Wunsch & Wille

Kapitel neunzehn

„Lena?" Josephines Stimme riss mich aus dem Schlaf. „Zeit zum reinigen Prinzessin.", flötete sie fröhlich.

„Oh bitte nenn mich nicht so!", bat ich sie noch mit geschlossenen Augen murmelnd, während ich mich aus dem Bett zu winden versuchte.

Das kalte Wasser der Dusche riss mich sehr schnell aus meinem Halbschlaf und so kreischte ich auf, als Josephine mich abzuschrubben begann.

„Gelten für mich heute die gleichen Aufgaben wie gestern?", keuchte ich, von einem Bein aufs andere hüpfend, um der größten Kaltwassermasse auszuweichen.

„So halt doch still du Floh! Ich kann Dich so nicht reinigen und ein schmutziger Körper birgt einen schmutzigen Geist und einen schmutzigen Geist reinigt man durch Strafe. Willst Du bestraft werden?"

Abrupt hielt ich inne und betrachtete sie nachdenklich. „Wer straft dich wenn dein Geist beschmutzt ist, dir Gräfin?"

Schallend lachte sie auf: „Oh du Dummerchen, wie kommst Du denn darauf? Artur ist mein Herr, ihm obliegt meine Bestrafung, ich stehe viel zu weit unter der Gräfin, als das sie sich dazu herablassen würde mich zu strafen. Adel straft Adel nicht Gesinde. Gesinde straft Gesinde."

Nachdenklich kniff ich die Augen zusammen und betrachtete sie eingehend. „Aber du bist doch ihre Zofe, oder habe ich das nicht richtig verstanden?". „Ja aber nicht mehr lang. Da sie nun in den Stand der Gräfin erhoben wurde, steht ihr eine Zofe ihres Standes zu."

Mit gewölbter Braue stieg ich aus der Dusche. „Es gibt doch kaum noch Adel, wer sollte ihr denn da freiwillig dienen.", sie schien angetan und hauchte mir einen Kuss auf die Nasenspitze. „Wie unschuldig süß du bist, unwissende, kleine Prinzessin. Erstens, nur weil es in Deutschland kein Königshaus mehr gibt, ist das ja nicht überall auf der Welt so, zweitens, viele Familien verfolgen ihre Stammbäume seit Jahrhunderten nicht mehr, was nicht bedeutet, das das es nicht Andere für sie tun. Und drittens, es gibt so viele Königskindeskinder auf der Welt, die längst keinen Anspruch mehr auf irgendeinen Thron haben weil ihre Groß oder Urgroßeltern schon in der Rangfolge auf den hinteren Plätzen lagen, aber das ändert nichts an der Herkunft ihres Blutes."

Knurrend rubbelte ich mich trocken und schüttelte den Kopf. „Du hast recht, für solche Wirren bin ich zu dumm. Die Gräfin hat doch auch kein königliches Blut nur weil sie einen Grafen adoptiert hat? Wie kann dann jemand, der vielleicht wirklich Nachfahre eines Herrschers ist den gleichen Stand haben wie sie?"

Josephine zuckte die Schultern. „Man wird ja auch durch Heirat in den Adel erhoben, es ist wie es ist.", sie zog mir das Kleid über den Leib und band mir die beiden Zöpfe neu.

„Was wird mit Dir geschehen, wenn Du nicht mehr ihre Zofe bist?"

„Das kommt darauf an ob sie Artur behält. Wenn ja bleibe ich bei ihm, wenn nicht wird er mich wahrscheinlich auf den Block bringen." Ihre Stimme klang dabei kein bisschen betrübt.

„Stört es dich nicht, das er Dich vielleicht verkauft?" In ihren Augen blitzte abermals Erstaunen.

„Wieso sollte es? Ich bin geboren um zu dienen, wem ich diene liegt nicht in meiner Hand."

Darauf konnte ich einfach nichts entgegnen, sondern schüttelte nur fassungslos den Kopf. Mir wurde klar das meine Vorstellungen was Bdsm bedeutet wohl zumindest zum Teil sehr romantisiert und verklärt war. Vielleicht hatte aber auch das was hier stattfand gar nichts mit dem zu tun. Ich verstand nicht, wie es jemanden nichts bedeuten konnte, von wem man sich so behandeln ließ, denn allein ihr Aufzug, der alles an ihr mehr entblößte als verbarg, war ein solch unvorstellbarer Eingriff in die Privatsphäre, dass ich mir nicht vorstellen konnte sie für jemanden zu ertragen, den ich nicht selbst gewählt hatte. Den Kopf voller solcher Gedanken und die Hand stutzend an dem Band um meinen Hals, machte ich mich an die Arbeit.