Kapitel hundertachtundvierzig

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„Ist jemand hier?" Er schüttelte den Kopf. „Nein meine Königin, das hier ist unser Reich ganz allein. Es wurde vorbereitet und Essen bereitgestellt aber die Houskeeper sind nun weg."

Er half mir aus dem Mantel und ich streifte die Stiefel ab. Alles hier sprach von heimeliger Gemütlichkeit und ich fühlte mich unglaublich willkommen. „Setzt Dich bitte, ich bin gleich bei Dir." Lag da Nervosität in seiner Stimme?

Leise Musik ertönte und seine sacht geröteten Wangen bestätigten meine Vermutung, das der Mann, der zwei mal mit mir vor den Altar getreten war, der mich in jeder erdenkliche Pose genommen hatte, mich „zwang" ihm in die Augen zu sehen, wenn ich für ihn kommen durfte, das dieser, alles in die Knie zwingende Gott nervös war mit seiner Frau einen Abend in der Abgeschiedenheit eines Waldhauses zu verbringen. Lange lauschte ich den schönen Tönen, bis ich erkannte, dass Roland es war, der für mich sang und spielte, doch da er dies nicht vor mir tat, respektierte ich den stillen Wunsch, ihm nur aus der Ferne zu lauschen und schickte meinen Geist auf die Reise, getragen von seiner wundervollen Stimme und dem leisen Spiel der Akustikgitarre.

Mein Herz schlug wild als er mit einer Pizza, auf einem riesigen Holzbrett, zu mir trat und sich im Schneidersitz zu meinen Füßen auf den Boden setzte und selbiges vor mich aufs Sofa stellte.

Seine Nervosität steckte mich irgendwie an, was mich dazu brachte, auf meinen Lippen zu kauen und sah aufkeimende Verzweiflung in seinem Blick.

„Bitte sag mir, was Dir nicht gefällt, ich wünsche mir nichts mehr, als das Du Dich hier mit mir sicher und geborgen fühlen kannst." raunte er leise. Seinen Blick haltend, ließ ich mich zu ihm auf den Boden gleiten, schenkte ihm ein warmes Lächeln, griff zur Pizza und reichte ihm ein Stück an die Lippen.

„So ist es besser, Caspar hat versucht mir eine Erklärung zu geben, warum ich es nicht ertrage Dich unter mir zu sehen, aber es macht das Gefühl nicht weg."

Er nahm mir das Stück Pizza aus der Hand und deutete zum Brett. „Iss!"sagte er mit weniger Zärtlichkeit und mehr Befehlsgewalt in der Stimmen. Den Blick senkend, hob ich einen Mundwinkel und mein Puls erhöhte sich um ein Weiteres. „Und was denkt Caspar, warum kannst Du es nicht ertragen mich unter Dir zu sehen?"

Für einen Moment versteckte ich mich hinter dem befolgen seines Befehls, eh ich antwortete: „Ich weiß seine Worte nicht mehr genau, aber es war etwas von wegen, weil... ich mich hinter Dir verstecken kann, Du mein Fels bist und ich nicht selber kämpfe und wenn Du kniest, dann müsste ich selber für mich einstehen.

Aber ich glaube das ist nicht der Grund, sondern... Drachen knien nicht und wenn der König sein Knie beugt, fällt sein Königreich. Es geht nicht um mich allein, sondern um die Position die Du trägst... obwohl... auch das ist nicht richtig, denn ich habe es schon nicht ertragen Dich in den Ketten der Hexe zu sehen und würde es auch dann nicht akzeptieren, wenn wir verarmt in einem Trailer wohnten."

Resignierend schüttelte ich den Kopf. „Ich weiß nicht was es ist, in ähnlicher Weise geht es mir mit Andrei, wobei es da kein körperliches Unwohlsein auslöst... oder... deinem Vater."

Roland lachte auf. „Ja, das verstehe ich, irgendwann muss er mal vor meinem leiblichen Vater das Knie gebeugt haben, aber das ist auch für mich unvorstellbar. Ich weiß nicht ob wir eine Erklärung dafür brauchen, ich denke ich verstehe was Du meinst." Er wischte sich die Hände an seiner grauen Jogginghose ab und beugte sich zu mir vor.

Nichts in seinem Blick sprach mehr von Unsicherheit oder Nervosität, als er sich vorbeugte und mich küsste. Vielleicht war es der unausgesprochene Befehl in seiner Haltung, die Sicherheit, die er ausstrahlte die etwas in mir veränderten, die Enge in meiner Brust zumindest für diesen Abend lösten und mir das Gefühl von Freiheit gab.

Wunsch & WilleWo Geschichten leben. Entdecke jetzt