Kapitel achtundfünfzig

161 12 2
                                    

Annabelle blieb über Nacht und auch wenn sie eigentlich die Meinung vertrat, dass man dem Körper nicht zu viele Verletzungen zu gleich zufügen sollte, so bat sie doch darum mit Jespers Arm beginnen zu dürfe.

Roland hatte so wenig dagegen wie ich und so begann sie erste Entwürfe aufs Papier zu bringen, anzuhalten und abzumessen und weiter zu zeichnen. Sie schaffte es die erste, für mich perfekte Vorlage schneller auf die einzelnen Papierstücke zu bringen, als ich eine Szene aus meiner Erinnerung an die vergangenen Stunden auf Leinwand.

Ich war gerade damit beschäftigt Annabells Hand an Jespers Halsband zu skizzieren, als sie nach Jesper reif um die Vorlagen neuerlich anzuhalten. Der Ausdruck des Erstaunens auf seinem Gesicht, als er ihre Arbeit sah war unbezahlbar. „Es ist so unfassbar schön.", voller Demut kniete er vor ihr nieder, den Blick fragend an mich gerichtet. Nickend und mit einem Lächeln auf den Lippen blickte ich auf ihn hinab, was er als Zeichen nahm, sich vorzubeugen, um erst jeder ihrer Hände seinen Tribut zu zollen und dann ihren nackten Füßen.

„Oh bitte Roland und Lena, lasst ihn mich mitnehmen, ich brauche ihn, 24stunden am Stück um mich."

„Tut mir leid Nadelfee, das ist nicht möglich und wäre unglaublich gefährlich.", sie nickte mit schmollenden Lippen zu Rolands Worten. Jesper erhob sich und raunte ihr etwas ins Ohr. Ich betrachtete ihn mit erhobener Braue und deutete wortlos neben mich auf den Boden. Augenblicklich folgte er mit gesenkten Lidern meinem Fingerzeig, kniete nieder und ich dirigierte seinen Oberkörper gen Boden, den Fuß auf das offene Ende seines Halsbandes gestellt. Er legte die Hände auf den Rücken. Anabelle betrachtete ihn seufzend. „Aber...aber...aber er hat doch nur danke gesagt."

Wehmut lag in meinem Blick, als ich den Pinsel sinken ließ und Annabelle eingehend betrachtete.

„Darum geht es nicht. Was er sagte ist nicht wichtig, dass er es Verborgen tat war sein Fehler.", behutsam aber bestimmt, ließ ich meine Nägel über seine frischen Striemen gleiten und er erschauderte unter einem kaum wahrnehmbaren Seufzen.

„Bevor Du heute mit seinem Arm beginnst, habe ich noch eine Bitte an Dich, die ich gerne allein mit Dir besprechen möchte."

Die Brauen in die Stirn gezogen nickte sie und ich entließ Jesper aus seiner Haltung, um mit Annabelle zum Steg zu gehen. „Kannst Du ihm noch heute die Worte ewig dienend hier hin stechen, in quenya?"

Ihren Blick suchend fuhr ich im Bogen über die weiche Haut zwischen ihrem Daumen und dem Zeigefinger. „Und mir nach unserer Hochzeit Rolands Namen um den Ringfinger, auch in quenya?"

„In der Schrift bin ich mittlerweile Großmeisterin, aber ich bräuchte Zugang ins Netz und das um den Finger solltest Du Dir gut überlegen, Finger und Hände heilen oft nicht wie gewünscht, bei Caspars Spruch lässt sich das relativ gut covern, falls es nicht gut heilt aber am Finger wird es wirklich oft hässlich. Versteh mich nicht falsch, ich verstehe Deinen Gedanken, aber Du trägst seinen Sinnspruch, bald seinen Brand und seine Ringe. Überleg es Dir einfach gut, Disney. "

Unter einem bestätigenden Nicken meinerseits gingen wir zurück ins Haus. Annabells Blick fiel von Jesper, der noch immer am Boden kniete, auf die Leinwand und sie schnurrte.

„Kann ich bitte Drucke von Deinen Bilder für mein Schlafzimmer haben? Obwohl dann komm ich nicht mehr vor die Tür, besser nicht."

„Oder Du schickst Deinen Kunden einen anderen Standort und wir lassen Dein Zeug herschaffen, bis Du Dich ausgetobt hast, also... an Jesper... und..ach wie auch immer.". Still bat ich Roland um einen Kuss und bekam ihn sofort. „Gibst Du Annabelle bitte Dein Handy, mein Herr? Sie muss etwas für mich erarbeiten." Auf meinen Zehenspitzen stehend flüsterte ich ihm meinen Tattoowunsch für Jesper ins Ohr. Für einen kurzen Moment hob er nachdenklich die Braue, nickte dann aber zustimmend und reichte Anna das Handy.

Wunsch & WilleWo Geschichten leben. Entdecke jetzt