Kapitel achtzehn

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Da mein Arbeitsbereich sich nur auf diesen Raum bezog, blieb mir keine Chance die Waren verstohlen zu inspizieren. „Er wird nicht mehr verkauft, wenn er schon verheiratet wurde." Rief ich mir ins Gedächtnis. Mit diesen Gedanken ging ich Richtung Küche um mein Tablett neu zu befüllen. Gerade wollte ich in den Flur treten, da verfing sich der ungewohnte Absatz meines Stiefels in der Kette einer jungen Frau, die es offensichtlich genoss auf Hufen, mit Schweif und Trense, von ihrem Herrn vorgeführt zu werden.

Bevor ich gänzlich stürzen konnte, fingen mich starke Hände auf, doch mein Tablett entging der Rettung leider und fiel geräuschvoll zu Boden. Gegen jedwede Logik der physikalischen Gesetzmäßigkeiten zerbrach keines der Gläser, doch der Inhalt der verbliebenen, gefüllten Gläser ergoss sich im scheppernden Klirren auf den Boden. Um ein Haar hätte ich eine Entschuldigung ausgesprochen, doch ich zügelte mich gerade noch rechtzeitig. So senkte ich den Blick nur weiter und knickste so tief es mir möglich war, eh ich mich auf die Knie sinken ließ, um zumindest schon mal Tablett und Gläser aufzusammeln.

„Ungeschickter Tölpel!", ertönte die scharfe Stimme der Hexe hinter mir und ich spürte einen Ruck an meinem Hals. Offensichtlich hielt sie mich an einer der Ösen meines Halsbandes und zog mich zurück.

„Und Du mein Sohn werden für diesen Regelbuch büßen, dass er Dich angefasst hat. So, wollen wir der Welt zeigen wie artig Mutter dich erzogen hat? Willst Du das ich Dich vor allen Augen das Malheur auflecken lasse?"

Entsetzt erstarrte ich in ihrem Griff, riss mich mit einem heftigen Ruck und ungeachtet des unangenehmen Würgegefühls von ihr los, eh ich mich anmutig vor ihr auf die Knie sinken ließ. Einen flehendem Blick zu ihr aufgerichtet tat ich im Kampf mit meinem eigenen Widerwillen, doch fest entschlossen meinem stolzen Helden dieses Schicksal zu ersparen, das, was sie Roland angedroht hatte. Eifrig glitt meine Zunge über den Boden, tauchte in die verschüttete Flüssigkeit und leckte sie zunächst zaghaft auf. Die nun vor Scham glitzernden Augen zu den Beiden aufgewandt, fand ich zu meiner Erleichterung ... was?... Freude? Geilheit? Triumph?, in ihrem Blick. Hastig schlug ich die Augen nieder und wieder, leckte ich, nun um eine Nuance schneller, ja beinah begierig. Langsam trat sie näher, umrundete mich und hob mein Kleid, um was auch immer zu tun. Es folgte kein Berührung nur Blicke und ein zufriedenes Gurren, das meine Wangen in Flammen aufgehen ließ.

Ob Roland sich meiner schämte, wie ich, einer Katze gleich vor ihnen kniete, den Rücken gerade, den Hintern weit erhoben und nun entblößt, während ich mit roten Wangen den mir Schmerz bereitenden Alkohol vom Boden leckte? Witthoffs Worte hallten durch meinen Geist, dass Roland schon lange Teil dieser Welt war. Der Gedanke, mein verzweifelter Versuch ihn vor dieser Erniedrigung zu bewahren könnte ihm gefallen, erregte mich zutiefst.

„Na da schau an, da hast Du mich wirklich überrascht kleine Lena. Hör auf damit und hole einen Lappen, dein Ungeschick sei Dir verziehen." Im aufstehen sah ich wie sie sich nachdenklich, die diebisch grinsenden Lippen mit dem Zeigefinger tippte. Was ich leider nicht sehen konnte, war Rolands Gesicht, um zu erfahren ob er sich für mich schämte oder zornig über mein Verhalten war.

„Und Du mein Sohn, geh zum Block um deine Arbeit zu tun. Dein Kleines Spielzeug hat auch deine Schuld beglichen. Aber wag es nicht sie noch einmal zu berühren, sonst werde ich Dich aus den Händen Deiner viel zu weichen Frau reißen und an jemanden verkaufen der Dich besser zu kontrollieren weiß."

Ich wusste nicht genau warum ich tat, was ich getan hatte. Es erschien mir die einzige Möglichkeit Roland davor zu bewahren, was mir in diesem Moment weniger auszumachen schien, als der Gedanke ihn so sehen zu müssen. Es widerte mich an das zu tun und doch wusste ich, das es für mich weit, weit weniger schlimm war als für ihn.

Wunsch & WilleWo Geschichten leben. Entdecke jetzt