Folge 4 - Teil 1: Leas Plan

51 0 0
                                    

Folge 4: Abschied von alten Freunden

Lea hat sich dafür entschieden, ihren Ex-Freund  Markus höchstpersönlich nach Leipzig zu holen. Schließlich weigert der sich trotz Leas Bitte weiterhin nach allen Regeln der Kunst gegen einen Besuch bei seiner Tochter im Krankenhaus.
Bevor die Neurochirurgin allerdings zu ihrem Ex-Freund nach Hamburg fährt, bekommen Laura und sie unerwarteten Besuch...

---------------------------------------------------------


Am nächsten Tag; Lea hatte endlich wieder bei sich zu Hause in ihrem Bett geschlafen, brachte Jenne seiner Lebensgefährtin das Frühstück auf einem Tablett ans Bett und drückte ihr einen liebevollen Kuss auf die Wange.
„Guten Morgen, meine Schönheit...", weckte der Tischler seine Liebste und setzte sich zu ihr, während sie ganz langsam ihre Augen öffnete und ihn verschlafen ansah. „Hast du gut geschlafen?"
„Ja... Danke, Jenne. Wie komme ich denn zu der Ehre?", wollte die Neurochirurgin wissen, als sie das vorbereitete Frühstück erblickte.
„Ich hab mir gedacht, dass du vielleicht gleich zu deiner Tochter in die Klinik rasen willst. Und bevor du mit leerem Magen zu Laura fährst, hab ich dir das Frühstück vorbereitet...", erklärte sich Jenne und schenkte Lea eine Tasse Kaffee ein.

„Da hast du ganz recht, ich wollte jetzt eigentlich gleich zu Laura fahren. Sie war schließlich die ganze Nacht alleine. ... Hat sich mein Ex-Freund mal gemeldet?" Sofort schnappte sich Lea ihr Handy, doch weder eine SMS noch ein Anruf von Markus war zu lesen. Dabei hatte sie ihn doch gestern Abend nach ihrer Rückkehr nach Hause noch einmal angerufen und ihm eine Nachricht über Lauras Zustand auf der Mailbox hinterlassen.
„Er wird vielleicht schon auf dem Weg hierher nach Leipzig sein, Lea. Mach dir keine Gedanken. Jetzt wird erst mal ordentlich gefrühstückt und dann kannst du gleich zu Laura fahren, wenn du das willst...", versuchte Jenne seine Lebensgefährtin von den Gedanken an den Vater ihrer Tochter abzulenken, doch Lea schüttelte den Kopf.
„Nein... Ich werde mir am Besten gleich ein paar Tage freinehmen und... Und zu Markus nach Hamburg fahren. Er wird sich auch in Hundert Jahren nicht melden, wenn ich ihm nicht in den Hintern trete... Den ersten Schritt musste ich damals auch machen, dazu war er auch nicht fähig...", erinnerte sich Lea an den Beginn der Beziehung zu ihrem Ex-Freund. „Aber dann... Als wir zusammen waren, ging trotzdem alles ziemlich schnell. Seine Eltern haben mich sehr schnell als seine Lebensgefährtin kennen gelernt, dann habe ich ein Treffen zwischen meinem Vater und meinen Schwiegereltern arrangiert. Und anschließend... war ich schon schwanger..."

In den letzten Tagen, seit sie wieder Kontakt zu Laura hatte, dachte Lea immer wieder an die Zeit zurück, als sie mit deren leiblichen Vater zusammen war. Aber das war für die Chirurgin jetzt erst einmal nebensächlich; die Hauptsache war, dass sie so schnell wie möglich in die Klinik kam.


Nach einem ordentlichen Frühstück machten sich Lea und Jenne gleich auf den Weg in Richtung Sachsenklinik, wo sie am Eingang einen aufgebrachten Streit zwischen Dr. Heilmann und Dr. Stein mitbekamen.
Wieder einmal ging es um die OP, die der Oberarzt außerhalb der Klinik in Erfurt, durchgeführt hatte und wieder war der Streit der Mediziner über die ganze Straße vor der Klinik zu hören.

„Guten Morgen, Kollegen.", versuchte Lea die beiden Streithähne kurz zu unterbrechen und sie auf die anwesenden Passanten hinzuweisen. „Ein wunderschöner Tag heute, meinen sie denn nicht auch?"
„Ja... Guten Morgen, Dr. Peters. ... Ihrer Tochter geht es gut; es gab während des Nachtdienstes keinerlei Probleme bei Laura.", wandte sich Oberarzt Dr. Stein seiner Kollegin zu, während Roland die Sachsenklinik betrat.

Lea sah ihrem Chef noch lange hinterher, bevor sie fragte: „Worüber haben sie beide sich denn schon wieder gestritten?" „Über unwichtige Sachen... Dr. Lindner kommt übrigens heute vorbei; gegen halb 12 wird er hier sein."
„Danke, Dr. Stein. ... Wann waren sie das letzte Mal bei Laura?" „Gegen halb 7... Da war alles in Ordnung. Die Temperatur ist auch wieder runter. Wir können das Koma ihrer Tochter wohl bald wieder beenden... Aber darüber sollten sie noch einmal mit Dr. Heilmann und Dr. Globisch Rücksprache halten. Ich habe jetzt Feierabend."
„Dann... Einen schönen Feierabend, Dr. Stein.", verabschiedete sich Lea von dem Oberarzt, bevor sie ebenfalls die Sachsenklinik betrat und am Empfang nach ihrer Post fragte. „Hier sind zwei Briefe an sie, Dr. Peters..."

„Danke, Schwester Simone... Der Brief hier ist vom Jugendamt...", wusste Lea und öffnete den Brief sofort. „Sehr geehrte Frau Dr. Peters... Bla Bla Bla... teilen wir ihnen hiermit mit, dass sie ihre Tochter Laura Falken, geboren am 24. Dezember 2001... wieder bei sich aufnehmen können."
Leas Herz machte einen riesen Salto und die erfahrene Chirurgin jubelte kurz, bevor sie Jenne den geöffneten Brief gab. „Laura ist wieder mein Kind. Ich darf wieder über meine große Tochter bestimmen... Stefanies Verhalten gestern auf der Intensivstation und die Aussage von Bernd haben gereicht, dass das Jugendamt so entschieden hat."

„Das ist doch wunderbar. Dann müssen wir nur noch dafür sorgen, dass deine Tochter ein wunderschönes Zuhause bekommt. Und das werden wir auch noch schaffen. ... Ich würde vorschlagen, dass ich mich schon mal an die Planung mache und du kümmerst dich um deine Patienten.", erklärte Jenne und drückte Lea noch einen Kuss auf die Wange, bevor er den Nachhauseweg antrat.


Den ganzen Vormittag lang hatte Lea abwechselnd auf der Station bei den Patienten und bei ihrer Tochter auf der Intensivstation verbracht und während der Mittagspause noch einmal bei ihrem Ex-Freund angerufen. Doch wieder hatte sie vergeblich versucht, den leiblichen Vater von Laura zu erreichen, weswegen sie sich ein Zugticket für das nächste Wochenende gebucht hatte.

„Ah, Frau Dr. Peters... Darf ich mich zu ihnen setzen?", fragte ausgerechnet Dr. Heilmann, als er an Leas Tisch trat, seine Kollegin.
„Natürlich...", erwiderte Lea und legte ihr Handy seufzend wieder neben sich auf den Tisch.

„Haben sie versucht, ihren Vater zu erreichen?" „Was? Ja... Äh, ich meine nein... Nein... Ich wollte den Vater meiner Tochter erreichen. Aber momentan ist das so eine Sache. Markus will wahrscheinlich nicht mit mir reden.", erklärte Lea und schaltete noch einmal die Bildschirmbeleuchtung ihres Handys kurz an, um zu sehen, ob nicht doch eine Nachricht von Markus zurück gekommen war.

„Wo lebt der Vater von Laura eigentlich?" „Er ist Arzt in Hamburg... An der Uniklinik. Aber... Dass er einfach momentan nicht an sein Handy geht... Das macht mich so verrückt. Ich habe jetzt schon mehrere Stunden lang versucht, Markus zu erreichen. Aber... Entweder hat er sein Handy auf Lautlos gestellt, um einer weiteren Nachricht von mir zu entgehen oder... er will einfach nicht mit mir reden. Wahrscheinlich interessiert er sich auch gar nicht für Laura.", erwiderte Lea und seufzte noch einmal kurz, bevor sie sich etwas Gemüse auf die Gabel lud und in den Mund steckte.
„Oder ihr Ex-Freund macht sich gerade auf den Weg zu ihnen und Laura in die Klinik... Haben sie eigentlich schon wegen ihrer Tochter mit Dr. Lindner aus dem Klinikum in Erfurt gesprochen? Ich habe gehört, dass er nach Leipzig kommen will..."

„Er ist noch nicht da. Aber ich weiß, dass er hierher kommen will. Dr. Kaminski hat sich gestern nochmal drum gekümmert, dass sich der Kollege aus Erfurt noch einmal meine Tochter anschaut.", erwiderte Lea und Roland nahm einen Schluck aus seiner Kaffeetasse, bevor er fortfuhr: „Aber ihrer Tochter scheint es auch wieder viel besser zu gehen. Die Temperatur ist auf einem Level stabil geblieben; seit der OP gestern hat sie kein Fieber mehr gehabt. Vermutlich hatte sie sich wegen der OP im Vorfeld sehr aufgeregt. Das würde auch den Herzstillstand erklären..."
„Ich will davon nichts mehr wissen, Dr. Heilmann; mir wäre es auch viel lieber gewesen, wenn... Wenn Laura nicht vor mir den Herzstillstand gehabt hätte. Weder den ersten, noch den Zweiten.", seufzte Lea, bevor ihr Pieper losging.

Ihre Patientin auf Zimmer 112, die Lea wegen eines Gehirntumors morgen Vormittag operieren wollte, hatte gerade wieder Kopfschmerzen bekommen und wollte sich selbst am Medikamentenschrank bedienen, was Dr. Brenner gesehen hatte.

„Frau Dr. Peters... Die Patientin Hasemund wollte sich am Medikamentenschrank selbst bedienen. Sie scheint wieder starke Schmerzen zu haben.", erklärte der angehende Arzt und Lea nickte kurz, bevor sie sich mit ermahnender Stimme an die Patientin wandte: „Sie können sich doch nicht selbst medikamentös behandeln wollen... Wir wollen sie auf die OP vorbereiten und die Medikamentengabe auf ein stabiles Maß bekommen. ... Außerdem hätten sie jederzeit bei Problemen klingeln können. Aber sich selbst am Schrank bedienen zu wollen ist einfach... unglaublich dumm von ihnen.", maßregelte die Neurochirurgin ihre Patientin, die beteuerte, sonst niemals gegen Leas Anweisungen zu handeln.

„Und da bedienen sie sich trotzdem am Medikamentenschrank? Ich habe ihnen nicht gesagt, dass sie sich bei auftretenden Schmerzen selbst medikamentös behandeln sollen."
„Das weiß ich doch, Dr. Peters. Aber... ich wollte die Schwestern nicht vom... Vom Mittagessen abhalten. Und die Schmerzen... sind kaum zum Aushalten. Deswegen hab ich mich doch selbst am Medikamentenschrank... bedienen wollen. Ich weiß doch, welche Tabletten ich nehmen muss... Ich bin schließlich Apothekerin..."

„Das ist ja sehr schön. Aber nicht einmal einem Arzt würden wir den Schlüssel für den Schmerzmittelschrank geben. Sie hätten also gar nicht an die Medikamente gekonnt, wenn Herr Brenner sie nicht gestoppt hätte.", erwiderte Lea mit einem prüfenden Blick in die Augen der Patientin. „Sind die Schmerzen immer noch so stark?"
„Ja... Ich... Ich halte das fast... nicht mehr aus. Können sie diese... Operation nicht einfach vorziehen? Ich kann nicht so lange... von meiner Apotheke fernbleiben... Ich muss wieder an die Arbeit. Meine Kunden und meine Kollegen brauchen mich doch..."

„Die können auch mal ein paar Tage ohne sie auskommen, wenn sie das müssen. ... Ihr Tumor wird morgen Vormittag von mir entfernt und dann müssen sie damit rechnen, mindestens noch eine bis zwei Wochen zur Nachsorge hier zu bleiben, bevor wir sie zur Kur lassen..."
„Zur Kur? Ich kann unmöglich auch noch...", widersprach die Patientin.

„Was können sie unmöglich noch? Wieder gesund werden? Das werden sie mit größter Wahrscheinlichkeit nicht, wenn sie sich selbst mit Schmerzmitteln behandeln wollen. Wenn Herr Brenner sie nicht gefunden hätte, dann wüssten wir mit Sicherheit morgen nicht, dass sie Medikamente genommen hätten. Und dann wäre es während der OP zu Komplikationen gekommen...", machte Lea ihrer Patientin ihren Fehler klar und wies die ins Zimmer eilende Schwester Ulrike an, ein Schmerzmittel für die Patientin zu holen.
„Das ist aber hoffentlich auch das letzte Mal, dass sie noch ein Mittel bekommen. Morgen Vormittag werden sie von mir operiert. Und dann können wir sie in frühestens zwei Wochen in die Kur entlassen..."

„Ich kann nicht zur Kur fahren; mein Arbeitsplatz... ist wichtig, Dr. Peters. Was denken sie denn, warum ich diese OP so schnell wollte? Ich habe... Man, das halte ich nicht mehr aus. Sie müssen doch irgendwas tun..."

„Das machen wir auch jetzt... Danke, Schwester Ulrike...", bedankte sich Lea, nahm das Glas Wasser und die Schmerztablette und hielt dies der Patientin hin. „Nehmen sie jetzt erst mal die Tablette und dann versuchen sie noch ein bisschen zu schlafen. Ich schaue später noch einmal nach ihnen.", erklärte die Neurochirurgin ihrer Patientin und verließ deren Zimmer erst, als Frau Hasemund schlief.

„Sehen sie bitte regelmäßig nach der Patientin.", wies Lea die Krankenschwester an und machte sich anschließend auf den Weg zu Laura.

Leas BabyWo Geschichten leben. Entdecke jetzt