Kapitel hundertneunundneunzig

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Jacobs Zimmer war vollkommen anderer Art als meines und doch war es weder kalt noch ungemütlich. Man hatte sein Krankenbett in der Zeit als ich mit Dario sprach, gegen ein normales, etwas größeres ausgetauscht und nun wirkte es wie ein nettes, kleines Gästezimmer. Jacob saß am Tisch und aß von einem riesigen Fisch der knusprig gegrillt auf seinem Teller lag.

„Du sieht gut aus mein Schöner, sagst Du mir, wie es Dir geht?" Das Besteck sinken lassend senkte sich auch sein Blick. „Sie sind unfassbar nett zu mir, das macht mir beinah mehr angst, als unsere Zeit im Hotel Bellton, weil ich immer damit rechne, dass gleich jemand hereinkommt und mich hinrichtet. Man ließt mir hier jeden Wunsch von den Augen ab, versorgt mich und meine Wunde so, dass ich mich schon wieder bewegen kann und ermöglicht es mir sogar Spaziergänge im Park zu bewältigen. Wenn ich nicht wüsste warum wir hier sind und diese ständige Angst nicht wäre, gliche es einem Traumurlaub." Sein Besteck nehmend löste ich ein wenig des Fischfleisches und reichte es ihm an die Lippen. „Ich denke Deine Angst ist unbegründet, ich habe mit Dario Vereinbarungen unserer Beziehung betreffend getroffen und eine davon beinhaltet, dass wir, sobald der Arzt das Okay gibt, zusammen trainieren dürfen und Du, wenn es Deine Gesundheit zulässt, auch für meinen Schutz zuständig bist."

Entsetzt weiteten sich seine Augen und mit einem Keuchen schüttelte er den Kopf. „Was hast Du ihm dafür gegeben?" Abrupt stieß der sich vom Tisch ab, eilte an meine Seite, ließ sich in die Knie sinken und hörte nicht auf dem Kopf zu schütteln. „Was hast Du ihm dafür gegeben? Was Lena, was hast Du ihm dafür gegeben?" Meine Hand greifend drückte er sie fest, flehende Tränen standen in seinen Augen.

„Mich." Flüsterte ich und wieder keuchte er. „Bitte sag, dass Du nur scherzt, bitte sag, das Du unseren Herrn und Caspar nicht so schnell verraten hast, bitte Lena, das kann nicht Dein Ernst sein."

Unter einem schweren Atemzug schloss ich die Augen und presste die Lippen aufeinander, während ich nickte. „Doch Jacob." Mehr konnte ich nicht sagen und erhob mich mit einem Ruck, ihm meine Hand entreißend doch ich hatte das Herz gespürt, dass er heimlich hineingemalt hatte.

„Glaubst Du, dass es mir leicht fällt? Glaubst Du es würde mich nicht alle Kraft kosten, nicht daran zu zerbrechen? Roland, Caspar und Du, ihr wart meine ganze Welt, mein Leben, es gab keinen Tag an welchem ich in eurer Nähe nicht vor Glück hätte tanzen wollen.

Glaubst Du ernsthaft ich vergesse, wem ich meine Liebe geschworen habe? Nein Jacob, nein das habe ich ganz sicher nicht, aber ich kann nicht mehr. Ich bin es leid mich zu fürchten, ich bin es satt Angst zu haben und ich will, dass es wenigstens einem von euch gut geht. Dario ist ein guter Mann, hast Du gehört was ich gesagt habe? Er lässt Dich das tun, was DEIN Leben ist, er gibt Dir meinen Schutz in die Hände. Ja Jacob, ja es zerreißt mir das Herz wenn ich an Roland und Caspar denke, aber sag mir, wie hättest Du an meiner Stelle gehandelt?" Mit einem Ruck erhob er sich, trat unmittelbar vor mich doch berührte er mich nicht. „Und was ist das da?" Schrie er, auf meinen Hals deutend. „Wirfst Du Dich ihm sogar zu Füßen? Du hast Dich an ihn verkauft Lena, verkauft wie eine billige Hure?!"

Blitzschnell holte ich aus und er ertrug die Ohrfeige, sank in die Knie und vergrub das Gesicht in den Händen. Nicht nur über meine Wangen rannen Tränen. „Vergib mir Ma'am bitte vergib mir meine Worte, ich... ich sehe nur meinen Schmerz... ich weiß das... das Du Dich nicht freiwillig hergibst, ich weiß wie schwer es für Dich ist, diese Entscheidung zu treffen." Auf ihn zutretend ließ ich mich vor ihm in die Knie sinken, zog ihn an meine Brust und wir hielten uns gegenseitig fest, weinten bittere Tränen des Verlustes.

„Ich brauche Dich Jacob, ich bitte gib mich nicht auf, nur weil ich einen anderen Mann zu lieben versuche, um Sicherheit und Schutz finden zu können. Du hast gesehen was mein Willkommensgeschenk war, er versucht nicht mich davon abzuhalten, die auszulöschen, die alles daran setzen, um mich in die Finger zu bekommen um ungestört weiter ihre ekelhaften Machenschaften fortführen zu können. Nein, er sorgt sogar dafür, dass meine Seele rein bleibt und sie trotzdem sterben. Wir sind hier absolut sicher und... sieh Dich um, wir haben hier ein gutes Leben.

Wunsch & WilleWo Geschichten leben. Entdecke jetzt