Kapitel siebenundachtzig

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                                           „Lektion zwei: Der Sadist."

Flüsterte er leise und ich hörte den Kampf in seiner Stimme. „Das Lena, das erwartet Dich wenn Du es nicht schaffst, einen Sadisten milde zu stimmen." Endlich löste sich der Krampf in meinem Körper und ich sog mit der Verzweiflung einer Sterbenden die Luft in meine Lungen, atmete, röchelte. Nicht einmal das Messer in meinem Rücken hatte eine solche Wirkung auf mich gehabt wie die Wucht, mit der mich dieser einzelne Schlag getroffen hatte. Zitternd hörte ich, wie er mich abermals umrundete, doch ich wollte mich noch nicht bewegen, traute mich nicht zu ihm auf zu schauen. Von einem Moment auf den Anderen hatte ich nur noch rasende Angst vor dem was als nächstes folgen mochte. „Steig in den Wagen!" befahl er, nun wieder vollkommen emotionslos.

Keuchend versuchte ich mich zu erheben, doch mein Körper wollte mir, nach der immensen Anspannung nicht gleich gehorchen. Alles in mir schrie danach zu schnipsen, ihn zu bitten aufzuhören, mich in den Arm zu nehmen und mir zu sagen das es nicht schlimm ist, wenn ich bin wie ich war.

Nach einiger Zeit schaffte ich es endlich mich halbwegs auf die Beine zu kämpfen, doch es dauerte noch eine ganze Weile, bis ich es mir gelang gerade zu stehen. Der Versuch den Kopf zu heben und in gerader Haltung um das Auto zu gehen klappte unter großer Anstrengung halbwegs, auch wenn jeder Schritt eine Qual war. Als ich es endlich geschafft hatte einzusteigen war es schließlich Caspar der schnipste.

Verwundert sah ich zu ihm herüber und sah, dass er den Kopf hängen ließ. „Ich muss Dich darauf vorbereiten Lena, von Bellton weiß ich das er Sadist ist. Ich kann das auch nicht aufs Ende deiner Ausbildung schieben und ich konnte dich auch nicht darauf vorbereiten. Heute erwarte ich von Dir, dass Du JEDE Deiner Handlungen genau überdenkst. Bellton wird etwas finden, das er bestrafen kann. Wäre ich wirklich Sadist, hätte ich dir in gleicher Weise auf die Hände geschlagen und dann von Dir verlangt das perfekte Crep für mich zu backen und hättest Du versagt... und das müsstest Du zwangsläufig, hätte ich einen weiteren Grund gehabt Dich zu quälen. Ich hoffe Du kannst mir am Ende des Tages noch in die Augen schauen und Du vergisst nicht, dass ich dich vergöttere. Ich habe keinen Spaß daran Lena und ich weiß warum Roland das nicht schafft aber es ist von essentieller Wichtigkeit, dass Du auch diese Art von Menschen kennen und vor allem verstehen lernst.

Schweigend umfasste ich sein Kinn und beugte mich, mit unterdrücktem Stöhnen zu ihm herüber, gab ihm einen langen, intensiven Kuss, eh ich schweigend in meine Haltung zurückkehrte die, wie ich hoffte, zumindest ansatzweise von Stolz sprach.

Ebenso schweigend zündete er den Motor, doch ich konnte mich über die Vibrationen überhaupt nicht freuen, sie bedeuteten einfach noch mehr Schmerz.

Wir fuhren eine ganze Weile eh wir die Stadt erreichten die mit ihrer Edelshoppingmile die Reichen und schönen lockte.

Chanel war unser erster Anlaufpunkt und ich hatte mich in meinem Leben noch niemals so minderwertig gefühlt als beim betreten dieses Ladens. Zwar ging ich, trotz pochender Schmerzen in aufrecht, stolzer Haltung, doch die Blicke der Verkäuferin schrien mich an, meinen minderwertigen Arsch sofort aus diesem Laden zu bewegen. Erst als ihr Blick auf Caspar fiel, änderte sich ihr Verhalten schlagartig. Ich hätte nicht gedacht das diese falschen Hexen eine solch überkandidelte Freundlichkeit aufbringen konnten, aber sie schafften es. Sie sprachen auch ausschließlich mit Caspar und fast hätte ich erwartet, dass sie vor ihm auf die Knie fielen als er ihnen sagte, was er sich so vorstellte.

Ein etwas kürzer als Knöchellanges Kleid aus Samtjersey & Spitze in schwarz für einen mir vollkommen unverständlichen Preis von 10.290€

Die passenden Armreife, Strümpfe und Schuhe sollten dazu noch einmal soviel kosten.

Wunsch & WilleWo Geschichten leben. Entdecke jetzt