Sprich doch!

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Wir saßen sicher schon zwei Stunden rum. Ich wollte nun all meinen Mut zusammennehmen und mit ihm reden. Ihn wenigstens fragen, wie es ihm geht. Wie er denn lebt, ob er an das Nationalspiel heute gedacht hatte.

Ich wollte, dass er wenigstens wieder spricht.

Auch, wenn es mich nichts angeht.

"Mats, du. Ich, ich wollte wissen, wie es dir geht?" Ich nahm all meinen Mut zusammen. Sprach mit ihm. Er zuckte zusammen. Ja, er wusste nicht, was er mir antworten sollte. Ich sah es in seinen Augen. Sie suchten nach einer perfekten Antwort.

Doch die gab es nicht.

Er zuckte mit der Schulter.
Seine Augen glänzten. Doch sie waren leer. Wie ausgelöscht-ohne Emotionen. Trotzdem Wunderschön. - Was?! Und diesen Gedanken einmal verwerfen bitte, danke.

"Ich weiß, dass es dir nicht gut geht-ich will..." fing ich an, doch tatsächlich Sprach der Fünfzehner mit mir. "Wieso fragst du dann? Wieso machst du es schwerer, als es schon ist?" Ich wusste nicht, ob er traurig oder zornig klang. Vielleicht war auch etwas Enttäuschung rauszuhörenen.

Verdammt, ich war überfordert. Ja, das beschrieb meine Situation ganz gut. Denke ich. Verdammt- dieses Wort benutzte ich in letzter Zeit definitiv zu oft.

"Ich will doch nur, dass es dir gut geht. Deine Karriere läuft blendend. Du hast heute ein wichtiges Spiel!" Erklärte ich ihm. Versuchte zu lächeln. -"Ich mache mir doch nur Sorgen." Schob ich leise und kaum hörbar hinterher.

Peinliche Stille. Ich hasste es. Diesmal war es ein peinliches Schweigen, kein angenehmes, oder Gedankenversunkenes. Es war einfach ekelhaft.

"Mir geht's gut, ok? Ich brauche nur etwas Zeit für mich." Erklärte er. Ich schüttelte den Kopf. Natürlich war es gelogen. Alles war gelogen. Wieso nur? Er konnte doch mit mir reden. So schlimm kann es doch nicht sein.

Oder?

"Mats, wir sind ein Team. Du kannst mir alles erzählen, wieso bist du so? Was ist passiert?" Fragte ich. Ich schenkte ihm ein lächeln. Er sah mich undurchdringlich an.

Man könnte sich in seine Augen verlieben. Aber auch diesen Gedanken verworf ich mit Vergnügen.

"Und ich weiß, dass es mich nichts angeht, aber..." fügte ich hinzu, nachdem keine Antwort kam.
-"Es reicht, mir geht's gut. Fang bitte nicht so an, wie die Anderen! Es nervt echt." Er sprang auf.

"Mats, ich..." sagte ich leise. War total überfordert mit der Situation. Das ist definitv nach hinten losgegangen. Wieso war er so?

"Spar's dir." Sagte er und ging langsam Richtung Ausgang. Er hielt an der Theke, um seinen Kaffee zu bezahlen.

Ich seufzte. Er war definitiv verschlossener, als mein Tagebuch. Ja, super Metapher an der Stelle ein Applaus an mich bitte.

Als er fertig war, rief ich ihm hinterher: "Sprich doch mit mir!"

Er hielt an. "Du kannst mir doch vertrauen..." sagte ich leise. Er zuckte nicht mit einem Muskel. Ging raus.

Dann viel die Tür ins Schloss.

Ich legte meinen Kopf auf den Tisch. Dachte nach. Wieso verdammt machte ich mir so einen Kopf um diesen Typen? Wieso vergaß ich ihn nicht einfach. Scheiß doch auf diese Vereinsidee. Zur EM würde ich sowieso fahren. Ich könnte trotzdem meinen Spaß in Frankreich haben. Ist doch egal!

Meine Augen füllten sich mit Tränen. Verdammte Scheiße, wieso ging mir das alles so nah?

Ich schob es auf den Schlafmangel.

Ging schließlich auf die Toilette. Machte mich Frisch, betrachtete mein Spiegelbild. Ja, da waren sie. Augenringe. Dein Freund und Helfer. Ich betrachtete meinen 'Dortmunder Mädchen'- Hoodie. Er war super bequem. Ich liebte ihn einfach.

Dann ging ich wieder. Bestellte noch einen Kaffee, ich könnte jetzt eh nicht schlafen.

Am liebsten trank ich ihn Schwarz. Ohne Zucker, ohne Milch- wie schon erwähnt, ja ich war einfach zu müde.

Wach machen Tat dieses Wassergemisch nicht mehr. Ich war total bei der Sache. Dachte ich jedenfalls, nein, besser: ich war davon überzeugt.

Und wieder kreisten diese Gedanken um mich. Wieso? Warum? Was ging bloß in seinem Kopf vor?

Wieso stellte er seine Karriere aufs Spiel? Von heute auf Morgen.

Mittlerweile war es die dritte Nacht, die ich nicht in meinem Bett verbracht hatte.

Wieso sprach er nicht mit mir?

Und dann fasste mich die Vernunft. - Es ginge mich eh nichts an.

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