Ein Spiel, das niemals zu enden scheint

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"Spiel um den dritten Platz - Olè!"

"Halt einfach mal deine Klappe, Radio Müller."

"Was soll man denn anderes machen, deiner Meinung nach? Wir haben es verschissen! Aber so richtig!"

"Könnt ihr bitte eine Sekunde aushalten, ohne euch zu streiten!"

Und dann verstummte alles. Keiner hatte irgendetwas mehr anzumerken oder zu kritisieren oder zu sagen.

"Danke." Knurrte dann Marco, der nun nicht mehr so positiv und gut gelaunt war. Er saß nun total perplex und entrüstet auf seinem Platz, mit dem Kopf gegen die Wand gelegt und schloss seine Augen.

"Alter, ich hasse das!" Mats kam zur Tür rein, warf sein Trikot lieblos auf den Boden, schniefte einmal, nahm sein Handtuch und ging in Richtung der Duschen.

"Wir sollen auf den Trainer warten." Merkte Boateng monoton an, doch Mats winkte ab und lachte humorlos auf.

"Damit ich mir noch 'nh Schelle abholen kann? Mehr außer, dass wir scheiße gespielt haben, kann er eh nicht sagen!" Erklang es aus der Dusche.

Mats war nach einem Interview immer so. Er fand, dass es nur Idioten da draußen gab.

Ich saß komplett abwesend auf der Bank, lauschte den Profis zu. So schlimm schien es eigentlich nicht zu sein. Jedenfalls sollte es das nicht. Die Profis konnten sich nun auf das Spiel um den dritten Platz vorbereiten und dann durften sie, egal wie es ausgehen würde, einfach nach Hause fahren und ihr Leben normal weiterleben.

Aber für mich fühlte sich dieser Ausschluss wie ein Weltuntergang an. Ich wollte nicht, dass es hier endet und ich wollte ganz bestimmt nicht, dass es so endet. Ich hatte alles verspielt. Mit Marco, mit Basti und Poldi, mit Jonas. Und irgendwie tat es einfach verdammt weh.

Der Trainer betrat die Kabine und wir standen alle auf. "Wo ist Mats?" Fragte er nur misstrauisch und wir Alle zeigten, ohne etwas zu sagen, auf die Duschen. Der Trainer nickte nur einverstanden. "Geht Duschen, wir sehen uns im Bus."

Frustriert begannen die Spieler zu nicken und begaben sich auf den Weg in die Dusche.

Nur ich blieb sitzen, hatte ja nichts getan und wartete auf die Jungs. Nach nichtmal vier Minuten kam Mats schon auf mich zu, setzte sich neben mich und Strich sich die frischgewaschenen Haare aus dem Gesicht.

"Es tut mir leid..." Mats neben mir seufzte, fuhr sich von sich selbst enttäuscht durch die Haare und sah mich dann frustriert an.

Aber er war nicht der Einzige, der momentan so aussah. Wir sahen alle so aus, ebenso ich. Ich war beinahe von Frust und Enttäsuchung überzogen.

"Was meinst du?" Ich sah in seine schönen Augen, lächelte leicht und zwinkerte kurz. Ich hatte keine Ahnung, was er von mir wollte, aber ich war schon wieder hin und weg von seiner Art.

"Ich habe dich schon wieder Enttäsucht... immer und immer wieder..." Er seufzte schwer, legte seinen Kopf in den Nacken und sich sämtlichen Blicken von mir aus.

Langsam und vorsichtig nickte ich. Ja, er hatte recht. Er hatte wiedermal recht mit allem und so erleichtert war ich nun, dass er alles einsah.

Es war wie ein Spiel, das niemals zu enden schien. Zwischen uns. Wir standen uns so nahe und waren doch so weit von einander entfernt.

"Für die Niederlage kannst nicht nur du etwas, Mats..." tröstete ich ihn, sprach ihm Mut zu und Strich ihm sanft über den Rücken.

"Nein, aber ich habe mein Versprechen nicht gehalten. Schon wieder." Wieder seufzte er und irgendwie trösteten mich seine Worte. Sein Einsehen und dieses Funkeln in seinen Augen trösteten mich irgendwie.

Ich wusste jedoch immer noch nicht, was er von mir wollte. Gar nichts wusste ich. "Welches Versprechen?"

"Leute! Wir haben Alkohol!" Marco Reus kam aus der Dusche, stellte sich in die Mitte des Raumes, der mittlerweile schon wieder gut gefüllt war und Klatsche sich in die Hände.

"Wenn du nur die Hälfte deines Willens des Trinkens in dein Spiel setzen würdest, Borusse..." spekulierte Thomas Müller, zog sich gerade die Jacke über.

"Dann?" Wollte Marco wissen, ging auf Thomas zu.

"Dann hätten wir heute eventuell gewonnen..." Knurrte dann der Bayer und machte sich auf den Weg nach draußen. Sobald dieser die Tür geschlossen hatte, sah uns Marco entrüstet an.

"Den füllen wir zuerst ab!"

Auch Bastian und Poldi hatten mittlerweile wieder ein kleines Lächeln gefunden. "Also, heute alle achtzehn Uhr in der Mensa!" Dann drehte sich Lukas provokant zu mir um. "Wirklich alle."

Ich nickte kleinlaut und sah dann zu Mats. "Welches Versprechen?"

"Ich habe dir kein Tor geschossen..."

"Ich kommentiere nur."  Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt