Kapitel 134

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Mario's Sicht:

Keiner von uns sagte etwas. Marco war so betroffen von dem, was sie ihm an den Kopf geworfen hatte. Und das obwohl es die Wahrheit war. Und ich? Ich hatte nur einen einzigen Gedanken. Entweder, ich lief sofort zur nächsten Brücke und beendete das, was ich angerichtet habe ein für alle mal, oder ich trat gegen diese Leere in meinem Kopf an und kämpfte um Nell. Mittlerweile hatten wahrscheinlich alle genug von unserer On-Off-Beziehung. Wir... sie und ich hatten nicht jedes Mal einen triftigen Grund uns zu trennen. Und trotzdem waren wir egal wann, immer wieder zusammen gekommen. Wenn ich an die letzte Trennung dachte... 7 Monate musste ich ohne sie ausharren, hatte das alles schon aufgegeben. Und dann war sie wieder da und ich fühlte mich wie neu geboren. Wahrscheinlich würde ich jetzt eher 1000 Tode sterben, anstatt einer Wiedergeburt, denn was passieren würde war klar. Wenn sie tatsächlich zu diesem Dreckssack gerannt war, dann würde Marcel mit Sicherheit da bleiben. Der Groll über Marcel bahnte sich langsam einen Weg durch den dichten Nebel in meinem Kopf. Und in dem Moment entschied ich mich. Entschlossen drehte ich mich zu Marco um. "Marcel bekommt sie nicht. Sie ist meine Frau. Komm Marco, wir haben einen Antrag zu planen." verkündete ich.

Nell's Sicht:

Während ich Marcel's restliche Wunden behandelte, erzählte er mir von sich. Bei allem ließ er aber eins aus. "Du hast mir gar nicht verraten, wie alt du bist." sagte ich lächelnd, als ich endlich mit meinem Werk fertig war. "Spielt das eine Rolle?" fragte er und setzte sich auf. Ich nickte beschwichtigend. "Ich bin 26." verriet er schließlich. Überrascht blinzelte ich. "26? Wirklich?" hakte ich nach. Er lachte kurz. "Ja, da bin ich mir zu 99% sicher. Hast du ein Problem damit?" scherzte er. "Nein, nein. Ich bin nur... überrascht. Ich hätte dich jünger geschätzt. Du bist 5 Jahre älter als ich." stellte ich fest. Er legte die Hände auf meinen Rücken und zog mich heran. "Dann kann ich dich ja mit meiner Lebenserfahrung bereichern." grinste er. Ich lehnte meine Stirn an seine. "Ich hoffe doch du meinst damit, dass du mich beschützen willst." gab ich zurück. "Naja..." begann er und zog es in die Länge. Ich griff nach seiner Hand und zog ihn zur Tür. "Komm, es gibt Abendessen und ich habe keine Lust, gewissen Leuten zu begegnen." wich ich seiner Andeutung aus. Ich öffnete die Tür, doch im selben Moment schlug Marcel sie wieder zu. Er schlang von hinten die Arme um meinen Bauch. "Lass dir eins gesagt sein, Baby. In dieser Beziehung habe ich die Hosen an." raunte er mir zu und biss mir ins Ohrläppchen. "Das werden wir noch sehen, Freundchen." gab ich lachend zurück und schälte mich aus seinen Armen. Schelmisch grinsend öffnete ich die Tür erneut und trat auf den Gang. Kopfschüttelnd folgte Marcel mir und griff nach meiner Hand. "Übertreib es nicht mit dem Beschlagnahmen." riet ich ihm. Seine Finger glitten von meiner Hand. Wieder lachte ich und nahm sie wieder. "So viel dazu, dass du die Hosen anhast." neckte ich ihn. Er schenkte mir nur ein Lächeln, das echt sexy war. Meine Nervosität stieg mehr und mehr, je näher wir dem Speisesaal kamen. Doch als ich ihn betrat, verflog alles. Manu hatte Marah im Arm. Ich ließ Marcel stehen und ging freudig auf die beiden zu. "Marah!" rief ich freudig. Die Kleine quietschte entzückt auf. Ja, das machte so gut wie jedes Baby, aber es erinnerte mich dennoch total an Sarah. Die war auch immer so affig. Manu sah mich an und strahlte zum ersten Mal wieder so richtig. "Sarah ist auf einem Konzert in Köln, also bleibt Marah so lange." erklärte er. Ich nahm Marah sofort zu mir. Hinter mir tauchte Marcel auf. "Meine Nichte." erklärte ich stolz. Marah's Kulleraugen musterten Marcel ehrfürchtig. "Na, du hast aber echt Glück mit so einer Tante." sagte Marcel lächelnd. Ich sah ihn von der Seite an, während er Marah kitzelte. Irgendwann hob er aber den Kopf. "Was ist?" fragte er. "Hab ich dir gar nicht zugetraut, dass du so auf Kinder abfährst." grinste ich. "Hallo, ich bin doch schon 26, irgendwann muss für meine Nachkommen gesorgt sein." witzelte er. Marah sah Marcel erneut an. Doch dann quietschte sie wieder vergnügt. Ich sah auf und sah den Grund. Ihren bisher gewohnten Onkel. Mario. Ich wollte mich abwenden, da kreischte Marah kurz auf und Mario's Aufmerksamkeit war erlangt. Er ließ Marco stehen und kam herüber. Wortlos nahm er mir Marah weg. "Na du Sonnenschein?" begrüßte er sie lächelnd. Ich biss mir auf die Unterlippe und huschte schnell aus der Gefahrenzone, Marcel sagte nichts weiter dazu. Abends gab es immer Essen vom Buffet, wo sich jeder selbst bedienen konnte. Marcel und ich holten uns also etwas zu Essen. Zu allem Übel trat auf einmal Mario schon wieder neben mich, ohne Marah. Ich sah nicht auf. "Und? Hast du deinen Kasanova schon getröstet?" meinte er unbewegt. Ich presste die Lippen aufeinander. "Ich deute das mal als Ja." sagte er wieder. Seine Stimme war gesenkt, Marcel zu meiner anderen Seite bekam offenbar nichts mit. Zumindest bis ich nun mein Besteck auf den Teller pfefferte. Ruckartig sah ich zu Mario auf und er erwiderte meinen Blick fast sofort. "Was soll der Kindergarten?! Lass es einfach, Mario. Ich behalte dich im Guten." spuckte ich ihm triefend vor Sarkasmus die Worte vor die Füße. Marcel legte einen Arm um meine Taille. "Nell, lass ihn. Da ist Hopfen und Malz verloren." mischte er sich ein. Mario starrrte angewidert auf Marcel's Inanspruchnahme meiner Person. Ich sah mich kurz um. Wir waren wohl etwas laut geworden, denn alle anderen im Raum waren in ihrer Bewegung erstarrt und sahen teils verwundert, teils nach Mario's Muster herüber. "Das sagt der Richtige. Was denkst du, wer du bist?" fauchte Mario nun über meinen Kopf hinweg. "Ich bin im Gegensatz zu dir wenigstens eine eigene Persönlichkeit, Herr Götze, Profifußballer beim FC Bayern, Sponsor diverser Organisationen und renommiertes Arschloch. Du kannst deinen königlichen Ass ja überall niederlassen, was?" beschimpfte Marcel Mario. Ich sah, wie Mario's Fingerknöchel weiß wurden. "Du glaubst gar nicht, wie gerne ich dir das scheiß Buttermesser in den Bauch rammen würde." zischte er bedrohlich. Als ich zusammenzuckte und ihn entgeistert ansah, lenkte er seine Aufmerksamkeit von Marcel auf mich. "Nell,..." setzte er an, der Schock über sich selbst stand ihm ins Gesicht geschrieben. Als er die Hand ausstreckte, war ich bereits so paranoid, dass ich mich in Marcel's Arme flüchtete. "Komm." murmelte Marcel, nahm unsere beiden Teller und gab mir einen sanften Stups zu den Tischen. Ich konnte die Aggressionen förmlich spüren, als die beiden Streithähne sich tötende Blicke zuschleuderten. Eigentlich saßen wir immer abseits an einem Tisch, doch diesmal setzten sich Mats und Erik zu uns. "Ist doch noch frei, oder?" meinte Erik grimmig und ließ scheppernd den Teller auf den Tisch sinken. Mats gab einfach nichts von sich und setzte sich mir gegenüber hin. Ich sah ihm einen Moment zu, wie er im Essen herumstocherte. Bis Marcel seine Hand auf meinen Oberschenkel legte. "Hast du morgen schon etwas vor?" fragte er leise. "Äh... ich weiß nicht, wann ich zum Training muss." zögerte ich. Marcel sah unsere Tischnachbarn an. "Das können dir deine Kollegen bestimmt sagen." meinte er freundlich, doch Mats zuckte nur mit den Schultern und Erik sah mich für exakt 2 Sekunden an, bevor er sich wieder seinem Essen widmete. "Na, irgendwann bekommst du sicherlich ein wenig Freizeit." lenkte Marcel ab. Ich lächelte ihn schwach an. Irgendwie verletzte es mich schon, was die beiden da abzogen. "Und was hast du geplant?" fragte ich ihn schließlich. Marcel lachte. "Keine Ahnung, ich habe ja erst vorhin dein Herz erobert." witzelte er. Aus dem Augenwinkel sah ich, wie Erik die Augen verdrehte. Ich ignorierte es. "Kino?" schlug ich vor. Marcel lehnte sich herüber. "Kino ist langweilig." murmelte er und küsste mich vor Augen aller. Mats begann auf einmal zu husten. Ich löste mich von Marcel und beobachtete Erik, wie er Mats halbherzig auf den Rücken klopfte. Als er sich beruhigt hatte, erhob er sich schnell, riss dabei beinahe den Tisch um und packte mich am Arm, um mich hochzuzerren. "Kann ich kurz unter vier Augen mit dir sprechen?" fragte er grob und zog mich ohne eine Antwort abzuwarten mit. "Was soll das?" warf ich ihm an den Kopf, als er mich zum Waschraum zerrte und die Tür abschloss. "Das könnte ich dich fragen! Was machst du bitte mit dem Vogel? Warum küsst er dich?!" fragte er. "Weil wir zusammen sind. Er liebt mich." sagte ich trotzig. Mats lachte ungläubig auf. "Aha. Und du? Liebst du ihn auch?" wollte er wissen und starrte mich durchdringend an. Gerade wollte ich den Mund auf machen, um zu antworten. "Überleg genau, was du jetzt sagst. Du verrätst Mario und dich selbst." trichterte er mir ein. Ich warf die Hände in die Luft. "Wieso stehst du denn auf Mario's Seite?! Was hast du gegen Marcel?" fuhr ich ihn an. "Marcel interessiert sich vielleicht für deinen Körper, aber Mario liebt dich! Ich stehe auf niemandes Seite, ich will nur verhindern, dass du den falschen Weg einschlägst." antwortete er. "Marcel konnte kaum stehen und hat mir seine Liebe gestanden, während Mario daneben stand, der ihn halb tot geprügelt hat. Wer ist da wohl der Richtige?" führte ich ihm meine Gedanken vor Augen. "Mario ist der Richtige! Mensch, wie naiv bist du denn?! Wenn du schon mit Marcel in die Kiste steigst, dann verhüte lieber doppelt und dreifach gesichert, nicht dass der noch ein Kind zeugt." meinte er. Bam. Ich verpasste ihm eine Schelle. Ich nutzte den Schockmoment und drängte an ihm vorbei zur Tür. Doch er hielt mich erneut auf. "Wenn du wüsstest, was Mario..." schrie er mich beinahe an, brach dann aber ab. Ich funkelte ihn wütend an. "Was?!" fauchte ich. "Nell bitte. Vertrau mir, wenn du dir Gefühle für Marcel einredest, wirst du es bereuen." sagte er ruhig und öffnete von sich aus die Tür. "Schlaf nicht mit ihm." riet er mir noch. Ich schüttelte ungläubig den Kopf und ging an ihm vorbei. Ihm den Mittelfinger zu zeigen konnte ich mir dann doch nicht verkneifen. In meinem Zimmer angekommen knallte ich stinkig die Tür zu. Dass Marcel unter der Dusche stand, als ich ins Bad ging, ging an mir vorbei. Ich gab einen kurzen Aggressionsschrei von mir, worauf das rauschende Wasser verstummte. "Wieso sind alle so scheiße zu mir?!" regte ich mich auf und wirbelte zur Dusche herum. "Oh Gott." entfuhr es mir, als Marcel splitternackt aus der Dusche stieg. Ich drehte mich wieder zum Waschbecken und senkte den Blick, damit ich nicht in den Spiegel sah. "Soll ich das jetzt als Kompliment oder Beleidigung auffassen?" fragte Marcel zu meinem Rücken. "Würdest du dir bitte irgendetwas anziehen?!" sagte ich grob. "Wooow, Baby, was ist denn mit dir los?" wollte er wissen. "Alle hassen mich. Nein! Sie hassen dich! Aber ich weiß nicht wieso." erklärte ich rasend. Marcel seufzte. "Die halten mich alle für den, den Marco kennt. Du weißt um meinen Ruf, oder?" fragte er. Ich sprach immernoch zum Waschbecken. "Ja, aber das ist kein Grund, dich so abzustempeln. Als wäre ich deine Sexsklavin!" rief ich aus. "Bist du das nicht?" raunte er mir auf einmal ins Ohr. Ich hob den Kopf. Marcel stand direkt hinter mir, im Spiegel sah ich sein dreckiges Grinsen. "Sag mir, dass du etwas anhast." nuschelte ich unruhig. Er fuhr mit den Händen meine Schultern nach. "Ein Handtuch... Aber ich finde... du hast ganz schön viel an." wisperte er und schob die Arme unter meinen durch, um den Reißverschluss der dünnen DFB-Jacke zu öffnen. Es ging so schnell, dass ich gar nicht reagieren konnte. Die Jacke rutschte von meinen Schultern. Ich atmete tief ein. In derselben Geschwindigkeit zog er mir mein Shirt aus. Das einzige, was ich noch trug, war ein Sport-BH, weil ich nicht dazu gekommen war, mich umzuziehen. Ich merkte, wie sich mein Atem verschnellerte. Es war auf eine komische Art total aufregend. Marcel's Hände ruhten auf meinem Bauch, er zog mich an seine Brust. Er senkte den Kopf und vergrub das Gesicht an meiner Halsbeuge, wo er seine Lippen über meine Haut gleiten ließ. Ich schloss die Augen. Dann glitten auch seine Hände über meinen Bauch nach oben. Ohne irgendwelche Hemmungen legte er die Handflächen über meine Brüste und packte leicht zu. Mein Körper erzitterte und mein Atem kam stoßweise. Ich spürte den Reiz, der in mir glühte. Trotzdem war ich total verkrampft. "Gib dich mir hin." flüsterte Marcel verführerisch. "Nein... ich kann das nicht." stieß ich hervor. "Natürlich kannst du das." gab er zurück. Seine Hände ließen von meinen Brüsten ab und wanderten wieder nach unten. Ohne Unterbrechung fuhren seine Finger in den Bund der Trainingshose. Beinahe wäre er auch meine Unterwäsche umgangen, da lehnte ich mich etwas vor, krallte meine Finger in das Waschbecken und stöhnte auf. Augenblicklich drehte Marcel mich um, zog mir dabei sogar noch die Hose aus und küsste mich verlangend. Er zog mich in die Dusche und drehte blind das Wasser auf, das brühend heiß auf mich niederschlug. Mir entfuhr ein Schmerzensschrei, doch Marcel drückte mir nur den Zeigefinger auf die Lippen und stellte mit der freien Hand das Wasser kühler ein. Er presste mich an die Fliesen und rieb seinen Körper an meinem. Sein Handtuch klatschte nun so oder so auf den Boden. Seine Hände packten meinen Hintern und er hob mich hoch. Lustvoll küsste er mein Dekoltée. Wir stöhnten beide auf. Immer wieder schweiften meine Gedanken zu Mario. Mich zerriss es innerlich. Hör auf!, sagte die eine Stimme, während mein Körper gleichzeitig von oben bis unten kribbelte. Ich wollte gerade aggressiver rangehen, weil es mich regelrecht sauer machte, dass es sich nach 'Nur Sex, keine Liebe' anfühlte, da erklang ein lautes Geräusch. Ich stellte das Wasser ab. "Was ist das?" fragte Marcel über den Laut hinweg und ließ mich herunter. "Feueralarm." antwortete ich atemlos, als im selben Moment auch noch der Strom ausfiel.

Liebe stirbt nicht {Mario Götze u.A.}Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt