Zu meinem Verdruss waren es fast drei Wochen, die man mich im Krankenhaus behielt. Wochen in denen Roland zu beinah jedem Zeitpunkt, den ihm das Verschleiern von Mittäterschaft von Jules, die Auflösung der schlimmsten Unternehmen und das Verwischen von Spuren zu uns, ließen.
Er blieb natürlich nicht allein damit, denn Witthoff, Jules und auch Caspar unterstützten ihn so tatkräftig wie es nur möglich war. Jules hatte die Leitung von Devious Devices in seine Hände gegeben und Caspar offenbarte sich als mehr als nützlicher Helfer und wurde bald auch ihm zum Freund. Roland und Caspar verbrachten beinah mehr Zeit miteinander als ich es von meinem Bett aus vermochte und ich spürte nur zu deutlich, wie nah sie einander zu stehen begannen, auch wenn ich selbst Caspar in dieser Zeit nicht zu Gesicht bekam.
Roland und ich hingegen, holten nach, was uns trotz der tiefen Bindung nur wenig fehlte. Das Mädchen vom Bahnhof lernte ihren Retter kennen, der so Hals über Kopf alles für mich gegeben hatte und jeder Moment, in welchem wir nicht beieinander sein konnten, fühlte sich für uns beide nach einem verlorenen an.
Wir schmiedeten Zukunftspläne, näherten uns körperlich an, so gut es meine Verletzungen zuließen und wurden ein Paar. In mir wuchs der Wunsch ins unermessliche Teil dessen zu werden, was ich zu seiner Welt erklärt hatte. Längst schon war mir klar, dass das, was mich am Bahnhof so offen Handeln ließ, Teil von etwas war, dass lange und tief verborgen in mir Schlummerte. Etwas von dem ich wusste, dass ich es mit ihm würde wecken wollen, sobald man mich entließ und mir zutraute, auch körperlichen Aktivitäten wieder folgen zu können.
Noch immer war es ungewöhnlich warm, jetzt da der September ins Land gezogen war sehnte ich mich nach der Kühle des Sees statt der Hitze des Campusvorplatzes. Schüchterne Gesichter der Erstsemestler huschten suchend an mir vorbei. Dem ersten Tag eines neuen Semesters wohnte irgendwie immer eine ganz besondere Stimmung, beinah ein Zauber inne.
Unmittelbar vor dem Campus, im absoluten Halteverbot stand ein schwarzer Jeep mit allen aufbauten und Extras die man brauchte, um überall auf der Welt ein Dach über dem Kopf zu haben. Der Mann der davor mit gekreuzten Beinen und verschränkten Armen wartete, war ebenso in schwarz gekleidet. Er trug einen ordentlich ausrasierten Vollbart, und eine Frisur, die jeden Wikinger hätte neidisch werden lassen. Seine grünen Augen strahlten einen jugendlichen Schalk aus und ein warmes Lächeln zierte seine vollen, schönen Lippen. Er trat einen Schritt auf mich zu, als mich ihm näherte und ließ seine Hand zärtlich über meine Wange in meinen Nacken gleiten, eh er mich fordernd küsste. „Ist es durch?", fragte er hoffnungsvoll und ich nickte sacht. Das warme Lächeln auf seinen Lippen vertiefte sich. „Gab es Komplikationen?"
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Wunsch & Wille
ChickLitWas geschieht wenn man, nur um einen Zug zu erreichen, kopflos in eine Horde rivalisierender Fußballfans stolpert? Richtig, man gerät in Gefahr. Doch, dass diese Gefahr nicht von den Fans ausgeht, merkt Lena erst, als es schon längst zu spät ist. (K...