Fest legte sich eine Hand auf meine Schulter und unter dem Klang der mir so vertrauten, dabei doch eigentlich so fremden Stimme sprang ich geradezu auf und herum, um nach dem Handgelenk zu greifen, welches mich packte. Mit einer einzigen Bewegung macht er mir klar, dass ich keine Chance gehabt hätte, wenn er mich wirklich hätte angreifen wollen, doch ich wusste, dies würde er nicht: „Ich mag es wenn Du vor mir kniest aber Gott verdammt Lena, wie viele Warnung soll ich Dir denn noch schicken, bis du stures Mädchen checkst, dass das hier kein Spiel ist, in dem Du mitspielen solltest?"
Der Kleine Junge in ihm war gänzlich verschwunden, vor mir stand was? ... Ein wütender Donnergott? ... Der Ritter der mich aus dem Mob gezogen hatte? ... Der Schnösel der obskure Partys gab, auf welchem sein Personal nicht reden durfte? ... Oder ein was? ... Schwerverbrecher der irgendwelche dubiosen Machenschaften zu verbergen versuchte? Wie konnte jemand den ich so wenig kannte so viele Gesichter in so kurzer Zeit tragen?
„Hast Du wirklich geglaubt du könntest unbemerkt in ein so abgeriegeltes Gebiet eindringen? Für eine Meisterdiebin solltest Du echt noch üben! Aber eins muss ich Dir lassen, ich kenne wirklich wenige Menschen die so stur ihr Ziel verfolgen, die Meisten hätten schon vor dem gestrigen Tag aufgegeben."
'Fühlte ich mich gerade von seinen Worten geschmeichelt, oder doch nur gestraft?' Knurrend versuchte ich mich aus seinem Griff zu winden und aufgrund der Tatsache, dass er es zuließ, gelang es mir auch.
„Was meinst Du mit vor dem gestrigen Tag?", schoss es mir mit einem Mal in den Geist. „Sag mir nicht das Du wusstest wo ich bin! Sag mir nicht du hast mich mit Absicht leiden und an mir selbst zweifeln lassen, sag mir NICHT, dass dies alles ein scheiß Spiel für Dich ist, mit einer Fremden, deren Verstand du mal eben assimilierst, um Dich zu belustigen, weil dein ach so schweres Leben als reiches Muttersöhnchen sonst zu langweilig wäre!"
Etwas veränderte sich in seinem Blick, es war beinah als bräche etwas in ihm. Die Sanftheit und Sorge die zuvor unter all den harschen Worten mitschwang erlosch und er legte eine Hand auf meinen Brustkorb.
Beinah zärtlich drückte er mich an einen Baumstamm hinter meinem Rücken. Er tat mir nicht weh, wahrscheinlich hätte ich unter seiner Hand einfach wegtauchen können, aber der Blick des einst so ritterlichen Polizisten machte mir unweigerlich klar, dass ich zu weit gegangen war. Sehr viel zu weit. Seine Stimme war nicht mehr als ein Flüstern und er trat, wie gestern, 'War es wirklich erst gestern gewesen? ' seine Mutter, unbequem nah in meinen persönlichen Raum.
„So siehst Du mich also? Ist es das was Du willst? Braucht dein kleines Nerdego es, mich auf das zu reduzieren? Ein Muttersöhnchen das nichts besseres zu tun hat als mit dir zu spielen? Du hast keine Ahnung wie die Welt hier draußen funktioniert, Du weißt nicht was es bedeutet zu kämpfen. Deine Welt besteht aus Unschuld, angeblich umfassendem Wissen, Games und kleinen Kindern. Aber weißt Du was Lena? All dein Wissen um Funktionen der Biochemie, den Zusammenhängen des Körper und der Wirkung von Botenstoffen, vernebelt Dir den Blick auf das was diese Welt wirklich ist, was die Menschen wirklich sind. Habgierige, perverse Monster die alles zerstören wollen was sie nicht besitzen und kontrollieren können.
Du bist ins Visier geraten Lena und nein ich wusste nicht wo Du Dich aufhältst. Ich habe die Zeit damit verbracht herauszufinden warum Du von Bedeutung bist, und wo du steckst. Nicht nur für mich, nicht weil ich dich aus einer Horde prügelnder Fans gezogen hab, oder doch, denn nur dadurch habe ich Deine Existenz überhaupt bemerkt und die Tatsache, dass Du ein Teil eines Spiels sein sollst, an dem Du sicherlich keinen Gefallen finden wirst, in dem Du nicht speichern und neuladen kannst."
Schwer schluckte ich die Tränen hinab, die seine Peitschenhieben gleichen Worte in mir hervorbringen wollten und wand mich unter seiner Hand. Ich verstand nicht was er mir sagte, zwar die Worte an sich und auch den eigentlichen Sinn, aber ich konnte keinen Bezug zu mir herstellen.
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Wunsch & Wille
ChickLitWas geschieht wenn man, nur um einen Zug zu erreichen, kopflos in eine Horde rivalisierender Fußballfans stolpert? Richtig, man gerät in Gefahr. Doch, dass diese Gefahr nicht von den Fans ausgeht, merkt Lena erst, als es schon längst zu spät ist. (K...