Mit verschränkten Armen saß er an dem groben Holztisch auf dem schlichten Stuhl und sah mir mit Verwunderung im Blick entgegen. Krampfhaft versuchte ich mir die Perücke vom Kopf zu ziehen, doch sie ließ sich nicht ohne weiteres lösen. So griff ich mir nur in die Augen, schleuderte die Kontaktlinsen auf den Tisch und kniete dann neben eben diesem, vor ihm nieder. Echte Verwirrung war von seinem Antlitz abzulesen, eh ich den Blick senkte. „Was tust Du da?" Waren seine ersten Worte. „Du hast gewonnen, ich liefer mich Dir aus."
„Was?!" Den Blick nur bis zu seiner Brust hebend wiederholte ich. „Du hast gewonnen, ich habe keinen Grund mehr zu leben, mach mit mir was Du willst."
Den Stuhl zurückschiebend wendete er sich mir zu. „Was redest Du da Lena?"
Vehement schüttelte ich den Kopf. „Es gibt kein Gift, Du hast es geschafft einen Keil zwischen mich und meinen Mann zu treiben, Du warst siegreich Daniello. Was auch immer Dein Ziel war, Du hast es erreicht. Brenn den Club nieder, töte mich, mach mit mir was Du willst, aber meine Männer, Roland und Caspar, die kann ich Dir nicht geben."
Eine ganze Weile geschah nichts, wahrscheinlich sah er mich einfach nur an wie ich vor ihm kniete. Nicht wie die stolze Sklavin, sondern in mich zusammen gesunken, traurig und voller Verzweiflung. Leise hörte ich das Rascheln von Stoff, spürte wie sich etwas weiches um meine Schultern legte, roch seinen Duft.
Er fasste mein Kinn, forderte meinen Blick und zeigte mir, was ich niemals erwartet hätte. In seinen Augen standen Tränen. „Bitte tu das nicht." flüsterte er. „Bitte Lena, steh auf." fügte er rau hinzu.
„Ich kann nicht, es ist zu viel, zu viele die uns bedrohen, zu viele die zerstören wollen was wir haben. Ich kann nicht mehr Daniello. Ich kann keine Spiele mehr spielen, ich kann Dich nicht auch noch bekämpfen. Da draußen sind Monster, gegen die seid ihr Engel. Monster die kleine Kinder fressen, ihre Seele nehmen und in immer kleinere Stück brechen, mit jedem Menschen an den sie verkauft werden, mit jeder Hand die sie schändet. Ich hätte meine Kraft gebraucht um sie zu erledigen, aber die habe ich einfach nicht. Du willst Spiele mit mir spielen? Du nutzt Deinen Vater wie eine Schachfigur? Du willst einen Keil zwischen uns treiben? Glückwunsch, Du hast Dein Ziel erreicht. Ich weiß nicht was wir getan haben um Deine Aufmerksamkeit auf uns zu ziehen, ich weiß nicht was wir hätten tun können um Dein Spiel zu gewinnen, darum bitte, hier ist Dein Preis. Er gefällt Dir nicht? Tut mir leid, was anderes kann ich Dir nicht bieten."
Wieder herrschte lange Schweigen. „Warst Du eines der Kinder?" fragte er tränenerstickt. Langsam schüttelte ich den Kopf. „Nein Caspar hat verhindert, dass ich es wurde. Er war eines von ihnen, wenn auch anders. Roland hat mich ebenso beschützt, indem er sich letztendlich verkauft, als Caspars die Möglichkeit genommen wurde." Wieder schwieg er, dann spürte ich seine Hände an mir, spürte wie er mich hochzog, mich umfing, hielt.
„Aber ihr habt sie besiegt?!" Wieder schüttelte ich den Kopf. „Nein, sie sind mehr. Wir haben einen kleinen Teil besiegen können. Jules Mutter, Caspars Vater, Bellton von dem ich Dir erzählt habe, aber wir kennen mehr. Es sind mächtige Menschen, Menschen die sich zu einem Ring zusammengeschlossen haben, Menschen mit Geld und Einfluss. Sie handeln aus Langeweile, nicht für den Gewinn und sie haben die Mittel sich vor uns zu schützen."
Ein weiteres Mal herrschte langes Schweigen zwischen uns, indem er mich einfach nur an sich gedrückt hielt. Leise, gebrochen klang seine Stimme: „Es... Verz... e..Bitte...Vergib mir, wenn Du kannst. Vergib mir meinen Egoismus. Ich wollte Dich Lena, ich wollte Caspar und Dich, seit dem Moment in dem ich euch zusammen gesehen habe. Ich wollte euch und es war mir egal wie... Ich... ich will nicht von euch bekämpft werden... ich...will keines... der Monster sein. Ich... habe keinen anderen Weg gesehen... Ich habe nicht ver...ich habe nicht verstanden... wie ihr... verbunden seid. Ich verstehe es auch jetzt nicht. Ich kann nicht begreifen, dass ein Mann die Frau die er liebt teilt... das konnte... für mich keine... keine Liebe sein."
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Wunsch & Wille
ChickLitWas geschieht wenn man, nur um einen Zug zu erreichen, kopflos in eine Horde rivalisierender Fußballfans stolpert? Richtig, man gerät in Gefahr. Doch, dass diese Gefahr nicht von den Fans ausgeht, merkt Lena erst, als es schon längst zu spät ist. (K...