„Das ist Bellton." Hallte Caspars Ausruf wieder und wieder durch meinen Geist, während ich mich mühsam ins Bewusstsein zurückkämpfte. Immer wieder übergab ich mich, erbrach das wenige was ich noch in mir trug auf den Tritt, der vor der Schiebetür des Sprinters abgesenkt war und es war Caspar, der mein Haar hielt und mir, trotz schwer verletzter Hand sacht über den Rücken streichelte. Von der Fahrt bekam ich erstaunlich wenig mit. Es war Jacob, der das Zepter in die Hand nahm und Damian zu dem Krankenhaus dirigierte, in welchem auch Roland behandelt worden war. Keiner von uns verfügte mehr über irgendein Kommunikationsmittel, doch es war auch Jacob, der dafür Sorge trug, dass man Roland informierte und alles tat, dass seine Sorge um uns ein Ende finden konnte.
Ich hatte keine Vorstellung davon, wie er die letzten ... waren es drei, vier oder mehr Tage gewesen?... Zeit war ein Konstrukt, welches mein Verstand nicht mehr zu erfassen vermochte ... überstanden hatte. Wie viel Roland wohl aufgrund seiner eigenen Verletzungen, von unserem Verschwinden mitbekommen hatte und ob er selber je im Hotel angekommen war, waren weitere Informationen, die sich mir entzogen.
Im Dämmerzustand zwischen Bewusstlosigkeit, Schmerz, Ekel und vollkommener Erschöpfung nahm ich Caspars Stimme wahr, die schwach sprach: „Er ist sicher meine Schöne...Lena...hörst Du? Er ist in Sicherheit und so...transportfähig, dass sie ihn ins Krankenhaus bringen." Mühsam nickend, schaffte ich es ein Lächeln auf die ausgetrockneten Lippen zu bringen, dann knipste jemand das Licht im Transporter aus und als es wieder an ging, waren... da Leuchtstoffröhren? ... über mir und jemand hatte unsinniger Weise, grüne Wände in den Transporterinnenraum gestellt und... mich in ein Bett gelegt? Verwirrt blickte ich auf meine Arme, die in dicke Verbände gewickelt waren, wo waren die Kerzen abgeblieben, mit denen Jacob und Jules versucht hatten, meine Blutungen zu stillen?
Absolut ahnungslos über das, was mit mir geschah, spürte ich eine warme Hand an meinen Fingerspitzen. Es war eine linke Hand und sie hatte fünf Finger, dann konnte es nur Caspar oder Jacob sein... nein Jacob würde meine Hand nicht halten... Damian hatte noch all seine Finger, aber der fuhr ja, er konnte es auch nicht sein. Völlig konfus blinzelte ich in die Helligkeit und erschauderte als sich das Gesicht eines nordischen Gottes in mein Blickfeld schob. Merklich schrak ich zusammen und rief voller Entsetzen aus:
„Du musst ins Krankenhaus Herr meines Herzens, was machst Du denn hier, wie kommst Du hier her? Sind wir schon am Hotel?" Unter einem leisen Stöhnen drehte er sich zu mir, legte die Hand an meine Wange und sprach leise:
„Wir sind im Krankenhaus meine Königin, alles wird gut." Tränen stiegen in meinen Blick während ich versuchte dies, für mich so unsinnigen Informationen zu ordnen.
„Damian lebt." war alles was ich hervorbrachte, bevor ich hemmungslos zu weinen begann. Es war Caspar, immer wieder Caspar, der an mein Bett trat, mich in die Arme Schloss, hoch hob und mit mir und dem Infusionsständer um die Betten ging, um mich in Rolands Arm zu legen. „Zeig mir Deine Hand." Stammelte ich weinend und Caspar strich mit der unversehrten Linken, zärtlich über die Wange. Sein Gesicht war so unfassbar zerschlagen, doch er lächelte warm auf mich hinab. „Du wirst nichts sehen, außer dem Verband Mistress." Fest zog ich in an mich und konnte meine Tränen einfach nicht beruhigen.
„Wo sind Jules und Jacob?", flüsterte ich nach einer Weile, tränenerstickt.
Caspar nickte auf die andere Seite des Zimmers. „Sie schlafen meine Schöne und das solltest Du auch wieder tun." Vorsichtig wendete ich mich in seinen Armen und sah zu meinem Donnergott auf, der so unfassbar still neben mir im Bett saß und mich seinerseits hielt.
„Ich war artig, ich habe alles getan was Caspar mir beigebracht hat, ich habe sie gegessen, ich war artig...ich war artig." schluchzte ich wieder und wieder verzweifelt auf, in der Last des Erlebten ertrinkend.
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Wunsch & Wille
ChickLitWas geschieht wenn man, nur um einen Zug zu erreichen, kopflos in eine Horde rivalisierender Fußballfans stolpert? Richtig, man gerät in Gefahr. Doch, dass diese Gefahr nicht von den Fans ausgeht, merkt Lena erst, als es schon längst zu spät ist. (K...