Jetzt oder Nie

650 21 4
                                    

Und dann löste sich Mario aus unserer Umarmung. Er sah mich nur enttäuscht an und machte kurz kehrt. Drehte sich von uns weg und ging dann schnellen Schrittes den Gang entlang.

"Hört das nie auf?" Jogi stand nun hinter mir und ich erschrak, sprang förmlich wie eine Katze nach oben, weil mich seine tiefe Stimme so erschrekt hatte.

Verzweifelt blickte Jogi in die Runde. "Wird er spielen können?" Er nickte zu Marco, welcher nun wieder auf seinen Beinen stand und noch leicht verstört drein sah.

MüWo nickte nur monoton, packte seine sieben Sachen in seine Tasche und ging am Bundestrainer vorbei, schlug ihm dabei Freundschaftlich auf die Schulter und lächelte zuversichtlich.

"Du machst das schon, mein Freund." Und mit diesen aufmunternden Worten ging auch er davon.

Jogi seufzte nur unmotiviert und drehte sich dann auch. Beim loslaufen, drückte er noch Lukas einen Zettel und einen Stift in die Hand. "Denkt euch was schönes aus, nach dem Spiel morgen Abend möchte ich Ideen für ein Teambuilding Wochende haben!" Und so verschwand auch der Bundestrainer.

Lukas begann nur breit zu Grinsen. "Boa Leute, wird das geil!"

Und nach und nach verschwanden alle Profis von der Tanzfläche. Marco verschwand allein auf unser Zimmer, gefolgt von den Turteltäubchen.

Als Jonas an mir vorbei ging, hielt ich ihm am Arm fest. Fragend sah er mich an und seine braunen Augen funkelten nur so von Mitgefühl. "Pass ein wenig auf den Blonden auf..."

Er presste mitfühlend seine Lippen aufeinander und nickte einverstanden, setzte dann auch zum Laufen an.

Ich lächelte ihm nach. "Jonas!"

"Hm?" Er drehte und lächelte süß.

"Danke..."

Dann lächelte er noch breiter, nickte und drehte sich schließlich, bis er endgültig verschwunden war.

Letzendlich gingen auch Bene, dem es bedeutend besser ging, und Mats an mir vorbei. Bene hatte sich schützend vor dem Innenverteidiger gestellt, wahrscheinlich aus Angst, ich würde ihm nun meine Meinung posaunen, aber nein, dazu war ich nicht in der Lage.

Mats jedoch, ging nur monoton an mir vorbei, ohne auch nur mit der Wimper zu zucken.

Ich schüttelte nur enttäuscht und gleichzeitig angeekelt, eventuell auch ein wenig verwirrt und definitiv unschlüssig den Kopf.

Was sollte ich jetzt tun? Ich stand hier, die Anderen waren, als wäre nie etwas gewesen, einfach auf ihre Zimmer geschlendert und ich wusste nichts mit meinem Leben anzufangen.

Und schlimmer noch; mein bester Freund war einfach gegangen. Er hatte mich einfach hier stehen lassen und hatte sich selbst gerettet. Davor, dass etwas schlimmeres passieren würde, genau davor hatte er sich hinterlistig, wie er scheinbar war, selbst gerettet.

Davor, dass seine eigenen Probleme ihm über den Kopf wachsen würden. Davor hatte er sich in Sicherheit begeben.

Doch dafür war ich doch da! Dafür hatte er mich, seine beste Freundin. Er hatte mich, um mit mir zu reden und um mir seine Probleme dar zu legen.

Doch anstatt, dass er mit mir redete, so wie es, meiner Meinung nach, normale Menschen machen würden, fraß er all seine Probleme in sich hinein, dabei waren doch genau dafür beste Freunde da, oder nicht?

Beste Freunde waren dafür da, um einem diese Probleme abzunehmen, um darüber zu reden.

Aber wem erzähle ich das?

Jungs hatten davon keine Ahnung. Ich kannte keinen einzigen Jungen, der seinen Freunden seine Probleme darlegte.

Keinen.

Und er hatte mich hier allein gelassen. Mein Sunny hatte mich in dieser brenzligen Situation allein gelassen, um seinen schönen Arsch zu retten.

Ich war ihm egal. Ich war ihm immer egal, ich war nur einfach zu blöd, um es einzusehen. Ich wollte es nicht wahr haben. Vermutlich konnte ich auch einfach nicht mit dem Gedanken Leben, von meinem Besten Freund stehen gelassen zu werden und ihm egal zu sein.

Wahrscheinlich konnte ich mich einfach nicht abfinden und genau das wahr mein Problem. Ich konnte nicht damit leben, dass es Leute gab, die mich nicht leiden können.

Und eigentlich hasste ich diese Eigenschaft immer an meinen Mitmenschen, doch ich selbst war nicht besser, als sie.

Verdammt.

Was war nur mit mir los?

"Ich kommentiere nur."  Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt