Fußballgucken mit Profis

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"Basti?"

"Ich habe nichts gesehen..."

"Basti, ich...Er..."

"Ich habe nichts gesehen."

"Gut, also bleibt das unter uns?"

"Du und Marco?!"

"Ich dachte du hast nichts gesehen?" Ich seufzte und ließ mich auf Podolskis Bett fallen, lehnte mich gegen die Wand und sah den Kapitän verzweifelt an.

"Und ich dachte, ich hätte Probleme..." Basti lachte leise auf und schüttelte den Kopf. Dann machte er sich auf den Weg zur Tür.

"Basti!" Ich sprang auf und hielt ihm noch gerade so am Ärmel seines Kapuzenpullis fest.

"Schon vergessen." Er grinste frech und zuckte mit den Schultern. Dann drehte er sich wieder und öffnete ruckartig die Tür. "Komm, Frankreich spielt gleich!"

Und mit diesen Worten verließ der englische Spieler das Zimmer, in dem ich die ganze Zeit saß und genüsslich meine Schokolade aß und ließ mich allein.

Seufzend machte ich mich auf den Weg in die Mensa. Morgen würden wir wieder einen Mannschaftsausflug machen und das würde nur halb so lustig werden, wenn Mats wieder mal in seiner depressiven Phase rumhampelte und Mario mich nicht einmal mit dem Rücken ansah.

Und Jonas war gerade auch irgendwie spurlos verschwunden, aber den würde ich schon spätestens beim gemeinsamen Fußballabend sehen, denn eine Partie lässt sich kein Fußballer entgehen. Glaubte ich jedenfalls.

Mats war irgendwie ein wandelndes Mysterium. Eine ganz eigene Physik für sich, denn den einen Tag hatte er die beste Laune und den anderen Tag brachte er die Schlechteste an den Tag. Der Kerl war schlichtweg einfach komisch.

Angekommen vor der großen Tür zur Mensa, stand ich nun auf meinen zwei Füßen und starrte auf die weißen Schuhe des Blonden.

Schön waren sie ja, aber meine Nikes vermisste ich schon irgendwie. Sie waren so... hübsch, oder so. Nein, eigentlich fande ich es nur komisch, gruselig und auch ein wenig abstoßend, dass ich die Schuhe eines Profifußballers trug. Das kurioseste daran war aber, dass sie mir sogar passten.

"Gefallen dir meine Schuhe nicht?"

Ich zuckte zusammen. Dann blickte ich nach oben in die Augen des blonden Stürmers, der mich, wie immer, frech angrinste und seinen Kopf schief legte. "Erschreck mich doch nicht so!" Lachte ich und setzte zum laufen an.

"Leo, wir müssen reden." Der Blonde eilte mir hinterher und ergriff noch gerade so meinen Arm.

Ruckartig drehte mich mit um. "Über das vorhin?" Ich zog die Augenbrauen zusammen und musterte den Stürmer mit der Nummer elf argwöhnisch.

Als dieser schließlich monoton nickte, drehte ich mich wieder und winkte mit meiner rechten Hand ab. "Schon vergessen. Nicht der Rede wert!" Und ich dachte tatsächlich, dass ich damit das Thema aus der Welt schaffen konnte.

Schließlich dachte ich mir wirklich nichts dabei. Es war halt ein wenig Blickkontakt mit ein wenig Knistern im Bauch, aber sonst passierte schließlich nichts.

Also bei mir jedenfalls nicht.

Und der festen Überzeugung, dass Marco und Mario zusammengehören war ich immernoch.

Also setzte ich mich neben Toni Kroos. Schließlich gehörte er zu den Spaniern und diese waren, wie wir alle wussten, neutral.

Und da ich jegliche Art von Dortmundern aus dem Weg gehen wollte, fand ich den Platz neben dem blonden Mittelfeldspielern ganz angenehm.

"Was liegt dir auf dem Herzen, Schätzchen?" Toni grinste frech und zuckte kurz mit der Augenbraue nach oben.

Ich seufzte und überrollte meine Augen, verschlug die Arme vor der Brust und starrte auf den Fernseher vor mir, der gerade das Viertelfinalspiel von Frankreich und Island live übertrug.

"Oh, ist da jemand schlecht gelaunt?"

"Nein, eigentlich hatte ich nur gehofft, dass wenn ich mich neben dich setze, ich dann keine Rede halten muss." Wieder seufze ich und musterte das Spielgeschehen.

"GRIEZMANN!" Lukas Podolski sprang auf und starrte perplex auf den Fernseher. Er hielt sich, wie berührt, die Hände vor dem Mund.

"Setzt dich hin, Lukas!" Knurrte Manuel Neuer und begann wild zu gestikulieren.

"Hat der Penner schon direkt 'n Tor geschossen." Ungläubig schüttelte der Stürmer aus Köln den Kopf und fuchtelte mit seinen Händen hin und her.

"Also soll ich nicht mit dir reden, Leo?" Misstrauisch musterte mich Toni und atmete laut aus.

Ich seufzte und lehnte mich nach hinten in die Stuhllehne.

"Fußballer sind einfach so unglaublich anstrengend"

"Ich kommentiere nur."  Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt