Blut, Schweiß und Tränen

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"Ich bin enttäuscht." Der Bundestrainer schüttelte den Kopf, sah erst auf den Boden, schaute dann aber hoch, in die Reihen, zu seinen Männern, welche wie angewurzelt auf ihren Plätzen saßen, als hätte er neuen Mut gefasst.

"Aber ich werde nichts mehr gegen eure Streiterein unternehmen." Er atmete aus, schaute in die Runde. Seine Augen waren glasig, als hätte er tatsächlich Tränen in den Augen und als würde ihm die ganze Geschichte doch mehr mitnehmen, als jedem seiner Schützlinge.

"Also, wir werden, sobald der Bus eintrifft, einen Mannschaftsausflug machen, um das Team zu stärken." Er stoppte wieder, um seine Schützlinge anzusehen.

Wir Alle schwiegen. Keiner traute sich, auch nur laut auszuatmen. Es war still. Totenstill und das war es schon wieder viel zu lang. Es gruselte mich. Die Spieler gruselten mich und der Bundestrainer sowieso.

Keine Frage.

"Ich stelle jedem frei, ob er mitkommen möchte, oder nicht. Heute Abend erhaltet ihr eure Handys wieder. Redet mit einander, oder hängt nur an den Dingern rum... mir egal, macht was ihr wollt, aber bitte Männer, versucht wenigstens ansatzweise, ein schönes Spiel auf den Rasen zu bringen."

Und mit diesen Worten verschwand er, zog Oli am Arm mit, welcher diesmal nur schweigend daneben stand und alles beobachtet hatte.

"Der Typ braucht definitv einen Freund..." fassungslos schüttelte Bastian den Kopf, starrte auf Lukas, welcher ebenfalls nur so drein gesehen hatte.

"An wen denkst du, Schweinsteiger?" Özil schaute misstrauisch zu seinem Kapitän und verschränkte die Arme vor der Brust.

"Männer! Wir müssen ihn und Oli verkuppeln!" Erklärte Lukas entschlossen, schlug mit der Faust auf den Tisch, verzog dann aber Schmerzverzehrt das Gesicht.

Er hatte wohl zu doll auf den Tisch gehauen. Humorlos lachte ich auf. Idiot.

"Und wie sollen wir das anstellen?" Müller sah ihn unbeeindruckt an, fuchtelte mit den Händen in der Luft umher.

"Das... weiß ich noch nicht..." Poldi zuckte unterlegen mit den Schultern und verzog das Gesicht nachdenklich.

"Vielleicht sollten wir damit anfangen, dass wir Alle freiwillig zu diesen komischen Ausflügen gehen?" Unbeeindruckt saß Mats in der Ecke des Raumes und meldete sich auch mal zu Wort.

"Der Borusse hat recht..." Jule schaute kurz zu seinen Vereinskollegen und nickte dann einverstanden.

"Wenn er überhaupt noch Borusse ist, nicht wahr, Mats?" Eingeschnappt fauchte Marco den Verteidiger an.

"Lass gut sein, Blonder." Verteidigte ich Mats. Es war einfach nicht fair. Wie sie ihn behandelten, wie sie mit einander umgingen.

"Er hat doch recht, lasst uns das beste drauß machen." Schlug ich bestimmend vor und verschränkte die Arme vor der Brust. Nickte Richtung Ausgang, um zu zeigen, dass wir uns eventuell auf den Weg nach draußen machen sollten.

Ich lehnte mich gegen die Wand an der Tür und wartete, bis alle Spieler den Raum verlassen hatten.

Mit Marco, der mich böse anfunkelte, bevor er die Mensa verließ, waren auch fast alle Profis aus dem Raum getreten.

Alle, bis auf Mats. Der Dunkelhaarige saß immernoch in der Ecke des Raumes und machte keine Anstalten sich zu bewegen.

"Willst du denn gar nicht mit? Ich mein, es war dein Vorschlag..." fragend sah ich ihn an und lächelte ihm schief zu.

Er schüttelte nur den Kopf. "Wieso tust du das?"

"Wieso tu ich was?" Verwirrt und skeptisch sah ich zu ihm rüber, legte meinen Kopf schief.

Wieso waren die Spieler so gut darin, mir komische, verwirrende und zusammhangslose Fragen zu stellen, die ich entweder gar nicht, oder nur mit nachfragen beantworten konnte?

Das nervte.

"Wieso hälst du zu mir?" Er seufzte. Der Größere sah verzweifelt aus, so, als hätte er gar keine Ahnung, was er hier tat und weshalb er hier war.

Obwohl ich mir vorstellen konnte, dass er es wirklich gedacht hatte, denn ich zweifelte auch oft daran, ob ich hier richtig war.

Aber es war ein Schicksal. Es war vorgeschrieben.

"Dortmund ist meine Familie."

Ich zuckte mit den Schultern. "Du bist ein Teil meiner Familie. Familie hält zusammen, Capitano."

"Ich kommentiere nur."  Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt