Der Schmerz der ausgeblieben war, als die Klinge in mich drang kroch nun langsam, noch dumpf, in mein Bewusstsein. Die Augen geschlossen spürte ich raue Baumwolllaken um mich und mir wurde bewusst, dass ich in einem Bett lag. Aus einem, mir unersichtlichen, Grund vermochte ich meine Hände nicht zu bewegen und nur schwerfällig kehrten meine Sinneswahrnehmungen zurück, um mir zu erklären, dass sie gehalten wurden.
Es nötigte mir viel meiner Kraft ab, meine Augenlider zu heben und anfangs sah ich nur verschwommen die beiden Gestalten links und rechts meines Bettes. Die eine war zierlich, klein und fühlte sich bekannt an, die Andere war groß, breitschultrig und seine Hand verschluckte die meine zur Gänze.
„Oh Lena, mein liebes, gutes Kind.", weinte die zierliche Person und strich mir über die Wange. Ich erkannte die Stimme meiner Mutter sofort, auch wenn ich mich nicht erinnerte, sie je weinen gehört zu haben. Behutsam wurde meine andere Hand gehoben und ich spürte weiche Lippen ein Kuss darauf hauchen. Auch ohne klare Wahrnehmung wusste ich, dass es Roland ist.
„Wie geht es Caspar?", krächzte ich, noch immer heiser und blinzelte angestrengt um klarer zu sehen.
Der warme Timbre seiner kräftigen Stimme erfüllte den Raum, hüllte mich in wohlige Geborgenheit und dem seltsamen Gefühl von Heimat: „Er wird heute aus der U-Haft entlassen, die Videoaufnahmen beweisen eindeutig die Notwehr. Ihm wird kaum mehr drohen als eine Narbe im Gesicht.", die Augen wieder schließend versuchte ich mich an einem Lächeln und es gelang mir wohl denn abermals durfte ich Rolands Lippen an meiner Hand spüren.
„Papa wartet im Flur, er wird Dich sicherlich auch sehen wollen.", raunte meine Mutter tränenerstickt. Sacht nickend betrachtete ich sie, noch immer ein schmerzverzerrtes Lächeln auf den Lippen. „Ich hab vergessen die Tonnen raus zustellen.", gestand ich leise. Meine Mutter brach in Lachen aus und verließ den Raum.
Mein Blick fiel auf Roland, der in Uniform gekleidet an meinem Bett saß. „Was ist mit Elisa, warum bist Du nicht bei ihr?", nur langsam gewann meine Stimme an Kraft. „Später mein Engel." Erneut hauchte er mir einen Kuss, diesmal auf die Stirn. Als mein Vater den Raum betrat neigte er das Haupt, als wäre mein Vater von stand oder Adel. „Herr Haarmann." Er wandte sich mir zu. „Ich bin bald wieder da, ich muss noch ein paar Dinge klären. Bitte lauf mir nicht wieder weg, einverstanden?"
„Ich bin nicht..." hob ich protestierend an, beließ es aber bei einem Lächeln und Nicken.
„Du hast uns zu Tode erschreckt, mein Kind.", sprach mein Vater mit deutlicher Sorge in der Stimme. „War nicht geplant euch den Urlaub zu versauen.", scherzte ich und mein Vater grunzte. Auch er griff meine Hand, drückte sie sacht.
„Wie konnte es dazu kommen?" fragte er schlicht. Lange sah ich ihn an überlegt was ich ihm antworten könnte und sprach dann schließlich frei heraus. „Ich musste einer Menschenhändlerin das Handwerk legen." Schallend lachte mein Vater auf und hauchte mir ebenfalls einen Kuss auf die Stirn. „Was auch sonst meine kleine Weltenretterin. Wenn Du brav weiter studierst, dann stoppst Du nicht nur Menschenhändler, sondern heilst vielleicht auch Krankheiten." Unter gerollten Augen brachte ich ein Grinsen zustande. „Ich konzentriere mich erst mal darauf selbst zu heilen, einverstanden?"
„Einverstanden." Antwortete er als es an der Tür klopfte. Gleich darauf sprang Jules ins zimmer mit so ziemlich allem beladen was so ein Kiosk in einem Krankenhaus hergab. Von Blumen, Luftballons über einen riesengroßen Teddy war bis Saft und Pralinen und Zeitschriften wirklich alles dabei. Der Teddy in seinen Armen plumste in mein Bett, er ließ die Ballons fliegen und Stopfte die Blumen kopfüber in ein Trinkglas auf meinem Nachttisch. „Cinderella was machst Du nur mit uns? So was passiert wenn man nicht vor dem zwölften Glockenschlag zu hause ist.", erklang es tadelnd von ihm und er ließ sich seufzend in einen Stuhl sinken.
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Wunsch & Wille
ChickLitWas geschieht wenn man, nur um einen Zug zu erreichen, kopflos in eine Horde rivalisierender Fußballfans stolpert? Richtig, man gerät in Gefahr. Doch, dass diese Gefahr nicht von den Fans ausgeht, merkt Lena erst, als es schon längst zu spät ist. (K...