Kapitel vierundachtzig

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Wir hielten an einem Teil des Sees, der ein ganzes Stück vom Anwesen entfernt lag, aber dennoch vom Zaun eingefasst wurde. Annabelle bedeutete mir zu folgen und mit etwas mulmigem Gefühl tat ich was sie verlangte. „Er sagte Du würdest ihm vertrauen und das kannst Du Süße, aber was jetzt kommt ist nicht der angenehmste Teil. Mit einer schnellen Bewegung fasste sie mich, nahm meine Handgelenke und ließ sie in Handschellen auf dem Rücken klicken. Bevor ich auch nur zum Reden ansetzen konnte schob sie mir einen Ballknebel zwischen die Lippen und fixierte auch den. „Wie unfassbar sexy Du aussiehst, ich würde Dich auch gerne mitnehmen." sanft fuhr sie mit dem Zeigefinger meine, den Ball umspanneden Lippen nach und verursachte mir eine Gänsehaut. „Keine Angst, wenn Du schön artig bist wird Dir auch nichts geschehen." Mit sehr viel mehr Kraft, als ich der zierlichen Frau zugetraut hätte, schob sie mich in Richtung eines beachtlichen Stammes. Eilig wand sie ein Seil um mich und den Baum und verhinderte so, dass ich mich auch nur irgendwie bewegen konnte. Verwirrung lag in meinem Blick, wie zur Hölle sollte es mir helfen, wenn er mir Angst machte? Mit aufkommender Panik schüttelte ich wild den Kopf, als ich die Augenbinde in ihren Händen sah. „Fiffe niff", flehte ich mit aller Kraft, aber vollkommen vergeblich. Unbarmherzig nahm sie mir die Sicht, nachdem sie einen Kuss auf meine Stirn gehaucht hatte. Vollkommen entsetzt hörte ich, wie sie sich entfernte, die Wagentür schloss und davon fuhr. Panisch schrie ich in den Knebel unartikulierte Laute und erschauderte als plötzlich Caspars dunkle Stimme nah an meinem Ohr erklang. In meiner Angst hatte ich sein kommen nicht einmal annähernd wahrgenommen. Ob er schon hier auf mich gewartet hatte? Unter hektischen Atemzügen hob und senkte sich mein Brustkorb und mein Kopf ruckte in die Richtung, aus der seine Stimme erklang.

„Ich sehe die Ware für meinen Herr wurde geliefert." raunte er leise und seine Lippen streiften meinen Hals, was mir eine unangenehme Gänsehaut bescherte. „Der Graf wird sicher erfreut sein, wenn sein Wunsch eintrifft, doch süße Lena, noch bist Du nicht bereit für ihn." Unverhofft nahm er mir die Augenbinde wieder ab und ich sprühte ihn mit all meinem Zorn und der Verwirrung im Blick an. „Oh ja, eine Raubkatze, der noch die Krallen gezogen werden müssen. Graf von Binnenberg wird sicherlich seine Freude mit Dir haben, wenn ich mit Dir fertig bin." Schwer schluckend beobachtete ich wie er aus meinem Blickfeld trat und wenig später mit einer Reitgerte zurückkehrte. Was sollte das alles? War das wirklich noch ein Spiel? Wieso wollte er mich an Roland verkaufen? Fest versuchte ich mich an dem immer kleiner werdenden Funken Vertrauen zu klammern, der noch in mir glomm. Er war mein Master, er sollte mich lehren, wie es wäre verkauft zu werden. Er wusste von meinen Ängsten. Die Augen schließend atmete ich tief und als ich sie wieder öffnete, musterte ich ihn eingehender. Erst jetzt sah ich, dass er einen perfekt geschnittenen, dreiteiligen Anzug trug, denn er lockerte die Krawatte ein wenig, als er mir mit der Lederlasche über den Schenkel fuhr und mein Röckchen anhob. „Wie artig, sogar mit Höschen und so züchtig. Fast hätte ich Spitzenwäsche erwartet." hauchte er und trat so nah an mich heran, dass ich den Stoff seiner Hose an den Schenkeln spürte. „Sag mir Lena, willst Du das? Willst Du lernen deinem Herrn eine artige Sklavin zu sein?" Seine Lippen striffen die meinen, so gut es der Knebel zuließ. „Willst Du, dass ich Dir helfe ihn stolz zu machen?" Krampfhaft versuchte ich den Speichel zu schlucken, den der Ball in meinem Mund mir aufzwang und nickte langsam, den Blick fest auf Caspar gerichtet und jede seiner Bewegungen mit den Augen verfolgend.

Caspar schien wirklich einen Nerv bei mir getroffen zu haben, wie ich bemerkte, als sich die anfängliche Angst legte, denn ich spürte nur zu deutlich, wie meine Haut unter seinen Worten und den beinah zufälligen Berührungen zu kribbeln begann. Nur ganz kurz streifte seine Hand meinen Schenkel über dem Rand des Strumpfes, eh er zurücktrat. Ich taxierte ihn weiter und erkannte, dass er da war, der gefährlich Flüsterer, der mich dieses mal nicht zur Hexe bringen, sondern auf Roland vorbereiten wollte. Zum erneuten Mal an diesem Tag begannen meine Gefühle in schwindelerregender Geschwindigkeit in mir aufzuflammen und nichts zurückzulassen, als Verwirrung und Ungewissheit. Warum pochte meine Mitte so unfassbar stark, dass ich es nicht mehr ignorieren konnte?

Wunsch & WilleWo Geschichten leben. Entdecke jetzt