Kapitel sieben

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Mein Blick fiel zuerst auf den blinkenden Anrufbeantworter, als ich die Tür aufschloss und in den Hausflur trat. Die Hexe schoss fauchend an mir vorbei, als trüge ich und ich allein die Schuld an ihrem ach so anstrengenden Katzenleben, mit all seinen Niederlagen und Verlusten die einem so anmutigen Prädator Tag für Tag begegneten.

Nachdenklich prüfte ich die Nummer der verpassten Antworten, doch sie kam mir weder bekannt vor, noch konnte ich sie irgend etwas zuordnen. Mit leicht zitternden Fingern drückte ich den Play Button. „Eine neue Nachricht.", erklang die Anrufbeantworterstimme, dann eine Weile Stille bevor eine andere elektronisch generierte Stimme ertönte: „Hör nicht auf ihre Worte. 'Pause' „Ich will Dich Lena Haarmann." wieder eine Pause „Ende der neuen Nachricht... piieeep."

Verwirrt starrte ich das Telefon in meiner Hand an, auch wenn die Stimme eigentlich aus der Basisstation erklungen war.

Was zur Hölle war denn das?

Noch einmal spielte ich die Nachricht ab, doch auch beim zweiten mal änderte sich weder der Wortlaut, noch wurde ich irgendwie schlauer aus den elektronisch generierten Worten.

Auf wen sollte ich nicht hören? Ich will Dich? Wer? Eigentlich konnte es sich nur um Roland handeln, aber wenn das Roland war, warum hatte er nicht von seinem Handy aus angerufen? Was war das für eine Nummer und warum sprach eine Computerstimme mit mir?

Hastig lief ich die Treppe hinauf und stolperte im Dunkeln beinah über die Hexe, die der Auffassung war, dass eine Treppenstufe in der Nacht der geeignetes Ort war um sich von den Mühsalen der Jagd zu erholen. Was konnte sie dafür, dass wir Zweibeiner in der Dunkelheit blind waren wie die Maulwürfe? Und ich dummer Zweibeiner hatte nicht mal eine Ahnung, wie sich die gerade nach draußen gerannte Hexe dorthin teleportiert hatte. Die Katze verfluchend schaltete ich gleichzeitig mein surrend, aufleuchtendes Baby ein und tippte die Nummer von meinem Unterarm, ohne sie noch einmal überprüfen zu müssen ins Telefon.

Es gab nur einen einzigen Rufton, eh die Verbindung unterbrochen wurde und die obligatorische Ansage ertönte, das die gewünschte Person nicht zu erreichen war. Offensichtlich hatte er keine Mailboxfunktion auf seinem Handy verfügbar. Ohne eigenes Handy vermochte ich ihm nur schwerlich sofort eine Nachricht zu schreiben, aber das war kein Problem, das ich mit seiner Nummer und meinem Pc nicht hätte lösen können. Insta, fb, whatsapp, twitter, snap und co, solange man den Klarnamen hatte und den hatte ich nun Herr von Binnenberg, konnte man die meisten Menschen finden, auch ohne die mir fehlenden Künste des Hackens zu beherrschen. Anders als mit einer Truppnummer, konnte man mit einem Namen für gewöhnlich viel mehr erreichen.

Vielleicht war ihm das auch gelungen, vielleicht kam die kryptische Nachricht übers Festnetz doch von ihm. Wenn ja, was wollte er sagen? Wollte er mich wirklich vor seiner Mutter warnen?

Wieder wählte ich die Nummer, die meinen Unterarm, in fast runenhafter Schrift zierte, nur um das gleiche Ergebnis zu erhalten. Ein Klingeln dann Ansage.

Missmutig fragte ich Tante Suchmaschine nach Roland Frederik Gustav von Binnenberg. Mir wurden überraschend wenig Ergebnisse über ihn ausgespuckt. Weder schien er wesentlich im Socialmedia statt zu finden, noch gab es über den Sohn reicher Eltern sonderlich viel Klatsch oder Tratsch. Genau genommen gar keinen. Lediglich sein Name wurde unter irgendeiner Sportveranstaltung in irgendeinem obskuren Kampfsport, von dem ich vorher nie gehört hatte, erwähnt, sonst nicht. Nicht mal ein Wiki Eintrag, die es über fast jeden Menschen, der mehr als der Durchschnitt verdiente, oder der auch nur mal Piep in der Öffentlichkeit gesagt hatte, gab.

Ich gab die Nummer ein die mir das Festnetz angab, doch auch hier blieb meine Suche ergebnislos. Mein Blick fiel auf die Leuchtziffern meines Weckers. Kurz vor eins an einem Freitag Abend. Ob ich Jules noch anrufen konnte? Ohne Handy und passende Nummer war mein Leben echt kompliziert, auch mit Pc, stellte ich fest. Voller Verzweiflung schrieb ich ihm eine Pn und dm auf allen gängigen Plattformen und wartet auf Antwort. Wahrscheinlich war er zu dieser Zeit in einem der derzeit angesagten Battleroyal Games vertieft und hoffte darauf das sein Mate und er das Dinner holen würden und nein, das hatte nichts mit Essen zu tun, dies war die Bezeichnung eines Sieges gegen 98 Anden Gegenspieler in einigen dieser der Games.

Wunsch & WilleWo Geschichten leben. Entdecke jetzt