Folge 6 - Teil 5: Lenas Besuch bei Hanna

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Zur gleichen Zeit war die kleine Lena, die die ganze Nacht über bei ihrem Vater im Ehebett geschlafen hatte, mit Michael auf dem Weg zu ihrer zweiten besten Freundin Hanna Globisch, der Tochter von Kathrin.

„Endlich darf ich wieder zu meinen Freundinnen... Hanna freut sich schon, dass wir miteinander spielen können.", wusste die Sechsjährige, die ihren Kindergartenrucksack auf dem Rücken hatte und ihre Puppe im Autositz mit sich herumtrug.
„Aber wenn es dir nicht gut geht, dann sagst du bitte der Frau Globisch Bescheid. Sie ist ja auch eine gute Ärztin...", meinte Michael, der bemerkte, dass es seiner Tochter zum Glück wieder um einiges besser ging, als noch am gestrigen Abend.

Vermutlich, so nahm Michael an, waren die Bauchschmerzen seiner Tochter wirklich psychischer Natur und traten nur auf, wenn die Kleine sehr aufgeregt war oder sich in der Schule zu sehr anstrengte.

„Die Hanna passt auch ganz doll auf mich auf, Papa...", wusste Lena und sprang glücklich neben ihrem Vater, der seine Tochter an der Hand hatte, her.

Für den Zustand der Sechsjährigen schien der Tag Ruhe sehr gut gewesen zu sein und so freute sich das kleine Mädchen sehr, dass ihr Vater ihren großen Wunsch nach einem Spielvormittag bei ihrer Freundin Hanna Globisch nach längerer Diskussion doch noch zugestimmt hatte.
„Aber haltet euch bitte trotzdem noch etwas zurück, wenn Hanna und du jetzt ein bisschen miteinander spielt. Nicht so doll durch die Betten springen." „Ja, Papa." Lena verdrehte genervt die Augen, bevor ihr Vater ihr erklärte: „Hey... Kleines, nicht nur 'ja' sagen. Sonst kann ich das nächste Mal nicht mehr so nachgiebig mit dir umgehen. ... Ich möchte nicht, dass du heute oder morgen doch noch ins Krankenhaus musst, weil du umfällst...", bat Michael seine Tochter und seine Tochter nickte, bevor sie bei Hanna und Kathrin Globisch klingelte.

Es dauerte nicht lange, bis die siebenjährige Hanna endlich öffnete und sich die beiden Mädchen freudestrahlend um den Hals fielen. „Hallo Lena... Endlich bist du da...." - „Hallo Hanna! Guck mal, Papa hat mir erlaubt, dass wir zusammen spielen. Ich bin wieder ganz gesund..."
„Ohh... Toll, dann können wir ja jetzt wieder zusammen spielen. Ich hab von Mama eine neue Puppe bekommen... Mit der können wir Familie spielen. Die kann sogar richtig laut weinen...", erkannte Hanna freudestrahlend und wollte schon mit ihrer besten Freundin in ihr Zimmer rennen, doch Michael bremste seine Tochter: „Lena... Denk bitte dran, was wir auf dem Weg hierher besprochen haben. ... Kleines, du weißt, dass die Ärztin sich nicht ganz sicher war, was mit dir los ist.", erinnerte der besorgte Vater die Sechsjährige, bevor die beiden fast gleichaltrigen Mädchen zusammen in Hannas Zimmer liefen.

„Guten Tag, Herr Köster." „Guten Tag, Frau Globisch.", begrüßten sich Michael und Kathrin, als die Anästhesistin den Vater ihres heutigen Gastes in der Tür stehen sah.
„Ist ihr kleines Sorgenkind denn schon wieder ganz gesund?", erkundigte sich die Ärztin mit einem Blick auf Lena, die noch etwas verunsichert in der Zimmertür von Hannas Zimmer stand und nicht so recht wusste, ob sie schon zu ihrer Freundin gehen durfte oder ihr Vater noch etwas mit ihr besprechen wollte.

„Du kannst schon spielen gehen, Lena. Hanna hat sich schon den ganzen Tag auf den Spielvormittag mit dir gefreut... Kommen sie doch ruhig noch einmal mit rein. Wir zwei können ja noch ein paar Worte miteinander wechseln. Oder müssen sie gleich auf Arbeit?"
„Doch... Doch, ein paar Minuten habe ich noch Zeit für ein Gespräch...", bestätigte Michael und betrat die Wohnung der Anästhesistin, während seine Tochter schon bei Hanna im Zimmer verschwand.

„Setzen sie sich doch... Wollen sie etwas trinken?" „Nein, danke. Ich hab auch nur ein paar Minuten Zeit, bis ich zur Arbeit muss.", lehnte Michael ab, bevor sein Blick durch die Wohnung der Anästhesistin wanderte.
Ihm gefiel der Schnitt der Wohnung sehr gut; beim Umschauen fiel ihm aber auch auf, dass die Wohnung etwas sehr groß war.

„Wohnen sie eigentlich mit Hanna alleine hier?" „Ja... ja, ich... Seit ein paar Wochen bin ich mit Hanna alleine.", gab Kathrin schnell zur Antwort, als sie sich gegenüber von Michael in den Sessel setzte und zwei Wassergläser und eine Wasserflasche auf den Tisch stellte.

„Wissen sie denn, warum es ihrer Kleinen gestern nicht gut ging?", wollte Anästhesistin Kathrin wissen, als man schon ein fröhliches Lachen aus Hannas Zimmer hörte und Michael zuckte kurz mit den Schultern: „Sie hat mich gestern Abend noch ganz schön auf Trab gehalten, weil sie unbedingt zu Hanna wollte. Aber... es ging ihr auch nicht besonders gut. Ich weiß nicht, was mit ihr gestern los war. Sie hat ja auch nichts falsches gegessen, was ihr vielleicht die Beschwerden verursacht hätte."

„Waren sie denn gestern Abend noch mit der Kleinen im Krankenhaus? Frau Bönsch meinte, dass sie das vorgehabt hatten...", wusste Kathrin, doch der Vater ihres Gastes musste die Frage der Anästhesistin verneinen. „Ich habe die Kleine einfach nicht dazu überreden können, mit ins Krankenhaus zu kommen. Sie hat beim kleinsten Wort davon sofort zu brüllen angefangen und... hat sich mit Händen dagegen gewehrt, dass ich sie auf den Arm nehmen konnte. Ich konnte Lena gestern kaum noch beruhigen und sie ins Auto setzen; geschweige denn hätte ich sie am Krankenhaus aus dem Auto holen können..."

„Tja... So sind die Kinder eben manchmal... Es gibt womöglich auf der ganzen Welt kein einziges Kind, das gerne oder wenigstens ohne Gebrüll zum Arzt geht... Aber sie hätten auch zu uns in die Sachsenklinik kommen können." „Auch das wollte Lena nicht. Ich habe ihr angeboten, dass wir zu ihnen in die Klinik fahren. Aber Lenas Angst war viel zu groß. Selbst, als ich gesagt habe, dass sie sie doch kennt und vor ihnen keine Angst zu haben braucht."

„War es denn beim letzten Mal so schlimm, als sie mit Lena im Krankenhaus waren? Die Kleine hat Hanna erzählt, dass sie vor gar nicht allzu langer Zeit schon mal mit der Kleinen...", wusste Kathrin und Michael nickte bestätigend, bevor er berichtete: „Vorgestern hatte Lena schon so schlimme Bauchschmerzen gehabt, dass sie sich nicht aus ihrem Bett bewegen konnte. Da hab ich die Kleine ins Krankenhaus gebracht... Aber die Ärztin hat ihr bei dem Besuch im Krankenhaus während der Untersuchung so große Schmerzen verursacht, dass sie fast sogar dabei zusammengebrochen wäre..."

„Mein mit Kindern sehr erfahrener Kollege Dr. Brentano hatte gestern Nachtdienst; er hätte bei Lena bestimmt keine Schmerzen verursacht. Und seit heute haben wir einen neuen Kollegen; vielleicht sollten sie, wenn es noch einmal passiert, dass Lena so große Schmerzen hat, mal nicht ihre Tochter entscheiden lassen, ob sie mit der Kleinen ins Krankenhaus fahren. Es kann auch eine ernstzunehmende Krankheit hinter den Beschwerden stecken; vielleicht müsste Lena sogar operiert werden..."
„Es geht ihr ja wieder gut.", widersprach Lenas Vater und Kathrin nickte. „Ja, zum Glück... Aber ich werde trotzdem ein Auge auf die Kleine haben..."
„Danke übrigens, dass ich die Kleine heute bei ihnen lassen kann... Mein Bruder hat leider keine Zeit, sich um Lena zu kümmern. Er muss kurzfristig beruflich nach München... Sonst hätte ich Lena bei ihm gelassen.", erklärte Michael und sah seine Tochter wieder in der Tür stehen.

„Na, Lena. Habt ihr schon viel Spaß zusammen, Spatz?" „Jaaa... Papi? Danke, dass ich heute bei Hanna bleiben darf.", freute sich Lena und hopste wieder in Hannas Zimmer zurück.
„Es ist nicht leicht, alleinerziehend zu sein... und einem Beruf nachzugehen.", seufzte Michael beim Beobachten seiner Tochter, die sehr fröhlich zu sein schien. „Ich weiß, was sie meinen, Herr Köster. So geht es mir mit Hanna auch. Aber man versucht, das beste draus zu machen. ... Und irgendwie klappt es ja. Mit viel Unterstützung von den Kollegen..."

„Nur, wenn die Kinder dann krank sind... Als mich Frau Bönsch gestern angerufen hat und mir sagte, dass mit Lena etwas nicht stimmt... Das war ein riesen Schock für mich. Ich wusste gar nicht, was ich zuerst machen sollte. Aber mein Chef hat zum Glück ein sonniges Gemüt; er ist selbst alleinerziehend. Da ging es, dass ich die Kleine hole..."

„Ich bin ja zum Glück bei uns in der Klinik die Chefärztin... Und Roland, unser Klinikchef, ist seit vielen Jahren mein bester Freund... Da ist das auch kein Problem...", wusste Kathrin, als Hanna in der Tür auftauchte und ihre Mutter fragte: „Mama... Haben wir noch Limo da?"
„Ja, haben wir. Im Kühlschrank ist noch eine Flasche. Aber nicht alles mit einem Mal leertrinken, Hanna. Und Lena sollte auch nicht sooo viel Limo; ihr ging es schließlich gestern nicht besonders gut, Hanna. Denk bitte daran.", erklärte Kathrin ihrer Tochter, die sich die Limonadenflasche aus dem Kühlschrank holte und wieder in ihrem Zimmer verschwand.

„Lenas Zustand gestern Abend hat mich ganz schön in Sorge gebracht... Sie hat nach unserer Rückkehr nach Hause gleich den Weg ins Bett gefunden und hat sich ihr Fieber aus dem Körper geschwitzt.", berichtete Michael, bevor er seine sechsjährige Tochter noch einmal zu sich rief und ihr erklärte: „Lena, ich muss jetzt wieder auf Arbeit fahren. Ich hole dich in spätestens drei Stunden wieder hier ab. ... Du denkst bitte dran, was wir zwei auf dem Weg hierher besprochen haben. Und du hörst bitte auf die Frau Dr. Globisch. Wenn sie sagt, dass Hanna und du zu viel tobt, dann macht ein wenig ruhiger. ... Nicht herum meckern. ... Du hast gestern mit ziemlich hohem Fieber im Bett gelegen, Kleines."
„Jaaa... Papi, ich höre ganz artig auf die Frau Dr. Globisch. ... Papi, ich hab dich ganz ganz doll lieb. Bis zu den Sternen und wieder zurück...", sagte die sechsjährige Lena, drückte ihrem Vater einen Kuss auf die Stirn und ging dann wieder spielen.


Ungefähr eine Stunde später, Kathrins Tochter Hanna und ihre beste Freundin Lena hatten die ganze Zeit fröhlich kichernd zusammen in Hannas Zimmer gespielt, hatte sich die Situation allerdings verändert.
Lena ging es wieder viel schlechter und ihre beste Freundin Hanna, die momentan mit der Sechsjährigen ihr Lieblingsspiel „Krankenhaus" spielte, fragte, was los sei. „Du bist doch die Patientin, die einen kaputten Arm hat, Lena..."
„Mir tut mein Bauch ganz doll weh.", jammerte Hannas Freundin zitternd und hielt sich krampfend den Bauch, während sie ein leises Weinen hören ließ.
„Ich will wieder nach Hause... zu meinem Papi und zu meinem Hundi... Papi und Rexi machen mich ganz schnell wieder gesund. Wenn ich bei meinem Papi im Arm liege und Rexi seinen Kopf auf meinen Bauch legt, dann tut mir der Bauch gar nicht mehr so weh."

„Ich rufe meine Mama... Die kann dir helfen.", wusste Hanna, doch Lena widersprach ihr sofort, dass sie das auf keinen Fall wolle.

Hanna sah ihre Freundin Lena, welche auf dem Bett der siebenjährigen Arzttochter lag und über ihre schrecklichen Bauchschmerzen jammerte, noch ein paar Augenblicke an, doch dann schüttelte sie den Kopf und wollte gerade aus dem Zimmer laufen, um ihre Mutter zu holen.
„Mam...", begann Hanna, doch Lena rief ihrer Freundin zu, sie würde sich jetzt auf keinen Fall von Hannas Mutter auch noch untersuchen lassen wollen.
„Ich möchte das nicht, Hanna. Du bist doch jetzt auch eine Frau Doktor... Du musst meinen Bauch selbst wieder gesund opserieren... Dann geht es mir bestimmt wieder gut.", sagte Lena wimmernd, doch Hanna widersprach ihrer Freundin sofort und erklärte: „Ich bin keine Frau Doktor... Du musst zu meiner Mama gehen und dich von ihr untersuchen lassen... Guck mal, Lena, meine Püppi war gestern Abend auch ganz doll krank und meine Mama hat sie ganz schnell gesund gemacht... Da macht sie dich auch ganz schnell wieder gesund..."

„Hanna... Das möchte ich nicht... Mein Papi hat zwar gesagt, dass ich dann gleich zu deiner Mami gehen soll. Aber das möchte ich nicht, Hanna... Ich... Ich hab ganz doll Angst... Aaaaaua...", weinte Lena, wollte aus dem Bett ihrer besten Freundin Hanna aufstehen, doch schon nach wenigen Schritten brach die Kleine zusammen.

„Lena? Lena?! MAAAMI! Maaama... Lena... Lena ist ganz krank... Maaama! MAAAAMAAAA!", rief Hanna mit erschrockener Stimme und kniete sich neben ihre Freundin, während Kathrin in Hannes Zimmer kam und die auf dem Boden liegende Lena erblickte.

„Lena?! Ach, du großer Gott. Was ist denn passiert, Hanna?", fragte Kathrin, bevor ihre Tochter ihr antwortete: „Lena hat... geweint, dass ihr der Bauch wehtut... Und dann wollte ich dich holen, dass du Lena wieder gesund machst. Aber sie wollte nicht und... ist aus dem Bett aufgestanden. Aber wo sie dann raus laufen wollte, da ist Lena dann umgefallen... Mama, was ist denn mit Lena? Sie hat immer hier Aua im Bauch..."
Hanna zeigte eine ganz bestimmte Stelle an ihrem Bauch, das Kathrin zeigte, was ihre kleine Patientin wohl hatte. Um ihre Tochter allerdings nicht zu beunruhigen oder ihr Angst zu machen, erklärte Kathrin, dass Lena ganz schnell wieder gesund werden würde.
„Wir kriegen das schon wieder hin, Hanna. Versprochen. ... Lena? Lena, Süße. Aufwachen... Lena! Lena? Kannst du mich hören, Süße? Mach mal die Augen auf, Lena... Hallo, ich bin es, die Doktor Kathrin... Hallo, Lena..." Vorsichtig tätschelte Kathrin die Wange der Kleinen, doch Lena kam nicht wieder zu sich.

„Mama, was ist denn mit Lena? Warum schläft sie denn so viel?", wollte Hanna besorgt wissen, während ihre Mutter schon an die ersten Handgriffe dachte, die zu tun waren.

Ganz behutsam legte die Ärztin das bewusstlose Mädchen in eine stabile Seitenlage und prüfte die Atmung der Kleinen, bevor sie mit dem Handy den Notarzt rief.
„Globisch hier, ich brauche dringend einen Rettungswagen zu mir nach Hause... Ein bewusstloses, knapp siebenjähriges Mädchen mit hochgradigen Verdacht auf eine akute Blinddarmentzündung... Lena Köster, sie ist eine Schulfreundin meiner Tochter. ... Ja... Leipziger Hauptstraße 26... Ich bin vor Ort... Ja, in Ordnung. Vielen Dank", bedankte sich Kathrin und legte ihre Hand auf Hannas Arm.

Die Tochter der Ärztin saß ängstlich neben ihrer Freundin und sagte: „Mama? Ist Lena jetzt tot? Sie bewegt sich gar nicht... Mama? MAMA? Lena schläft doch bloß, oder?"
„Aber natürlich schläft Lena bloß, Hanna. Weißt du, meine Große. Deiner besten Freundin geht es im Moment gar nicht gut. Sie ist ein bisschen... erschöpft... Und sie hat ziemlich hohes Fieber, merkst du das?", fragte Kathrin, während sie Hannas Hand zu Lenas Stirn führte.

„Lena... Mama, Lena muss wieder gesund werden...", weinte nun auch die Arzttochter und sie umarmte ihre bewusstlose Freundin. „Lena ist doch meine beste Freundin, Mama. Weißt du... Wir spielen immer ganz viel zusammen..."
„Das weiß ich doch, Hanna. Du brauchst keine Angst haben... Ich verspreche dir hoch und heilig, wir machen Lena im Krankenhaus ganz schnell wieder gesund.", versprach Kathrin ihrer Tochter, bevor sie die Telefonnummer von Lenas Vater wählte und Michael sogar sofort erreichen konnte.

„Herr Köster? Hier ist Kathrin Globisch... Ihre Tochter ist gerade zusammengebrochen; ich habe den Notarzt bereits alarmiert. Wir bringen die Kleine in die Sachsenklinik, kommen sie bitte gleich dorthin... In Ordnung, Herr Köster. Wir sehen uns dann in der Klinik."
„Kommt Lenas Papa auch?", fragte Hanna, während Kathrin noch einmal Lenas Bauch betastete.
„Er besucht Lena im Krankenhaus, wenn meine Kollegen und ich wissen, was mit ihr ganz genau los ist... Hanna, ich möchte mal kurz bei deiner besten Freundin die Temperatur messen... Kannst du bitte mal das Fieberthermometer aus dem Badezimmerschrank holen?", gab Kathrin ihrer Tochter einen Auftrag, den Hanna sogleich mit leichtem Unmut erfüllte, während Kathrin den Rock von Lena hochschob und die Kleine ein wenig beruhigte , obwohl Lena immer noch bewusstlos war.

„Du tust Lena doch ganz doll weh, Mama! Das darfst du nicht machen. Sie hat schon ganz böse Aua im Bauch...", weinte Hanna, als ihre Mutter schon das Thermometer vorbereitete. Zur Ablenkung ihrer Tochter hatte Kathrin jedoch auch schon gleich wieder den nächsten Auftrag.

„Hanna, mach dir keine Sorgen um deine Freundin. Ich weiß, was ich tue. ... Süße, du kannst schon mal aus dem Fenster schauen, ob der Rettungswagen da ist. Wir müssen Lena gleich ganz schnell mit dem Rettungswagen ins Krankenhaus bringen...", lenkte Kathrin ihre Tochter ab, während sie Lena ihre Hand auf den Bauch legte.
Sobald Hanna wie gebannt aus dem Fenster sah, konnte Kathrin mit dem Thermometer bei dem Mädchen die Temperatur messen.
„39,8... Kein Wunder, dass du hier liegst... Ohne Bewusstsein... Da werden wir dich wohl oder übel auf jeden Fall in der Klinik behalten müssen; wenn wir nicht sogar gleich operieren müssen, Lena. Aber das wird nicht schlimm; wir sind alle ganz vorsichtig bei dir. Keine Angst, Kleines.", erkannte Kathrin, bevor ihre Tochter beim Beobachten der Straße vor dem Haus mitbekam, dass endlich der Rettungswagen um die Ecke fuhr und vor dem Haus stehen blieb.

„Mama, Mama... Der Krankenwagen ist da... Mama, der Krankenwagen ist da... Da ist Dr. Schäfer... Der immer mit dem Krankenwagen kommt...", erkannte Hanna voller Freude den ihr gut bekannten Notarzt, der schon wenige Augenblicke später vor der Haustür stand, die ihm von Hanna geöffnet wurde.

„Hallo Hanna... Guten Tag, Frau Dr. Globisch. Was liegt an?" „Das ist die beste Freundin meiner Tochter, Lena Köster. Sie ist knapp sieben Jahre alt. ... Verdacht auf akute Appendizitis; die Kleine klagt seit mehreren Tagen über immer wieder auftretende Bauchschmerzen. Beim Versuch, aufzustehen, ist sie zusammengebrochen. Sie hat sich dabei eine kleine Platzwunde am Kopf zugezogen..." Kathrin deutete mit ihrem Finger auf das Tuch, den die kleine, immer noch bewusstlose Patientin als notfallmäßigen Pflasterersatz an ihrem Kopf hatte.

Dr. Schäfer nickte kurz und gab dem Rettungsassistenten hinter sich die Anweisung, er solle die Trage aus dem RTW schon einmal holen. Anschließend griff der Notarzt in die rote Tasche und holte schon eine Spritze heraus.
„Wir geben unserer kleinen Patientin erst einmal ein Mittel zur Kreislaufstabilisierung. ... Sie scheint auch sehr hohes Fieber zu haben... Haben sie schon die Temperatur bei der Kleinen gemessen?"
Kathrin nickte bestätigend und erklärte, Lena habe 39,8 Grad Fieber. „Die Kleine hat schon gestern Abend erhöhte Temperatur gehabt. Aber ihr Vater wollte mit ihr nicht zum Arzt fahren, weil sie große Angst vor einer Untersuchung hat."
„Aber trotzdem hätte er mit ihr zum Arzt fahren müssen... Hat denn die Mutter nichts dazu gesagt?" Christian schüttelte empört den Kopf und spritzte der kleinen Patientin vor sich schon das Medikament, das er auf einer Spritze aufgezogen hatte.

„Die Mutter der Kleinen kann leider nichts mehr dazu sagen; sie ist bei einem Unfall gestorben. ... Herr Köster zieht seine Tochter alleine groß.", erklärte Kathrin und Christian nickte. „Gerade dann wäre ich doch mit dem kleinen Mädchen sofort zum Arzt gegangen, wenn sie so hohes Fieber gehabt hätte... Das sieht alles nicht wirklich... beruhigend aus. Der Zustand von der Kleinen gefällt mir ganz und gar nicht.", erwiderte der Notarzt leise, doch Kathrins Tochter hatte die Aussage des Arztes trotzdem gehört und fragte nun ängstlich:„Wird meine Freundin wieder gesund? Ich spiele doch immer so gerne mit Lena..."

„Wir werden die Kleine jetzt erst einmal ins Krankenhaus bringen müssen. Und dort schauen sich die Ärzte deine Freundin ganz genau an. Mach dir jetzt bitte keine Sorgen, Hanna. Deiner Freundin Lena geht es ganz bestimmt bald wieder viel besser..."

„Darf ich Lena denn auch im Krankenhaus besuchen?", wollte Hanna wissen und auch das wurde von ihrer Mutter bejaht. „Natürlich darfst du deine Freundin im Krankenhaus besuchen. Sobald es ihr besser geht und sie wieder einigermaßen gesund ist, dann hole ich dich ab und du darfst Lena besuchen. Aber wirklich erst, wenn ich es dir sage, Hanna. Vorher braucht Lena noch ganz viel Ruhe und Erholung, damit sie schnell wieder auf die Beine kommt."

Leas BabyWo Geschichten leben. Entdecke jetzt