"Ich kommentiere nur."

Grün-Braun traf Blau

'Zuhause' angekommen, packte ich erst einmal die Taschen aus. Ehe ich mich versah, saßen Mario und Marco nämlich wieder vor dem Fernseher.

Bayern spielte gerade. Man müsse doch seine Feinde mit einem kritischen Auge betrachten.

Nun ja, mir war dann der Küchenjob übrig. Es machte mir auch nichts aus, denn ich beschloss einfach zu kochen. Nudeln Bolognese. Mag jeder, isst jeder, schmeckt einfach gut.

Bayern führte gerade gegen den Vfl Wolfsburg, was die Jungs mir immer verkündeten. Ja, sie kommentierten das Spiel wie Weltmeister-könnten ruhig meine Kollegen werden.

Bei diesem Gedanken musste ich schmunzeln.

Da die Soße gerade köchelte, nahm ich mein Handy und schaute auf Instagram. Meine Story schien vielen zugefallen. Ich hatte die kleine Auseinandersetzung sorgfältig dokumentiert und in einem Highlight gespeichert.

Letzendlich musste ich doch Kochen, auch das hielt ich in meiner Story fest.

Schmunzelnd verließ ich die Küche und rannte volles Karacho gegen Etwas, oder Jemanden. Ich blindes Huhn.

Peinlich berührt schaute ich nach oben. Der blonde Stürmer stand vor mir. Wer auch sonst. Mein Blut stieß mir in den Kopf.

Er schaute mir in die Augen. Seine grün-braunen Augen schauten durchdringlich in Meine.

Grün-Braun traf Blau.

Verdammt sah der Typ gut aus. Wir machten beide keine Anstalten auseinander zu rutschen. Verdammt sah der Typ gut aus. Ja, ich hatte definitiv einen guten Tag, an solchen laber ich gern einfach mal Müll.

Ich verwarf meinen Gedanken und schaute ihm weiter in die Augen. Er kam immer näher, bis sich unsere Nasen fast berührten.

Seine Augen funkelten. Sie waren einfach wunderschön. Ja, dann fasste mich der Teufel und zog mich von ihm weg. So ungefähr jedenfalls. Ich drehte mich verlegen von ihm weg.

"Das Essen ist fertig." Sagte ich monoton und stellte den Herd ab.
Mario sprang auf und deckte den Tisch. 

Ich würzte die Soße noch etwas und tat dann jedem sein Essen auf den Teller.

Dann beschloss ich Mats zu holen und vorher noch einen klaren Gedanken zu gerade eben zu finden. Verdammt.

Was dachte ich mir dabei nur? Was hatte ich nur getan? Was hatte er nur mit mir getan?

Ja, er sah gut aus. Aber auch Mario sah gut aus. Mats ebenfalls. Wieso Marco? Was tat dieser Mann mit mir?

Wie angewurzelt stand ich im Flur. Hier hatten die Jungs nun auch mein eingerahmtes Bild von Mats,Mario, Marco und mir aufgegangen.

Ich wusste nichts mit meinen Gedankenzügen anzufangen. Der Blonde verdrehte mir den Kopf. Der Innenverteidiger verdrehte mir den Kopf. Der Einzige, mit dem ich etwas anfangen konnte, war Mario. Ja, ich mochte ihn. Echt. Er war echt cool drauf.

Ich verstand weder meine Annäherung zu Marco, noch wieso Mats aufeinmal der Mats war, den ich kennengelernt hatte.

Ja, in meinem Leben ging gerade alles drunter und drüber. Verdammt. Ich musste Abstand finden. Ich hatte ja keine Ahnung, wer alles im Bett des Blonden landet.

Ja, in der Hinsicht hatte ich tatsächlich Vorurteile.

"Nein, Cathy! Verdammt, versteh' es doch! Das ist meine Chance! M-E-I-N-E!" Mats brüllte. Ich hatte ihn noch nie so laut erlebt. Noch nie.

Und wer war Cathy?

Ich spürte eine kalte Hand auf meiner Schulter und erschrack. "Ich wollte dich nicht erschrecken!" Sagte Mario, als ich mich umdrehte. Er lächelte mich an. Ja, ganz der Sunny.

Verlegen lächelte ich zurück. "Du stehst hier seit 5 Minuten und starrst die Fotos an. Dein Essen wird kalt, ich dachte, Du wolltest Mats holen?" Er lächelte mir schief zu.

Süß war er auch, er hatte immer ein aufmunterndes Lächeln für mich parat.

"Mats telefoniert. Mit Cathy." Erklärte ich. Lehnte mich an die Wand. Verschränkte die Arme vor meiner Brust.

Ja, wer war Cathy?

"Ouh, ganz übel. Mit dem braust du jetzt nicht mehr reden." Mario lachte schulterzuckend. Winkte ab und drehte sich um.

"Wer ist Cathy?" Fragte ich peinlich berührt. Ging ihm nach. "Das weißt du nicht?" Er lachte leicht. -"Seine Freundin. Läuft aber nicht so." Er zuckte die Schultern, erreichte schließlich die Küche.

Autsch.

Es war so, als würde mir jemand von hinten mit dem Messer in den Rücken stechen. Verdammt, wieso?

Wieso berührte mich das so? War doch klar, dass er eine Freundin hatte. Er ist ein Fußballer. Ist doch Logisch, Leo. Lo-gisch.

Es war wie ein Schuss ins Herz. Der Schuss eines Innenverteidigers aus 50 Metern.

Vor seinem Zimmer angekommen, klopfte ich drei Mal. "Hey, Mats! Hab gekocht. Essen ist fertig." Sagte ich lauter, damit er mich verstand.

Nachdem ich drei Minuten gewartet hatte und keine Antwort kam, öffnete ich die Tür.

Und da lag er. Mit Kopfhörern in den Ohren und angeschwollenen Augen.

Meine Käse-These verworf ich.