Caspar empfing mich, beinah wie erwartet, mit fragendem Blick. In tiefes Schweigen gehüllt presste ich die Lippen aufeinander und versuchte den Eindruck zu erwecken, geschunden worden zu sein.
Als er mich in die Küche zog, standen Tränen in meinen Augen und ich hoffte inständig, dass ihm ihr wahrer Grund, nicht länger in Rolands Nähe verweilen zu können, verborgen blieb. Vielleicht zu seiner Verwunderung schmiegte ich mich an seine Brust. Es dauerte einen Moment, bis er die Arme um mich schloss, als wüsste er nicht damit umzugehen.
„Ich hatte noch nie ... solchen Kontakt zu Frauen.", weinte ich heiser. „Lernt man zu ertragen, wer einen befehligt?". Er schob mich von sich, schenkte mir ein Lächeln und hauchte mir einen Kuss auf die Stirn.
„Du machst es einem leicht zu vergessen, dass dies nicht die Welt ist die Du kennst. Um Deine Frage zu beantworten, ja man lernt es. Doch nun sei artig, straff Dich und schenk unseren Gästen ein Lächeln. Lass sie nicht spüren, dass Du leiden musstest."
Mit einem Klaps auf meinen Hintern drehte er mich um, reichte mir mein Tablett und schob mich in Richtung der Tür. „Wenn du brav bist werde ich Dich heute Nacht belohnen und Dich ihre Befehle vergessen lassen. Würde Dir das gefallen, meine Schöne?" Mit einem dankbar, lüsternen Lächeln und scheuem Nicken trat ich zurück in den großen Salon.
Noch immer herrschte die angenehm ruhige Atmosphäre, auch wenn sie deutlich vom Keuchen, Stöhnen und lustvollem Winseln untermalt wurde. Schweigend und voller Demut reichte ich Gläser und kleine Häppchen, manchmal stehend, manchmal kniend. Ich genoss dieses Fest, auch wenn ich nur arbeitend beteiligt war. Der Harnisch in den ich gebunden wurde, brachte mich den Kunstwerken um mich herum näher und ließ meiner Fantasie den Spielraum, dass ich es unter Rolands stolzen Blicken tat. Es war erstaunlich wie schnell die Zeit verflog, wenn etwas interessant war und so stimmte es mich fast traurig, als Caspar mir ins Ohr raunte: „Schichtende, du kannst nun dein Zimmer aufsuchen. Ich komm gleich um Dich zu erlösen.", den Blick gesenkt knickste ich für ihn und zog mich zurück.
Erst in meinem Zimmer angekommen und die Tür im Rücken fest verschlossen, erlaubte ich mir ein sehnsüchtiges Seufzen und ließ das Zittern zu, welches das Verlangen, das Roland in mir zu wecken wusste, verdeutlichte.
Da mein Rucksack, wie beim letzten Mal schon bereit stand, schnappte ich mir mein Skizzenbuch, brachte zunächst eine Skizze von Caspar zu Papier, die ihn so dämonisch wirken ließ, wie ich ihn sah und dann eine Frau, die kunstvoll geschnürt zu seinen Füßen lag. Nur wage deutete ich an, dass diese Frau ich sein könnte.
Danach fanden immer mehr der kunstvoll geschnürten Menschen Einzug in meine Skizzenbuch, ließen mich das Gesehene verarbeiten und dabei verträumt lächeln. Derart vertieft in mein Tun, bemerkt ich nicht, wie Caspar in mein Zimmer getreten war und mir von hinten über die Schulter schaute.
„Würdest Du Dir wünschen das ich Dich so binde?", umschloss mich, der tiefe, warme und samtweiche Klang seiner Honigstimme. Sichtlich schrak ich zusammen, keuchte leise auf und ließ beinah den Stift fallen. Es glitt keine Antwort über meine Lippen, doch blickte ich sehnsuchtsvoll zu ihm auf. Beinah zärtlich strich er mir mein offenes Haar zurück über die Schultern und entblößte meinen Hals, um einen Kuss darauf zu hauchen. Erschaudernd sprach ich erst jetzt:
„Ich weiß das es nur ein Wunsch ist, der sich nie erfüllen wird. Du bist Adel, ich nicht, Du bist Eigentum, ich frei. Ich kann nur hier, in diesem Zimmer, sein was ich für Dich sein möchte."
Behutsam fasste er mein Handgelenk, nahm mir den Stift aus der Hand und zog mich zu sich hinauf. „Du weißt eine Menge über Rangordnung, kleine Lena.", wieder troff Honig von seinen Lippen, perlte in mir, wollte mich umfangen.
DU LIEST GERADE
Wunsch & Wille
ChickLitWas geschieht wenn man, nur um einen Zug zu erreichen, kopflos in eine Horde rivalisierender Fußballfans stolpert? Richtig, man gerät in Gefahr. Doch, dass diese Gefahr nicht von den Fans ausgeht, merkt Lena erst, als es schon längst zu spät ist. (K...