Kapitel hundertvierundsechzig

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„Ich weiß wir müssen reden mein Herr, aber gestehst Du mir vorher zu, mich bei Jacob zu entschuldigen?" Roland schüttelte den Kopf. „Wir müssen gemeinsam reden, Caspar, Jacob, Du und ich." Schon glitt der Tesla durch die Tore, gefolgt von Caspars Baby, in Jacobs Händen. Schuldbewusst sah ich zu Boden und nickte. Jacob war still, auch als wir übersetzten sprach er kein Wort. Roland bat Caspar mit uns ins Büro, der uns mit abschätzendem Blick erwartete.

„Ich habe versagt." Eröffnete Roland das Gespräch und Entsetzten schlich sich in meinen Blick, ließ mich den Kopf schütteln, doch er beachtete mich nicht und fuhr unbeirrt fort: „Mehr als zwanzig Jahre habe ich mein Vertrauen in eine Frau gelegt, von der ich lange dachte, sie wäre der einzige Mensch auf der Welt, mit dem ich reden könnte. Sie hat mich nach dem Tod meiner Eltern aufgefangen, sie hat mich durch all meine Zweifel getragen, war ein wichtiger Teil meines Lebens. Der erste Schritt meines Versagens war, dass meine Frau, die Frau, der wir alle verdanken, dass wir heute hier sind, dass ich dieser Frau nicht mit einer Silbe gegenüber erwähnt habe, dass ich seit ich denken kann eine Therapie in Anspruch nehme, aus falschem Stolz und Scham.

Ich wollte nicht, dass sie an mir zweifeln muss, ich wollte nicht, dass sie erkennt, dass ich Schwächen habe. Ich war zu feige meiner Frau etwas zu gestehen, was vielleicht ganz gewöhnlich ist.

Der zweite Schritt meines Versagens war, dass ich nicht, nein nicht nicht, sondern nicht einmal im Ansatz gesehen habe, dass diese Frau nicht das Kind therapieren wollte, sondern einen Mann nach ihren Wünschen kreieren. Ich weiß nicht ob ich wäre, was ich bin, ohne ihre Führung.

Der dritte und alles entscheidende Fehler den ich gemacht habe ist, nicht auf das Bauchgefühl meiner Frau gehört zu haben. Wir alle wissen was sie auf die Leinwand bringt, sie sieht Menschen, auf eine andere Weise als Caspar,

eine die mir angst macht und die sie leugnet, aber sie erkennt Menschen und ich habe nicht auf ihr Urteil vertraut. Wenn Lena einem Menschen wünscht, dass er sich ein Bein bricht, ohne das diese Person auch nur den Mund aufgemacht hat, sollte man, an meiner Stelle und mit dem Glauben in meine Frau, eigentlich die Weitsicht besitzen, auf das zu vertrauen was sie sagt.

Ich habe ihr nicht nur nicht vertraut, ich habe mich in ein Netz aus Lügen und Illusionen spinnen lassen. Für Caspar, da Du noch nicht im Bilde bist. Lena hat keine Wahnvorstellungen aus Angst, Lena hat Evelyn zur Feindin. Sie hat dafür gesorgt das Lena Dinge sieht die nicht da waren.

Und Lena war auch die Einzige, die erkannt hat, das da etwas nicht stimmt, sie war die Einzige, die sich getraut hat nach zu bohren.

Es hat ein Anruf genügt um sie erkennen zu lassen, dass da etwas nicht stimmt. Sie ist zu mir gekommen, nicht um mich bloß zu stellen, nicht weil sie geglaubt hat, ich würde eine fast zwanzig Jahre ältere Frau ficken, der ich seit Kindesbeinen an vertraue, sondern weil sie erkannte, dass nicht ich, sondern diese Frau das Problem ist.

Sicher, sie hat Dinge getan, die nicht sehr regelkonform waren und Jacob, sei Dir versichert sie bereut zutiefst, was sie Dir angetan hat und weiß, dass es lange dauern wird, bis Du ihr wieder vertrauen kannst, aber sie musste diese Dinge tun, weil sie wusste was es brauchte um die Wahrheit ans Licht zu befördern und mir die Augen zu öffnen.

Sie hat mit gezogener Waffe vollkommen ruhig vor dieser Frau gestanden, erkannt was sie sich schon immer gewünscht hat und es ihr gegeben, hat sie mit bloßer Präsenz und dem richtigen Ton dazu gebracht alles zu gestehen, alle Zusammenhänge zu erklären und das obwohl sie wusste, dass ich im Raum war.

Was ich euch hier sagen will ist, dass nicht ich es bin, dem Eure Demut gelten sollte, sondern IHR und ja ihr Lauscher da draußen, ich meine auch EUCH! Lena ist kalt, skrupellos und zu allem bereit, wenn es darum geht euch zu verteidigen. Wir können froh sein, dass sie auf unserer Seite steht, denn ich glaube sie hätte eine ganz hervorragende Mafioso abgegeben, wenn ihre Interessen anders gelagert wären. Obwohl sie noch nie eine Waffe in der Hand gehalten hat, hat sie sich vollkommen souverän gezeigt und darum wünsche ich mir, dass wir Lena weiter unterstützen und ihr viel mehr zutrauen, als wir es bisher tun, ich möchte dass Du Jacob, zusätzlich zum Training im Nahkampf, sie, mit mir, an der Waffe ausbildest, ich möchte das Du Caspar ihr Talent schulst und sie Menschen auch auf Deine Weise lesen lehrst und das Du ihr beibringst, wie man sicher aus jeder Situation mit einem Auto entkommt. Anna, Yeva, Damian, kommt rein, was ich zu sagen habe betrifft auch euch."

Wunsch & WilleWo Geschichten leben. Entdecke jetzt