Hart getroffen

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"Hmmm?" Grummelte ich, nachdem ich ein klopfen an meiner Tür wahrnahm. Ich rieb mir die Augen, in der Hoffnung, klar sehen zu können.

"Hast du ihn gesehen?"

Fragend sah ich Mario an. Besorgt war er in mein Zimmer gestürzt und hatte sich vor mir hingestellt. Er stützte seine Hände in die Hüfte und schaute mich nun mit großen Augen an.

"Wen meinst du?" Ich gähnte. Hatte gestern Abend noch die ganze Zeit nach Marco - Marco, welch dumme Frage. Natürlich meinte er Marco.

Mit großen Augen starrte ich ihn an. "Ist er immer noch nicht wieder da?"

Mario schüttelte traurig den Kopf. "Wir haben Scheiße gebaut."

Ohja, das hatten wir. Definitiv. Keine Frage. Besorgt schaute ich auf mein Handy. Keine Nachricht, kein Anruf. Nichts.

"Ist der Verteidiger da?"

Mario schüttelte wieder den Kopf. "Ist schon los, ihn suchen." Schulterzuckend verließ er mein Zimmer.

Sehr gut, immerhin etwas, was klappte. Ich wollte Mats nicht mehr sehen, nicht nach gestern, nicht nach dem, was er mir angetan hatte.

Ich zog mir nur eine Jogginghose und ein T-Shirt über und dann beschlossen Mario und ich Marco suchen zu gehen. Irgendwo musste er ja schließlich sein.

Ein Fußballer konnte schließlich nicht unbemerkt durch eine Großstadt schlendern.

°°°
"Was ist zwischen Mats und dir?" Mario konzentrierte sich weiter auf die Straße, wagte es aber, mir ein Lächeln zu schenken.

Ich seufzte und zuckte mit den Schultern. "Nichts Ganzes und nichts Halbes."

"Hä?"

"Ja, sagte er jedenfalls. Keine Ahnung, was er damit meint." Verletzt atmete ich aus. Seine Worte hatten mich hart getroffen, sie taten immernoch weh.

"Er mag dich. Echt." Mario lächelte. Schaute zu mir rüber. Hielt bei Rot. Schaute immer einmal nach links und nach rechts.

"Hmm." Grummelte ich. Ich wollte keine Hoffnungszusprüche. Das konnte ich echt nicht gebrauchen. Nicht nach gestern und nicht vor der EM.

"Echt, versucht es doch! Ich verstehe generell nicht, was ihr immer treibt. Mal seid ihr beste Freunde, mal-"

"Sunny, bitte..." wieder seufzte ich. "Es ist kompliziert genug. Er hat doch eine Freundin." Ich klappte den Spiegel runter und betrachtete mich.

Da waren sie wieder. Augenringe. Dein Freund und Helfer.

"Ich mein ja nur... Bei Mats und Cathy kann man nicht mehr von einer Beziehung sprechen." Schulterzuckend bog Mario links ab, wir würden gleich wieder zuhause sein. Marco käme schon nach Hause.

Irgendwie.

Hoffentlich.

Ich wusste nicht warum, aber bei Marios Worten wurde mir ganz warm ums Herz. In meinem Bauch kribbelte es. Und ja, ich wollte mir immernoch nicht eingestehen mich verliebt zu haben.

Ich wollte nicht verletzt werden.

°°°

"Ich bin alt genug!"

"Wir haben uns Sorgen gemacht, verdammt!"

"Ach, ihr wolltet mich doch gar nicht hier haben!"

"Du laberst Schwachsinn!"

"Aber du! Machst der Kleinen immer Hoffnungen und dann ziehst du den Schwanz ein! Ganz toll, Mats. Echt!"

Zuhause angekommen, vernahmen wir nur Gebrülle. Marco und Mats standen sich wildgestikukierend gegenüber und warfen sich gegenseitig Anschuldigungen gegen die Köpfe.

Irgendwie war ich erleichtert. Marco war da und auch Mats zu sehen, freute mich. Warum auch immer.

"Was ist denn hier los?!" Mario ging auf die Beiden zu. Hände abwehrend vor den Körper gestreckt und schnellen Schrittes.

"Hab den Idioten gefunden." Erwiderte Mats monoton. Zuckte mit den Schultern und ging einen Schritt zurück.

Er schaute durch die Runde. Seine Augen hielten auf mich. Ich verschränkte die Arme vor der Brust, stellte mich auf mein rechtes Bein, entlastete das Linke und zog die Augenbrauen zusammen.

Skeptisch musterte ich ihn.

"Leo, wir müssen reden!"

"Müssen wir das?" Meine Augenbrauen gingen nach oben. Musterte ihn immernoch skeptisch.

Er Biss sich auf die Unterlippe. Nickte beschlossen und zog mich am Arm mit. "Mats, ich-"

"Schweig." Sagte er monoton. Lief wieder Richtung Bad. Hinter sich schloss er die Tür.

"Du musst nicht mit mir reden. Hör mir bitte einfach zu, ok?" Er spielte mit seiner Zunge. Wartete ungeduldig auf eine Reaktion meinerseits.

Stumm nickte ich und lehnte mich mit verschränkten Armen an die Tür. Schaute ihn fragend an.

"Es tut mir Leid. Wirklich. Es war Scheiße von mir. Alles. Dir Hoffnungen zu machen, dich zu verletzen, bloß zustellen. Wirklich." Ernst schaute er zu mir. Wurde wieder ungeduldig.

Wieder nickte ich. "Du hast mir keine Hoffnungen gemacht." Erklärte ich entschlossen.

Er nickte vorsichtig. Biss sich verletzt auf die Unterlippe. "Ich mir aber." Sagte er kaum hörbar und verließ das Bad.


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