Kapitel hundertachtzehn

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„Du kennst Andrei, Rolands alten Freund?" Jules wog das Haupt. „Nein nur sehr flüchtig." Ich nickte. „Er war bei uns, weil Anna ihn geschmückt hat, er ist Petowner. Er wurde von zwei seiner Tiere begleitet, Koshka, seine langjährige Lebensgefährtin, die niemals ihre Rolle verlässt und Bakscha, ein Junge den er vor Drogen und Alkohol gerettet hat, der in der Rolle des Hundes bei ihm Zuflucht gefunden hat und der.."

Ein Schluchzen unterbrach mich, doch ich schluckte, schüttelte den Kopf und kämpfte die Tränen nieder. „...der nicht einmal zwanzig Jahre alt war und zu Caspar und mir kam, um unsere Welt kennenzulernen und entscheiden zu können ob Bakscha das ist, was er sein will.

Andrei... hat Bakscha einige Tage in unserer Obhut gelassen und auch selber Zeit mit uns verbracht. Er... er Andrei hat mir etwas über sich anvertraut, was hier in Russland sicher niemand wissen sollte und.. er hat mich geschätzt... weil... weil ich bereit...bereit war mit ihm...mit ihm zu teilen, was nur ich ihm geben konnte. Es war geplant, dass ich zu ihm hier her kommen würde, wenn Damian...also Bakscha, genug von unserer Welt gesehen hatte damit ...damit ich seine Welt kennenlernen konnte...um... vorberietet zu sein....im Zuge .. meiner Ausbildung."

Für einen Moment schloss ich die Augen und holte hörbar Luft, doch Caspar griff meine Hand und drückte sie sacht.

„Lena wurde in Deutschland angegriffen, als sie auf dem Weg zu Andrei, Damian und mir war. Ihr Wagen wurde gezielt auf der Autobahn beschossen und sie hat mit mehr Glück als Verstand überlebt. Sie hat die maskierten Täter und ihr Auto sehr genau auf einem ihrer Bilder wiedergeben können. Wir konnten uns keinen Reim darauf machen wer und warum sie beschossen wurde, aber der Wagen stammte aus dieser Stadt. Auch wenn sie es nicht wahrhaben will, sie hat Koshka, Andreis Katze, mit der Maske der Angreifer im Maul gemalt in einer ihrer Nachtmalausbrüche. Auch wenn es für sie nur eine Ausgeburt ihrer Angst war, für Roland hat das genug Sinn ergeben um hier her zu fliegen und mit Andrei darüber sprechen zu wollen. Als wir ..gestern?" Hilflos zuckte ich die Schultern, ich hatte wirklich jedes Gefühl für Zeit verloren.

„... hier ankamen, hat Roland Andrei konfrontiert."

„....Und dass auch mit seinem Geheimnis, das er von mir eingefordert hatte." warf ich ein.

„Zuvor hat Lena im Hotel noch einmal Koschka mit Pistole und eine Blutlache mit Rolands Runen gemalt. Wir waren also irgendwie... darauf vorbereitet, dass es einen Angriff geben könnte. Roland hat in den Niederlanden nach dem Angriff ein ganzes Bataillon Wachleute eingestellt, die das Anwesen bewachen und Lena einen Personenschützer bestimmen lassen." Er deutete auf Jacob. „Er war es, der Koshka davon abhalten konnte, Roland ihre Krallen in den Hals zu schlagen, doch leider...nein nicht leider.. aufjedenfall hat sie sich die eigenen Krallen im Kampf in den Leib gerammt." Hilflos hob Jules die Arme. „Und warum ist Roland dann trotzdem hier?" Leise erhob ich meine Stimme: „Weil... Bakscha auf ihn geschossen hat... wir wissen nicht warum.. er.. er hat... er hat einfach auf ihn geschossen. Caspar hat versucht Bakscha abzuwehren und ihn mit dem Messer verletzt..." Caspar ließ den Kopf hängen und begann nun seinerseits lautlos zu schluchzen. Zum ersten Mal seit dem Angriff hatte er die Möglichkeit zu realisieren, was eigentlich geschehen war und wie sehr er es auch zu versuchen schien, brach es über ihn herein. Fest zog ich ihn in meine Absicht, aber er entzog sich mir sanft und fuhr fort: „Es war nicht meine...meine Absicht ihn zu töten... auch wenn er ... wenn er Roland angegriffen hatte...ich... ich wollte ihn nur abwehren, aber das Messer ist von seinem Arm abgerutscht und ich hab es ihm in die Brust gestoßen." Wieder zog ich Caspar in meine Arme, hielt ihn fest umschlungen und übersäte ihn mit Küssen und diesmal konnte er es zulassen. „Du hast nur unseren Herrn beschützt, Du hast Roland gerettet, er hätte mit Sicherheit noch einmal abgedrückt... Du hast ihn gerettet, Caspar." flüsterte ich nah seines Ohres.

Wunsch & WilleWo Geschichten leben. Entdecke jetzt