Kapitel neununddreißig

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Augenblicklich kochte Wut in mir. Ich rannt die Treppe nicht runter, ich flog, den verwirrten Blick Rolands spürte ich noch im Rücken. Jules und Caspar saßen wieder am Tisch, schienen sich zu unterhalten. Einer Furie gleich stürmte ich auf Caspar los und packte ihn am Halsband, zog ihn daran zu mir hinauf und zischte so scharf wie ich noch nie gesprochen habe:

„Wo ist sie? Wo hast Du sie hin getan?". Er wirkte vollkommen überrascht, sprachlos, hilflos.

„Ich weiß genau, dass Du es warst, sag mir wo hast Du sie versteckt!"

„Wovon sprichst Du Elsa?". Ich würdigte Jules keine Antwort, schliff den vollkommen perplexen Caspar mit mir in Richtung des Schlafzimmers und nur aufgrund der Tatsache das er keinerlei Gegenwehr auch nur andeutete, gelang es mir ihn ins Schlafzimmer zu zerren.

Auf meiner Seite des Bettes ließ ich ihn los und schleuderte ihn Richtung des Nachtschranks. „Auf die Knie und erklär Dich!", sprach ich nun deutlich gefasster aber mit unsäglicher Schärfe in der Stimme. Tatsächlich sank er vor mir auf die Knie sah von mir zu Roland und Verzweiflung erfasste seine Augen: „Ich...ich habe mich ...ich habe mich vergessen, ich...ich weiß nicht was über mich kam... als, als ich das Bild sah....sah wie sie...wie Du mich siehst musste...musste ich Dich zu küssen versuchen.",

trockenes Schluchzen erstickten seine Stimme und er senkt mit erhobenen Händen, die er an den Gelenken zusammen hielt, den Kopf. Ohne seine Haltung zu beachten verpasste ich ihm eine Ohrfeige, erst dann schlug seine Hände runter.

„Darum geht es nicht!", knurrte ich. „Du warst der EINZIGE der von ihr wusste, sag mir wo die Pixie ist.", die Schärfe in meiner Stimme ließ ihn sichtlich zusammenzucken. „Ich weiß nicht was ihr meint Herrin.", flehte er völlig verzweifelt.

„ICH BIN NICHT DEINE HERRIN!", donnerte ich gnadenlos.

„Die Drohne, nur du hast gesehen was ich mit ihr getan habe, sag mir endlich wo sie ist, was hast Du mit ihr gemacht?", meine Stimme überschlug sich beinah, so hysterisch schrie ich auf ihn ein. Eine solche Wut hatte ich nie zuvor im Leben gespürt. Er hatte mich verraten, dessen war ich mir mehr als sicher. Die Arme schützend über den Kopf gelegt kauerte er sich zusammen, lag einem Häufchen Elend gleich vor mir, wandte sich von mir ab. Er hatte angst, wirkliche Angst.

Stampfend trat ich hinter ihn, mein Zorn hatte sich noch nicht gelegt, über ihn gebeugt sprach ich bösartig:

„Was ist mit Dir? Weil ich Roland gewählt habe machst Du jetzt was? Meine Sachen stehlen um dir einen Runter zu holen?"

Rolands Hand legte sich auf meine Schulter. „Lena, bitte hör auf, siehst Du nicht seine Verzweiflung? Er war es nicht." Seine Worte drangen nur schwer zu mir durch und ich erkannte mich selber nicht. Selten zuvor hatte ich den Wunsch verspürt, jemandem ernsthaft weh zu tun, vor allem nicht einem Menschen, der mir eigentlich soviel bedeutete.

„Er war was nicht?", Jules war in die Tür getreten, betrachtet uns ernst und wirklich unerfreut. Er trat an Caspar heran und zog ihn in seine Arme.

„Was machst Du mit ihm, was hat er getan, dass Du ihn so bestrafst?"

„Die Pixie, Du weißt schon, die Letzte die schwamm. Ich hab sie gefunden und...und damit Filme ...Filme von mir gemacht.", Jules zog sein Handy aus der Tasche. „Wie viele?". „Drei.", er bediente etwas und kurz darauf erklang das Sirren des kleinen Motors. Jules wandte sich um, griff hinter sich, unter den Nachtschrank, nachdem er die herausgerissene Schublade zur Seite geschoben hatte und zog die Drohne hervor.

„Meinst Du die?", sprach er leise aber mit deutlicher Schärfe in der Stimme. Entsetzen zeichnete mein Gesicht als mich die Erkenntnis traf und ich glaubte den Boden unter den Füßen zu verlieren.

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