Freunde (2)

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Letzendlich ertönte doch das erlösende Klick-Geräusch und die Tür öffnete sich langsam.

"Geht doch!" Stolz reckte der Bayer sein Kinn in die Luft und schaute mich überlegen an und grinste frech, wollte gerade einen Schritt auf den Kölner zumachen, um letzendlich das Bad einzunehmen, doch dieser blieb stur und ließ sich nicht vom Teufel aus der Bahn werfen.

Er griff nach meinem Ärmel und zog mich mit ins Badezimmer, drehte sich schnell, um die Tür zu schließen und drehte das Schloss um.

"Dein Scheiß Ernst? Ich hol einen Schlosser!" Kimmich klang angepisst und seine Bemerkung brachte mich tatsächlich zum schmunzeln.

Dann sah ich auf Jonas, welcher sich nun auf den Badewannenrand gesetzt hatte und traurig und verwirrt in der Gegend rum schaute.

Ich seufzte und sah ihn an. Endlich sah er auch vom Boden auf und sah mir genau in meine Augen. Seine braunen Augen waren rot unterlaufen und verweint.

Verdammt.

Er sah verzweifelt aus. Verzweifelt und verloren und so, als hätte jemand ihn mit einem Schlag aus seinen Träumen zurück in die Realität geholt. Ja, so in etwa schaute er mich an.

Ungläubig und verzweifelt. Traurig und Hoffnungslos. So sahen seine Augen aus. Sie waren leer, völlige Leere tobte in ihnen und ich stand hier, wie angewurzelt und tat nichts, sondern war einfach nur da.

"Was ist passiert?" Vorsichtig sah ich in seine Augen. Nichts rührte sich und er schien auch nicht wirklich über meine Frage nachzudenken. Sondern er saß einfach da und tat nichts. Schwieg und hypnotisierte den Boden.

"Verdammt, Jonas. Was ist los?" Ehrlich gesagt machte ich mir echt Sorgen. Ich hatte ihn zwar schon angepisst und deprimiert und genervt und unbeeindruckt und noch viel schlimmer erlebt, aber so dermaßen aus der Bahn geworfen? Nein, so hatte ich ihn noch nicht erlebt.

Er seufzte, sah mich an und lächelte dann. Wieso lächelte er? Wieso lächelten immer Alle?!

'Ein Mensch, der immer lächelt, der immer hilft und der immer zuhört, der immer für dich da ist und der dir immer wieder aufhilft, obwohl er selbst Probleme hat. Ja, das ist der Mensch, der am meisten deine Hilfe braucht...'

Diese Worte sagte einmal mein Vater zu mir und wieder schwörte ich auf Diese. Er hatte mal wieder recht. Er hatte mit allem recht und nun saß ich hier und hatte in meinen Problemen und meinem Egoismus gar nicht gemerkt, dass Jonas alles andere, als Glücklich war.

"Ich würde dir ja gern sagen, was mit mir los ist, aber ich bin am verzweifeln, denn ich weiß selbst nicht, was mit mir los ist."

Jonas seufzte und sah mich hoffnungslos an. Er lächelte leicht verzweifelt und widmete sich dann wieder dem Boden.

"Du kannst es mir sagen, Jonas..." dann holte ich tief Luft und legte meine Stirn in Falten. "Wir sind doch Freunde..."

Ermutigend lächelte ich ihm zu. Grinste ihn süß an und lehnte mich gegen die Wand. War echt gespannt, denn ich wollte wissen, wie er auf mein Freundschaftsgelaber reagierte.

"Sie hat Schluss gemacht." Und damit legte er seinen Kopf in seine großen Hände und fing jämmerlich an zu weinen.

Erbittert sah ich den Verteidiger an, welcher nun jammernd und schluchzend vor mir saß und ehrlich gesagt war ich auch echt überfordert, denn mit so etwas hatte ich nicht gerechnet.

"Es tut mir so unendlich leid..." flüsterte ich behutsam und sah ihn immernoch schweigend an.

Was hätte ich denn machen sollen? Was hätte ich aufmunterndes sagen können?

Mir ging es doch selbst nicht besser.

"Das kann sie doch nicht machen, Leo..." schluchzte er und sah mich an. Gestikulierte wild mit den Händen in der Luft und sein verzweifelter Gesichtsausdruck blieb weiterhin bestehen.

Ich nickte einsehend und biss die Zähne zusammen.

"Wir sind verdammt nochmal in Frankreich, über sechshundert Kilometer von ihr entfernt und versuchen den verdammten Titel mit nach Hause zu bringen und dann kommt sie und macht Schluss. Das kann sie doch nicht einfach so machen?! Leo... verdammt. Ich wollte ihr einen Antrag machen. Ich wollte ihr sagen, dass ich sie für immer forever lieben werde und dass ich immer für sie da sein werde und jetzt?! Das ... Das geht doch nicht so einfach..."

Ohne Punkt und Komma, ohne Pausen ratterte er sich die Seele vom Leib und als er dann eine kurze Verschnaufpause machte, ging ich einen Schritt auf ihn zu und nahm ihn schützend in meine Arme.

"Schh..." fürsorglich Strich ich ihm über den Rücken. War für ihn da, so wie er für mich da war.

Wieder begann er zu schluchzen.

"Das kann sie doch nicht machen..."

"Ich kommentiere nur."  Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt