Kapitel achtundsiebzig

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„Du siehst glücklich aus meine Königin." Er trat an mich heran, als ich die Augen öffnete und seinen Blick durch den Spiegel erwiderte. „Wir haben nicht darüber gesprochen, über das was Gestern geschehen ist und das ich über deinen Kopf hinweg entschieden hab, das Caspar und Jules bleiben. Sag mir, dass ich nichts übersehe und Du meiner Entscheidung beipflichtest." Ein Kribbeln durchlief mich, als er neben der Wanne niederkniete und meine Hand griff um einen Kuss darauf zu hauchen. Er trug noch immer seinen „Uniform Ersatz" doch hatte er die Stiefel ausgezogen und die Hose hochgerollt. Ich musterte ihn eine weile schweigend, das Bild meines königlichen Kriegers in mich aufsaugend.

„Als wir im Gewölbe saßen, hätte ich Dich dafür am liebsten geschlagen, doch jetzt bin ich mir sicher, dass Du richtig gehandelt hast. Mehr noch, ich sehe wie stark es ihn verändert hat, nicht länger mit der Last der Lüge leben zu müssen, er wirkt auf mich wirklich... ich weiß nicht wie ich es anders benennen soll... geheilt. Ich wünsche, dass wir ihm mehr Zugeständnisse machen, er Zugang zu all dem was er braucht, damit ich die Chance habe, ihm vertrauen zu lernen.", gestand ich offen. „Ich habe mich so angreifbar, verletzt und ausgeliefert gefühlt, als mir klar wurde wie lange ich schon im Fokus der Ringgeber und ihrer Schergen war. Ich konnte nicht fassen, dass es ausgerechnet Jules war, der mich fangen sollte und doch, an Jules hege ich trotz allem überhaupt keinen Zweifel, das wünsche ich mir auch Caspar gegenüber." Schnaubend lachte ich auf, betrachtete das aufmerksame lauschende Gesicht meines Kriegers, in dem keinerlei Widerspruch lag, sondern mir mit einem knappen Nicken beipflichtete."

„Jules, der schüchterne und cute Nerd, der sich kaum getraut hat mich anzufassen soll mich ununterbrochen überwacht haben? Nicht genug dessen hielt er es so lange vor mir verborgen, er hätte eine Millionen Möglichkeit gehabt es mir zu sagen, stattdessen hat er seine Maske aufbehalten, den Ahnungslosen gespielt, als ich seine Hilfe bei der Suche nach Dir erbeten habe. Nein mehr noch, wenn ich darüber nachdenke wie überzeugend er so tat, als wüsste er von alldem nichts, dann zweifel ich wirklich an meiner Fähigkeit Menschen einschätzen zu können und doch... da ist keinerlei Gefühl des Verraten worden Seins, ihm gegenüber. Ich hoffe, das gelingt mir bei Caspar irgendwann genau so.

Ich frage mich ob Jules auch die vielen Tage meines Leids mitbekommen hat, die ich durchgemacht hatte, nachdem wir uns das erste Mal begegnet sind und als mir nicht mehr klar war ob ich meinem Verstand trauen konnte, oder ob ich mir Dich im Hitzschlag nur eingebildet hatte."

Roland streichelt sacht über meine Wange, entgegnete aber nichts zu meinen Worten.

„Und mein ihm vertrauender Verstand, der aus unerklärlichem Grund keinen Zweifel an ihm hegt fragt sich sogar, ob Jules es war, der die Hexe dazu gebracht hat Meier zu engagieren, im Wissen Leonie würde mich anrufen. Ob er derjenige war, der uns letztendlich wieder zueinander gebracht hat, weil er es nicht aushielt, oder ob es nur Zufall war.", verwirrt schüttelte ich den Kopf. „Er ist ein wirklich guter Schauspieler, ich wäre nie auf die Idee gekommen, dass er keine Angst hatte entdeckt worden zu sein, als er seine Rechner runter geschossen hat, als er merkte.." ich schnaubte verächtlich, „...das ich auf den Ring gestoßen war."

Abermals schüttelte ich den Kopf. „Wie lange sie sich wohl schon kennen? Sind sie gemeinsam aufgewachsen, das Kind der Hexe und der Sklavensohn des Professors? Und warum bin ich Caspar nie begegnet, wenn ich doch sein Wunsch war. Wie ist er überhaupt auf mich gekommen?" verbissen kniff ich die Augen zusammen. „Wie kann es sein, dass Jules so viele Semester mit mir studiert und mich nicht einmal ansatzweise in eure Welt gelockt hat?" Roland begann sacht meinen Rücken zu waschen und wieder schüttelte ich den Kopf. „Es kommt mir vor, als fehle mir noch ein Puzzleteil um das Gesamtbild zu erkennen. Sag mir mein Herr, was... was sehe ich nicht?"

„Jules hat dort schon viel Zeit mit meinem Vater verbracht, ich kann mir durchaus vorstellen, dass es sein Verdienst war, dass wir uns wiederfanden. Er hat viel früher als Caspar verstanden, dass es falsch ist nach dem zu handeln, was die Charlotte ihn lehrte und er hatte immer einen Gegenpol in meinem Vater. Den hatte Caspar nur in Jules, denn ich glaube nicht, das Thommasson ihm soviel Freiraum ließ, andere Kontakte als seiner Aufgabe entsprechend, zu pflegen."

Wunsch & WilleWo Geschichten leben. Entdecke jetzt