Glück

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Was ist Glück? Glück ist doch weder ein Zustand, noch eine Verfassung. Man kann es weder sehen, noch anfassen, also gibt es so etwas wie Glück überhaupt? Oder ist Glück einfach nur ein unerreichbares Ziel für jeden von uns? Aber wenn wir nach etwas unerreichbaren streben, können wir dann glücklich sein?

Oder leben wir uns unser Glück nur vor?

Fragen über Fragen, welche in meinem Kopf umhersurrten und nach Antworten suchten. Aber Antworten auf das Streben nach Glück gab es doch nicht, oder?

Denn wenn das Streben nach Glück unmöglich ist, würde es dann Antworten auf Glück geben?

Oder wollen wir alle einfach nur glücklich sein, ohne jemals über die Bedeutung des Wortes Glück nachgedacht zu haben?

"Leo, bist du wach?"

Ich öffnete grummelnd meine Augen und sah den dunkelhaarigen Verteidiger fröhlich grinsend vor mir stehen.

Sofort musste ich auch Grinsen, setzte mich auf und zuckte unschuldig mit den Schultern. "Irgendwie schon."

"Worüber hast du nachgedacht?" Immer noch breit grinsend, zog er sich einen Kölnerhoodie über und machte sich daran, seine Schuhe zu zubinden.

"Wo willst du hin?" Argwöhnisch musterte ich ihn und als er zu mir hoch sah, nickte ich auf seine Schuhe.

"Du hast meine Frage noch nicht beantwortet." Frech grinste er und zuckte mit seinen Schultern, stand wieder auf und musterte mich argwöhnisch.

"Ach, über nichts besonders." Nun zuckte ich mit den Schultern, trennte mich schweren Herzens von meiner Decke und sprang vom Bett, grinste den Kölner an und legte den Kopf schief.

Doch der Dunkelhaarige zog nur die Augenbrauen zusammen und musterte mich wieder skeptisch. "Na gut, ich komme später noch einmal darauf zurück und jetzt zieh dir etwas über!" Leise lachte er auf, schließlich war es sehr früh am Morgen (Ich schätzte die Zeit auf 4:30 Uhr) und dann zeigte er auf meine Schuhe und einen Hoodie.

Ich zog dann also verschlafen meinen Borussenhoodie über und band mir meine Schuhe zu.

"Ach und die Hoodiefarbe ändern wir auch noch." Grimmig und leicht angeekelt musterte er den Schwarz-Gelben Hoddie und überlegte stark. "Wie wäre es mit rot-weiß?"

Mit großen Augen sah ich ihn an, machte mich auf den Weg zur Tür, da ich wusste, worauf der Verteidiger hinaus wollte. Er wollte mit Sicherheit auf den Platz und Kicken. Er konnte scheinbar genau so schlecht schlafen, wie ich. "Niemals." Dann lachte ich humorlos auf und öffnete die Tür.

Er zuckte nur mit den Schultern und lachte wieder leise. "Ein Versuch war es wert."

"Hat sich Annika noch einmal gemeldet?" Ich sah ihn an, während wir die letzten Stufen zum Platz runterjoggten.

Er seufzte nur "Wer war Annika nochmal?"

Ich stöhnte, überrollte meine Augen. Jungs waren so kindisch, wenn es darum ging, die Liebe zu verarbeiten.

"Viel wichtiger ist, was läuft da mit Mats und dir?" Schief grinste er mich an, während er seinen Elfmeter vorbereitete.

Ich zuckte mit den Schultern, konzentrierte mich auf den Abschuss. Er donnerte mit seinem Außenrist ins rechte Eck, ich sprang auch richtig, nur war dieser Elfmeter ohne Handschuhe irgendwie unhaltbar.

"Wie kommst du denn auf Außenrist?"

"Hä?"

"Wieso schießt du nicht mit Vollspann?" Ich lachte auf, scheinbar war er genau so in dem Gedanken versunken, wie ich. Dann warf ich ihm den Ball zu und machte mich wieder bereit.

"Kann ich irgendwie nicht" auch er hatte das Schulterzucken drauf. Man könnte praktisch denken, wir führen eine Unterhaltung nur via Schulterzucken.

"Schieß mal so."

"Was ist mit Mats und dir?" Demonstrativ stellte er einem Fuß auf den Ball und verschränkte die Arme vor der Brust.

"Keine Ahnung..." ich seufzte und sah den Verteidiger scharf an.

"Halt dich fern von ihm."

"Wieso?" Leicht verblüfft, aber auch verwirrt sah ich zu ihm rüber, verschränkte ebenfalls die Arme vor der Brust und musterte seine Reaktion.

"Der tut dir nicht gut. Er macht dich kaputt." Und damit schoss er mit Vollspann auf das Tor.

Ich war jedoch so perplex, dass ich gar nicht reagieren konnte und starr in der Mitte des Tores stand und den Kölner anstarrte.

Hatte er das gerade wirklich gesagt? Was machte ihn da so sicher? War mein Verhalten so dermaßen auffällig, dass auch andere merkten, wie es mir wirklich ging?

Jedenfalls kam der Dunkelhaarige auf mich zu und zog mich in eine innige Umarmung. "Denk nicht so oft über ihn nach. Der ist 'n Idiot."

Und dann wurde mir klar, dass man sein Glück nicht suchen muss. Man würde es nicht finden. Das Glück würde einen selbst finden und glücklich machen.

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