Folge 8 - Teil 2: ein verständnisvoller Chef

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Lea überlegte kurz, wie sie es der Kleinen erklären sollte und setzte sich anschließend zu dem kleinen Mädchen, die im Moment nicht nur die Halbschwester ihrer Tochter war, sondern auch Leas kleine Patientin: „Ich habe die Laura ganz ganz tapfer und ohne zu weinen aus meinem Bauch raus gedrückt, wo sie auf die Welt kam... Deine große Schwester kam aber nicht, wie andere Babys im Krankenhaus auf die Welt, sondern im Polizeiauto..."

„Die Laura ist im Polizeiauto gebort wurden?", fragte die kleine Lilly und Lea erzählte: „Ja, Lilly. Die Laura ist in einem Polizeiauto auf die große weite Welt gekommen. Sie hatte sich ausgedacht, dass sie doch gerne mit ihrer lieben Mami zusammen unter dem Weihnachtsbaum sitzen und feiern möchte. ... Und da tat es mir bei einem Spaziergang plötzlich ganz ganz doll im Bauch weh. Und dann hat ein Polizeiauto angehalten und die Polizei hat mich ins Krankenhaus gefahren. Aber kurz vorher tat es plötzlich wieder so doll im Bauch weh und dann hat die Polizistin gesagt, dass meine kleine Laura nicht im Krankenhaus auf die Welt kommen will, sondern im Arm von der Mama zum Onkel Doktor gebracht möchte..."
„Und dann ist die Laura auf die Welt gekommen? Im Polizeiauto?", wollte Lilly lächelnd wissen und Lea nickte: „Genau, Lilly. Deine große Schwester kam im Polizeiauto zu Weihnachten auf die Welt... Aber so lange werden die beiden Babys hier sicherlich nicht mehr in meinem Bauch bleiben müssen. Die Babys kommen schon früher auf die Welt..."
„Aber das tut doch der Mama immer ganz doll weh, wenn die Babys raus kommen, stimmts? Du darfst die Babys nicht so bekommen. Du musst dem Papa sagen, dass die Babys aus dem Bauch geschneidet werden sollen. Sonst macht es dir ganz viel Aua, Tante Lea...", erklärte Lilly ihrer Stiefmama, die die Kleine bereits als ihre richtige Mutter ansah, da Markus' Ex-Frau sich noch nicht bei ihrer kleinen Tochter blicken lassen hatte, obwohl Lea bei ihrer „Nachfolgerin" angerufen angerufen und ihr von Lillys verschlechtertem Zustand erzählt hatte...

„Du musst doch keine Angst haben, Lilly. Ich schaffe das schon. Laura habe ich doch auch auf normalem Wege auf die Welt gebracht. Das war zwar nicht sehr angenehm, aber als ich meine kleine Tochter das erste Mal im Arm hatte, das war das größte für mich."

„Aber... Das tut doch weh, wenn... Ich will nicht, dass die Babys dir weh tun.", erklärte Lilly und Lea lächelte kurz, bevor sie erwiderte: „Es tut zwar weh, wenn die Babys endlich auf die Welt kommen wollen, aber das Aua vergisst man auch ganz ganz schnell wieder, wenn das Baby einen das erste Mal anguckt. Mach dir keine Sorgen, Süße. ... Und wenn deine große Schwester dabei wäre, wenn die Babys auf die Welt kommen, dann tut mir das noch weniger weh..."

„Aber die Laura ist doch ganz doll schlimm krank... Da darf sie nicht aus dem Bett kommen, Tante Lea. ... Weißt du, ich werde auch bald eine große Schwester. Meine Mama bekommt ein Baby..."
„Oh, weiß denn dein Papi schon davon?" „Nein, noch nicht. Die Mama wollte das noch nicht sagen, dass der Papa ein Baby bekommt.", erklärte die fünfjährige Lilly und Lea fragte: „Aber du weißt doch schon, ob du einen kleinen Bruder oder eine kleine Schwester bekommst, oder?"
„Die Mama hat gesagt, dass das Baby noch ganz klein ist... Sie ist erst so lange eine Mama. Das hat mir die Mama so gezeigt..." Lilly zeigte zwei Hände, dann noch einmal eine Hand und anschließend noch zwei Finger hoch und Lea sagte: „Siebzehn Wochen ist die Mama schon schwanger? Da kommt das Baby vielleicht auch zur gleichen Zeit, wie die zwei Geschwister von der Laura Estelle auf die Welt... Da wirst du große Schwester und die Laura auch."
„Die Laura ist schon eine große Schwester, Tante Lea... Sie hat doch mich. Und... sie hat auch die Babys von der Mama, die dir die Laura weggenommen hat, als Schwestern."
„Von Stefanie hat Laura nur eine Schwester, Lilly. Die kleine Maja-Amélie...", erklärte Lea, als plötzlich die Tür aufging und Roland Heilmann ins Zimmer kam.

„Ah, hier sind sie ja, Frau Doktor Peters. Ich muss dringend mit ihnen sprechen... Es geht um ihre Tochter Laura.", erklärte der Klinikchef kurz angebunden klingend und Lea nickte kurz, bevor sie aufstand, sich kurz von der fünfjährigen Lilly verabschiedete, ihr versprach, gleich wieder zu ihr zurück zu kommen und anschließend hinter Dr. Heilmann Lillys Zimmer verließ.


„Was gibt es denn, Dr. Heilmann? Sie sehen aus, als wäre ihnen jemand im... OP wegge... NEIN! NEIN, BITTE BITTE NICHT! Laura ist...? Bitte nicht meine kleine Laura... Ich... Bitte nicht meine arme kleine Laura..."
„Machen sie sich bitte keine Sorgen um Laura. Ihre Tochter lebt; ich war gerade eben noch einmal nach ihr schauen. Sie schläft momentan; Herr Derbeck sitzt an ihrem Bett und passt auf. Es gab allerdings leider wirklich einen Todesfall..."

„Um wen handelt es sich dabei? Etwa... Ist etwa die kleine Maja... Bitte nicht die kleine Maja; sie kann doch für ihre Eltern und für das, was ihre Eltern mir und meiner Laura angetan haben... Dafür kann die Kleine doch nichts..."
„Nein, Maja lebt noch... Der Tote heißt Bernd Falken. Er ist bei dem Autounfall, bei dem die kleine Maja verletzt wurde, ebenfalls schwer verletzt... Der Patient hat es leider nicht geschafft; er ist auf dem Weg in den OP verstorben...", erklärte Roland seiner Kollegin und Lea schlug ihre Hand vor dem Mund zusammen; hatte sie doch Bernd kurz vor Lauras Geburt kennen gelernt, als Stefanie unbedingt die heute fünfzehnjährige Laura haben wollte.
„Oh Gott... Was ist mit der kleinen Maja-Amélie? Wie geht es der Kleinen? Ist sie endlich aus dem OP raus?". „Die kleine Maja wird wohl noch operiert... Aber sie müssen sich keine Sorgen machen; Dr. Blankenburg ist ein sehr guter Arzt. Machen sie sich keine Sorgen um die Kleine."

„Aber was passiert denn, wenn die Kleine aus der Klinik entlassen werden kann? Weiß das Jugendamt schon vom Tod von Bernd?" „Ich habe vor einer halben Stunde bereits mit einer Frau vom Jugendamt gesprochen. Die Mitarbeiterin, die ich bereits von einem anderen Fall kenne, wird morgen Vormittag hier sein und Maja besuchen... Machen sie sich keine Gedanken; konzentrieren sie sich erst einmal auf ihre große Tochter... Laura braucht sie jetzt. Und ihre beiden Babys auch... Geht es ihnen gut?"
„Mir... Mir ging es noch nie besser, Dr. Heilmann. Ich bin in Ordnung. ... Ich... Es tut mir leid, aber ich muss weg... Ich...", erklärte Lea und nahm ihre Beine in die Hand, um möglichst schnell von Roland und von der Nachricht über den Tod von Bernd weg zu kommen.

Der Weg der Neurochirurgin führte Lea aufs Dach der Sachsenklinik, wo sie hoffte, allein sein zu dürfen. „Ich... Wie soll ich meiner kleinen Maus nur erklären, dass ihr Adoptivvater... der die ganze Zeit über für die Große da war und auf Laura aufgepasst hat... Das geht doch nicht.", sprach die Chirurgin mit sich selbst und sie streichelte sich selbst über den Bauch.
„Ihr beide wisst noch gar nicht, was hier draußen auf der Welt alles passiert. Eure große Schwester ist totkrank und wird vielleicht nicht einmal miterleben können, wenn ihr auf die Welt kommt. Und dabei hat eure große Schwester doch selbst ein Baby..."
Lea überlegte. Sie hatte ihrer Tochter versprochen, im Falle von Lauras Tod, auf die kleine Emily aufzupassen und ihr viel von Laura zu erzählen. Aber so viel konnte Lea doch nicht von ihrer großen Tochter erzählen – sie kannte Laura doch selbst kaum.
„Ich kann... Ich kann doch nicht einfach irgendwelche Geschichten erfinden. ... Der Freund von meiner kleinen Laura kennt mein eigenes Kind besser, als ich. Ich... Laura, ich will nicht, dass du einfach stirbst. Du bist doch meine Tochter; du bist mein Kind. Ich liebe dich doch. Du bist mir wichtig. Mein kleines Mädchen...", flüsterte Lea traurig und streichelte sich noch einmal über ihren Bauch.

Ihre Schwangerschaft mit ihren Zwillingen konnte man in wenigen Wochen nicht mehr verheimlichen; schon jetzt sah man eine kleine Erhebung und in den nächsten Wochen würden sich auch die Bewohner in ihrem Bauch zu bewegen beginnen.

Wieder fiel Lea ein, dass auch eines ihrer Zwillinge schwer krank war und sie überlegte, ob sie nicht doch der dringenden Operation zustimmen sollte. Doch dann entschied sie sich wieder dagegen und begann, mit ihrem Ungeborenen zu sprechen: „Ich kann doch nicht einfach... Ich kann nicht einfach mein Kind sterben lassen. ... Süße, du musst mir glauben, mein kleines Mädchen. Ich... Ich mache mir doch genauso viele Sorgen um dich, wie ich sie mir auch um mein großes Mädchen... um meine kleine Laura mache. Ihr seid mir nicht viel weniger wichtig, als... Als eure große Schwester. Aber ich kann nicht dein Leben aufs Spiel setzen. Ich will nicht nach der Operation aus der Narkose aufwachen und gesagt bekommen, dass mein krankes Baby tot ist..."

Lea stellte sich vor, wie ihr krankes Baby einmal vor ihr im Bettchen lag und sie anstrahlte. Wie wäre es, wenn die Kleine gesund auf die Welt kommen würde... Wenn Lea wirklich der Operation zustimmte? Würde ihr Baby dann genug Kraft haben, um auf natürlichem Wege auf die Welt zu kommen? Oder müsste Lea doch einen Kaiserschnitt machen lassen, weil etwas anderes mit ihrem Baby nicht stimmte?

„Kleines, es... Es klingt komisch, aber auch ich habe Angst vor einer Operation. Natürlich würde ich dich liebend gerne operieren lassen. Aber wenn irgendwas schief geht und... Mein Kleines, ich will einfach nicht, dass du vor deiner großen Schwester oder vor deinen Eltern gehen musst. Ich will dich nicht verlieren. ... Papa hat doch bestimmt schon für euch beide eine Wiege vorbereitet, damit ihr beide zusammen kuscheln könnt..."

Wieder hoffte Lea, die Herzerkrankung ihrer kleinen Tochter war einfach nur ein böser Traum – hatte sie doch schon bei ihrer Schwangerschaft mit Laura Estelle sich alle möglichen Krankheiten bei ihrem Kind eingebildet, weswegen sie eigentlich unbedingt einen Kaiserschnitt machen lassen wollte. Was wäre gewesen, wenn ihre kleine Laura bei der Geburt starb?

„Dann müsste deine große Schwester nicht noch einmal ihre Leukämie durchmachen... Mein kleines Mädchen, es tut mir so leid, dass... Dass du meine Angst ausbaden musst. Aber... Dass deine große Schwester überlebt und bei der Geburt von euch beiden... vielleicht sogar dabei sein kann, ist für mich jetzt erst mal das wichtigste auf der Welt. Die Operation an deinem Herzen... das kann auch nach deiner Geburt gemacht werden."

Immer wieder streichelte sich Lea über ihren Bauch und versuchte, sich selbst zu beruhigen, ihr Baby würde sich wohl fühlen und es ginge sowohl dem kranken Zwilling, wie auch dem gesunden Kind gut. Doch dann machte ihr ihre Gefühle wieder einen Strich durch die Rechnung und Lea begann, kräftig zu weinen. „Ich will dich nicht verlieren, mein Kleines. Ich... Ich werde der Operation zustimmen. Du wirst wieder gesund, mein Kleines...", erklärte Lea und machte sich wieder auf den Weg auf die Intensivstation; ihre Tochter Laura war schließlich schon die ganze Zeit alleine gewesen...



Allerdings irrte sich Lea dabei, denn Laura war nicht ganz alleine – Jenne, ihr Stiefvater, saß am Bett der schwer kranken Fünfzehnjährigen und sprach beruhigend auf das Mädchen, das sich jammernd durch ihr Krankenbett wälzte, ein.

„Laura... Laura, es ist gut... Du hast schlecht geträumt. ... Laura, mein Kleines. Komm, ganz ruhig. Ich bin doch bei dir. Du musst nicht weinen.", besänftigte Jenne seine Stieftochter und strich ihr vorsichtig durch die verschwitzten Haare, die auf Lauras Kopf klebten. „Dir geht es nicht gut, Große. Ich weiß. Aber deine Mama kommt dich bald wieder besuchen; sie ist nur gerade bei deiner kleinen Tochter und besucht das Mäuschen. Du musst keine Angst haben, ich bin bei dir. ... Laura... Pschscht, es ist alles gut."

„Mama... Mama... Mama...", jammerte Laura und wälzte sich erschöpft und müde durch ihr Krankenhausbett, das auf der Intensivstation stand. „Mama... Ich will nicht... Ich will das Baby nicht... Es ist alles eine... Es ist eine Lüge... Emily ist nicht... Meine kleine Emily... ist nicht von Paul..."
Jenne erschrak. Was sollte das heißen? Hatte Laura, von der man es nicht gedacht hätte, ihren Paul betrogen? War etwa ein anderer Junge, vermutlich einer aus Lauras Schulklasse, Emilys leiblicher Vater?

„Laura, was ist denn los? Warum ist denn Paul nicht der Papa von deiner kleinen Emily? Er ist doch so ein toller Papa... Lauuura, Mäuschen. Pschscht, es ist gut. Reg dich nicht so auf. Wir kriegen alles wieder in den Griff, meine Große. Du musst dich nicht vor irgendwas fürchten. Mama und ich passen auf dich auf. Und dein Papa ist auch in ein paar Minuten wieder bei dir.", beruhigte Jenne seine Stieftochter noch einmal, während er überlegte, wer der Vater von der kleinen Emily sein konnte.
Vielleicht war Emily die Tochter einer unbekannten Discobekanntschaft von Laura? Besuchte die Fünfzehnjährige eigentlich schon Discos? Oder hatte es vielleicht doch nur bei einer Geburtstagsfeier eines Freundes einen kleinen Unfall gegeben, weil Laura betrunken war? Oder vielleicht war Laura auch einmal etwas passiert, als sie alleine in einem dunklen Park unterwegs war? 

Leas BabyWo Geschichten leben. Entdecke jetzt