Kapitel vierundzwanzig

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Ein mir unbekanntes Gefühl durchfuhr mich, als ich den großen Salon betrat.

Im Gegensatz zur vorhergehenden Veranstaltung war dies hier kein Schaulaufen der Kuriositäten. Hier trug niemand eine Maske, die das Atmen unterband, oder durch die man ernährt wurde, keine Nadeln wurden unter strikter Fesslung durch Haut geschoben und niemandes Blut wurde hier kunstvoll auf Leinwände gebracht, nein mit jeder Faser meines Körpers konnte ich hier Einvernehmlichkeit und Lust spüren. Angst, Qual und aufgezwungener Schmerz fehlten hier gänzlich.

Bei den Gästen handelte es sich ohne Ausnahme um Anhänger der Kunst, Fesseln in möglichst ästhetisch und/oder lustvoller Form an den Körper zu bringen, die Kontrolle über Bewegungen zu erlangen oder Schmerz allein durch geschickte Bindungen zu erreichen. Es war deutlich zu erkennen wer Künstler und wer Modell war und das sehr offensichtlich beide Partner diese Kunst genossen.

Es wurde auch ausschließlich im Flüsterton, wenn überhaupt, miteinander gesprochen. Hier dröhnte keine Musik, keine scharf gesprochenen Befehle, keine Schmerzensschreie die über ein Stöhnen hinaus gingen.

Caspar hatte mich in der Küche verlassen, wohl um seinerseits gebunden zu werden. Voller Vorfreude und Neugier, auf dass was mich erwarten würde, belud ich mein Tablett und trat in den Salon.

Da die Stimmung sich so allumfassend von der, der vorhergehenden Veranstaltungen unterschied, senkte ich diesmal nur dann demütig den Blick, wenn ich mein Tablett darreichte. Ansonsten betrachte ich fasziniert die kunstvoll gebundenen Körper, die mal nur wenige Einschränkungen erduldeten, mal in den wildesten Formen in Bewegungslosigkeit verharrten. Es gab Körper die an Haken von der Decke hingen, welche die so unter Tische gebunden waren, das Münder zum Dienste gereicht werden konnten, oder auf Stühle geschnürt, in Positionen die einluden alles zu betrachten. Aber egal wie streng die Position auch eingenommen werden musste, es herrschte einfach keine Stimmung der Angst in all der Lust, sondern man feierte gemeinsam die Ästhetik des Körpers an sich.

Die Einvernehmlichkeit war es wohl auch, die mich meine Arbeit, so unangenehm sie beim letzten Mal für mich war, den heutigen Abend genussvoll erleben ließ. Fasziniert betrachtete ich ein Kunstwerk, in welchem eine Frau so gebunden lag, dass selbst ihr Haar in den Kreis geflochten war, den ihr, auf dem Bauch liegender Leib, bildete. Ihr wurde die Sicht genommen und ihre Brüste traten geschwollen aus der Schnürung die sie umschlang hervor, Ihr Mund füllte ein Knebel, der auch zur Gänze aus kunstvoll gewundenen Seilen bestand. Ich bemerkte nicht das jemand hinter mich trat und mir sacht ins Ohr raunte:

„Würde es Dir gefallen so vor mir zu liegen, vollkommen hilflos, all meinen Wünschen ausgeliefert?"

Meine Knie wurden schlagartig weich und das leise Klirren der Gläser, auf dem von mir gehaltenen Tablett, verrieten das Zittern, welches allein der Klang seiner Stimme in mir hervorrief. Ich brauchte mich nicht umzuwenden um zu wissen das es mein Cerberus war, der meinen Schoß einzig anhand seiner Worte zum überlaufen brachte. Kaum merklich nickte ich und schloss die Augen im Versuch, mir meine Erregung nicht allzu offensichtlich anmerken zu lassen.

Zu sehr fürchtete ich mich davor, Caspars Blick ausgesetzt zu sein, der mit Sicherheit jede noch so flüchtige Begegnung an die Hexe weitergab. Hecktisch wandte ich mich zum gehen, reagierte nicht mehr als mit dem sachte Nicken auf ihn und trat mit gesenktem Haupt in die Küche zurück.

Das Tablett auf den Tisch stellend lehnte ich mich gegen die Kühle der Küchenwand und ließ meine Hände über die Schnürung meines Körpers gleiten, zupfte sacht an den Seilen die meinen Schoß umspannten und keuchte ungehemmt, als mein Körper auf die Berührung reagierte.

In dem kurzen Moment der Lust bemerkte ich nicht, wie sich ein Körper vor mich schob, eine Hand neben mir an der Wand abstützend, die Andere mein Handgelenk fasste, um mich am Zupfen der Seil zu hindern.

„Gefällt dir meine Arbeit, ja?", wieder tat seine geschulte Stimme, auch gegen meinen Willen genau das, was sie sollte und fuhr mir unverzüglich zwischen die Beine. Nun waren es Caspars Finger, die die Seile zwischen meinen Schenkeln griffen und sie langsam aber unerbittlich ein Stück hoch zogen, so das die Schnürung tief in mein rosiges Fleisch schnitt.

Deutlich ließ ich meine Gier erkennen, als ich die Augen öffnete und mein Blick den seinen traf, in welchem ich das gleiche Glitzern fand. Das, das meine nicht ihm oder seiner Arbeit galt, hatte er offensichtlich nicht bemerkt und so biss ich mir auf die Unterlippe und nickte nur.

Er schob mir den Zeigefinger seiner Rechten zwischen die Lippen, umkreiste kurz meine Zunge und ließ ihn dann genüsslich grinsend, über die geschwollene Hitze zwischen meinen Schenkeln gleiten.

„Du raubst mir den Verstand." Hauchte er und entließ mich wieder aus seinem Spiel mit meiner Lust. Mein Blick ruhte auf seinem kunstvoll verschnürten Körper und ich ließ die Zungenspitze über meine Unterlippe gleiten.

Anders als bei mir, war seine Körpermitte vollkommen umhüllt und musste schmerzlich gegen sein Fleisch schneiden, sollte es schwellen. Wie es sich wohl für ihn anfühlte? Der Auktionator hatte ihn als voll ausgebildet angepriesen und ich kam nicht umhin, mich zu fragen wie viel Selbstbeherrschung es ihn kostete, den Schmerz nicht zuzulassen, den die strikte Schnürung unweigerlich bringen musste, wenn seine Lust sich erheben würde.

„Verrätst du mir, wer dich gezähmt hat?"

Nun war es an mir, nah seines Ohres zu wispern, als meine Hand über die feste Schnürung seiner Körpermitte glitt.

Sein Keuchen, es klang beinah schmerzvoll, erfüllte den Raum und er folgte meiner Bewegung, als ich ihn umrundete.

„Rate." sprach er in neckend, herrischem Ton.

„Die Herzogin?" Gab ich fragend zurück und zupfte nun meinerseits an der Schnürung die sich rückseitig seine Hüften entgegen schlang.

„Falsch" keucht er und sank ein Stück in die Knie. „Dann bleibt ja nur der Graf.", Caspar nickte und versuchte sich zu sammeln. „Hast Du es genossen?", nur flüchtig streiften meine Lippen sein Ohr, als ich die Worte wisperte, doch ich sah ihn erschaudern.

„Er weiß, anders als seine Frau, genau was er tut. Ja ich habe es sehr genossen, von seinen starken Händen, gebändigt zu werden. Wer würde das nicht wollen?" Er sah mich mit vor Lust blitzenden Augen an.

„Vielleicht ein Mädchen, das herausgefunden hat, dass ihr das switschen zwischen den Rollen viel mehr liegt, als einfach nur beherrscht zu werden und dem es gefällt..." Meine Rechte griff erneut das Seil während die Nägel meiner Linken seinen Rücken hinab kratzten. „... wenn ihr Gegenüber die Freude daran teilt." Ein tiefes Gurren entrann seiner Kehle und er hatte sichtlich Mühe sich zu beherrschen. Er schien die Schmerzen zu genießen, die die Schnürung seiner schwellenden Mitte brachte und eine Gänsehaut begann die deutlichen Striemen meiner Nägel zu überziehen.

„Du wirst mein Tod sein Lena.", grollte er, sich in der Pein suhlend. Mein Lächeln verbergend sprach ich mit fester Stimme: „Das lasse ich nicht zu."

Damit griff ich nach meinem Tablett und begab mich zurück in den Salon, spürte jedoch nur zu deutlich seinen flammenden Blick im Rücken. „Das wirst Du, Du weißt es nur noch nicht.", hörte ich ihn, mit Verzweiflung in der Stimme, flüstern, eh sich die Tür hinter mir schloss. Ein Sieg für mich in diesem Krieg.

Roland trat mir in den Weg und ich starrte ihn eindringlich an, deutete mit den Augen zur Tür hinter mir und schüttelte sacht den Kopf. Sein antwortendes Nicken war ebenso kaum wahrnehmbar.

Beinah laut klang seine Stimme durch die lustvolle Stille der Veranstaltung:

„Die Herzogin wünscht Dich zu sehen, Mädchen." Mir war bewusst das es nur zur Tarnung war, aber die Kälte in seiner Stimme schnitt tief. Nur schwer behielt ich meine aufrechte Haltung, senkte die Lider, flüsterte tonlos: „Wie ihr wünscht, Herr." eh ich einen vollendeten Knicks vollführte, der meine Fesseln unangenehm tief in meine Haut trieb und ihm letztlich folgte.

Mit Flehen im Blick sah ich mich nach Caspar um und fand ihn tatsächlich. Er blinzelte mir beruhigend, unter einem angedeuteten Nicken zu.



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