Fuck, das war tatsächlich der süßeste und zugleich elektrisierenste, flüchtige Kuss meines Lebens und meine Wangen standen augenblicklich erneut in Flammen. „Danke dafür und so etwas ist mir auch noch nicht passiert. Freut mich dich kennen zu lernen, Lena die Meisterdiebin."
Gebannt folgte mein Blick seiner sich hebenden Hand. Erst als er sich ans Ohr tippte fiel mir das Headsets auf, welches er trug. „Truppführer 504 hört." , mit einem entschuldigen Lächeln wandte er sich ab. Ich verstand nicht worüber er sprach, doch er nahm mich bald darauf und diesmal sanft, am Arm und führte mich zum Ausgang, noch während er einen Code sprach und sich erneut ans Ohr Griff.
„Theo ist da, ich muss leider sofort weiter.", sagte er mit merklichem Bedauern in der Stimme. Etwas an der Art, wie er die Worte sprach milderte den kurzen Stich, den ihr Inhalt in meinem Inneren auslöste. Verwirrt über die Gefühle, die in mir tobten hob ich den Blick und sah einen dunkelhaariger Mann auf uns zukommen, in seiner Hand ein Männershirt, welches er mir entgegen streckte:
„Ich hörte eine Jungfer in Nöten bedarf eines berittenen Ritters, der sie ins Heim geleitet?" ulkte er während ich das T-Shirt nahm und mich weg drehte um die Jacke aus und selbiges über zu ziehen. Zum Glück war es riesig und reichte mir bis fast zu den Knien. Noch immer mit dem Chaos beschäftigt, welches die vergangenen Minuten in mir entfacht hatten, löste ich den langen Trageriemen von meiner Tasche und verwandelte damit Theos Shirt in ein Kleid, indem ich mir den Riemen um die Hüfte gürtete.
„Vielen Dank.", murmelte ich, viel schüchterner als ich es für gewöhnlich war und gab Roland (an diesen Namen musste ich mich wirklich erst gewöhnen, für mich hätte Sven, Eric, Ragnar oder dergleichen besser gepasst,) die Jacke zurück. Roland streifte meine Hand, während er diese entgegennahm und hielt sie einen kurzen Moment fest, eh er sich Theo zuwandte. Gebannt starrte ich auf meine schmalen Finger in seiner riesigen, nun handschuhfreien Hand, versuchte Atem zu schöpfen, welchen mir der Stromstoß seiner beiläufigen Berührung geraubt hatte und Schluckte. Den Blick zu ihm aufgerichtet sah ich das deutliche Hüpfen seines Adamsapfels und wusste, auch er hatte es nicht weniger intensiv gespürt.
„Pass mir gut auf sie auf, ich hab' sie heute erst gefunden und hätte sie gern wieder." Theo salutierte, als Roland sich wegdrehte, erneut an sein Ohr tippte und mit Helm, Schild und Jacke bepackt zum Einsatzfahrzeug eilte.
„Was hast Du mit dem denn angestellt, so kenn' ich ihn ja gar nicht.", feixte Theo und hielt mir die Wagentür, seines nicht mehr ganz taufrischen Bullis auf. Schweigend erklomm ich das Fahrzeug, welches einfach auf dem Vorplatz des Bahnhofes gehalten hatte, wo er ganz sicher nicht stehen durfte, und rutschte auf den Beifahrersitz auch weiterhin schweigend, verwirrt, betäubt und ja, fassungslos. War das da gerade alles wirklich passiert?
Hatte ich, Lena Haarmann, die verkopfte Studentin der Pharmazie, deren größtes Glück es war alleine im Wald mit einem Skizzenblock zu sitzen und Dinge zu zeichnen, die Lena, die Menschen eher verabscheute und soziale Kontakte wenn möglich nur über socialmedia pflegt, die niemals, wirklich niemals, irgendwen einfach anquatschen würde, es sei denn es wäre ein Kunde im Künstlerbedarfsladen in dem ich arbeitete, hatte diese Lena, der man ständig sagte sie wäre kalt, abweisend oder sonderbar gerade wirklich einem wild Fremden, dessen Gesicht sie vorher nie gesehen hatte, dessen Namen sie nicht kannte, in einer vollkommen absurden Situation der Gefahr ...einen geblasen? Und sonderbarer Weise nicht nur das, sondern ohne großes Zutun von irgendeiner Berührung den besten, nein die besten Orgasmen ihres Lebens gehabt?
Oder würde ich gleich im Krankenwagen erwachen, Blutüberströmt und mit einer gewaltigen Platzwunde am Kopf, weil ich nach den ersten Schritten meines idiotischen Versuches einen Zug zu erreichen mein Leben auf's Spiel gesetzt hatte, nur um mit einer geworfenen Flasche aus selbigen geknockt zu werden? Erneut tastete ich meine Kopfhaut ab, doch entweder ließ mich ein körpereigenes, schmerzunterdrückendes Hormon meine schwerwiegende Kopfverletzung nicht spüren oder ich war wirklich unbeschadet davon gekommen. Fassungslos starrte ich vor mich hin und wurde mir des wirklich sehr nassen Höschens bewusst, das ich unter dem Shirt noch trug.
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Wunsch & Wille
ChickLitWas geschieht wenn man, nur um einen Zug zu erreichen, kopflos in eine Horde rivalisierender Fußballfans stolpert? Richtig, man gerät in Gefahr. Doch, dass diese Gefahr nicht von den Fans ausgeht, merkt Lena erst, als es schon längst zu spät ist. (K...