Folge 6 - Teil 2: doppelte Kindersorgen

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Währenddessen war es Nachmittag geworden und Lena Köster, die sechsjährige Freundin und Klassenkameradin von Dr. Globischs Tochter Hanna, war, wie es ihr Vater der Kleinen am Morgen versprochen hatte, bei ihrer zweiten Freundin Luzie zu Besuch. Doch noch immer schien die Kleine an Schmerzen zu leiden und mit an ihren Körper gezogenen Beinen lag das Mädchen auf dem Sofa bei ihrer Schulfreundin Luzie.
„Mama... Mama... Die Lena liegt auf dem Sofa..." Aufgeregt zog und zerrte die bereits siebeneinhalbjährige Luzie am Frühlingsrock ihrer Mutter und wollte sie dazu bringen, sich um Lena zu kümmern. „Der Lena geht es gar nicht gut... Sie weint so doll, Mama."

„Warum geht es deiner Freundin denn nicht gut? Hat sie etwas falsches gegessen, Luzie?", fragte die Mutter und folgte ihrer Tochter ins Wohnzimmer, wo inmitten der drei spielenden Mädchen die weinende Lena auf dem Sofa lag und sich ihren Bauch hielt.

„Hanna, Luisa, Josephine. Es ist ja schön, dass ihr drei so einen Spaß hier habt. Aber seid bitte mal ein bisschen leiser. ... Schaut mal, der Lena geht es gar nicht gut. Sie liegt da vorne auf dem Sofa und hält sich schon den Bauch, weil sie ganz schlimme Schmerzen zu haben scheint.", ermahnte Frau Bönsch die drei fröhlich spielenden Mädchen, die noch gar nicht mitbekommen hatten, dass ihre Freundin Lena und Geburtstagskind Luzie bereits seit ein paar Minuten gar nicht mehr mitspielten.
Erschrocken hielten die drei Mädchen inne und sahen zu ihrer weinenden vierten Freundin, die so gerne mitspielen würde, aber nicht mehr aufstehen konnte. Mit beruhigender Stimme wandte sich Frau Bönsch an die vor Schmerzen sogar schon zitternde Lena, die sie behutsam fragte: „Lena... Hey, Lena. Was ist denn mit dir los? Luzie meinte, dir tut dein Bauch ganz doll weh?", fragte Frau Bönsch an das kranke Mädchen und Lena nickte.

„Tut dir der Bauch schon lange weh?" „Nicht so dolle...", jammerte Lena, bevor ihre beste Freundin Luzie hinzufügte: „Lena hat erzählt, dass ihr Papa schon mit ihr gestern beim Doktor im Krankenhaus war."

„Hat der Doktor da etwas Medizin gegeben?", fragte Frau Bönsch, eine rotblonde Frau mit kurzen Haaren, die ihr rechts und links bis an die Schultern reichten.
Lena zuckte mit den Schultern, bevor sie erzählte: „Papa ist mit mir ins Krankenhaus gefahren und dort hat die Frau Doktor gesagt, dass Papi heute noch mal zum Arzt gehen soll... Aber nur, wenn es mir nicht besser geht."
„Aber dir geht es doch nicht besser, oder?", fragte die besorgte Mutter von Lenas Freundin, bevor sie ihre Tochter bat, schon mal das Telefon zu holen.

Lena, die nicht noch einmal ins Krankenhaus wollte, weil ihre Angst, eine Spritze zu bekommen, viel größer war, als die Schmerzen in ihrem Bauch, jammerte, Frau Bönsch solle nicht ihren Vater anrufen.

„Papa geht dann gleich mit mir zum Doktor...", weinte Lena, die sich wieder krampfend an den Bauch griff und dicke Tränen aus ihren Augen kullern ließ.
„Dann geh doch mit deinem Papa zu meiner Mama.", schlug Hanna plötzlich vor, die sich oberhalb von Lenas Kopf hinsetzte und ihrer Freundin durch die Haare streichelte. „Die tut dir bestimmt nicht so doll weh. Und eine Spritze gibt sie dir auch nicht."

„Hat deine Mama denn heute überhaupt Dienst, Hanna?", fragte Frau Bönsch, bevor Hanna den Kopf schüttelte und erwiderte: „Aber heute Abend, wenn ich ins Bett gehe, dann muss sie wieder ins Krankenhaus. Da kann doch der Papa von Lena mit ihr zu meiner Mama fahren..."
„Es wäre aber besser, wenn Lena jetzt gleich zum Doktor gebracht wird, Hanna. Du siehst doch, es geht deiner Freundin gar nicht gut. ... Hanna, Josephine, Luisa. Geht ihr drei bitte kurz in den Garten; Florian begleitet euch drei."

Doch Luzies großer Bruder hielt die Idee von seiner Mutter eher nicht gut; wollte der Vierzehnjährige, der die sechste Klasse besuchte, gerade mit seinen Freunden Oliver und Maik zum gemeinsamen Fußballtraining.
„Oh, Mama... Nee, ich kann jetzt nicht auf die Drei aufpassen. Ich wollte jetzt nämlich mit Olli und Miki Fußball spielen. Wir haben ein wichtiges Spiel nächste Woche, da wollten wir noch ein bisschen Torschüsse drüben auf dem Sportplatz trainieren.", wehrte der Vierzehnjährige ab, doch seine strenge Mutter blieb bei der Anweisung.
„Du kümmerst dich um die drei Mädchen; sonst wird deine Mannschaft nächste Woche ohne dich spielen.", warne Frau Bönsch ihren Sohn und hoffte so, ihren Sohn zu überzeugen.

„OK Ok, ich gehe ja mit den Dreien raus. ... Dann kommt mal mit... Soll ich die kleine Nervensäge nicht auch gleich mitnehmen?", fragte Florian seine Mutter und deutete auf seine siebenjährige Schwester Luzie, doch Frau Bönsch schüttelte den Kopf und erwiderte: „Luzie kann Lena ein bisschen Gesellschaft leisten. ... Bleibt aber im Garten, hörst du Florian? Ihr geht nicht mit deinen Freunden auf den Sportplatz!"
„Ja, Mutti. Ich bleibe im Garten...", erwiderte Florian genervt, bevor er mit Hanna, Josephine und Luisa das Haus verließ.

Dann wandte sich Frau Bönsch wieder an Lena, der sie sagte: „So, ich rufe jetzt deinen Papa an, Lena. Dann holt er dich gleich hier ab... Keine Angst, er kümmert sich um dich.", beruhigte die besorgte, zweifache Mutter und griff Lena an den Kopf, der ihr etwas wärmer vorkam, als der Rest von Lenas Körper.
„Du hast doch auch Fieber, Lena... Das gefällt mir gar nicht. ... Luzie, holst du bitte mal das Fieberthermometer. Du weißt ja, wo das liegt...", bat Frau Bönsch ihre Tochter und schickte das Mädchen ins Badezimmer, während sie schon aus dem Telefonbuch ihres Telefons die Nummer von Lenas Vater heraussuchte.

„Ist dein Papa jetzt schon zu Hause, Lena?", fragte die Frau, doch von Lena bekam sie nur ein kurzes Schulterzucken zu sehen. „Ich weiß nicht, ob Papa schon zu Hause ist... Wie spät ist es denn jetzt?" „Es ist kurz vor Sechs...", deutete Frau Bönsch auf die Uhr und Lena erwiderte: „Papa ist bestimmt noch auf dem Weg nach Hause."
„Dann rufe ich ihn auf dem Handy an." Gesagt, getan – Frau Bönsch wählte die Handynummer von Lenas Vater und sogleich meldete sich Michael am anderen Ende der Leitung.

„Michael Köster...", hörte Lena durch den Lautsprecher des Telefons die Stimme ihres Vaters und sie drehte ihren Kopf weg, während Frau Bönsch sagte: „Herr Köster... Hier ist Claudia Bönsch, die Mutti von Lenas Freundin Luzie... Es geht um ihre Tochter."
„Ist irgendwas mit Lena nicht in Ordnung? Ich wollte die Kleine gerade abholen.", erklärte Michael und Frau Bönsch nickte bestätigend: „Das ist sehr gut, Herr Köster. Es... Es gibt ein paar Probleme bei Lena. Sie liegt hier auf dem Sofa und klagt über Bauchschmerzen..."
„Wieder? Hat sie etwas gegessen?", fragte Michael, doch Frau Bönsch erklärte, dass Lena außer einem kleinen Glas Kakao und einem Glas Orangensaft nichts zu sich genommen hatte. „Sie scheint schon seit heute Mittag Bauchschmerzen zu haben."
„Sie hat schon gestern so schlimme Schmerzen gehabt. Deswegen war ich mit ihr auch nachts noch in der Notaufnahme der Uniklinik. ... Ich hole die Kleine jetzt ab; in fünf bis zehn Minuten bin ich bei ihnen und dann fahre ich mit Lena sofort zum Krankenhaus..."


Nach der Untersuchung bei Dr. Ansbach auf der Gynäkologie war Lea wieder auf die Intensivstation zu ihrer sechzehnjährigen Tochter zurück gekehrt und erblickte ihren Ex-Freund, der noch immer an Lauras Bett saß und ihr behutsam über die Hand, die er in seiner hielt, streichelte.

„Wie geht es Laura?", fragte Lea erschrocken und Markus drehte sich um, bevor er erwiderte: „Ihr Zustand hat sich noch nicht verändert, Lea. Sie scheint immer noch Fieber zu haben."
„Wieso 'scheint'? Weißt du es denn nicht genau? Du bist doch Arzt; du musst doch wissen, ob unser gemeinsames Kind Fieber hat oder nicht.", wies Lauras Mutter ihren Ex-Freund mit scharfer Stimme zurecht, doch Markus konterte: „Ich habe dir doch versprochen, dass ich mit der Kontrolle von Lauras Temperatur noch auf dich warte, bis du wieder da bist. Damit unsere Tochter keine allzu große Angst haben muss... Was hat der Gynäkologe denn gesagt, als er dich untersucht hat? Ist alles in Ordnung?"
„Ich... Ja, es ist alles zur allerbesten Zufriedenheit aller. Ich soll mich nur bis zur Geburt der Zwillinge noch ein bisschen ausruhen. Mehr hat er mir nicht gesagt. ... Aber..." Mit einem besorgtem Blick sah Lea auf die Anzeige des EKG-Gerätes und vermutete, dass Laura wohl etwas von der angespannten Situation in ihrem Zimmer mitbekam.

Beruhigend über die blasse Haut von Lauras linken Arm streichelnd setzte sich Lea deswegen ans Bett ihrer schwer kranken Tochter, während Markus sich um die Temperaturkontrolle bei ihrem gemeinsamen Kind kümmerte.
Lauras Puls hämmerte unter Leas Hand immer schneller und härter und die Neurochirurgin sprach liebevoll auf ihr ängstliches Kind ein. „Laura... Laura, mein kleines Mädchen. Es ist alles in Ordnung. Du brauchst gar keine Angst zu haben... Meine tapfere Maus, so schlimm ist das doch alles auch gar nicht. ... Ihr Puls wird immer schneller.", deutete Lea aus Sorge um ihre Tochter ihrem Ex-Freund Lauras veränderten Zustand.

„Sie scheint wirklich Angst zu haben.", fiel Markus auf und sah dabei genau, dass es der geliebten Patientin wirklich gut zu gehen schien. „Sie ist immer noch sehr erschöpft... Laura, meine arme Kleine. Deine Mama ist doch bei dir und kümmert sich um dich.", beruhigte der Kinderarzt sein Kind und hatte seine kranke Tochter schon vorbereitet.
„So, Laura. Jetzt bist du schon für das Fiebermessen vorbereitet. Der Papa tut dir jetzt ganz bestimmt gar nichts Böses...", versprach Lea mit vorsichtiger Stimme, während Markus seiner Tochter noch einmal ganz vorsichtig über den Bauch streichelte und ihr ebenfalls versprach: „Dir passiert überhaupt gar nichts Schlimmes, mein liebes Töchterchen. Ich bin gaanz doll vorsichtig... Besonders bei dir."

„Siehst du... Ja, meine Laura. Wir werden dir auch gar nichts Schlimmes tun... Du bist doch so ein ganz wunderbares Mädchen; eine sehr tapfere Patientin...", lenkte Lea ihre Tochter ab und nickte ihrem Ex-Freund bestätigend zu, bevor sie noch ein wenig auf Laura einsprach: „Der Papa ist ganz vorsichtig mit dir. Damit seiner tapferen Tochter nichts Böses passiert... Wir müssen nur schauen, was mit dir los ist..."

Doch trotz ihres Komas schien Laura mitzubekommen, was mit ihr passierte, als Markus bei seiner fiebernden Tochter die Temperatur kontrollierte.
„Laura, Liebling. Es ist alles gut...", beruhigte Lea ihre Tochter und sah auf die Geräte, die Lauras Zustand überwachten. „Es ist gleich alles wieder vorbei, mein kleiner Liebling. Du brauchst gar keine Angst zu haben, das geht ganz schnell... Süße, es passiert dir doch gar nichts.", versprach Lea ihrer schwer kranken Tochter, während Markus besorgt auf das Thermometer sah.

Die besorgte Miene ihres Ex-Freundes sah auch Lea genau und sie erkannte, dass Lauras Zustand nicht gut war.
„Laura, mein kleines Mädchen.", flüsterte Markus auf seine Tochter ein und er blickte abwechselnd auf das Thermometer und auf seine Tochter, der der Schweiß über den Kopf floss. „Du brauchst wirklich keine Angst zu haben. Es ist gleich vorbei. Wir erlösen dich ja gleich...", beruhigte er seine Tochter und streichelte ihr über die Beine, die neben ihm standen.
„Laura... Ja, mein Mädchen. Alles ist wieder gut.", versprach die Ärztin und legte ihre Hand auf Lauras Bauch. „Du hast es gleich hinter dir. Dann lassen wir dich in Ruhe."

Endlich schien Laura die Temperaturkontrolle wirklich hinter sich gebracht zu haben und Markus erlöste seine Tochter von dem Stress, bevor er auf das Thermometer sah.
„39,7 Grad...", las er nach wenigen Augenblicken von der Anzeige ab und streichelte Laura über den heißen Kopf. „Meine arme kranke Große. ... Da geben Mama und ich dir lieber noch ganz sachte eine Spritze gegen das Fieber. ... Ja, meine tapfere Süße. Du bist so ein tolles Mädchen... Wir sind auch ganz vorsichtig bei dir...", beruhigte der Kinderarzt seine Tochter, die in ihrem Bett lag und, wenn sie wach wäre, bei der Aussicht auf eine Spritze ganz sicher zu Jammern und kräftig zu Weinen angefangen hätte.
Das jedenfalls wusste Lea ganz genau und sie erwiderte: „Markus... Meinst du wirklich, dass wir die Kleine mit einer Spritze quälen müssen? ... Sie hat panische Angst vor Spritzen; ich habe schon, als ich bei Laura Blut abnehmen musste, unsere Tochter schreien hören."

„Sie wird aber durch das Koma nichts merken.", wandte Markus ein und Lea nickte zustimmend, bevor sie sich wieder an ihre Tochter wandte: „Laura, Kleines. Dein Papa ist ganz vorsichtig bei dir, wenn er dir eine kleine Spritze geben muss. Das ist gar nicht so schlimm, wie du jetzt immer noch denkst. Da hat dir das böse Fieberthermometer gerade viel mehr wehgetan, als die kleine Nadel jetzt gleich. ... Ich halte deinen Arm auch ganz fest, Süße."

„Siehst du, deine Mama kümmert sich darum, dass dir nichts passiert...", beruhigte Markus seine Tochter und Lea fügte an: „Ich verspreche dir hoch und heilig, dass meinem kleinen Mädchen wirklich nichts passiert. ... Meine tapfere Laura merkt von der ganz kleinen Spritze gar nichts. Und wenn sie trotzdem etwas merkt, dann darfst du Papa und mich ganz doll hauen, wenn du wieder wach bist."
„Sie hat aber anscheinend nicht nur vor Spritzen panische Angst, sondern auch vor dem Fiebermessen... Laura, mein Kleines. Wir tun dir jetzt gar nicht mehr weh...", versprach Markus seinem kranken Kind und fügte an: „Du brauchst bei deinem lieben Papa keine Angst haben. Ich bin ja jetzt bei dir. Und Mama ist auch bei dir. ... Wir werden deine schreckliche Krankheit zusammen überstehen. Das verspreche ich dir. ... Mama und ich helfen dir jetzt..."

„Und was ist, wenn... Wenn sie nicht wieder gesund wird... Dann können wir unser Kind... nicht kennen lernen.", erinnerte Lea ihren Ex-Lebensgefährten, doch der erwiderte kopfschüttelnd, dass ihre gemeinsame Tochter auf jeden Fall wieder gesund werden würde.

„Und wenn wirklich noch irgendwas Unvorhersehbares mit Laura passiert, dann können wir unserer Patientin jederzeit helfen... Lea, du musst unseren Kollegen jetzt vertrauen. Unsere Tochter wird ganz sicher wieder gesund... Wir lassen unsere Große nicht im Stich.", versprach Markus und nahm Lea in den Arm, bevor die Neurochirurgin den linken Arm ihrer Tochter festhielt und der erfahrene Kinderarzt seinem Kind die Spritze mit dem fiebersenkenden Medikament verabreichte.
Diesmal schien Laura nichts zu spüren und Lea drückte ihrer Tochter nach der Spritze einen Kuss auf die Wange. „Jetzt wird es dir bald wieder besser gehen. Du wirst sehen; bald wird meine tapfere Maus wieder ganz gesund. ... Papa tut seiner lieben Tochter nur Gutes."

Leas BabyWo Geschichten leben. Entdecke jetzt