Kapitel Hundertsechzig

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„Karlsberg will spielen und ich weiß nicht, ob ihr Bestreben von Beginn an war, dies mit mir zu tun, denn so plump wie bei Dir, hat sie mit mir ganz und gar nicht agiert. Ich kann Dir nicht sagen was ihre genauen Absichten sind, das wird sich noch herausstellen aber sie ist gefährlich. Nicht für mich, denn anderes als Du, rührt sie in mir nichts an, außer vielleicht das sie tut was ich ihr sage, aber sie ist der erste Mensch, neben Dir, der jedes meiner Worte durchleuchtet, jede Geste interpretiert und vor allem richtige Schlüsse zieht. Ich weiß nicht ob sie Teil von Wunsch und Wille ist aber zumindest hat sie mich überzeugend belügen können, Thommasson nicht zu kennen. Entweder das... und dann muss sie über eine immense Selbstbeherrschung verfügen, weil ich eigentlich jede Lüge zu erkennen vermag, anhand der Mimik und Gestik, die für gewöhnlich bei den meisten Menschen gleich sind und die man durch einfache Fragen schnell herausfinden kann."

Nachdenklich lauschte ich ihm und stutzte als er innehielt. „Ja Lena, kann und werde ich, zur gegebener Zeit." Die Stirn krausend betrachtete ich ihn. „Was kannst und wirst Du?" War mir etwas entgangen was er gesagt hatte? Ein Lächeln umspielte seine Lippen. „Als ich gerade davon sprach, wie man Menschen liest, wie man Lügen erkennt, hast Du sacht Deine Schenkel angespannt, Deine Reaktion darauf das Dich etwas erregt. Ich weiß das Macht ein wichtiger Indikator für Dich ist. Du begehrst die Fähigkeiten der Spinne an mir und Du möchtest sie auch beherrschen, darum wirst Du Dir die Frage stellen, ob ich Dich das lehren kann und meine Antwort lautet ja, denn es ist wichtig, dass Du das kannst."

„Aber... mein Hemd verdeckt meine Schenkel, wie konntest Du das bemerken?" Er leckte sich die Unterlippe. Du wirst minimal größer, weil das spannen deiner Schenkel, wenn Du sitzt auch deinen Arsch ein wenig anspannt, was Dich hochhebt. Niemand, der Dich nicht kennt würde das bemerken und die meisten wüssten nichts damit anzufangen, selbst wenn sie es sehen. Und nein, selbst jetzt wo Du weißt, dass ich das erkenne, wirst Du nichts dagegen tun können, dass dies in Deinem Körper abläuft, wenn Dich etwas erregt. Diese Verhaltensmuster, die wir selber fast nie wahrnehmen abzutrainieren ist beinah unmöglich und erfordert jahrelanges Training. Ich zum Beispiel kann mir nicht abgewöhnen über meinen Daumennagel zu streicheln, wenn ich nachdenke oder ihn anzutippen, wenn ich der Meinung bin, dass Du Strafe benötigst. Und selbst wenn ich weiß, dass Du das jetzt immer sehen wirst, kann ich das nicht abstellen, obwohl mir die meisten der Mikrogesten aberzogen wurden."

„Was wäre passiert, wenn man Dir statt des kleinen Fingers den Daumen genommen hätte?" Nachdenklich schrägte er den Kopf und tatsächlich der Mittelfinger seiner rechten Hand strich sofort über den Daumennagel, etwas das mir niemals zuvor aufgefallen war, doch jetzt wo ich es sah, wusste ich auch, dass er das immer tat. „Ich weiß es nicht, ich kann Dir nicht sagen ob der Finger über die Luft streichen würde, oder ich mir etwas anderes angewöhnt hätte." Sacht nickte ich. „Wir wissen also noch nicht was sie will und wer sie ist. Sie hat mich unwürdige Schlampe genannt, für wen bin ich unwürdig? Für Roland, für Dich, für euch Beide?" Den Kopf schüttelnd rieb er abermals seinen Daumennagel, er hatte recht, das würde ich nun immer sehen. „Ich weiß es nicht, wir haben heute nur getanzt und ich habe ihr das zerbrochene Kind gezeigt, dass Du geheilt hast, was sie natürlich nicht weiß."

„Das heißt Du hast Dich ihr wirklich geöffnet, ihr real geschehene Dinge erzählt? Bist Du verrückt?"

Er legte seine Hand auf meine. „Sei nicht wütend auf mich, das war der Plan, ich will sie nicht belügen, ich verschweige ihr alles was wichtig ist und schenke ihr Bilder mit denen sie arbeiten kann. Sie muss mich analysieren, sie muss das Gefühl haben mich zu therapieren, sonst wird sie sich mir nicht offenbaren. Zeigst Du mir Deins, zeig ich Dir meins, funktioniert auch nach dem Kindergarten noch genau so." Meine Gedanken schweiften bei seinen Worten für einen winzigen Moment ab und nun merkte ich, wie ich meine Schenkel spannte, als das Bild Caspars durch meinen Geist schoss, wie er mir seins zeigte. Ein Blitz durchzuckte mich und ich krümmte mich zusammen, weil er so unerwartet kam. „Ich hasse Dich." murmelte ich. „Wen?"

Wunsch & WilleWo Geschichten leben. Entdecke jetzt