten Stunde nach Hause gefahren und wollte eigentlich nur schnell Lenas Sachen für heute Nacht holen. Da ging es meiner kleinen Maus doch noch halbwegs gut. Und jetzt... Jetzt liegt mein Kind hier... und glüht wie ein Ofen...", brüllte Lenas Vater aufgeregt, bevor er wieder auf sein fieberndes und nach Luft japsendes Kind sah. „Ich verstehe nicht, wie sich Lenas Zustand so schnell verschlechtern konnte. Es ging ihr vor zwei Stunden noch gut. Und jetzt... Mein Kind kann... Mein Kind hatte das letzte Mal hohes Fieber, als sie fünf Jahre alt war. Da hatte sie knapp 40°C und... Und damals ging es ihr schon sehr schlecht... Jetzt müssen das doch mindestens 41°C sein..."
„Wir haben vor kurzem bei ihrer Tochter Fieber gemessen... Lena hat 40,6°C Fieber.", bestätigte Markus die Vermutung von Lenas Vater und er fügte an: „Aber ihre kleine Tochter hatte ja auch bereits bei der Einlieferung leicht erhöhte Temperatur; deswegen habe ich auch die regelmäßige Kontrolle angeordnet... Sie können sich sicher sein, dass ihr Kind bei uns in der Klinik rund um die Uhr betreut wird. Es ist immer ein Arzt oder wenigstens eine Krankenschwester in der Nähe, die sich im Notfall..."

„Aber wenn sie sich so schlecht fühlt, dann frage ich mich, warum Lena noch nicht auf der Intensivstation liegt? Sie... Sie hatte als Kind... immer wieder schlimme Fieberkrämpfe gehabt... Einmal musste ich Lena deshalb sogar in die Notaufnahme bringen; sie war damals gerade fünf Monate alt und hat über eine viertel Stunde gekrampft, der Arzt musste den Krampf mit Medikamenten beenden. Die kleine Maus lag mehrere Tage auf der Intensivstation im Krankenhaus... Ich möchte das alles nicht noch einmal erleben müssen..."

„Ein Fieberkrampf kommt meistens auch nur in den ersten Lebensjahren eines Kindes vor; solange die Krämpfe nicht von einer anderen Erkrankung, wie zum Beispiel einer Epilepsie, ausgelöst wurden, brauchen sie sich deswegen bitte keine unnötigen Gedanken zu machen. Ich habe bereits mit unserem Chefarzt gesprochen; er wird sich Lena auch gleich noch einmal genauer ansehen... Wir werden herausfinden, was mit ihrer Tochter nicht stimmt..."

„Ich will wieder nach Hause, Papa. Ich möchte meinen Rexi bei mir haben, Papi. Darf ich meinen Hund hier haben?", fragte Lena noch einmal und blickte dabei zu ihrem behandelnden Arzt, der die knapp Siebenjährige lächelnd ansah und erwiderte: „Das geht leider nicht, Lena. Weißt du, dein Rexi würde sich hier bestimmt nicht wohlfühlen. ... Dein Papa kümmert sich bestimmt auch ganz toll um deinen Hund. Und da brauchst du dir keine Sorgen machen. Bald darfst du auch schon wieder nach Hause. Und dann musst du nicht mehr traurig sein, Lena. Und wenn es dir besser geht, dann kann dich dein Papa mit deinem Hund auch mal hier besuchen kommen."
„Ich will aber meinen Rexi hier haben, Papa.", beschwerte sich Lena mit erschöpfter Stimme und sah traurig in Richtung Tür. „Ich vermisse meinen Rexi schon so sehr."
„Rexi und ich kommen dich bald gemeinsam besuchen. Und du kommst auch ganz schnell wieder nach Hause, wenn du alles das machst, was der Doktor sagt. Versprochen, Lena. ... Ach, Lena... Meine Kleine... Es wird alles wieder gut; ich bin bei dir... Lena... Lena ist mein einziges Kind; ich... Bitte, Herr Doktor. Ich will nicht auch noch meine Tochter verlieren... Ich... Wenn Lena stirbt... Für wen soll ich denn dann noch leben..."

„Herr Köster... Wir tun alles dafür, dass es ihrer Tochter bald wieder besser geht. Sobald wir wissen, an was ihre Tochter leidet... Warum es Lena so schlecht geht, werden wir sofort alle nötigen Schritte einleiten, um ihrer Tochter zu helfen...", versprach Markus noch einmal und machte sich auf den Weg zu seiner eigenen Tochter Laura.



Die Fünfzehnjährige hatte momentan Besuch von Klinikchef Dr. Heilmann, und auch Lea, die ihre kleine Enkeltochter Emily kurz ins Bett gebracht hatte, war wieder bei ihrem Kind.
„Na, Laura... Dir geht es endlich wieder besser, hm... Frau Dr. Peters, ich glaube, wir können es langsam wagen und Laura aus dem Koma holen.", verkündete Roland und er betrachtete die Werte, die das EKG anzeigte, bevor er vorsichtig seine Hand auf Lauras Stirn legte. „Das Fieber ist ja bei ihrer Tochter runter; seit einer kleinen Entgleisung heute Morgen geht es bei Laura wieder aufwärts. Wir können es wagen..."

„Meinen sie wirklich, dass es so gut ist, wenn wir Laura jetzt schon aus dem Koma holen würden? Meine Tochter ist schließlich immer noch... sterbenskrank; sie hat Krebs. Und solange sie im Koma liegt, kann sie sich für die anschließende Chemotherapie noch ein wenig ausruhen. Das ist doch für Laura besser, als wach zu sein und ihre ganze Kraft vor dem Beginn der Therapie komplett zu verbrauchen.", erklärte die Neurochirurgin und Roland nickte zustimmend, fügte dann aber an, dass er es nicht verwerflich fände, wenn Laura jetzt aus dem Koma geholt würde.
„Sie brauchen sich keine Sorgen um ihre Tochter zu machen, Frau Dr. Peters. Ihrer Tochter wird es wieder besser gehen, sobald sie wieder wach ist."
„Wenn sie meinen...", erklärte Lea und sie griff nach Lauras Hand, bevor sie ihrer Tochter einen dicken Kuss auf die Stirn drückte. „Ich bin bei dir, mein Kind. Vertrau mir, mein kleines Mädchen. Sobald du wieder zu dir kommst, sitzen Papa und ich an deinem Bett."

„Frau Dr. Peters, ich mache mir allerdings momentan nicht nur Sorgen um ihre Tochter..." Rolands Blick ging zu Leas Bauch und er fragte, ob mit den Zwillingen alles in Ordnung wäre. „Sie sehen aus, als würden sie jemanden brauchen, mit dem sie reden könnten."
„Ich... Ich weiß es nicht, Dr. Heilmann. Es ist alles... gar nicht so einfach, wie sie es denken... Ich habe meine Tochter auf der einen Seite... sehr lieb und ich würde sie am liebsten gar nicht mehr verlassen. Aber auf der anderen Seite ist da Jenne und... sind da auch die beiden Babys in meinem Bauch. Ich fühle mich hin und hergerissen; jeder will Zeit mit mir verbringen."

„Sie können natürlich jederzeit nach Hause fahren, Dr. Peters. Wir sehen sowieso aller halbe Stunde nach ihrer Tochter; sollte sich etwas an dem Zustand von Laura verändern, würden wir sie sofort benachrichtigen.", erklärte Roland, doch Lea schüttelte den Kopf und erwiderte: „Ich kann meine Tochter nicht im Stich lassen. Ich habe mein Kind damals im Stich gelassen; ich habe es zugelassen, dass meine ehemals beste Freundin... Dass Stefanie meine Tochter einfach mitnimmt. Das hätte ich auf keinen Fall... zulassen dürfen."
„Sie haben Fehler gemacht, die sie jetzt wieder ausbaden wollen... Frau Dr. Peters, Fehler sind da, um gemacht zu werden. Ich habe genauso Fehler gemacht; wir alle haben uns irgendwann einmal für einen falschen Weg entschieden. Das ist im Leben einfach so... Sie können sich nicht für die Dinge bestrafen, die falsch gelaufen sind. Sehen sie sich ihre Tochter an; Laura hat ihnen verziehen, sie liebt sie und sie möchte bei ihnen bleiben. Gehen sie bitte nicht so hart mit sich selbst ins Gericht, Frau Dr. Peters. Sie sind noch so jung."

„Ich will aber meine Fehler... nicht mehr wiederholen. Ich habe Markus sein Kind verheimlicht; ich habe es zugelassen, dass meine geliebte Tochter bei fremden Menschen aufwächst. Und jetzt bin ich mit der Krankheit meines Kindes dafür gestraft.", erklärte Lea und weinte.

„Dr. Peters... Leukämie ist eine Krankheit, wie... wie eine Erkältung, eine Grippe oder... oder jede andere Erkrankung. Sie sind nicht schuld daran, dass Laura jetzt so schwer krank ist. Sie sind nicht schuld...", tröstete Roland die weinende Ärztin, die sich an den Bauch fasste und dem Klinikchef unter Tränen beichtete, dass nicht nur die Krankheit von Laura, sondern auch der vermutlich bestehende Herzfehler ihres ungeborenen Kindes zu ihrer Traurigkeit führte.
„Deswegen bin ich ja auch von unserem Gynäkologen krank geschrieben wurden. Er meinte, es würde meinem Baby... nicht gut tun, wenn ich weiterhin arbeiten würde. Aber... Arbeit ist das einzige, was mich von den Sorgen um Laura und um das Baby... ablenkt.", erklärte Lea mit ernster Stimme, bevor sie wieder zu weinen begann. „Ich will nicht, dass ich mein Baby... oder sogar beide Babys verliere. Aber ich will auch nicht mehr dran denken müssen, dass... Dass meine große Tochter auch noch hier im Krankenhaus liegt und sich schlecht fühlt."
„Das ist ganz verständlich, Dr. Peters. Sie haben zwar meine Tochter nie kennen gelernt, aber... Ich weiß, wie sie sich fühlen. Bei Alina, meiner verstorbene Tochter, bestand einmal nach einem Hundebiss eine Sepsis; ich hätte mein Kind fast verloren. Aber wissen sie, was mir neben meiner Arbeit auch sehr über diese schwere Zeit geholfen hat? - Meine Familie; dass meine Frau und meine Freunde für mich da waren..."

„Ich habe doch kaum noch eine Familie.", wehrte Lea ab, doch Roland schüttelte den Kopf. „Doch, sie haben eine Familie, Dr. Peters. Sehen sie sich doch einmal um und sie werden sehen, was ich damit meine. ... Ich meine nicht nur ihre Tochter; ich meine auch einen Mann, der alles für sie tut..."

Leas BabyWo Geschichten leben. Entdecke jetzt