Ein kaum merkliches Lächeln zierte meine Lippen, als ich ins Gewölbe zurückkehrte. Es schien mir deutlich weniger auszumachen, mich zwischen all den Menschen zu bewegen, die sich in meinen unschuldigen Augen, auf die hier wohl angebrachte Weise verhielten. Manche Eindrücke, wie der Anblick des durchstochenen Sklave des Nadelliebhabers ließen mich dennoch nicht kalt und das Bild, wie sein Meister ihm heute, durch die nun aufgetrennten Nähte die Flüssigkeit an die malträtierten Lippen hielt und er voller Sehnsucht und Verlangen zu ihm aufsah, brannte sich erneut tief in mein Gedächtnis. Mein Tablett leerte sich aber schnell und ohne weitere Zwischenfälle. Zu meinem Bedauer sah ich Roland an diesem Mittag nicht mehr wieder. Mit fortschreitender Zeit bemerkte ich, dass die Zahl unserer Gäste stetig abzunehmen schien, offenbar war jede Ware zur genüge getestet und Lüste vorerst befriedigt.
Als ich ein weiteres Mal die Küche betrat und mein Tablett befüllen wollte schüttelte Josephine den Kopf. „Den Rest schaffe ich allein. Die Herzogin hat mich angewiesen Dich in den Garten zu schicken. Du brauchst nur diese beiden Gläser mitzunehmen."
Verwunderung stand in meinem Blick. „Die Frau auf dem Thron?" Josephine nickt eifrig.
„Weißt du aus welchem Land sie stammt?"
„Ich denke aus den Niederlanden, aber ich weiß es nicht sicher."
Mit einem Griff nach den kleinen Silbertablett, auf welchem zwei hohe schmale Longdrinkgläser gefüllt standen, trat ich aus der mir gewiesenen Tür.
Dem ausgekiesten Weg folgend trat ich zwischen die hohen, alten Bäume. Unschlüssig blickte ich mich um, ich kannte das Gelände nicht, jedoch war mir bewusst das ich mir möglichst viel davon einprägen musste um Witthoff und Jules einen genauen Lageplan wiedergeben zu können. Es gab wenig mehr als den Weg und die alten Bäume, an welchen ich mich hätte orientieren können, so folgte ich diesem schlicht und war einig überrascht, als er alsbald an einer Terrasse endete.
Die Herzogin saß in einem bequem aussehenden Loungesessel und zu meiner Verwunderung kniete Roland weder neben ihr noch trug er das Halsband. Er saß in einem einfachen aber bequem anmutenden Gartensessel, an ihrer Seite des runden Mosaiktisches.
Mit gesenktem Haupt näherte ich mich dem Tisch und knickste, das Tablett in ihre Richtung haltend. Es lag ein Lächeln in ihrer Stimme, als sie mir anbot mich zu setzen. Eine Falle witternd verharrte ich einfach. Der Kies knirschte unter Sohlen, doch ich hob den Blick nicht um zu sehen wer sich mir näherte. Des Cerberus Hände streiften die meinen, als er mir das Tablett abnahm und auf dem Tisch platzierte. In einem wohligen Schauer, schenkte mir diese kurze Berührung eine Gänsehaut.
„Bitte setze Dich Lena.", wiederholte sie. „Hier gibt es keine Kameras die dich verraten, sonst wäre Roland nicht ohne Halsband." Nur sehr zögerlich hob ich den Blick und nahm Platz, als ich Rolands zustimmendes Nicken bemerkte.
„Ich verstehe Deine Zweifel und finde es bemerkenswert das Du an ihren Regeln festhältst, obwohl Du ihr zu nichts verpflichtet bist. Du bist kein Teil dieser Hölle und doch bist Du hierher gekommen. Kannst du mir den Grund deines Hierseins nennen, Lena?"
Nicht wissend ob ich erneut getestet wurde, biss ich die Lippen aufeinander und schwieg.
„Es ist nicht das Geld, dessen bin ich mir sicher. War es die Neugier auf das Unbekannte, oder die Sehnsucht eines fast noch Teenagers, der sich Hals über Kopf in einen Fremden verliebt hat?"
Zorn flammte in mir auf, als sie meine Gefühle und die Hoffnung, Roland aus dieser Hölle zu befreien, so profan herab brach. Weiterhin schwieg ich verbissen.
„Die Treue zu einer Frau die sich alles unter den Nagel reißt und der jedes Mittel ihre Ziele zu erreichen recht ist, kann es sicher nicht sein." Meine Stirn krauste sich, als sie die harschen Worte sprach, aber ich schwieg weiterhin eisern.
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Wunsch & Wille
ChickLitWas geschieht wenn man, nur um einen Zug zu erreichen, kopflos in eine Horde rivalisierender Fußballfans stolpert? Richtig, man gerät in Gefahr. Doch, dass diese Gefahr nicht von den Fans ausgeht, merkt Lena erst, als es schon längst zu spät ist. (K...