Kapitel fünfzehn

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Augenblicklich erkannte ich die Insel, auf der sich Roland gestern noch befand. Und tatsächlich war er nach sehr kurzer Zeit schon zu sehen, als die Kamera ein riesiges Panoramafenster passierte. Was ich sah ließ mir auf der Stelle die Tränen in die Augen schießen. Er stand, nein, er hing mehr, nackt inmitten des riesigen Raumes. Offensichtlich hatte man ihn allein gelassen und sein Kopf hing kraftlos auf seiner Brust. Zahlreiche dicke rot Streifen verunstalteten seinen Körper. Der edler Ritter der mich aus meinem anderen Leben gerettet hatte wirkt gebrochen. Dann brach das Bild ab, als die Drohne ins Wasser fiel, nur um gleich darauf neu aufzuflackern. Roland hatte den Kopf nun gehoben, sein Blick schien genau die Kamera zu erfassen. Es lag Schmerz in den smaragdenen Augen aber auch Widerstand. Er wirkte nicht, als hätte er schon aufgegeben. Die Frage war nur, wie lange er das noch auszuhalten vermochte. Es schien beinah, als schüttelte er den Kopf, den Blick noch immer gen Kamera gerichtet. Wieder sah man die Drohne ins Wasser fallen, eh erneut das Bild des Fensters erschien. Nun war eine Frau zu erkennen, die mit was... einer Reitgerte? einem Rohrstock? es war aus der Entfernung nicht zu erkennen, einen Hieb auf seine Brust niedergehen ließ. Mir war diese Frau vollkommen unbekannt, doch ich hasste sie von diesem Moment an aus vollem Herzen. Und doch war ich irgendwie erleichtert das nicht Frau von Binnenberg ihn züchtigte. Wieder brach das Bild ab und ich sah mit tränenverschwommenem Blick zu Jules auf.

„Wie bist Du daran gekommen?", fragte ich tonlos.

„Dank Dir Tausendschön. Du hattest die zündende Idee. Die Pixies sind leise und werden auch von Drohnen Abwehr nicht erkannt, weil sie so klein sind.

Aber sie haben wenig Reichweite. Ich hab sie quasi im Halo Jump mit einer großen Träger Drohne sehr hoch über dem Gelände abgeworfen und sie erst gezündet, als sie fast den Boden erreicht hatten. Dann habe ich die kurze Zeit ihrer Aufnahmefähigkeit genutzt, die gemachten Bilder an die Trägerdrohne zu senden und sie dann ins Wasser abstürzen lassen, wo sie nutzlos auf den Grund sinken, weil sie keine Speichermodule mehr besitzen. Das habe ich, wie du gesehen hast, drei mal gemacht. Die Zweite muss vor dem Abbremsen ihres Sturzes etwas getroffen haben, was Rolands Aufmerksamkeit erregt hat, anders kann ich mir nicht erklären, wie er sie wahrgenommen haben kann.

Wieder legte sich Witthoffs Hand auf meine Schulter. „Die Frage ist nun Lena, wie weit bist Du bereit zu gehen, um Rolands Leid zu beenden und ihn dort heraus zu holen?"

„Was KANN ich denn tun? Was sind meine Optionen, wie soll ICH ihn denn da raus bekommen?"

„Frau von Binnenberg weiß nicht, dass wir in Verbindung stehen, sie weiß nicht welche Mittel Dir zur Verfügung stehen. Alles was wir von dir brauchen ist, dass Du Dich auf ihr Angebot einlässt. Bei dem Ausmaß ihres Sadismus, wird sie Dich, mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit, direkt vor Rolands Nase dienen lassen, schon allein um ihn gefügig zu machen. Alles was wir von Dir brauchen ist, dass Du es schaffst ihn zu einem bestimmten Zeitpunkt raus zu locken, damit ich euch vom Gelände holen kann. Er muss nur vor die Tür kommen, den Rest machen wir dann schon. Denkst Du, Du könntest das schaffen?"

„Wenn ich ihrem Angebot zustimme, werde ich alle meine Rechte abgeben, ist das richtig? Ich habe kein Ahnung von ihrer Welt. Würde es für mich bedeuten, dass mir bevorsteht, was da gerade mit Roland geschieht?"

Verwirrung stand auf Witthoffs Gesicht.

„Natürlich nicht, wir verkaufen Dich doch nicht in die Sklaverei, ich will nicht noch jemanden verlieren, der mir etwas bedeutet!"

Nun war es an mir ihn verwirrt anzublicken, doch er ließ mir keine Zeit für einen Einwand.

„Du sollst lediglich ihre Zofe mimen, um dich Roland nähern zu können. Niemand wird Hand an dich legen, Du wirst ungefähr das tun, was du bei ihrem Empfang getan hast. Gefügig dienen, damit sie mit Dir angeben kann. Vielleicht verlangt sie freizügige Kleidung um noch mehr Begehrlichkeiten zu wecken, aber das wird alles vertraglich festgelegt.

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