Folge 7 - Teil 16: Nachtdienst in der Sachsenklinik

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„Aber du kannst doch nicht einfach so von deiner Mama und deinem Papa weggehen wollen... Hör mal, Maja. Es freut mich sehr, dass du dich bei der Laura ganz ganz doll wohl fühlst. Aber deine große Schwester ist sehr sehr krank und muss sich jetzt ausruhen, damit sie wieder zu Kräften kommt. ... Pass auf, Maus. Heute Nacht darfst du erst einmal bei Jenne und mir bleiben. Aber dann gehst du wieder zu deinem richtigen Papi nach Hause. Ist das für dich in Ordnung, Maja?"

„Ich möchte aber bei meiner großen Schwester bleiben... Die Laura ist ganz krank und... bekommt ganz ganz viel hoch Fieber. Das weiß ich. Ich bin nämlich eine Zauberin; ich kann viele Minuten schon vorher angucken."
„Ja, Maja. Das bist du ganz bestimmt wirklich... Aber der Doktor kümmert sich ja darum, dass deine große Schwester nicht so doll Fieber hat. Wir messen regelmäßig bei der Laura die Temperatur..."
„Das tut doch meiner ganz großen Schwester ganz doll weh... Papa und Mama haben die Laura da immer so ganz doll festgehalten und dann hat meine große Schwester geweint. ... Ich will nicht, dass der Laura etwas ganz doll schlimm weh getut wird. Sie weint dann immer ganz doll.", erinnerte sich die kleine Maja an den letzten Infekt ihrer großen Schwester und legte ihre kleine Kinderhand auf Lauras Stirn. „Die Laura kriegt Fieber, Tante Doktor... Sie ist schon ganz doll schlimm warm. Und wenn dir Laura Estelle noch mehr warm ist, dann ist immer mein Papa gekommen und hat meiner großen Schwester weh getut."

„Bei uns brauchst du keine Angst haben, Maja. Deine große Schwester bekommt nicht weh getan. Sie ist da ein ganz liebes Mädchen... Und wir messen auch schön vorsichtig bei der Laura im Ohr. Das merkt deine große Schwester gar nicht.", meinte Lea und die Fünfjährige, die in Lauras Arm lag, nickte kurz, bevor sie noch einmal zu weinen anfing und sagte: „Aber wenn der Papa kommt und sieht, dass die Laura nicht gesund ist und ganz warm ist, dann tut er ihr ganz dolle weh. Und dann muss die Laura immer ganz ganz viel weinen, weil sie das Fieber gar nicht so lieb hat..."

Mit ihrer noch etwas piepsigen Kinderstimme wollte die kleine Maja die leibliche Mutter ihrer Adoptivschwester von ihrem Wunsch überzeugen und sie legte ihre kleine Kinderhand erneut auf Lauras Stirn, bevor sie fortfuhr: „Guck, Tante Doktor. Die Laura ist ganz doll mehr krank. Sie weint vielleicht auch gleich... Papa darf nicht mit dem Fieberthermometer kommen. Der tut meiner großen Schwester ganz ganz doll weh beim Fieber... Dann weint meine Schwester."

„Du musst gar keine Angst haben, Maja. Deine große Schwester wird es nicht weh tun, wenn wir bei ihr Fieber messen müssen. Das machen wir im Ohr von deiner Schwester. Und wenn es mal anders sein muss, dann ist der Papa von deiner großen Schwester da und kümmert sich um die Laura, bis das Thermometer piepst... Na, komm, du süße Maus. Wir müssen auch noch gucken, wie es mit dir morgen Früh weiter gehen soll. Ob Bernd dich abholt oder ich dich nach Hause bringen soll...", meinte Lea und hob die kleine Adoptivschwester ihrer Tochter aus Lauras Bett, was Maja gar nicht so sehr gefiel.
„Ich will bei Laura schlafen. Bei Laura hab ich immer im Bett geschlafen, wenn ich krank gewesen bin. Da hat sich die Laura zu mir gekuschelt und dann ging es mir besser. Ich will die Laura trösten... Sie hat bestimmt ganz ganz viel Angst vor meinem Papa, der der Laura weh machen will..."

„Dein Papa will deiner großen Schwester nicht mehr weh machen. Du brauchst dich jetzt nicht mehr zu fürchten. Laura ist ein ganz ganz tapferes Mädchen, wenn sie von den Kollegen hier im Krankenhaus untersucht wird. Das verspreche ich dir.", versprach Lea der kleinen Adoptivschwester ihrer knapp sechzehnjährigen Tochter Laura.

„Aber... Aber wenn mein Papa... kommt, dann hat Laura... immer ganz doll Angst und weint. Ich weiß das, Tante Doktor.", wiederholte die kleine Maja-Amélie ihre Aussage und Lea blickte auf ihre Tochter, die ganz ruhig atmend in ihrem Krankenhausbett lag und ihrer kleinen Schwester erschöpft über den Kopf streichelte. „Du brauchst keine Angst haben, Maja. Mir geht es gut. Ich hab auch vor deinem Papa keine Angst; meine Mama und mein Papa passen ja auf mich auf."
„Aber wenn mein Papa bei dir weh machen will...", wandte sich Maja nun an ihre große Schwester, die kurz lächelte und erwiderte: „Dann sind meine Mama und mein Papa ganz bestimmt ganz ganz schnell wieder bei mir am Bett und passen auf mich auf. ... Geh jetzt ruhig mit meiner Mama raus. Sie nimmt dich über Nacht erst mal mit zu sich und morgen sehen wir weiter. Vielleicht geht es mir morgen auch so gut, dass ich wieder nach Hause kann.", meinte Laura, was ihre Mutter verneinte und erklärte: „Du bist immer noch sehr geschwächt, meine Große. Du musst dich sehr ausruhen, damit du dich wieder erholst."

„Ich will aber nach Hause, Mama. Nimm mich doch wenigstens für heute Nacht mit zu dir nach Hause. Ich... Ich mache auch nichts, was du nicht willst. Ich... Ich will aber hier raus.", fing nun auch Laura zu weinen an, doch Lea blieb ernst und erwiderte, ihre Tochter dürfe noch nicht wieder aus dem Krankenhaus raus.
„Du bist schwer krank, mein Mädchen; ich kann es nicht verantworten, dich mit zu mir nach Hause zu nehmen. Da würde mich mein Chef für verrückt erklären, wenn ich mein schwer krankes Kind zu mir nach Hause mitnehme. Du liegst nicht umsonst auf der Intensivstation; wir haben dich hier auf die ITS gebracht, weil dein Zustand nicht so stabil ist, wie wir uns das wünschen.", erklärte Lea ihrer Tochter und legte Laura ihre Hand auf die Stirn. „Ich schaue dann später noch einmal nach dir, mein Mädchen. Jetzt ruhst du dich erst mal aus. ... Schlaf dich gesund, mein großes Mädchen."



Gegen dreiviertel Drei am Morgen machte die auf der Kinderstation diensthabende Krankenschwester ihre kurze Kontrollrunde und schaute nach den kranken Kindern, die alle zu schlafen schienen. In einem der Krankenzimmer jedoch merkte die Schwester, dass die kleine Patientin nicht so recht schlafen zu können schien.

„Was ist denn bei dir los? Kannst du nicht schlafen?", fragte die brünette Krankenschwester, als sie in das Krankenzimmer, in dem sie das Licht über dem Kinderbett anschaltete und auf die kleine Patientin, die kräftig hustete, blickte.
„Ich will zu Papa...", weinte die kleine Patientin, die mit ihrer Puppe im Arm, im Bett lag und weinte. „Ich will zu meinem Papa... Und zu meiner großen Schwester."

„Aber Lilly, du kannst doch nicht zu deiner großen Schwester nach Hause. Weißt du, Maus. Du bist immer noch ganz krank; der Doktor muss erst mal raus finden, was ganz genau mit dir los ist. Das dauert noch ein bisschen. ... Aber ich werde deinen Papa morgen Früh mal anrufen, ob er zu dir kommen kann."

„Aber... Aber, Schwester. Mein Papa... mein Papa ist doch auch hier.", erwiderte Lilly erschüttert und die Krankenschwester wollte wissen: „Was ist denn mit deinem Papa, dass er auch bei uns ist?" „Mein Papa ist Doktor.", erklärte Lilly und die Krankenschwester stutzte kurz, bevor sie noch einmal auf die Krankenakte des kleinen Mädchens schaute und erkannte: „Ach... Du bist die kleine Tochter von unserem neuen Kollegen Doktor Blankenburg. Der hat doch heute Nacht Dienst, oder?" „Ja, mein Papa ist hier, weil er... die kranken Kinder gesund machen muss. Und..."
Wider begann Lilly kräftig zu husten und die Krankenschwester erwiderte: „Alles klar, Lilly... Ich sage deinem Papa sofort Bescheid. Und dann schaut er mal nach dir."

„Und dann darf ich zu meiner großen... zu meiner großen Schwester?", fragte Lilly erfreut, doch die Krankenschwester schüttelte den Kopf und erwiderte: „Nein, Lilly. Das geht nicht. Wie ich weiß ist doch die Laura Estelle Falken deine große Schwester, oder? Die ist jedenfalls die Tochter von deinem Papa, stimmts?"
„Ja, meine... große Schwester heißt... Laura Estelle.", versuchte Lilly, mit andauernden, zum Teil sogar sehr kräftigen Hustenanfällen der Krankenschwester zu erklären und die brünette Frau, die ihre halblangen Haare zu einem Pferdeschwanz gebunden hatte, nickte kurz, bevor sie sagte: „Ich sage deinem Papa gleich Bescheid. ... Aber zu deiner großen Schwester wirst du in deinem Zustand leider nicht dürfen. Die Laura Estelle ist sehr schwer krank; es geht ihr momentan auch gar nicht so gut. Sie darf gar keinen Besuch empfangen. Das hat dein Papa angewiesen. Deine große Schwester muss sich erst mal ausruhen und wieder zu Kräften kommen."

„Aber mein Papa muss mich doch zu meiner großen Schwester lassen; Laura Estelle... ist nur so krank geworden, weil... Weil ich nicht auf sie aufpassen konnte. Deswegen ist sie... krank geworden und... Ich will sie doch auch nur kennen lernen können, Schwester.", flüsterte Lilly traurig und die Krankenschwester, die an ihrem Kinderkrankenbett stand, streichelte der Fünfjährigen vorsichtig über die Wange, bevor sie sagte: „Ich kann mir sehr gut vorstellen, dass du unbedingt zu deiner großen Schwester willst. Aber dein Husten macht mir momentan ziemlich große Sorgen. Ich würde gerne, dass sich das dein Papa mal anschaut. ... Warte schön hier, ich hole deinen Papa kurz her.", bat die Krankenschwester die kleine Patientin und verließ, mit einem besorgten Gesichtsausdruck das Zimmer.
Sie wollte jedenfalls das Zimmer der kleinen Patientin verlassen und auf der Stelle zu Dr. Blankenburg, den sie im Ärztezimmer vermutete, laufen, doch ein „Notfall" machte der Krankenschwester einen sehr großen Strich durch die Rechnung, als sie von der Mutter eines kleinen Patienten gerufen wurde.

„Mein kleiner Milo hat in sein Bett gemacht; wo finde ich denn bitte ein frisches Laken?", fragte die junge Mutter und Schwester Bianca sagte: „Ich komme gleich mit einem frischen Laken zu ihnen. Um diese Probleme kümmern wir Schwestern uns selbst."
„Danke, Schwester... Bianca. Aber ich wollte ihnen jetzt gar keine Umstände machen." „Ach, quatsch. Dafür sind wir ja schließlich auch da.", meinte Bianca und setzte den Weg zu Lillys Papa Markus erst einmal auf die Mach-Ich-Gleich-Liste, um sich erst einmal um den kleinen Milo zu kümmern.

Der viereinhalbjährige Milo war vor ein paar Tagen nach einem kleinen Unfall eingeliefert wurden, da er sich, nachdem er sich bei dem Unfall einen Zahn angeschlagen hatte, nichts mehr essen wollte. Auch im Krankenhaus wollte der kleine Junge nichts essen und jetzt hatte er sich wohl auch noch einen etwas schwereren Infekt zugezogen, was sein behandelnder Arzt Dr. Brentano gestern Nachmittag diagnostiziert hatte.



Inzwischen zeigte die Uhr im Ärztezimmer kurz nach 3 Uhr am Morgen an, als sich der diensthabende Kinderarzt Markus von einem schwierigen Notfall, der mit einem schweren Asthmaanfall vor einer halben Stunde in die Notaufnahme der Sachsenklinik eingelieferten, dreijährigen Henriette, wieder an den Schreibtisch im Ärztezimmer gesetzt hatte.
Die freie Zeit bis zum nächsten Einsatz wollte der Arzt mit den Patientenakten, die tagsüber aufgrund der Sorge um seine fünfzehnjährige Tochter Laura liegen geblieben waren, vertreiben und nahm sich vom Stapel die erste Krankenakte, die ausgerechnet Lauras war.

„Meine kleine Laura...", seufzte Markus und dachte wieder an das schwache und erschöpfte Mädchen, das auf der Intensivstation lag und sich mit ihrer schweren Erkrankung herum quälte.

Sie tat ihm so leid; warum musste es ausgerechnet seine noch minderjährige Tochter treffen; warum musste sich Laura mit dieser schrecklichen Leukämie herum quälen?

Lilly Sophia, die kleine Schwester von Laura, die momentan noch auf der Kinderstation lag, schlief im Gegensatz zu Laura schon längst tief und fest; das wusste Markus, seit er kurz vor dem Notfall in der Notaufnahme noch einmal kurz bei der Fünfjährigen nach dem rechten gesehen hatte. Dass sich seine Kleine nun allerdings wieder schlechter fühlte, wusste der Arzt bisher nicht.

Nun jedoch, nachdem sie das Bett des viereinhalbjährigen Milo noch einmal frisch bezogen hatte, stand Schwester Bianca nun in der Tür zum Ärztezimmer und klopfte vorsichtig an.
Markus sah nach oben und begrüßte die Krankenschwester freundlich. „Guten Abend, Schwester Bianca. Gibt es Probleme auf der Station?", erkundigte sich Markus und hoffte, dass sowohl Laura, wie auch deren kleine Schwester Lilly in Ordnung waren. In der Sachsenklinik lagen doch in der aktuellen Nacht noch mehr kranke Kinder, die Markus' Hilfe gebrauchen könnten...
Schwester Bianca allerdings sah kurz auf den Boden und leise erklärte: „Dr. Blankenburg... Es tut mir leid, dass ich... Dass ich sie nach dem Notfall jetzt noch einmal störe. Aber es gibt Probleme... Zimmer 24, oben auf der Kinderstation..."

Markus wusste natürlich schon vom ersten Moment an, dass dieses wohl nur das Zimmer seiner fünfjährigen Tochter Lilly sein konnte und er machte sich sofort große Sorgen um sein kleines Mädchen.

„Was ist denn los, Schwester Bianca?", fragte der Mediziner die Krankenschwester und sprang vom Schreibtisch auf. „Ist mit Lilly irgendwas passiert?"
„Ihre Tochter fühlt sich ein wenig schlechter; sie hat auch sehr starke Hustenanfälle. Sie sollten bitte kurz nach der Kleinen schauen.", bat die Krankenschwester den Vater der fünfjährigen Lilly und Markus folgte ihr sofort ins Zimmer seiner kleinen Tochter, wo er schon von Weitem das Rufen der Kleinen und die schweren Hustenattacken der Fünfjährigen hörte.

Leas BabyWo Geschichten leben. Entdecke jetzt