Kapitel hundertneun

85 10 6
                                    

Von Roland geführt betraten wir das Achterdeck und ließen uns nah der Bugspitze nieder. Fest zog er mich in seine Arme und selbst seine Beine umschlangen mich. Den Kopf an seine Brust gelehnt starrte ich auf die tanzenden Lichter im Wasser, als der Motor aufheulte und uns in Bewegung setzte.

„Ich weiß nicht ob ich dazu in der Lage bin" sprach ich mit ernster Miene. „Ohne Dich, die Gedanken an Dich, wäre ich schon im Maschinenraum zusammengebrochen. Wie soll ich mich an fremde Menschen verkaufen, wenn ich es nicht mal schaffe wissentlich und von Caspar geführt, den Mund zu öffnen?" Er hauchte mir einen federleichten Kuss hinters Ohr. „Diese Situation wird niemals eintreten meine Königin. Es gäbe keinen Grund sich dem auszusetzen, denn wie sollte man jemanden beseitigen, der unter Freunden ist? Die Gefahr entdeckt zu werden ist viel zu groß." Sein Kopfschütteln spürte ich, so intensiv wie sein Schaudern.

„Es war so schwer zu ertragen Deinen Kampf zu sehen, so kurz er auch währte." Wehmütig wandte ich den Blick zu ihm auf. „Er war nur so kurz, weil ich Dich bei der ersten Berührung erkannt hatte." Seine Brauen zogen sich zusammen. „Wie konntest Du mich erkennen?" Nun war es an mir einen Kuss an seinen Hals zu hauchen. „Die Art wie Deine Hand meinen Hintern berührt hat, Du mein Haar um dein Handgelenk gewickelt hast, die Präsenz mit der Du mich erfüllst. Es tut mir leid Herr meines Herzens, aber so wie Du mich liest, wie Du weißt wann ich auch nur einen Gedanken denke, der mich erregt, so scheine ich Dich zu erkennen, ob ich Dich sehe, höre, rieche, schmecke, spüre oder nichts von alle dem."

Sein Gesicht in meinen Haaren vergrabend murmelte er. „Geht es Dir bei Caspar genau so?" Sanft löste ich mich aus seinen Armen, legte die Beine über seine Schenkel, neben seine Hüften und rückte so nah an ihn, wie ich konnte. Sein Gesicht in meine Hände nehmend sprach ich leise aber fest. „Sieh mich an Roland." Er hob zuerst eine Augenbraue, dann aber den Blick an mich. „Nicht Caspar war es, der mich das Schälchen füllen ließ, die Gedanken an Dich, an das, was wir bisher erlebt haben, Deine Handeln, wie Du mit mir umgehst, deine Präsenz, die Art wie Du mich fickst, liebst und zeichnet, das sind alles Dinge die, wenn es darauf ankommt, wirklich wichtig für mich sind. Ich habe gespürt wie Du das erste Mal in mich gedrungen bist, wie Du mich auf dem Parkplatz und im Boot gefickt hast, wie ich meinen ersten Striemen vor der Herzogin von Dir geschenkt bekam, ja selbst wie ich den Sekt für Dich vom Boden geleckt habe, das und nur das hat mich dazu gebracht über meine Angst im Maschinenraum hinweg zu kommen und Lust zu empfinden. Ich hatte anfänglich solche Panik und Flashbacks aus Ecuador, dass ich glaubte den Verstand zu verlieren aber es hat nur der Erinnerung an Dich bedurft und ich konnte mich beruhigen und meine Aufgabe erfüllen."

Sanft schob er seine Hände in meine Haare und legte seine Stirn an meine. „Vergib mir, dass ich nicht wirklich bei Dir sein konnte." Er straffte sich und sah mir in die Augen. Ich konnte mich nicht erinnern, ihn je so zerbrechlich wie gerade eben gesehen zu haben, selbst als er in Ketten, geschlagen und gebrannt vor der Hexe hing. Vorsichtig rutschte ich noch weiter an ihn heran, schlang meine Arme um seinen Rücken, vergrub das Gesicht an seiner Halsbeuge und sprach leise:

„Es gibt nichts zu verzeihen mein Herr. Ich wachse durch Dich und werde stärker. Ja, Caspar bildet mich aus, aber Du bist es, der mir die Kraft gibt diese Ausbildung auch zu überstehen und ich bin Dir unglaublich dankbar dafür, dass Du mein Anker bist." Das Motorengeräusch erstarb und das leuchten unseres Glashauses brachte mir das warme Gefühl der sicheren Heimat. Am Rande hörte ich, wie die Anderen von Bord gingen, doch rührte ich mich nicht, genoss einfach die Nähe meines Mannes, die Sicherheit seiner Umarmung.

„Wir sollten Dich ins Warme bringen." raunte er leise, doch ich schüttelte den Kopf, schmiegte mich an seine Brust. „Deine Wärme ist das Einzige, das ich brauche." Er küsste mich zärtlich, schob mich dabei sanft aber bestimmt von sich. „Es freut Deinen Herrn zu hören, dass er alles ist was Du brauchst, dennoch werden wir das Gespräch nun in unser Bett verlegen. Die Kutsche wird gleich zum Kürbis, denn es ist weit... sehr weit nach Mitternacht und ich will die Chance nutzen, die Zeit ganz mit Dir allein in unserem Bett zu verbringen."

Wunsch & WilleWo Geschichten leben. Entdecke jetzt