Kapitel hundertdreizehn

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Caspar lag auf dem Bett, das Gesicht in den Kissen vergraben, den Rücken freigelegt und mit zwölf großen Striemen verziert. Leise schlich ich ins Bad und holte Desinfektionsmittel, Kompressen, Salbe und Handschuhe, wusch mir gründlich die Hände und desinfizierte sie, bevor ich mich neben ihm aufs Bett sinken ließ. Mit einem schnappenden Geräusch zog ich die Handschuhe über und begann die Wundränder der drei offenen Striemen zu desinfizieren, eh ich sie bedeckte und verklebte. Zärtlich hauchte ich Küsse in seinen Nacken und begann die anderen Striemen zu salben. „Was ist passiert?", fragte ich leise und stellte die Sachen auf den Nachttisch. Nachdem ich auch die Handschuhe abgelegt hatte ließ ich mich neben ihn sinken und strich die verschwitzten Haare aus seinem Gesicht. Er sah mich aus traurigen Augen an und versuchte zu lächeln. „Ich hätte mir nicht einmal ausmalen können, wie glücklich ich einmal sein würde, eine so perfekte Herrin und einen so unfassbar einfühlsamen Herrn haben zu dürfen. Ich bin unglaublich dankbar ein Teil von euch sein zu dürfen."

Den Blick nicht von ihm lösend, beugte ich mich zu ihm und hauchte einen Kuss auf seine feuchte Stirn.

„Ich auch, ich bin dankbar für Dich und dankbar für diesen wundervollen Mann, der mich liebt und zulässt, dass ich Dich lieben darf. Ich weiß nicht ob ich ihn so mit einer Frau teilen könnte und damit meine ich nicht Anna unseren Schmetterling." Meinen Blick erwidernd flüsterte er: „Ich weiß genau was Du meinst. Wäre Roland nicht in Dein Leben getreten, Du würdest mir jeden Tag schwören müssen, dass Deine Pussy nur mir gehört. Andersherum hätte ich ihn aber so niemals kennen und lieben gelernt. Wie gesagt, ich bin unfassbar dankbar für euch beide und möchte um keinen von euch je wieder solche Angst haben müssen wie heute um Dich."

Mit einem tiefen Atemzug glitt Roland hinter mich in unser Bett und umschlang mich fest. „Ihr solltet wirklich schlafen meine Hübschen. Morgen erwartet uns eine unfassbarer Berg an organisatorischer Arbeit, die Auktion auf unbestimmte Zeit zu verschieben. Außerdem habe ich vorhin lange mit Andrei gesprochen. Das der Angriff vermutlich aus Russland stammt besorgt ihn unfassbar. Er wird spätestens übermorgen hier her kommen, denn es gibt wenig Orte auf dieser Welt, die so gut geschützt liegen wie unsere Insel, allein durch die Tatsache, dass es hier nicht mal irgendwo in der Nähe, einen geeigneten Ort gibt, an dem sich ein Scharfschütze positionieren könnte. Anders als in St. Petersburg, wo tausende von Wohnungen und Hochhäusern Versteckmöglichkeiten bieten. Er ist der Auffassung, der Angriff galt nicht Dir sondern sollte ihn treffen." Roland übersäte meine Schulter mit küssen. „Aber genug davon, ich hoffe ihr findet ruhigen Schlaf."

Lange starrte ich in die Dunkelheit. Wie sehr ich es auch versuchte, ich konnte mir keinen Reim darauf machen, warum der Angriff auf mich, Andrei gelten sollte. Mein Tot hätte ihn vielleicht kurz traurig gemacht, aber wir kannten uns kaum. Roland und Caspar hätte es viel mehr getroffen, wenn sie erfolgreich gewesen wären. Nein, weder glaubte ich daran, dass es wirklich Russen waren, die auf mich geschossen hatten, noch dass es etwas mit Andrei oder Damian zu tun hatte.

Selbst der Gleichmäßige Atem meines Donnergottes schaffte es nicht, mich in den Schlaf zu tragen und so schlich ich mich aus dem Bett ins Atelier hinab. Im Anwesen herrschte Stille, trotz der Tatsache, dass wir mittlerweile zu neunt hier schliefen und vielleicht sogar zwei der Wachleute vom Festland hier patrouillierten, doch unser Atelier empfing mich im milden, blauen Leuchten des Bodens und lockte mich in seinen Bann des Schaffens.

Das erste Bild das ich malte gab Jacob wieder, der mich auf Armeslänge Abstand hielt, als ich bei unserem ersten Treffen zornig auf ihn zutrat, weil er mir seinen Namen nicht nennen wollte. Ich mochte die Vehements mit der er mir klar machte, dass ich nicht in seinen persönlichen Raum zu dringen hatte.

Caspars gestriemter Rücken schälte sich aus dem zweiten Bild, aber nicht wie ich ihn vorfand, sondern noch stehend, vor Roland, der die Blacksnake gerade zum letzten Schlag auf seine Haut schnellen ließ. Mir war bewusst, dass sie danach nicht miteinander geschlafen hatte, sondern das Caspar weinend in seine Arme gesackt war, etwas das ich so nie erlebt hatte. Auch in Rolands Augen stand keine Lust, sondern Trauer und Sorge und beim betrachten der Beiden musste auch ich mit den Tränen kämpfen. Meinem Schmerz über das Geschehene freien Lauf lassend, ließ ich sie zu, sah kaum was das letzte Bild war, dass ich auf die Leinwand brachte.

Wunsch & WilleWo Geschichten leben. Entdecke jetzt