Kinoabend (2)

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Verblüfft und leicht sprachlos, betrat ich den Gemeinschaftsraum, welcher wie ein Land voller Wunder aussah. Er war komplett abgedunkelt und mit Lichterketten geschmückt.

Am Ende des Raumes befand sich eine  riesige Leinwand, davor waren dreißig Stühle aufgebaut. Die ersten Reihen waren, wie erwartet, natürlich komplett besetzt.

"Popkorn?"

"Was?" Verträumt schüttelte ich mich und sah den Blonden an, welcher an einer Art Theke stand, wie man sie aus dem Kino kannte und gerade sein Popkorn bestellte.

"Willst du auch Popkorn?" Frech grinste der Blonde mich an und hielt mir eine große Tüte des Wundermais' vor die Nase.

Dankend nahm ich die Tüte an und sah mich wieder verblüfft um. Ja, eigentlich war es schon eine Form von atemberaubend.

"Ist es nicht wunderschön?" Ich spürte eine kalte Hand auf meiner Schulter, schreckte leicht hoch und drehte mich um. Hinter mir stand kein geringerer, als Bastian Schweinsteiger, welcher fröhlich vor sich hin lächelte und ebenfalls die Dekoration bewunderte.

"Selbstlob ist nicht gut, Großer." Frech grinste ich und zog mich aus seiner Haltung, um mir langsam einen Platz zu suchen.

"Stimmt, hätte ich nicht erwähnen müssen. Alles, was von Schweinski organisiert wird, ist wunderschön!" Rief mir der ehemalige Lederhosen hinterher.

Schmunzelnd winkte ich ab. Ja, ich wusste noch nicht so ganz, was ich von dem Idioten halten sollte. Tatsächlich mochte ich ihn sehr gern, doch der Fakt, dass Poldi und er nicht aus dem Knick kamen und sich ihre Liebe immernoch vorlebten, ohne, dass sich etwas tat, machte mich langsam verrückt.

Aber gut, wem sage ich das?

Eigentlich würde ich auch gern nach dem Motto Zack, Boom, Bang! Leben, aber irgendwie gestaltete sich die ganze Sache als ziemlich schwierig und kompliziert.

"Verpiss dich Schalker! Hier wird freigehalten!"

"Achja? Und für wen?"

"Seinen imaginären Freund und jetzt mach platz, Kölner!"

"Nö."

Leicht verzweifelt sah ich Jonas an, welcher vergeblich versuchte, mir einen Platz freizuhalten. Doch gegen Kimmich und Draxler kam der Verteidiger irgendwie nicht an, also vernahm ich kurze Zeit später ein Knallen, was ich darauf zurück führte, dass die Zwei Jonas einfach beiseite geschoben hatten und meinen Platz einnahmen.

"Penner seid ihr!" Böse fauchte Jonas, sah mitleidend zu mir zurück, zuckte mit den Schultern und setzte sich schließlich eingeschnappt neben die Turteltäubchen.

Ich machte mir nicht viel daraus, dass ich letzendlich in der vorletzten Reihe gelandet bin und setzte mich gemütlich auf den Platz neben Marco, welcher sein breites Grinsen immernoch nicht abgesetzt hatte und genüsslich sein Popkorn aß.

"Hol dir eigenes Popkorn, Leno!" Der Barca-Keeper knurrte den Leverkusener an und nahm ihm ruckartig die Popkorntüte aus der Hand.

"Ich dachte, wir teilen." Eingeschnappt verschränkte der Leverkusener die Hände vor der Brust und funkelte Ter Stegen böse an.

"Wir teilen? Ist das deine Definition für Faulheit?" Humorlos lachte der andere Keeper auf und stupste Bernd Leno süß an.

Süß waren die beiden ja, wie sie sich stritten und neckten und angrinsten. Ja, die Zwei brachten mich sogar zum grinsen und ließen mich kurzeitig den langweiligen Film, der im Hitnergrund lief, vergessen.

Wer mochte ihn nicht? Titanic der Klassiker schlecht hin und der langweiligste Film aller Zeiten.

Und während die Ersten schon anfingen, vor Langeweile Tic Tac Toe auf ihren Händen zu spielen, stritten sich die anderen darüber, wer die nächste Portion Popkorn holt.

Ja und während Bastian und Lukas wie gefesselt schon am heulen waren, obwohl die traurigste Stelle des Films nichtmal gekommen war, (jedenfalls wusste ich, dass sie heulten, weil sie wussten, wie der Film endete), waren wieder Andere schon dabei, aus den Popkorntüten Oregano zu falten.

Aufjedenfall hatte ich es mir gemütlich gemacht, aber nicht nur ich, sondern auch Joshua, der sich, süß wie er war, auf Julians Schoß gelegt hatte und sicherlich mittlerweile im Land der Träume verschwunden war.

Aber nicht nur er, sondern auch Ich war gerade kurz davor einzuschlafen, genau so wie Marco, der seinen Kopf auf meine Schulter gelegt hatte und sabbernd die Augen geschlossen hatte.

Süß war er ja, wenn er schlief, aber einen schweren Kopf auf der Schulter liegen zu haben war nicht angenehm und schon gar nicht, wenn es der Kopf eines Mannes war, der eigentlich schon mehr, als vergeben war.

"Ey Prinzessin, wo ist eigentlich dein Macho-Arsch?" Marć hatte sich umgedreht und lächelte mich frech an, wippte mit den Augenbrauen auf und ab und hielt den Kopf schief.

Ehrlich gesagt war das sogar eine gute Frage.

Wo war denn der Macho-Arsch?


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